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Veröffentlicht am 21.03.2018

ein absolutes Herzensbuch, mit einer sehr wichtigen Botschaft!

DUMPLIN'
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Zitate:

"Ich bin dick. Das ist kein Schimpfwort. Keine Beleidigung. Jedenfalls nicht, wenn ich es sage." Seite 17

"Es kommt mir so vor, als säße ich fest und würde darauf warten, dass mein eigenes Leben ...

Zitate:

"Ich bin dick. Das ist kein Schimpfwort. Keine Beleidigung. Jedenfalls nicht, wenn ich es sage." Seite 17

"Es kommt mir so vor, als säße ich fest und würde darauf warten, dass mein eigenes Leben anfängt." Seite 28

"Der Song ist eingängig, und alle kennen den Text, aber mich erinnert das Lied auch immer daran, dass es, ganz egal, wer man ist, immer jemanden geben wird, der hübscher oder schlauer oder dünner ist." Seite 228

Meinung:

Willowdean, auch Will oder Dumplin genannt, hat kein einfaches Leben. Denn Will ist dick - und war euch bewusst, dass "Dumplin" soviel wie "Knödel" bedeutet? Nicht unbedingt die beste Idee, die ihre Mutter mit diesem Spitznamen hatte...
Bis vor einiger Zeit lebte sie mit ihrer Mutter und ihrer Tante Lucy zusammen, bis diese mit 36 an einem Herzinfarkt starb. Das trifft Will sehr, denn mit Lucys 225 Kilo, hat sie Will bedeutend besser verstanden, als es ihrer Mutter je möglich sein wird.
Zumal diese vor Jahren den Miss Teen Blue Bonnet-Schönheitswettbewerb gewann und sich ihr Leben oftmals hauptsächlich um dieses Event dreht. Man kann sich das sehr gut vorstellen, denn in ihrer verschlafenen Kleinstadt ist das eines der größten Ereignisse. Und noch besser kann man sich vorstellen, dass eine Mutter ihr Kind gerne lieber schlank hätte... Aber was ist mit Will? Für sie ist natürlich alles nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Bereits beim Lesen war mir bewusst, dass ich mich mit dieser Rezension schwer tun werde. Ich glaube, keine geschriebenen Wörter können Dumplin's Geschichte gerecht werden, dafür traf es mich einfach an zu vielen Stellen.

Beginnen wir also mit dem einfachstem, dem Schreibstil. Die Geschichte ist durchgängig in einem leichten, jugendlichen Stil gehalten, mit einem kleinen Hang ins Sarkastische/Zynische, was mir sehr gut gefallen hat und sich toll lesen ließ.
Erzählt wird aus Will's Sicht, in einer Art direkten Leseranrede, was uns charmant ins Geschehen zieht. Ich finde diese Entscheidung deshalb perfekt gewählt, weil Will menschlich und emotional zu vielschichtig ist, um ihr anders gerecht zu werden.
Sie wird mit vielen Themen und Problemen konfrontiert, die jedem Teenager bekannt sein dürften. Das erste Mal, sich auseinanderentwickelnde Freundschaften, Liebe... Alles Dinge, die jeder kennt. Aber auf Grund ihres Aussehens, ist da natürlich eine starke Steigerung zu entdecken. Es geht sowohl um externe Dinge wie Mobbing, als auch um ihr Innerstes. Denn obwohl sie weiß, dass sie dick ist und eigentlich auf den ersten Blick einen starken Eindruck macht, sind da natürlich Selbstzweifel sowie die Gefühle unattraktiv, ungeliebt und minderwertig zu sein.

Julie Murphy versteht es die Gefühlswelt von Will darzustellen. Es bleibt natürlich eine reine Mutmaßung, dass sie ein bisschen aus ihrem eigenen Leben plaudert, aber das würde erklären, wie sie es schafft, dass ich mich in so vielen Gedanken, Emotionen und Zweifeln wiederfand. Denn einer der Gründe, warum ich dieses Buch unbedingt lesen wollte, sind natürlich meine eigenen Erfahrungen. Als beleibter Teenager ist nunmal nicht alles schwarz oder weiß! Und auch, wenn ich wie sie damals immer versucht habe, nach außen stark und gleichgültig zu wirken, was dieses Thema betraf, gibt es doch immer Dinge, die einem näher gingen, als sie sollten. Selbstzweifel, gerade in der Jugend sind wohl bei jedem vorhanden und ich bin mir sicher, dass jeder von euch sich selbst auch ein Stück weit in Will's Geschichte entdecken wird.

Für mich ist "Dumplin'" ein absolutes Herzensbuch, das ich jedem von euch empfehlen möchte! Julie Murphy schafft es nicht nur, tiefe Einblicke in Will zu ermöglichen, sondern auch in uns selbst. Und obwohl viele Passagen und Themen eher nachdenklich und emotional sind, musste ich oft schmunzeln, weil mir das alles so bekannt vorkam. Und das, obwohl man früher immer das Gefühl hatte, das keinem anderen erklären zu können ;)

Ein gelungenes Buch über das Erwachsenwerden, Andersartigkeit und den Mut, zu sich zu stehen!
Ich für meinen Teil liebe schon die Widmung "Für all die Mädels mit den dicken Hintern".

Veröffentlicht am 21.03.2018

Nahtoderfahrungen der besonderen Art.

Während ich vom Leben träumte
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Zitate:

"Du warst der Wind in den raschelnden Seiten eines Buchs, du warst ein wogender Ozean aus Gras. Du warst die Trauerweide, die weinende, jedes Schlaflied auf einmal summend, leise und schön und ...

Zitate:

"Du warst der Wind in den raschelnden Seiten eines Buchs, du warst ein wogender Ozean aus Gras. Du warst die Trauerweide, die weinende, jedes Schlaflied auf einmal summend, leise und schön und unendlich." Seite 14

"Ich will zurück an den Ort mit der Blume, wo nichts war." Seite 30

"Ich will in mein Bett, mir glatte Baumwolllaken übers Gesicht ziehen und erst wieder aufwachen, wenn ich mehr bin als nur Schmerz." Seite 40


Meinung:

Eden hat wahnsinniges Glück im Unglück. Nach einem Sturz, bei dem sie sich den Kopf verletzt hatte, lag sie vier Wochen im Koma. Doch dann erwacht sie und ist sich sicher, dass sie das Mädchen im Nebenzimmer, das ebenfalls im Koma liegt, in dem "Ort dazwischen" -also zwischen Leben und Tod- gesehen hat. Aber ist das wirklich möglich, oder wird sie verrückt?
So oder so, vor ihr liegt ein hartes Stück Arbeit, und die Suche nach der Antwort auf die Frage, ob sich das Leben lohnt.

Dies war mein erstes Buch der Autorin und ich muss gestehen, dass ich zu Beginn leichte Bedenken hatte. Der Schreibstil wirkte auf mich abgehackt und gewöhnungsbedürftig, aber ich gebe direkt wieder Entwarnung! Denn zum Glück legt sich das nach ein paar Kapiteln, sobald Eden aus dem Koma erwacht.
Genau genommen legt es sich nicht nur, sondern wechselt in das exakte Gegenteil. Bildhaft, oftmals anmutig und stellenweise schon fast poetisch anmutend, entführte mich Estelle Laure in eine Welt voller Staunen und Nachdenken.
Zugegeben, mit Dingen wie "Nahtoderfahrungen" und "Leben nach dem Tod" wagt sie sich an kritische Themen, die die Leser vielleicht teilweise spalten werden, denn ihre Ideen sind natürlich "nur" Fantasien (oder Wünsche) und keine wissenschaftliche Erkenntnisse.
So erlebt Eden diesen Ort "dazwischen" als einen schönen Platz voller Blumen und Ruhe. Als jemand, der unheimlich ungern daran glauben möchte, dass mit dem Tod wirklich ALLES vorbei sein soll, hat mir diese Idee natürlich sehr gut gefallen! Aber jemand, der ein Leben nach dem Tod prinzipiell verneint, wird mit dieser Geschichte vermutlich eher nicht glücklich.

Auch Eden als Charakter hat mich eine Zeit lang etwas unschlüssig zurück gelassen. Klar, sie erwacht aus dem einmonatigen Koma und muss ihren Körpern so gut wie an alles wieder erinnern. Essen, laufen, reden, schlucken... Alles will wieder erobert werden. Dazu kommt noch Gesprächstherapie, denn bei einem solchen Pensum sowie einem vorerst zerplatzen Traum -Eden wäre gerne Balletttänzerin geworden-, sind ein gewissen Frustlevel und depressive Neigungen natürlich abzusehen und auch verständlich.
Dennoch entfremdet sie sich immer mehr von ihrem Umfeld, ist lustlos und gleichgültig, was für mich mit der Zeit etwas anstrengend wurde. Jedoch ändert sich auch das, als ihr Leben eine Wendung nimmt. Mehr verrate ich jetzt erstmal nicht ;)
Dazu kommt, dass es mit Voranschreiten der Geschichte auch zunehmend um die Probleme von Anderen, deren Umgang damit und die menschlichen Veränderungen, die sie mit sich bringen, geht.
Somit erleben wir nicht nur bei Eden gelungene und authentische Entwicklungen, was mich emotional noch mehr fesseln konnte. Und ja, ab und an gibt es auch schonmal feuchte Äuglein ;)

Sehr interessant fand ich auch die Aufgabe, die die Therapeutin stellt: Schreibe eine Liste über Dinge, die du magst/die dich glücklich machen. Ich befürchte, dass die meisten von uns da auch erstmal darüber nachdenken müssten, oder?

Ich für meinen Teil kann euch die Geschichte um Eden und ihren Weg zurück ins Leben nur ans Herz legen. Die mysteriöse Komponente durch ihre "Komaschwester", wie sie sie nennt, in Kombination mit starken Emotionen wie Trauer, Angst, Mut und Glück konnten mich nicht nur unterhalten, sondern versuchen ein Stück weit auch, dem Leser ein bisschen die Angst vor dem Danach zu nehmen.
Ok, das ist vielleicht ein hohes Ziel, aber zumindest wird die Hoffnung auf ein Angenehmes vielleicht ein bisschen anhalten.

Veröffentlicht am 19.03.2018

ein tolles -etwas an Mad Max-erinnerndes- Abenteuer für unsere jüngeren Leser

Darklands, 1, Im Reich der Schatten
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Zitat:

"Frühling, Herbst, Winter? Fehlanzeige, allenfalls bekannt aus den Erzählungen der Älteren oder verschwommenen Erinnerungen." Seite 12


Meinung:

Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht ...

Zitat:

"Frühling, Herbst, Winter? Fehlanzeige, allenfalls bekannt aus den Erzählungen der Älteren oder verschwommenen Erinnerungen." Seite 12


Meinung:

Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Meteoritenschauer und ein verheerender Tsunami haben fast alles zerstört. Es herrscht Dürre und alle zum Leben benötigen Ressourcen sind knapp.
In dieser Welt treffen wir auf Raven, den Anführer der Deserts, eine der konkurrierenden Banden in Blackpool. Seine Verantwortung ist groß, denn er ist für seine Leute verantwortlich, und das ist definitiv kein Zuckerschlecken!
Da passt es doch recht gut, dass er in einer ziemlich ausweglosen Situation jemanden trifft, der angeblich weiß, wie man nach Paxtonia kommen kann. Einem Ort, in dem es ruhig ist, Frieden herrscht und es ausreichend Wasser für alle gibt. Dennoch will dieser Schritt gut überlegt sein, denn die Reise könnte sehr gefährlich werden, wenn nicht tödlich enden.

Die Geschichte wird aus Ravens Sicht erzählt, jedoch bleibt er als Hauptcharakter, wie auch alle Nebendarsteller, relativ blass. Wir erfahren zwar, wie er zu dem wurde, der er heute ist, aber alles in allem kratzen wir für mein Empfinden eigentlich nur an der Oberfläche. Das hätte ich mir vielleicht etwas anders gewünscht, es ist jedoch -unter Bezugnahme der Zielgruppe- doch eher passend gewählt.
Ich sehe das Abenteuer um Raven und seine Bande tatsächlich im empfohlenen Altersbereich sehr gut aufgehoben. Hätte ich einen Sohn um die 12, würde ich ihm das Buch definitiv vermachen ;)
Und das nicht nur wegen der bereits erwähnten Art mit den Protagonisten umzugehen, sondern auch hauptsächlich, weil es ab ca. der Hälfte des Buches gefühlt alle zwei Minuten an einem anderen Ende scheppert. Kaum hat die Gruppe sich mühevoll aus einer Gefahr befreit - zugegeben, sie reisen mit wirklich viel Glück - wartet die nächste tödliche Überraschung bereits ein paar Meter weiter.
Ich vermute einfach mal, dass die meisten Erwachsenen das so ähnlich empfinden würden.
Und obwohl mir beim Lesen des Klappentextes bereits bewusst war, dass es sich hierbei vermutlich um eine, sagen wir mal junge, „Madmax-ähnliche" Geschichte handeln wird, was es auch sehr gut trifft, habe ich mich sofort in das Cover verliebt! Es hätte mir jedoch noch besser gefallen, wenn die im inneren des Buchs enthaltenen Illustrationen variiert hätten.

Für mich ist „Im Reich der Schatten“ ein gelungenes und spannendes Szenario voller tödlichen Gefahren, Misstrauen und Neid, in dem man nie weiß, wem man trauen kann oder wer einem bei der nächsten Gelegenheit das Fell über die Ohren zieht.
Gleichzeitig dürfen wir uns in dieser kaputten, trostlosen Welt ebenso über die schönen Dinge freuen, die zu einem Abenteuer in dieser Altersklasse einfach dazugehören, wie Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Ein gelungener Thriller, der seinen Vorgänger noch übertrifft

Oxen. Der dunkle Mann
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Zitate:
"Die Stille war so ausgeprägt, dass sie eine Symbiose mit der Dunkelheit einzugehen schien. Zusammen bildeten sie eine kräftige Nacht, die alles mit eiserner Hand umschlossen hielt, bis sie müde ...

Zitate:
"Die Stille war so ausgeprägt, dass sie eine Symbiose mit der Dunkelheit einzugehen schien. Zusammen bildeten sie eine kräftige Nacht, die alles mit eiserner Hand umschlossen hielt, bis sie müde wurde und im Morgengrauen ihre Macht verlor." Seite 83
"War er paranoid? War dieser Plan ein neues PTBS-Symptom, das er noch nicht kannte?" Seite 102
"Er hatte nichts gegen die Dunkelheit. Sie war eine Freundin, eine Verbündete. Dunkelheit verschaffte einem viele Möglichkeiten - doch sie mahnte auch zur Achtsamkeit." Seite 105

Meinung:

Während Oxen sich unter einem Pseudonym zu verstecken versucht, weiß er nicht, dass Rossmann und Franck händeringend nach ihm suchen. Theoretisch müsste er sich auch keine Sorgen machen, denn wie ihr euch vorstellen könnt, sind seine Sicherheitsvorkehrungen exzellent. Aber leider lässt die Vorsicht früher oder später immer mal nach, und so kommt es, dass nicht nur der PET ihn aufstöbert, sondern auch der Danehof sich wieder an seine Fersen heftet. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als die Sache ein für allemal zu beenden. Aber das ist vermutlich leichter gesagt als getan, oder?

Nachdem mir Band 1 der Trilogie schon gut gefallen hat, war ich natürlich neugierig, wie es mit Oxen, Franck und dem Danehof weitergeht. Leider hat er sich das letzte Mal ja eher "unschön" aus dem Staub gemacht, was mir natürlich nicht so zugesagt hat. Vor allem, weil nicht nur Franck ein toller Charakter ist, der etwas anderes verdient hat, sondern auch, weil man Oxen eine Möglichkeit wünscht, sich von seinem PTBS und seiner Unfähigkeit zu vertrauen, zu befreien.
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wird das auch in dieser Fortsetzung eher schwierig, zumal Oxens Verfolgung durch den Danehof umfassende Züge annimmt. So verfliegt Seite um Seite voller Spannung, Intrigen und Verschwörungselementen, bis man wirklich absolut keine Ahnung hat, wem er vielleicht doch noch trauen kann und wem nicht.

Auch die Darstellung der Charaktere gefällt mir sehr gut. Franck, die mich immer ein bisschen an Lisbeth Salander erinnert, spricht eigentlich für sich. Aber Oxen, der knallharte Elitesoldat, der sich fast durchgehend im Überlebensmodus befindet und unter einem absolut gerechtfertigtem Verfolgungswahn leidet, zeigt ab und an auch seine "weiche" Seite, indem wir etwas über Mr White oder seinen Sohn lesen. Für mich macht ihn das nicht nur sympathisch, sondern auch authentischer. Die Geschichte ist so ausgeprägt auf Misstrauen und Verrat ausgelegt, dass man diese emotionale, menschliche Seite an ihm auch mal braucht. Zumindest ging es mir so ;)

Für mich ist "Der dunkle Mann" ein wirklich gelungener Thriller. Das liegt natürlich zum einen daran, dass das Tempo und die Bedrohung enorm angestiegen und die Ideen besser konstruiert sind, zum anderen sind die von mir in Band 1 bemängelten, für mich zu umfassenden Personenvorgeschichten sowie Umgebungs- und Objektbeschreibungen deutlich weniger, und ermöglichen so eine gehörige Portion Spannung, die beim Lesen viel Spaß macht.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Beklemmend, morbide, phänomenal!

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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Zitate:

"Das Kind in ihm war getötet worden, und er fragte sich, ob irgendjemand um dieses Kind trauerte." Seite 20

"Ich möchte glauben, dass das Scythetum zu dem zurückkehren kann, was es einmal war... ...

Zitate:

"Das Kind in ihm war getötet worden, und er fragte sich, ob irgendjemand um dieses Kind trauerte." Seite 20

"Ich möchte glauben, dass das Scythetum zu dem zurückkehren kann, was es einmal war... Aber manchmal ist eine Finsternis notwendig, um dorthin zu gelangen." Seite 54

"Der Thunderhead hatte etwas in der Geschichte der Menschheit Einzigartiges geschaffen: eine Bürokratie, die tatsächlich funktionierte." Seite 78


Meinung:

Der geheimnisvolle Scythe Luzifer liest in einer schwarzen Robe (die ja bekanntlich verboten ist), grausame und ungerechte Scythe nach. Jemand trachtet Scythe Curie und Anastasia nach dem Leben und ein systemtreuer, den Thunderhead liebender Bürger wird zum Widerling. Ihr fragt euch, wie das Alles zusammenhängt? Macht nichts, so geht es unseren Protagonisten auch ;) Und sie müssen sich beeilen, denn es braut sich etwas Dunkles und Bedrohliches am Horizont zusammen. Etwas, dass das Ende des bislang bekannten Daseins - sowohl für die Scythe, als auch die Menschen - bedeuten könnte...

OHMEINGOTT, OHMEINGOTT, OHMEINGOTT!!!

So, Fanmodus aus, das muss erstmal reichen :D
Aber es fällt mir schwer, denn dieses Buch hat es echt in sich! Nicht nur, dass vieles dermaßen unerwartet geschieht, einen komplett unvorbereitet trifft und ab und zu auch fassungslos zurücklässt, nein! Neal Shusterman schafft es auch erneut, richtig ernste, tiefsinnige Themen, die einem zum Nachdenken bringen -zum Beispiel in Form von Kritik an unserer heutigen Lebensweise-, so mit Spannungselementen und stellenweise recht morbidem, zumeist unterschwelligem Humor zu kombinieren, dass es mir ab der ersten Seite schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen. Er hat es mit seiner Fantasie und Kreativität geschafft, mich so zu umgarnen, dass ich absolut in die Geschichte eingetaucht bin. Und auch denjenigen, die wie ich Band 1 bereits vor einiger Zeit gelesen haben macht er es leicht, da ich das Thema "Gedächtnishilfen" gut gelöst finde. Er lässt sie in die aktuelle Handling einfließen - nicht zu viel und nicht zu wenig, gerade so, dass man alles schnell wieder präsent hat.

Was mich zum Beispiel (also abgesehen von der Kritik an uns) auch ins Grübeln bringt, ist die Art, wie die Menschen auf die Scythe reagieren. Ob Schleimer, sich "unsichtbar-Macher" (wer kennt die nicht, z.B. aus der Schule?), oder aber auch die, die auf Andere zeigen in der Hoffnung, dass der Scythe sich vielleicht umentscheidet. Diese Reaktionen verpassen der Geschichte immer wieder einen melancholischen, beklemmenden Touch, vor allem weil sie zwar traurig, jedoch vermutlich aber auch in gleichem Maße irgendwie verständlich sind, oder? Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich nie herausfinden werden muss, zu welcher Kategorie ich zählen würde. Aber man macht sich beim Lesen natürlich schon seine Gedanken dazu, wie es tatsächlich laufen würde, wenn die Scythe keine Fiktion wären.

Ihr seht, der Kampf der alten Garde gegen die neue Ordnung konnte mich ein weiteres Mal fesseln. Wir begegnen vielen Gefahren, Spannungselementen und Überraschungen, aber natürlich auch alten Bekannten. Wobei... hier muss ich kurz meckern! Scythe Faraday wurde für meinen Geschmack DEUTLICH zu wenig erwähnt! Das musste ich noch loswerden. Kann ja nicht angehen, dass mein Lieblingsscythe nicht öfter drankommt :D
Dafür dürfen wir es genießen, wie andere Protagonisten immense Veränderungen und Entwicklungen durchleben, wie zum Beispiel Citras endgültigen Übergang zu Scythe Anastasia. Aber mehr wird jetzt nicht verraten...

Für mich ist "Der Zorn der Gerechten" ein mehr als gelungener Mittelband!
Ein geschicktes Verwirrspiel, das enorm Lust auf das Finale macht, wobei ich zugeben muss, dass das fiese Ende definitiv seinen Teil dazu beiträgt!
Ein absolutes Highlight voller Kritik an unserer Lebensweise, Humor sowie bewegenden und tiefsinnigen Gedanken, die noch eine Weile nachhallen.