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Veröffentlicht am 27.11.2020

Peter Hogart ermittelt

Die schwarze Dame
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Meine Meinung und Inhalt

Der Schreibstil von Andreas Gruber ist wieder sehr flüssig und ermöglicht einen leichten Einstieg.

Die Charaktere sind brilliant ausgearbeitet und weisen ein enormes Facettenreichtum ...

Meine Meinung und Inhalt

Der Schreibstil von Andreas Gruber ist wieder sehr flüssig und ermöglicht einen leichten Einstieg.

Die Charaktere sind brilliant ausgearbeitet und weisen ein enormes Facettenreichtum auf. Peter Hogart wird dem Leser durch seine ausdauernde Art und seinen Gerechtigkeitssinn direkt sympathisch.

In "Die Schwarze Dame" wird der Wiener Privatermittler Peter Hogart nach Prag geschickt um nach einer verschwundenen Kollegin zu suchen.

Doch die Goldene Stadt zeigt sich ihm von ihrer düstersten Seite, denn binnen Stunden hat er nicht nur einige äußerst zwielichtige Gestalten, sondern auch die Prager Kripo gegen sich aufgebracht.

Nur die junge Privatdetektivin Ivona Markovic, die gerade eine Reihe bizarrer Verstümmelungsmorde untersucht, scheint auf Hogarts Seite zu stehen. Als die beiden bei einem Anschlag nur knapp dem Tod entrinnen, wird klar, dass es eine Verbindung zwischen ihren Fällen geben muss.

Das Buch ist bereits 2007 im Festa Verlag unter dem Namen “Die schwarze Dame” erschienen. Nun wurde es bei Goldmann nochmal neu herausgebracht.

Mittlerweile gibt es insgesamt drei Bände der Peter-Hogart-Reihe:

- Die schwarze Dame

- Die Engelsmühle

- Die Knochennadel

Die Covergestaltung gefällt mir sehr gut.
Für alle Andreas Gruber Fans und Thriller Fans ein absolutes Muss.


Andreas Gruber, geboren 1968 in Wien, studierte an der dortigen Wirtschaftsuniversität und lebt als freier Autor mit seiner Frau und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Er gibt Schreibkurse und veröffentlicht über den kreativen Prozess des Schreibens. Gemeinsam mit dem Mordsharz-Krimifestival rief er im Jahr 2018 den Harzer-Hammer ins Leben, ein mit 1.000,- Euro dotierter und seitdem jährlich im Rahmen des Festivals vergebener Literaturpreis für Krimi-Nachwuchsautoren.

Mit seinen verschiedenen Buchreihen steht er regelmäßig auf den Bestellerlisten und erreichte im deutschsprachigen Raum eine Gesamtauflage von über 3 Millionen verkauften Exemplaren. Darüber hinaus erschienen seine Bücher als Übersetzung in Frankreich, Italien, Brasilien, Türkei, Japan, Korea, Russland, Tschechien, Slowakei und Polen.

Gruber ist Erfinder der Rache-Reihe um den kauzigen Ermittler Walter Pulaski und der Todes-Reihe um den niederländischen Profiler Maarten S. Sneijder. Im Auftrag von SAT.1 hat Constantin Film 2019 Sneijders ersten Fall „Todesfrist“ mit Josefine Preuß in der Hauptrolle verfilmt.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Gefahr oder Trost

Trost
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Meine Meinung und Inhalt

"Sie sind aus Sprache. Das ist auch etwas, was sie gemeinsam haben. Sie sind aus Blut. Sie sind aus Haut. Solange Wörter etwas bedeuten, werden sie alles Mögliche mit Sinn verstehen ...

Meine Meinung und Inhalt

"Sie sind aus Sprache. Das ist auch etwas, was sie gemeinsam haben. Sie sind aus Blut. Sie sind aus Haut. Solange Wörter etwas bedeuten, werden sie alles Mögliche mit Sinn verstehen können; auch einander." (ZITAT)

In dem Buch geht es um eine Person, deren Namen man während der ganzen Zeit nicht erfährt, was aber prinzipiell keine Rolle spielt.

Man könnte am Ende des Buches sogar annehmen, dass es sich deshalb um drei Frauen handeln könnte, was es aber nicht tut.

Die Protagonistin reist alleine nach nach Lissabon, Berlin und Brüssel und in jeder dieser Städte beginnt sie eine Beziehung: einmal mit einem Mann, einmal mit einer Frau und zuletzt mit einem viel jüngeren Mann, wobei das Wort Beziehung vielleicht das falsche Wort ist. Als Leser hat man das Gefühl sie ist wirklich auf der Suche nach Trost, ohne wirklich zu wissen, wer oder was ihr diesen Trost geben kann.

Wir begleiten die Frau auf ihren Reisen und lernen ihre drei Begegnungen näher kennen. Immer wieder lässt sie sich auf Nähe ein, Intimität entsteht, ohne zu wissen, was dieses Verhältnis aktuell bedeutet. Immer wieder wird dem Fremden die Türe geöffnet, um nicht in der Kälte und Einsamkeit der Großstädte zu ersticken. Die Rastlosigkeit ist sehr spürbar und teilweise bedrückend, aber nachvollziehbar.

"Das letzte Mal, dass sie die Hand eines anderen gehalten hat, hat es sich jedenfalls so angefühlt. Das letzte Mal, dass sie sich halten ließ,
tat es weh, loslassen zu müssen. Vielleicht zu weh. Und das ist nicht dasselbe. Es soll nicht wehtun. Es soll eher lindern." (ZITAT)

Der Schreibstil der Autorin hat mir von Beginn an sehr gefallen. Man versinkt in ihren Geschichten und ist am Ende immer wieder überrascht, auch wenn man eigene Vermutungen anstellt, wie sich die Geschichten entwickeln könnte.

Das Cover finde ich sehr passend gewählt und gefällt mir ebenfalls.

Absolute Leseempfehlung!

"Und es gibt zwei Arten von Menschen - diejenigen, die das meinen, was sie sagen, was sie in einem bestimmten Augenblick sagen, und die
die meinen, was sie sagen. Manchmal treffen sich diese beiden, in ein und demselben Augenblick, in ein und demselben Satz. Ehrlichkeit kann nicht mehr Gesichter haben als das." (ZITAT)




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Veröffentlicht am 23.03.2020

Die perfekte Kopie

Tot bist du perfekt
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Meine Meinung und Inhalt

Nachdem mich bereits mit seinem Buch "The Girl Before" absolut überzeugen konnte, war ich nun auch auf sein neustes Werk gespannt.

„Dein erster Gedanke ist, dass du halluzinierst, ...

Meine Meinung und Inhalt

Nachdem mich bereits mit seinem Buch "The Girl Before" absolut überzeugen konnte, war ich nun auch auf sein neustes Werk gespannt.

„Dein erster Gedanke ist, dass du halluzinierst, dass diese Situation hier der Traum ist, nicht die Szene mit dem Heiratsantrag. Was Tim da über technisches Zeug wie Mind Files und neuorale Netze redet, ist dir vollkommen unverständlich.“ (ZITAT)

Inhalt

Du schlägst die Augen auf und etwas stimmt nicht. Du weißt nicht, was dir passiert ist. Du liegst in einem fremden Bett. In einem Krankenhaus. Neben dir steht dein Mann Tim, ein erfolgreicher Unternehmer. Er hat Tränen in den Augen, weil du – seine geliebte, perfekte Frau – am Leben bist. Du denkst, du hättest einen schweren Unfall gehabt.

"In einem Programmiermarathon gab Tim sämtliche Handynachrichten ein, die Abbie und er sich je geschrieben hatten. Er sampelte Abbies Nachrichten aus seiner Mailbox. Danach konnte er den A-Bot mit Abbies Stimme alles sagen lassen." (ZITAT)


Du entdeckst dein Leben wie mit fremden Augen. Du ahnst Gefahr, aber du weißt nicht, wo genau sie lauert. Du weißt nur: Du musst wachsam sein. Denn irgendwo in deinem schönen Haus, bei deinen Liebsten liegt der Grund dafür – der Grund, warum du vor Jahren gestorben bist.


Die Perspekte, in welcher Delaney die Geschichte schildert gefällt mir sehr gut. Ebenso ist der Sprung zwischen Vergangenheit und Gegenwart sehr gelungen.

Hierbei handelt es sich um einen wirklich spannenden Thriller mit der passenden Ladung an Zukunftsvisionen, von dem vorteilhafterweise nichts im Klappentext erwähnt wurde.

Aus diesem Grund möchte ich auch nicht mehr verraten, außer, dass die Richtung wirklich überraschend ist und ich bereits nach wenigen Seiten absolut gefesselt war.

Das Cover ist perfekt gewählt und gefällt mir ausgesprochen gut.

JP Delaney ist das Pseudonym des erfolgreichen Romanautors Anthony Capella. Unter seinem anderem Pseudonym Tony Strong hat er bereits mehrere Werke verschiedener Genres geschrieben. Mit „The Girl Before“ veröffentlicht der Autor als JP Delaney seinen ersten Psychothriller. Das Buch erschien im Januar 2017 und war ein durchbrechender Erfolg. Es wurde in 40 Länder verkauft und durch den Hollywood-Regisseur Ron Howard verfilmt. Außerdem erarbeitet er Drehbücher für das britische Fernsehen.


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Veröffentlicht am 13.03.2020

Aufarbeitung

Nix passiert
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Meine Meinung und Inhalt

"Dann habe ich versucht, zu weinen, aber das ging einfach nicht, egal, wie fest ich gepresst habe, egal, wie oft ich geblinzelt habe, da kam einfach keine einzige Träne und dabei ...

Meine Meinung und Inhalt

"Dann habe ich versucht, zu weinen, aber das ging einfach nicht, egal, wie fest ich gepresst habe, egal, wie oft ich geblinzelt habe, da kam einfach keine einzige Träne und dabei löst Heulen doch die Anspannung, glaube ich, und dann würde sich meine Brust ... So fühlt sich das an, ich laufe mit Jennys Arm in der Brust durch Berlin und keiner sieht's außer ich." (ZITAT)

Alex ist verlassen worden. Und ohne Jenny ist Berlin einfach nichts. Kurzentschlossen nimmt Alex sich eine Auszeit im Kaff seiner Kindheit. Doch statt Erholung sieht er sich mit einer Idylle konfrontiert, die keine ist, nie wirklich eine war – auf jeden Fall nicht für ihn.


Statt Unterstützung gibt es Familienstreit, offene Rechnungen mit alten Freunden und vor allem Langeweile. Und Alex fragt sich, ob er die Kleinstadt eigentlich jemals hinter sich gelassen hat. Und was überhaupt Zuhause bedeutet. Intensiv und unerschrocken, klar und kompromisslos erzählt Kathrin Weßling die Geschichte eines jungen Mannes, der nicht nur alle anderen, sondern vor allem sich selbst belogen und betrogen hat – das Abbild einer Generation auf der Suche nach allem und nichts, nach Heimat zwischen Provinz und Großstadt, vor allem aber nach sich selbst.

Kathrin Weßling beschreibt meiner Meinung nach Dinge, die mir aus der Seele sprechen. Dinge, die viele schon genau so gefühlt haben. Sie schreibt flüssig, ehrlich, humorvoll und sehr direkt, sodass ich schon nach kurzer Zeit Fan von ihrem Schreibstil geworden bin. Das Buch ist geprägt mit sehr vielen tollen Sätzen, die ich mir alle sofort markieren musste.

"Ich meine, zwischen den Daily Tasks wie Selbsthass, Panikattacken und das Smartphone checken hab ich noch einen Time-Slot frei für irre Hoffnung auf Dinge, die niemals passieren werden. Keine Ahnung, wann ich endlich ein Gefühlsburnout habe und mein Gehirn keinen Bock mehr auf diese Qual hat, aber erfahrungsgemäß kommt irgendwann immer der Tag, an dem man begreift, dass kein Gedanke Liebeskummer heilt. Weil ein gebrochenes Herz keine komplizierte Aufgabe ist, die man lösen kann, denkt man nur lange und ehrgeizig genug darüber nach. Kein einzelner Gedanke wird es je sein, der heilt. Es gibt keine richtige Lösung, weil Liebeskummer ein Problem ist, das sich selber löst, eine Gleichung, die man einfach in Ruhe lässt und eines Tages schaut man wieder hin und sieht, dass die Aufgabe verschwunden ist und das Ergebnis ist man selber, so einfach ist das, so banal, so schwer zu ertragen, dass man da wirklich nicht viel machen kann." (ZITAT)

Weßling beschreibt Gefühle sehr authentisch, denn so kann man sich als Leser wirklich gut in den Protagonisten Alex hineinversetzen und auch in eine Panikattacken, die ihn seit seinem 15. Geburtstag begleiten. Nach der Schule ist er nach Berlin gezogen – wegen der Angst.

"Aber Angst nimmt keine Rücksicht. Die kommt, wann sie will. Und sie geht erst wieder weg, wenn Alex sich ihr stellt." (ZITAT)

Bei der Wahl des Covers bin ich ziemlich unschlüssig, ob es mir gefällt. Vielleicht soll es das Gedankenchaos von Alexander gemischt mit den Problemen in Braus im Elternhaus widerspiegeln. Alex muss sich nach der Trennung fragen, warum er in Braus die Sicherheit sucht, die ihm Berlin nicht bietet, während er die Kleinstadtbewohner mit Verachtung straft.

KATHRIN WESSLING, 1985 in Ahaus geboren, arbeitet als Journalistin, Social-Media-Beraterin und Senior Editor in Berlin. Sie liebt Dinge mit WLAN und Liebe. Ihr letztes Buch, »Super, und dir?«, wurde von Presse und Lesern als »der Roman ihrer Generation« gefeiert.



Hier auch ein toller Artikel / Interview zu dem Buch:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/kathrin-wessling-und-ihr-buch-nix-passiert-der-roman-fuer.1270.de.html?dram:article_id=469766

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Ausweglosigkeit

Scham
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Meine Meinung und Inhalt

"Maries Fäuste dagegen lagen auf dem Tisch. Ein einziger tragischer Vorfall in ihrem Leben hatte zu dieser Tat geführt. Nun sah sie endlich friedlich aus. Ihre Gesichtszüge waren ...

Meine Meinung und Inhalt

"Maries Fäuste dagegen lagen auf dem Tisch. Ein einziger tragischer Vorfall in ihrem Leben hatte zu dieser Tat geführt. Nun sah sie endlich friedlich aus. Ihre Gesichtszüge waren entspannt, ihr Körper frei von jedem sinnlosen Schmerz. " (ZITAT)

Schon nach den ersten Seiten hat mich das Buch emotional mitgerissen. Der Prolog (auch wenn er nicht als solcher betitelt wurde) beginnt mit dem Ende der Geschichte. Ich habe mich sofort gefragt - was passiert hier. Wie konnte das alles soweit kommen. Der letzte Ausweg? Und ab diesem Zeitpunkt hatte mich die Autorin Bayard in ihre Geschichte gefangen.

"Bevor weitere Enthüllungen die ersten Urteile nach sich ziehen, halten wir einen Moment inne und lassen die Gestalt der toten Frau auf uns wirken, die im Kreis ihrer Lieben als Einzige noch aufrecht am Tisch sitzt." (ZITAT)

In "Scham" geht es um die junge Marie. Ihr Leben scheint perfekt. Ihr Mann ist Anwalt und beide haben beschlossen, ein Kind zu bekommen. Da passiert das Unfassbare. Marie wird von ihrem Chef auf dem Heimweg brutal vergewaltigt. Und er setzt sie so unter Druck, dass sie niemandem, nicht einmal ihrem Mann, davon erzählt.

Als Leser muss man mit ansehen, wie der Protagonistin der Moment, in welchem sie noch Hilfe suchen könnte, entgleitet, und wie sie vom Opfer zur Täterin wird.

Die Vergewaltigungsszene ist schockierend und radikal geschildert, sodass spätestens hier klar wird, dass "Scham" keine locker leichte Lektüre ist.

Man selbst fühlt sich verzweifelt, kann von der Autorin geschilderte Gedankengänge von Marie nachvollziehen und erwartet selbst von ihrem Mann, dass er was merkt. Man spürt den wachsenden Hass von Marie und die schiere Ausweglosigkeit.

"Er verschließt die Augen vor den Tatsachen, liebt seine Frau von ganzem Herzen, ahnt nichts von ihrer Verzweiflung." (ZITAT)

​Das Cover ist meiner Ansicht nach sehr gut gewählt und gefällt mir gut.

​Absolute Leseempfehlung!

Inès Bayard, geboren 1992 in Toulouse, lebt derzeit in Berlin. Scham ist ihr erster Roman und stand in Frankreich auf der Longlist für den Prix Goncourt 2018.

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