Profilbild von Booklove91

Booklove91

Lesejury Star
offline

Booklove91 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Booklove91 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2019

Sal und Peppa

Sal
0

Meine Meinung und Inhalt
"Früher habe ich das Sorgenmachen immer mit dem Timer auf meinem Handy gestoppt. Meist zehn Minuten jeden Morgen, aber in den letzten Wochen waren es mehr gewesen, weil es so ...

Meine Meinung und Inhalt
"Früher habe ich das Sorgenmachen immer mit dem Timer auf meinem Handy gestoppt. Meist zehn Minuten jeden Morgen, aber in den letzten Wochen waren es mehr gewesen, weil es so viel auszutüfteln und zu planen gegeben hatte, bevor wir abgehauen waren." (ZITAT)

In dem Buch berichtet Mick Kitson von der Flucht der beiden Schwestern in die schottischen Highlands. Diese ist nicht überstürzt, sondern von langer Hand geplant gewesen.
Nun liegt es an der dreizehnjährigen Sal ihre jüngere Schwester Peppa zu beschützen.

Sal ist mir von Beginn an symphatisch. Sie besitzt einen unglaublichen Beschützerinstinkt ihrer Schwester Peppa gegenüber, der mich sehr berührt hat.
Sie ist außerdem unglaublich intelligent und lernfähig - bringt sich selbst Survival-Tricks mit Hilfe von Youtube-Videos und Ratgeber bei.

"Im Video hieß es, man soll die Fallen ein paar Stunden einbuddeln, damit der Menschengeruch abgeht, und darum schob ich die Blätter zusammen, nahm die Fallen aus Peppas Rucksack und deckte sie mit den Blättern zu." (ZITAT)

"Ich hatte noch nie eine Falle aufgestellt oder ein Kaninchen ausgenommen oder gehäutet, aber ich hatte es tausendmal auf YouTube gesehen." (ZITAT)

Die Einzige, die weiß, wo sie sind, ist die Deutsche Ingrid, die ebenfalls in der Natur lebt.

Als Kitson die Familienverhältnisse schildert und den Grund der Flucht, war ich wirklich sehr berührt und schockiert.

Da war Sal's Vater, den sie nie wirklich kennenlernen konnte...

"Als ich so um die neun war und Peppa sechs und Maw noch nicht so an der Flasche hing, erzählte sie uns manchmal von unseren Dads.
.... Mein Dad war gestorben, weil er vorn gesessen hatte und nicht angeschnallt gewesen war und sie alle betrunken gewesen waren." (ZITAT)

...und Maw's Freund, der als Vaterersatzfigur dienen soll, aber leider auf jeder Linie versagt. Er sorgt nicht nur dafür, dass Maw dem Alkohol volkommen abhängig geworden ist, sondern tut Sal auch unbeschreibliche Dinge an, bei denen ich während des Lesens am liebsten gar nicht weiter darüber nachdenken mochte.

"Du musst nett zu mir sein, sonst geh ich rüber zu Peppa. Und ich sagte: Du lässt sie gefälligst in Ruhe.
Und er lachte und sagte: Sie ist langsam alt genug dafür.
Und ich sagte: Wenn du sie anfasst, bring ich dich um. ... Er lachte und zog seine Hose auf," (ZITAT)

Kurzum, "Sal" ist wirklich ein gelungener Roman über die grenzenlose Liebe zweier Schwestern und dem Willen und Mut etwas zu ändern.

Der Schreibstil von Mick Kitson hat mir wirklich gut gefallen, ebenso die kurzen und übersichtlichen Kapitel.

Das Cover finde ich unglaublich schön und ansprechend!


Veröffentlicht am 13.08.2019

Angst

Wo die Angst beginnt
0

Meine Meinung und Inhalt

„Auf diese Weise geht es dann also zu Ende. … So mancher Tod ist unausweichlich.

Andere Tode können verhindert werden. Und dann gibt es noch jene Tragödien, die aus sich heraus ...

Meine Meinung und Inhalt

„Auf diese Weise geht es dann also zu Ende. … So mancher Tod ist unausweichlich.

Andere Tode können verhindert werden. Und dann gibt es noch jene Tragödien, die aus sich heraus Fahrt aufnehmen. Wenn sie das erst tun, werden sie zusehends übermächtig und richten Schaden über Schaden an, führen zu Verlust um Verlust.“ (ZITAT)

Nach dem schrecklichen Tod von Marks erster Frau Mia war es Evie, die ihn zurück ins Leben brachte. Sie lernen sich kennen, als Evie ihn um einen Fotoauftrag für ihren Vater bittet.

Die beiden verlieben sich in einander und bekommen eine kleine Tochter namens Lulu. Zusammen leben sie in Marks wunderschönem Haus, welches eine riesige Fensterfront, die aufs Meer hinausgeht, vorzuweisen hat. Alles wirkt perfekt. Doch ist es das wirklich? Plötzlich scheint Evie immer öfter kleine Unfälle zu haben, hat immer wieder Verletzungen und blaue Flecke.

„Es hatte mit kaum erwähnenswerten Gemeinheiten angefangen. Ein gestelltes Bein, dann der Schmerzensschrei, wenn das Knie auf dem Boden aufschlug. Allmählich fand er Gefallen daran.“ (ZITAT)

Ist Mark dafür verantwortlich? Evies Freunde beginnen, sich Sorgen zu machen.

Was weiß Marks Schwester Cleo und wie steckt sie in der Sache mit dahinter? Cleo trägt ihre Perfektion wie eine Rüstung, wie die harte, schimmernde Muschelschale, undurchdringlich, aber schön.

Alles Äußerliche an ihr ist hell und kühn - vom gebleichten Haar und dem perfekten Make-up bis zu den leuchtenden Farben ihrer Kleidung. Als Leser kann man Cleo wirklich zu Beginn schwer einschätzen. Sie wirkt gegenüber Mark besitzergreifend und hat einen sehr hohen Beschützerinstinkt.

„…Das hatte sie wohl nicht hören wollen, aber ich glaube, wir hatten zu dem Zeitpunkt beide aufgehört, so zu tun, als könnten wir Freundinnen werden. Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir das Richtige zueinander sagen, auch wenn die Worte bloße Hülsen sind, schönes Einwickelpapier um eine leere Geschenkschachtel.“ (ZITAT)

Und eines Nachts wird Sergeant Stephanie King zu dem Haus am Meer gerufen und entdeckt im Schlafzimmer zwei Körper in blutgetränkten Laken. Stephanie wirkt als Protagonistin mutig, zielstrebig und symphytisch. Auch aus ihrer Vergangenheit erfährt der Leser einiges.

„Ich ahne, dass er nur darauf wartet und endlich von mir hören will, dass ich ihn liebe. Manchmal bringe ich es fertig, oft genug aber auch nicht, und ich weiß jetzt schon: Sobald er wieder zu Hause ist, wird das erneut ein Streitthema sein, …“ (ZITAT)

Nun liegt es an der ehrgeizigen Anwältin Harriet für ihre Mandantin das bestmöglichste Resultat zu erzielen.

Das Buch „Wo die Angst beginnt“ hat mir ausgesprochen gut gefallen. Bis zum Schluss war ich hin- und hergerissen, wer „Gut oder Böse“ ist. Auf welche Seite kann ich mich stellen?! Was steckt dahinter?!

Das Cover ist auffallend und stickt sofort ins Auge! Ein toller und spannender Thriller von Rachel Abbott, welche die Handlung mit ihrem tollen Schreibstil und einem gelungenen Ende abrundet!

Veröffentlicht am 11.08.2019

Über das Leben und die Liebe

Gespräche mit Freunden
0

Meine Meinung und Inhalt
"Es waren lange und intensive Gespräche, und sie kamen mir so bedeutsam vor, dass ich abends Teile davon heimlich aus dem Gedächtnis aufschrieb. Wenn Bobbi über mich sprach, kam ...

Meine Meinung und Inhalt
"Es waren lange und intensive Gespräche, und sie kamen mir so bedeutsam vor, dass ich abends Teile davon heimlich aus dem Gedächtnis aufschrieb. Wenn Bobbi über mich sprach, kam es mir so vor, als würde ich mich zum ersten Mal im Spiegel sehen." (ZITAT)

Frances und ihre Freundin Bobbi, Studentinnen in Dublin, lernen das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick bei einer Poetry Night kennen.
Sie führen dieses Kennenlernen bei gemeinsamen Events, Essen und intensiven Gesprächen fort.

Persönlich und online diskutieren sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen und, natürlich, über sich selbst.

Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen.

Die Protagonisten werden, jeder für sich, ganz besonders dargestellt. Man hat während es Lesens das Gefühl, als stiller Beobachter daneben zu sitzen, den Gesprächen zu lauschen und die Entscheidungen, welche alle treffen in sich aufzunehmen.

"Am Freitag traten wir bei einer Lesung im Stadtzentrum auf. Ich konnte jedes Gedicht ungfährt sechs Monate lang, nachdem ich es geschrieben hatte, aufführen, aber danach ertrug ich es nicht mehr, mich damit zu beschäftigen oder es gar öffentlich vorzutragen." (ZITAT)

Ein wirklich ausgesprochen intensiver Roman über Untreue, Intimität, Liebe und Selbstzweifeln, bei welchem man traurig, ist, sobald man es zu Ende gelesen hat.
Über unbändige Toleranz und Akzeptanz, sowie über die unglaubliche Freundschaft und den Zusammenhalt.
Eine Geschichte, die in Erinnerung bleibt.


"Ich lachte vor mich hin, obwohl niemand da war, der mich sehen konnte. Ich liebte es, wenn er für mich auf diese Weise verfügbar war, wenn unsere Beziehung wie ein Word-Dokument war, das wir zusammen schrieben und bearbeiteten, oder wie ein Insiderwitz, den niemand außer uns verstehen konnte." (ZITAT)

Das Cover finde ich unglaublich passend gewählt und gefällt mir sehr gut!

Sally Rooney wurde am 20. Februar 1991 in Castlebar geboren und studierte Englisch und amerikanische Literatur am Trinity College Dublin. 2013 nahm sie an der European Universities Debating Championship in Manchester teil. Sie veröffentlichte seither mehrere Kurzgeschichten.

"Gespräche mit Freunden" habe ich innerhalb von einem Tag verschlungen und gehört definitiv zu meinen Jahreshighlights!
Für mich ist dieser Roman außerdem auch ein Beweis dafür, dass es kein "richtiges" Alter gibt, einen grandiösen Geschichte mit einem tollen Schreibstil zu kreieren.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Der Fund

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
0

„Ich kann unmöglich sagen, ob unsere Beziehung etwas Gutes war, das wir irgendwie kaputt gemacht haben, oder etwas Schlechtes, das irgendwann seinen wahren Charakter gezeigt hat.“ (ZITAT)

Die englische ...

„Ich kann unmöglich sagen, ob unsere Beziehung etwas Gutes war, das wir irgendwie kaputt gemacht haben, oder etwas Schlechtes, das irgendwann seinen wahren Charakter gezeigt hat.“ (ZITAT)

Die englische Schriftstellerin und Schauspielerin Catherine Steadman wurde 1987 geboren. Sie studierte an der Oxford School of Drama. Nach ihrem Abschluss spielte sie zahlreiche Rollen in verschiedenen Filmen und Serien. Ihren Durchbruch als Schauspielerin machte sie mit der Serie Downton Abbey. Ihr Debüt als Autorin gab sie mit diesem Roman.

Das strahlend blaue Cover ist absolut auffallend und schön.

Die Story beginnt mit teilweise makabren und zugleich lockeren Schilderungen, welche mir absolut gut gefallen haben.

„Haben Sie sich jemals gefragt, wie lange es dauert, ein Grab auszuheben? Dann können Sie aufhören, darüber nachzudenken. Es dauert Ewigkeiten. Was immer Sie geschätzt hätten, setzen Sie einfach die doppelte Zeit an.“ (ZITAT)
Jedoch legt die Autorin auch einen sehr direkten Schreibstil an den Tag. Vielleicht hat Steadman hier schon dem Leser die Chance gegeben, sich eine Meinung von den Protagonisten und deren Beziehung zu bilden.

„>>Wann hast du je etwas für mich bezahlt? Wann? Was bin ich denn, eine verdammte Nutte?<< Es hätte ein schöner Tag werden sollen. >>Nein Erin, das bist du nicht, leider. Denn sonst würdest du jetzt endlich den Mund halten.<<“ (ZITAT)

In „Something in the Water” geht es um die Beziehung zwischen Mark und Erin. Ihr Glück scheint perfekt, denn sie verbringen die Flitterwochen auf Bora Bora verbringt. Spätestens hier ist der Neid vom Leser vorprogrammiert.

Es sind unbeschwerte Tage auf dieser paradiesischen Insel angesagt, mit Ausflügen und Sonne pur.

Ihr Leben ändert sich jedoch abrupt, als sie bei einem Tauchausflug auf eine Tasche mit sehr wertvollem Inhalt stoßen.

Die beiden beschließen, ihren Fund für sich zu behalten und alle Spuren zu verwischen. Aber zurück in London beginnt ihr Geheimnis schon bald, sie in einen reißenden Abgrund zu ziehen. Als sich beunruhige Vorfälle häufen, weiß Erin plötzlich nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann. Sie fragt sich auch ziemlich bald, wann die Veränderungen zwischen Mark und ihr angefangen haben. War es, als er seinen Job verloren hatte oder war er schon immer so?

Als weiteres Thema berichtet Steadman noch von Erin’s Idee, einen Dokumentarfilm zu drehen. Der Film soll drei Gefangene während und nach Ablauf ihrer Haftzeit begleiten, mit Interviews und Alltagsbeobachtungen. Zwei Frauen und ein Mann, die ihre Hoffnungen und Träume von der Freiheit schildern, und zwar vor und nach der Entlassung.

Mir kam es so vor, als müsste dies in die Story hineingezwängt werden, um einen Retter in der Not zu schaffen.

Die Naivität der Protagonistin und ihre Handlungen haben bei mir häufiges Kopfschütteln ausgelöst.

„Leichen neigen dazu, entdeckt zu werden, wenn man sie schlecht vergräbt. …. Und schlechtes Vergraben hat – wie jedes schlechtes Irgendwas – im Wesentlichen drei Gründe: 1. Mangel an Zeit 2. Mangel an Initiative 3. Mangel an Sorgfalt.“ (ZITAT)

Kurzum, ein schön gestaltetes Buch mit Potential im Bezug auf die Handlung, jedoch zu langatmig und unspektakulär geschildert.


Veröffentlicht am 06.08.2019

Paranoia

Kalte Wasser
0

Meine Meinung und Inhalt
Melanie Golding hat in Bath Kreatives Schreiben studiert. Im Jahr 2017 gewann sie einen Preis für ihre Kurzgeschichte beim Mid Somerset Festival sowie den Evelyn-Sanford-Preis. ...

Meine Meinung und Inhalt
Melanie Golding hat in Bath Kreatives Schreiben studiert. Im Jahr 2017 gewann sie einen Preis für ihre Kurzgeschichte beim Mid Somerset Festival sowie den Evelyn-Sanford-Preis. Sie lebt in Bath und schreibt bereits an ihrem nächsten Roman.
Der Beginn der Handlung hat sofort mein Interesse geweckt - ebenso das düstere und vielversprechende Cover.

In dem Buch "Kalte Wasser" geht es um Lauren, die gerade Mutter von Zwillingen geworden, als der Alptraum beginnt. Eine Frau steht nachts an ihrem Krankenhausbett und schlägt ihr einen grausamen Deal vor: Eines von ihren Kindern gegen eines von Laurens. Lauren kann sich retten und die Polizei rufen.

"Sie wusste nicht mehr, ob sie wachte oder schlief." (ZITAT)

Als Leser spürt man die Verzweiflung und die Ratlosigkeit.

Der Vorfall im Krankenhaus wird zuerst nicht ernst genommen. Nur die junge Polizistin Harper glaubt ihr. Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Lauren und der Polizistin Jo Harper erzählt. Aufgrund eigener Erfahrungen in der Vergangenheit ist Jo die einzige, die an die Geschichte von Lauren glaubt und sie dadurch auch für den Leser glaubhaft macht. Harper wurde von der Autorin auch sehr offen und sympathisch dem Leser gegenüber geschildert.

Und dann nimmt Lauren eine verstörende Veränderung wahr: Etwas stimmt mit ihren Kindern ganz und gar nicht. Wird sie langsam verrückt, oder weiß sie etwas, das sonst niemand weiß?

"Lauren riss die Augen auf. Der Traum hallte noch in ihr nach – der Geruch nach etwas Tierischem drang ihr in die Nase, und sie schüttelte den Kopf, um die verstörenden Bilder loszuwerden. Alles war still, bis auf den ruhigen Atem ihrer Zwillinge und die kaum wahrnehmbaren Laute eines weiteren Zwillingspaares im Bett nebenan. Ein weiteres Zwillingspaar." (ZITAT)

Das Verwirrspiel, welches die Autorin mit dem Leser treibt, hat mir ziemlich gut gefallen und hat dadurch die Spannung halten können.
Ebenso die ganze kreative kreative Grundthematik der Geschichte hat mir gut gefallen. Zwar wird hier mit Ängsten vieler Leser gespielt, (Kindesentführung), dennoch werden auch alltäglichere Probleme wie postnatale Störungen und die psychische Gesundheit thematisiert, was durchaus Denkimpulse geben kann.

Kurzum, ein wirklich spannungsgeladener Roman, mit kleinen Schwächen - welche ich Schreibstil sehe - der mich jedoch trotzdem super unterhalten konnte!