Die Wurzeln der Tudors als leichte Lektüre für zwischendurch
Das Geheimnis der Königin
1421 - aus der arrangierten Ehe zwischen dem englischen König Heinrich V. und der französischen Prinzessin Catherine de Valois wird Liebe und doch endet diese kurz darauf durch den Tod des Königs noch ...
1421 - aus der arrangierten Ehe zwischen dem englischen König Heinrich V. und der französischen Prinzessin Catherine de Valois wird Liebe und doch endet diese kurz darauf durch den Tod des Königs noch vor der Geburt des Thronfolgers Heinrich VI. Zurück bleibt eine Königin-Witwe ohne Macht und eine Königin-Mutter ohne Mutterrechte, die sich einsam und verlassen als Ausländerin am englischen Hof kaum behaupten kann. Erst als der junge Waliser Owen Tudor in ihre Dienste tritt, erfährt sie erneut Glück mit ihm an ihrer Seite. Aber diese Liebe ist nicht standesgemäß und muss im Verborgenen gelebt werden.
Die Autorin Mari Griffith – ehemals Sängerin, Radio- sowie TV-Moderatorin und Produzentin – hat sich erst spät dem Schreiben gewidmet und legt mit ihrem Erstlingswerk eine historisch belegte Liebesgeschichte vor. Diese nimmt uns mit auf den Lebensweg der jungen Catherine de Valois, jüngste Tochter von König Karl VI. von Frankreich und schildert detailverliebt die Stimmung am englischen Hof Anfang des 15. Jahrhunderts. Dabei legt sie weniger Wert auf allzu ausführliche historische Schilderungen – diese bleiben meist als grober Rahmen der Geschichte und als kurz umrissene Fakten im Hintergrund – als vielmehr auf den damaligen Umgang mit der verwitweten Königin bzw. Mutter des Königs/Thronfolgers. Mari Griffith beschreibt sehr anschaulich, wie wenig Rechte eine Frau ohne Ehemann hatte – auch als Königin -, und vor allem wie wenig Einfluss auf die Erziehung des eigenen Kindes der Mutter zugesprochen wurde.
Man leidet förmlich mit, wie sehr Catherine ihren Sohn Heinrich vermisst, weil sie ihn so selten sieht und möchte sie am liebsten schütteln und ihr zu rufen „Tu doch etwas!“ Darauf wartet man leider vergeblich, vermutlich ist sie zu jung und unerfahren, um sich gegen die Bevormundung zur Wehr zu setzten. Nach und nach werden immer mehr Aufgaben der Kindeserziehung verteilt erst auf die Amme, dann auf Kinderfrauen und schließlich auf mehrere Lehrer usw. Humphrey von Gloucester, Bruder ihres verstorbenen Mannes, und ein wahrlich unsympathischer Schurke ist hier der maßgeblich Verantwortliche und wird ihr im Laufe der Geschichte noch viele Unannehmlichkeiten bereiten. Unter anderem stürzt er Catherines Cousine Jakobäa ins Unglück und sorgt so dafür, dass Catherine eine Freundin weniger am Hofe hat.
Catherines zweiter Schwager allerdings, John von Bedford, ist ihr wohlgesonnen und unterstützt sie wo immer er kann. Leider ist er die meiste Zeit in Frankreich, wo er sich um die politischen Belange des englischen Hofes kümmert, sich mit Philipp von Burgund und Catherines Bruder Karl herumärgert und später gegen Jeanne d´Arc in die Schlacht ziehen muss.
Henry Beaufort, ein Großonkel Heinrich V., steht ebenfalls fest auf Catherines Seite. Er ist einer der Vertrauten, der Bescheid weiß über die heimliche Liebe von Catherine und Owen und den beiden in allen Nöten bis zum Schluss mit Rat und Tat zur Seite steht.
Es ist Guillemotte, Catherines Zofe, die mit ihr aus Frankreich kam und immer mehr zur Freundin wird, die dafür sorgt, dass sich Catherine und ihr Garderobenmeister Owen Tudor schließlich näher kommen können. Sie unterstützt die beiden Liebenden, wo immer sie kann, im Schlepptau drei weitere sympathische Zofen, die von Guillemotte sorgsam angeleitet werden. Dann gibt es noch Antoine, den französischen Koch, der Catherine ein Stück Heimatgefühl vermitteln kann.
Es sind diese Feinheiten der Geschichte – wie wurde damals gekocht, welche Aufgaben hatte der Chef der Küche – wie wurde eine Trauerzeremonie und Bestattung, mitsamt Pferden in der Kirche, begangen – was genau macht eigentlich ein Garderobenmeister, man erfährt, dass er auch zuständig ist für Geschirr, Tisch- und Bettwäsche und noch einiges mehr - wie wird der Kindergeburtstag des Thronfolgers gefeiert –und was machen drei Kammerzofen neben der Hauptzofe eigentlich den ganzen Tag. Außerdem werden wir während der Geburt des Thronfolgers sehr ausführlich in den damals üblichen Glauben an die Kraft von Reliquien eingeführt, was mich besonders amüsiert hat, da es aus heutiger Sicht so „unglaublich“ klingt – usw., usw.
Fazit:
Es sind in diesem Buch eben die eher "unwichtigen Nebensächlichkeiten" die ausführlich beschrieben werden. Genau das macht für mich bei dieser Lektüre den Reiz aus, denn das ist es letztendlich was die Geschichte so "leseleicht", kurzweilig und amüsant macht. Ich sag´s mal so: Für Freunde des historischen Romans ist dieses Buch eher ein "kleines Büchlein für´s leichte Vergnügen zwischendurch - keine schwere Kost“ – den dicken, historischen Wälzer oder einen spannungsgeladenen Geschichtskrimi darf man nicht erwarten. Gegen Ende wird die Geschichte leider etwas flacher, den finalen Höhepunkt findet man nicht. Der Schluss kam für mich etwas zu abrupt, zu vieles blieb ungesagt. Letztendlich wird man mit dem Gefühl zurückgelassen, dass am Ende irgendetwas fehlt – ein Epilog wäre hier sicher schön gewesen.