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Veröffentlicht am 22.01.2018

Der Kampf der Menschheit ums Überleben

Die 100
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Zitate:
"Die Menschen hatten die Erde während ihrer dunkelsten Stunde im Stich gelassen. Sie würde sich einen Dreck darum scheren, wie viele beim Versuch der Rückkehr starben." Seite 61
"Er schmeckte nach ...

Zitate:
"Die Menschen hatten die Erde während ihrer dunkelsten Stunde im Stich gelassen. Sie würde sich einen Dreck darum scheren, wie viele beim Versuch der Rückkehr starben." Seite 61
"Er schmeckte nach Freude, und sogar die schmeckte hier auf der Erde besonders gut." Seite 164
"Allein im Halbdunkel des Waldes tat sie etwas, das ebenfalls seit langer, langer Zeit niemand mehr auf der Erde getan hatte. Sie weinte." Seite 194

Charaktere:

Clarke ist ganz allein. Wegen ihres Ex-Freundes Wells wurde sie -ebenso wie ihre Eltern- des Verrats angeklagt. Da sie noch keine 18 Jahre alt ist, wurde sie jedoch im Gegensatz zu ihnen noch nicht hingerichtet. Sie erwartet den Tod täglich, denn sie weiß auf Grund ihrer Haft weder, wie lange es noch dauert bis sie 18 wird, noch hat sie etwas zu verlieren. Ihre medizinische Ausbildung gehört dank ihrer Verhaftung ebenso der Vergangenheit an, wie ihre Liebe zu Wells. Aus diesen beiden Dingen bestand früher einmal ihr Leben. Heute ist die Reise zur Erde ihre einzige Chance...

Wells ist der Sohn des amtierenden Kanzlers. Als er wegen eines öffentlichem Gesetzesbruchs verhaftet wird, bröckelt die Beziehung zwischen Vater und Sohn noch mehr als sie es vorher bereits tat. Früher war er ein Vorzeigesohn und Musterschüler. Aber das ist wohl vorbei und sein Vater kann einfach nicht verstehen, wie aus Wells ein Verbrecher werden konnte. Wells jedoch hatte dafür seine ganz eigenen Gründe... Als er herausfindet, dass Clarke eine der 100 ist die auf die Erde geschickt wird, setzt er erfolgreich alles daran, an dieser Mission teilhaben zu können. Er liebt sie noch immer so sehr, dass er lieber den Tod in Kauf nehmen würde, als sie alleine gehen zu lassen und nicht beschützen zu können.

Bellamy und seine Geschwister sind Waisenkinder. Er selbst ist ein Hitzkopf, der sich sein Leben lang nicht an die Gesetze gehalten und alles dafür getan hat, seine kleine Schwester Octavia zu beschützen. Dennoch hat er es bislang erfolgreich geschafft, nicht für seine Vergehen verhaftet zu werden. Als er erfährt, dass Octavia mit den anderen Gefangenen zur Erde geschickt werden soll, muss jedoch schnellstmöglich ein guter Plan her. Denn da er bereits 20 Jahre alt ist, würde ihm, wenn er bei einem Vergehen erwischt werden würde, nicht die Verhaftung und die Mission auf die Erde drohen. Nein, er würde direkt exekutiert werden.

Glass ist die beste Freundin von Wells. Sie nutzt die Chance und versucht in dem von Bellamy verursachten Tohuwabohu von dem Transporter, der sie alle zur Erde bringen soll, zu fliehen. Alles was sie will, ist ein letztes Mal mit ihrem Exfreund, ihrer großen Liebe Luke sprechen, in der Hoffnung, dass er ihr verzeiht. Sie hat sich vor ihrer Festnahme von ihm getrennt, ohne ihm zu erklären, warum. Danach war sie neun Monate wie vom Erdboden verschluckt. Genau genommen wurde sie inhaftiert, aber auch davon weiß er nichts.


Meinung:

Die Menschheit in der Zukunft...

Die letzten Überlebenden der Menschheit haben es geschafft, sich in Raumschiffen vor dem Exodus der Erde und dem damit einhergehenden nuklearen Winter ins Weltall zu retten. Seitdem hat niemand mehr die Erde betreten.

Aber für die Überlebenden ist es nicht leicht. Das Meiste muss rationiert werden, wobei das zur Verfügung stellen von Ressourcen natürlich davon abhängt, zu welchem Schiff man gehört, was in diesem Fall gleichzusetzen ist mit der Bevölkerungsschicht.
Jedes Paar darf, wenn überhaupt, nur 1 Kind haben, und es herrschen gnadenlose Gesetze (die Gaia-Doktrin), deren Verletzung strenge Strafen nach sich ziehen. Zumeist endet eine Anklage mit einer Hinrichtung und im Laufe der Jahre wurden die Gesetze und Strafen immer härter.
Nicht verwunderlich ist es also, dass das Interesse am aktuellen Zustand der Erde groß ist. So groß, dass die Obersten bereit sind, 100 Gefangene dorthin zu schicken, um herauszufinden, ob der Planet wieder bewohnbar ist. Ohne Wissen über die derzeitige Lage dort, sollen sie die Möglichkeit einer Wiederbesiedelung prüfen. Als einziger Anreiz wird die Mission als heldenhaft dargestellt, mit dem Angebot, dass, wenn sie erfolgreich sein sollten, ihnen ein neues Leben gewährt wird und ihre Sünden vergeben werden. Doch so hart es im ersten Moment klingen mag, für die 100 ist dies die einzige Chance, überhaupt zu überleben. Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass sie direkt bei der Landung wegen der Luft oder der Strahlung sterben werden...
Doch es läuft leider nicht wie geplant. Der Transporter legt auf der Erde eine Bruchlandung hin, bei dem sich viele verletzen und ein paar wenige sogar sterben.

Die Autorin legt viel Herzblut in den Versuch, die Schönheit dieser neuen, alten Welt für den Leser zu visualisieren, was ihr auch echt hervorragend gelingt. Diese Schönheit und die Neugierde auf die Erde stehen jedoch im krassen Kontrast zu dem, was sich in der Gruppe abspielt. Ein harter Kampf untereinander entbrennt, denn keiner weiß, wem er Vertrauen kann oder soll. Ein Kampf um Hierarchien, Nahrung und nicht zuletzt ums nackte Überleben. Denn abgesehen von den beim Absturz zugezogenen Verletzungen, die auf Grund der fremden Keime und fehlenden Arzneimitteln bereits tödlich enden können, weiß keiner, was auf der Erde zusätzlich zu der Strahlung, die ja auch eine Unbekannte darstellt, noch für sonstige Gefahren auf sie lauern könnten. Die Jugendlichen sind auf sich allein gestellt und somit gezwungen, einen Weg zu finden, das zu überstehen. Macht, Vertrauen, Freundschaft, Hass... Für welche Möglichkeit werden sie sich letzten Endes entscheiden? Und werden sie überhaupt so lange überleben, dass es noch eine Rolle spielt?? Mit Spannung verfolgen wir diese 4 Schicksale, wie auch die der anderen, die unlösbar miteinander verbunden sind, auch wenn die Individuen unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die Geschichte beginnt ohne große Vorwarnung mit Clarke und ihrer aktuellen Situation. Von da ab wechseln wir kapitelweise zwischen den einzelnen Charakteren hin und her.
Was im ersten Moment umständlich klingen mag, ist jedoch recht gut umgesetzt. Denn zum Einen sehen wir als Leser immer in der Kapitelüberschrift, um wen es im nächsten Abschnitt geht und zum Anderen sind die Kapitel an sich recht kurz gehalten, so, dass man eigentlich nie Gefahr läuft, irgendwo den Anschluss zu verlieren. Das ist für den Spannungserhalt sehr gut, aber auch für das Kennenlernen der Protagonisten. In jedem Kapitel erfahren wir Motive, Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen, aber auch immer einen Teil aus ihrer Vergangenheit. Gegen Ende des Buches haben wir somit von jedem der vier eine gute Vorstellung darüber, wer sie sind und vor allem, was sie dazu gemacht hat.

Das Einzige, was etwas irritierend war, ist, dass zwischen Seite 80 und 100 häufig falsche Namen abgedruckt wurden. Es wurden des Öfteren Camille oder Glass durch Clarke ersetzt, was natürlich in dem jeweiligen Verlauf keinen Sinn macht ;) Aber ich vermute mal, dass das schnell behoben sein wird...

Für mich war "die 100" eine toll umgesetzte Grundidee, die mich zusätzlich durch die detailreiche Einführung der wirklich authentischen Charaktere durchgehend fesseln konnte. Eine echt schaurige Vorstellung darüber, wo die Menschheit enden könnte, wenn sie nicht mehr auf sich und ihre Umwelt achtet.
Ich für meinen Teil, freue mich schon sehr auf Band 2 "Die 100 - Tag 21", der voraussichtlich im Januar 2016 erscheinen wird. Was natürlich auch ein Stück weit diesen kleinen, fiesen Cliffhangern am Ende des Buches geschuldet ist ;)

So, und nun gehe ich die dazugehörige Serie schauen, die seit dem 22.07.2015 auf PRO7 ausgestrahlt wird :D

Veröffentlicht am 22.01.2018

Auch Band 3 konnte mich wieder restlos überzeugen :)

Showdown im Zombieland
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Zitate:
"Die meisten waren über unsere plötzlich geschlossene Freundschaft überrascht, aber für mich war es nichts Neues, dass sich das Leben innerhalb eines Augenaufschlags ändern konnte. Alles konnte ...

Zitate:
"Die meisten waren über unsere plötzlich geschlossene Freundschaft überrascht, aber für mich war es nichts Neues, dass sich das Leben innerhalb eines Augenaufschlags ändern konnte. Alles konnte sich innerhalb eines Augenaufschlags ändern." Seite 11
"Er beobachtete mich länger als notwendig, wenn man bedachte, dass er hinter dem Steuer eines Autos saß. Um nach Tränen zu suchen? Ich gebe zu, ich war geneigt, auf Wunsch die ein oder andere zu vergießen." Seite 83
"Eine Dame grinst nicht hämisch.
Seit wann war ich eine Dame?
Ich grinste." Seite 91

Charaktere:

Da es sich mittlerweile bereits um Band 3 dieser Reihe handelt
(Band 1: Alice im Zombieland; Band 2: Rückkehr ins Zombieland),
ist zu den Charakteren vermutlich nicht viel zu sagen ;)

Alice ist sarkastisch und großmäulig wie eh und je. Ihre Liebe zu Cole, Kat, ihrer Nana und natürlich den Z-Jägern ist ungebrochen. Die Verluste und Tränen aus den überstandenen Eskapaden haben sie stärker und vor allem reifer gemacht, aber leider (oder gottseidank?) wird sie immer noch von Visionen geplagt, sobald sie Cole in die Augen schaut. Impulsiv und bissig versucht sie das Beste aus dem zu machen, was das Leben ihr bringt.

Kat, ja Kat… Kurz gesagt, Kat ist PINK wie immer. Alle Fans unter uns wissen vermutlich, was ich meine ;) Sie ist Alis Stütze in jeder Lebenslage und auch in ihrer Beziehung zu Frosty ist alles beim Alten. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich… Wobei sie natürlich nach wie vor nie ernsthaft an ihrer Liebe zu ihm zweifelt. Trotz ihrer Krankheit genießt sie ihr Leben in vollen Zügen und versucht stets das Beste daraus zu machen.

Cole ist, wie man ihn kennt, charmant, fürsorglich und steht immer hinter Ali, ohne dabei seine Rolle als Anführer der Z-Jäger zu vernachlässigen. Stark, mutig und selbstlos geht er jedes Projekt an, dass es gerade zu bewältigen gibt.


Meinung:

Die Geschichte beginnt mit einem Umriss des aktuellen Status. Alice und Cole sind wieder vereint, aber auch Kat und Frosty, sowie Bronx und Reeve sind noch zusammen. Und irgendwie scheint sich da auch etwas zwischen Lucas und Trina anzubahnen.
Obwohl die einzelnen Mitglieder der Gruppe unterschiedlicher nicht sein könnten, funktionieren sie als Team hervorragend und sind größtenteils auch gut befreundet.

Relativ schnell sehen sich die Z-Jäger jedoch wieder sowohl alten als auch neuen Gefahren gegenüberstehen, allen voran ihr mittlerweile größter Feind Anima.
Nach wie vor versucht Anima Zombies zu kontrollieren und dafür einzusetzen, jeden aus dem Weg zu räumen, der ihnen bei ihrer Forschung zur Unsterblichkeit im Weg stehen könnte. Wie zuvor bereits durch Alis Entführung gezeigt, schrecken sie vor nichts zurück und sind zur Verfolgung ihres Ziels bereit, jedes Opfer in Kauf zu nehmen, das dafür nötig sein sollte.
So kommt es für den Leser nicht überraschend, dass bereits nach einer relativ kurzen Einführung -bei der wir ein paar kleine Rückblicke erhaschen, was den Wiedereinstieg in die Geschichte sehr angenehm macht-, direkt Action angesagt ist.

Mitten in der Nacht werden die Hollands plötzlich Zuhause überfallen, während Ali bei Cole ist. Er wird angeschossen und überlebt den Angriff nur knapp, aber auch alle anderen Zombiejäger wurden zeitgleich angegriffen. Die größte Sorge lautet nun: Ist noch jemand verletzt oder sogar tot und wo sind die Anderen? Aber was hat Anima überhaupt vor? Und warum versuchen sie manche Jäger mitzunehmen aber andere zu töten?? Alice bleibt nur eine Option. Sie muss die Vermissten finden, auch, wenn sie sich dabei in größte Gefahr begibt. Denn selbstverständlich will sie ihren Freunden helfen. Darüber hinaus ist ihnen allen nur zu bewusst, dass sie nur gemeinsam eine Chance haben werden, Anima aufzuspüren und endgültig zu vernichten. Oder schlimmstenfalls bei dem Versuch zu sterben… Hierbei bekommt Ali wie aus dem Nichts unerwartete Hilfe angeboten. Aber kann sie dieser Quelle trauen? Zu oft schon wurde die Gruppe in der Vergangenheit verraten… Ein gnadenloser Showdown um Leben und Tod nimmt ihren Lauf…

Als bekennender Fan der ersten Stunde habe ich diesem 3. Band nun eine gefühlte Ewigkeit entgegengefiebert und wurde definitiv für meine Geduld belohnt!
Das Wiedersehen mit Alis sarkastischer Art, ihrem bissigen Humor und der daraus resultierenden verbalen Schlagabtausche mit Gavin oder Kat, haben mir auch dieses Mal wieder Tränen vor Lachen in die Augen getrieben.
Zusätzlich erfahren wir auch etwas über den Background von manchen Protagonisten, wie zum Beispiel Frosty, Gavin, und sogar Alice selbst. Interessant und sehr spannend kann ich dazu nur sagen, wie der Rest des Buches auch. Gena Showalter hat erneut einen regelrechten Pageturner aus ihrer Feder gezaubert, der mich durchgehend fesseln konnte. Und auch dieses Mal ist die Emotionspalette groß: Freundschaft, Liebe, Hass, Erotik, Trauer, Schmerz und Verlust, um nur die Wichtigsten zu nennen, aber den Rest müsst ihr schon selbst lesen ;)

Showdown im Zombieland war definitiv eins meiner Highlights in diesem Jahr und ich freue mich wirklich wahnsinnig darüber, dass im Englischen bereits dieses Jahr ein 4. Band (A mad Zombie party) erscheint :) Eine tolle Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Ein Blick auf menschliche Abgründe

Nebelkind
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Zitate:
"Sie wusste ja, dass dieser Tag kommen und sie gezwungen sein würde, alles von dem Bösen zu erzählen, das ihr angetan worden war." Seite 137
"Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Sie saß ...

Zitate:
"Sie wusste ja, dass dieser Tag kommen und sie gezwungen sein würde, alles von dem Bösen zu erzählen, das ihr angetan worden war." Seite 137
"Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Sie saß auf der Kante ihres Boxspringbettes der Marke Hästens. Das Zimmer kam ihr klein vor. Es schien zu schrumpfen, und sie hatte das Gefühl, zu ersticken." Seite 182


Charaktere:

Der Kriminalkommissar Henrik Levin ist ein Mann mit Prinzipien. Er ist zuvorkommend und hilfsbereit, ganz ein Mann der alten Schule eben ;)

Maria Bolander ist Kriminalobermeisterin. Sie hasst Jana Berzelius, denn sie findet sie nicht nur kalt, abweisend und überheblich, nein, zusätzlich ist sie auch unheimlich neidisch darauf, dass Jana aus vermögendem Haus stammt. Da sie selbst in keinster Weise mit Geld umgehen kann, ist ihr das natürlich ein Dorn im Auge.
Maria ist ein sehr direkter, temperamentvoller Mensch, jedoch leider mit viel zu wenig Taktgefühl. Sie befindet sich auf Grund ihrer Vorgeschichte in einem ständigen Konkurrenzkampf und muss jederzeit die Beste sein und gewinnen. Das macht sie zu einem schwierigen Menschen und einem für den Leser nicht unbedingt sympathischen Charakter.

Jana Berzelius ist eine erfolgreiche, ehrgeizige Staatsanwältin, die hart für ihren Erfolg arbeitet. Mit ihren 30 Jahren ist sie in so mancher Hinsicht bereits bedeutend weiter als die meisten Anderen. Sie bleibt meist für sich und ist eher introvertiert, was vermutlich hauptsächlich ihrer Erziehung und dem kühlen Verhältnis zwischen ihr und ihren Stiefeltern geschuldet ist. Sie hat keine warmherzige Kindheit erfahren dürfen, was sie zu einem Einzelgänger hat werden lassen.


Meinung:

Ein verzweifelter Notruf, ein Mann ist tot, eine Frau schreit... Mit diesem Sachverhalt werden wir direkt mitten ins Geschehen geschmissen. Bei der Untersuchung kann die Polizei absolut nichts entdecken, außer Handabdrücken von einem Kind. Dabei hat das Ehepaar gar keine Kinder...
Schnell finden die Ermittler heraus, dass Hans Juhlén erpresst wurde, aber abgesehen davon, fehlt ihnen leider jegliche Spur.
Seine Frau hat angeblich keine Ahnung, wer etwas gegen ihn gehabt haben könnte, aber für Feinde sorgte allein schon seine Stelle im Amt für Migration, hier ist Zündstoff vorprogrammiert. Aber auch das hilft den Ermittlern nicht wirklich weiter, es fehlen einfach die Anhaltspunkte. Um den Mörder zu finden und dingfest machen zu können, sind sie auf jeden Strohhalm angewiesen. Aber noch bevor die Sache so richtig ins Rollen kommt, geschieht ein 2. Mord und dieser lässt eine erschütternde Vermutung zu...
Ein getöteter Mann, ein weiterer Toter; der Mordfall Hans Juhlén gibt den Ermittlern Rätsel um Rätsel auf.

Parallel dazu erhaschen wir immer wieder einen Blick auf das grausame Schicksal eines kleinen Flüchtlingsmädchens, deren Leben sich zum puren Albtraum wandelt. Die Strapazen dieses Mädchens und der anderen Flüchtlinge ist intensiv, nervenaufreibend und zieht den Leser damit in seinen Bann. Wir werden mit menschlichen Abgründen konfrontiert, die einen oftmals entsetzt zurücklassen...
Umso schlimmer werden diese Beschreibungen durch das Bewusstsein, dass, abgesehen von dem in diesem Thriller eingebauten "Extra" (hier werde ich natürlich nicht zu viel verraten) es selbst heute noch Flüchtlinge gibt, die gezwungen sind, derartige Strapazen, -zusammen gepfercht und auf Gedeih und Verderb ihren Schmugglern ausgeliefert zu sein-, auf sich nehmen.

Die Kapitel sind jeweils mit dem aktuellen Datum als Überschrift übersehen und schaffen so eine gute Vollziehbarkeit des zeitlichen Ablaufs. Auch erwarten uns des Öfteren Minicliffhanger an den jeweiligen Kapitelenden, was dem Aufrechterhalten der Spannung natürlich zusätzlich gut tut ;)

Leider hat sich für mich jedoch auch ein Manko eingeschlichen. Emilie Schepp verwendet viel Zeit und Fantasie in die einzelnen Charaktere, was sie für den Leser zwar sehr authentisch macht und dem Verständnis der jeweiligen Beweggründe und Eigenschaften dient, aber stellenweise ist sie damit nach meinem Geschmack etwas über das Ziel hinausgeschossen. Auf manche detaillierten Umschreibungen -auch von Umgebungen oder Ähnlichem- hätte man gut verzichten können. Einfach, da sich einige der Personen für den weiteren Verlauf dann doch als nicht ganz so wichtig ergeben haben. Dadurch entsteht leider in der ersten Hälfte des Buchs die ein oder andere Länge, die hätte vermieden werden können.
Denn sowohl Grundidee als auch Durchführung, abgesehen von diesem Manko, sind wirklich gelungen und spannend!
Nach der ersten Hälfte nimmt die Story dann dermaßen Fahrt auf, dass ich das Buch nur noch schwerlich aus der Hand legen konnte.

Spannend, abgründig und absolut fesselnd!

Veröffentlicht am 22.01.2018

Schaurige Faszination dunkle Seite

Im Schlaf komm ich zu dir
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Zitate:
"Ich wollte die Augen schließen, doch die Gefühle des Träumers waren das Schlimmste. Vor ihnen konnte ich mich nicht verstecken." Seite 11
"Am meisten Angst hatte ich davor, eines der Monster zu ...

Zitate:
"Ich wollte die Augen schließen, doch die Gefühle des Träumers waren das Schlimmste. Vor ihnen konnte ich mich nicht verstecken." Seite 11
"Am meisten Angst hatte ich davor, eines der Monster zu werden, die ich so häufig in den Träumen anderer gesehen hatte, und nicht in der Lage zu sein, nach meinem eigenen Kodex, meinen eigenen Moralvorstellungen handeln zu können." Seite 29
"Ich spürte die Finsternis, die sich aus den Albträumen der anderen in mein Gehirn hineinwand. Wie lange würde es noch dauern, bis sie mich veränderte - meine Vorstellung von dem, was normal war? Oder hatte sie das bereits?" Seite 96

Charakter:

Parker wäre gerne ein ganz normaler Teenager, mit allem, was dazu gehört. Leider ist ihm das auf Grund des andauernden Schlafmangels nicht möglich. Chronisch übermüdet ist er zu den meisten Dingen, die Jugendliche machen, erst gar nicht in der Lage. Keine Mädchen, kein Ausgehen... Nur er, gefangen in seinem nie zur Ruhe kommendem Körper. Selbstverständlich leiden darunter auch seine Noten, was sein Verhältnis zu seiner Mutter -zusätzlich zu ihrer Sorge um ihn- noch erschwert. Auch leidet er sehr darunter, dass sein Vater sie vor Jahren einfach verlassen hat.


Meinung:

In Parkers Leben läuft etwas grundlegend schief. Seit Jahren hat er nicht mehr geschlafen, sein Körper lässt das einfach nicht zu. Er ist dazu verdammt, den Traum des letzten Menschen, dem er abends in die Augen geblickt hat, mitzuerleben, und das ist wahrlich kein Zuckerschlecken!
In diesen Träumen erlebt er wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann. Intimes, Geheimes, Grauenvolles, es ist von allem etwas dabei. Ängste, Wünsche, aber auch menschliche Abgründe...
Als "Traumseher" fühlt er sogar die Emotionen der jeweiligen Träumer.

Da das natürlich alles sehr unglaubwürdig klingt, kann er leider auch mit niemandem darüber sprechen. Zu groß ist seine Angst in die Psychiatrie eingewiesen zu werden. So kommt es, dass er trotz seiner Mutter und seiner besten Freunde Finn und Addie, weitestgehend alleine ist. Und mittlerweile, selbstverständlich auch dem körperlichen Verfall geschuldet, sind sowohl seine Mutter als auch sein Arzt überzeugt, dass er ein Drogenproblem habe. Aber seine wahren Probleme sind bedeutend schlimmer...
Nicht nur, dass er sich jeden Abend einen Plan zurechtlegen muss, wem er zuletzt in die Augen schaut, nein, es kommt noch schlimmer! Denn so langsam wird ihm bewusst, dass sein Körper diese Strapazen nicht ewig weiter verarbeiten kann... Durch den Schlafentzug weist er bereits das erste Symptom, den Tremor, auf. Was darauf folgen wird, ist ihm nur allzu schmerzlich bewusst. Psychose und Tod... Er muss einen Weg finden, ENDLICH wieder zu schlafen, sonst wird er das nicht überleben können. Doch dann begegnet er Mia...

Ihre Träume sind im Vergleich zu allen anderen nur einschichtig und somit ruhiger. Warum, dass versteht er selbst nicht. Er realisiert jedoch, dass es ihm dadurch in ihren Träumen möglich ist, zu schlafen und sogar zu träumen. Das ist alles, was für ihn zählt. Denn nur so hat er eine Chance zu überleben.
Zu spät bemerkt er, dass er ihr gegenüber eine Obsession entwickelt, die ein gesundes Maß bei Weitem übersteigt. Nach und nach steigert sich ihre Angst vor ihm bis hin zur Panik, da sie ja nicht wissen kann, warum er immer und überall auftaucht, wo sie sich befindet.
Und langsam aber sicher droht er so auch seinen besten Freunde Finn und Addie zu verlieren, die entsetzt und enttäuscht sind davon, was aus Parker geworden ist. Er muss das irgendwie wieder grade biegen, was gar nicht so einfach ist, denn sein Wunsch nach Schlaf hat sich zur Sucht entwickelt und seine dunkle Seite droht sich selbstständig zu machen. Dabei bemerken die drei die Gefahr, in der sich Mia tatsächlich befindet erst spät...

Durch den gewählten jugendlichen Schreibstil, mit dem das Geschehen aus Parkers Sicht erzählt wird, wird das Grauen für uns Leser nur umso authentischer. Die Dunkelheit, die ihn zu verschlingen droht und die damit verbundene Obsession zieht einen tief in ihren Bann. Sie sind verstörend und faszinierend zugleich und lassen den Leser gefesselt Seite um Seite tiefer in das Geschehen eintauchen.
Aber auch die anderen Charaktere kommen nicht zu kurz. Sie sind liebevoll gestaltet geben der Storyline, zusammen mit den von der Autorin kreierten Traumwelten zusätzliche Tiefe und Faszination.
Eine absolut spannende Geschichte und wahrlich grausame Vorstellung! Das Buch aus der Hand zu legen, war mir nahezu unmöglich!

Eine klare Leseempfehlung von mir an alle, die sich gerne von Abgründen und der dunklen Seite faszinieren lassen!

Veröffentlicht am 22.01.2018

keine Angst, ich beiße nicht!

Die Berufene
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Zitate:
"Wenn sie deinen Geruch wittern, verfolgen sie dich viele 100 Kilometer weit, und wenn sie dich erwischen, fressen sie dich auf." Seite 9
"Ihr seid Kinder. Für euch ist es quasi unmöglich, sich ...

Zitate:
"Wenn sie deinen Geruch wittern, verfolgen sie dich viele 100 Kilometer weit, und wenn sie dich erwischen, fressen sie dich auf." Seite 9
"Ihr seid Kinder. Für euch ist es quasi unmöglich, sich den Tod auszumalen, weil Kinder immer in dem Bewusstsein leben, dass alles ewig andauern wird." Seite 31
"Sie streichelt mit der Hand Melanies Kopf, als wäre das die natürlichste und normalste Sache der Welt. <…> Und nun berührt Miss Justineau ihren Kopf, und es ist fast unerträglich schön." Seite 36
"Freitag ist Miss-Justineau-Tag. Normalerweise wäre das Grund zu großer, ungetrübter Freude, doch diesmal mischt sich Angst in Melanies Vorfreude. Fast hätte sie Miss Justineau gefressen." Seite 100

Charakter:

Die kleine Melanie ist erst 10 und trotzdem trägt sie ihr Martyrium tapfer. Sie lebt, wie die anderen „Versuchskaninchen“ in einer Zelle auf einem Stützpunkt und weiß weder was sie ist, noch woher sie kommt.
Eine ihrer größten Ängste ist der Besuch von Dr. Caldwell. Diese bedeuten immer eine Abweichung von der Routine und auch nie etwas Gutes. Routine ist eins der wenigen Dinge, woran Melanie sich klammert. Das und natürlich Miss Justineaus Unterricht ;)
Sie liebt griechische Sagen so sehr, dass sie am liebsten sie ihren Namen in Pandora ändern und den ganzen Tag den Geschichten lauschen würde.
Das wichtigste Merkmal an Melanie ist wohl, dass sie zum Teil immun gegen die Seuche ist.
Ob das nun Fluch oder Segen ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.


Meinung:

Empfangen werden wir von einem wahrlich schaurigen Szenario:
Kinder werden in Zellen weggesperrt und vor dem Unterricht an Stühlen so festgezurrt, dass so gut wie keine Bewegung möglich ist. Man merkt deutlich, dass die Menschen um sie herum Angst vor ihnen haben. Einmal pro Woche werden sie mit Maden gefüttert und in der Dusche desinfiziert...
Bereits hier werden wir mit dem beklemmenden Kontrast zwischen kindlicher Naivität und der Situation der Menschheit sowie vor allem der eingesperrten Kinder konfrontiert. Keines der Kinder war jemals draußen in der Natur, die Zellen haben noch nicht mal kleine Fenster.

Was wirklich sehr hart klingt, ist nichts weiter, als der verzweifelte Versuch, die übrig gebliebene Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Aber rechtfertigt der Zweck wirklich jedes Mittel? Sind die Schüler des Stützpunkts tatsächlich reine Forschungsobjekte, oder sind sie nicht ebenso Kinder? Wir finden uns des Öfteren konfrontiert mit ethischen und moralischen Grenzen und Grauzonen. Wo beginnt der Überlebenswille und wo hört die Menschlichkeit auf?

Zwei Jahrzehnte nach dem Zerfall forschen eine paar Wissenschaftler an dieser Gruppe von halb immunen Kindern. Sie wurden durch die Pilzmyzelien nicht zu Hungernden, im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung.
Aber so richtig gesund sind sie dann auch nicht. Sie reden, denken und verhalten sich wie Kinder, aber sobald sie menschliches Fleisch riechen, übernimmt der Erreger in ihrem Hirn die Führung und alles was sie wollen, ist fressen.
Für den Großteil der Wissenschaftler steht fest, dass diese Kinder erforscht und am Ende gar seziert werden müssen, um das Überleben der Menschheit zu sichern, indem sie hierdurch ein Heilmittel finden.
Aber eine der Lehrerinnen ist dieser Vorgehensweise auf Dauer nicht gewachsen. Sie sieht Kinder, nicht Zombies, was sie und die anderem auf dem Stützpunkt vor ein großes Problem stellt…

Unter den Kindern befindet sich auch Melanie. Sie ist hochintelligent und erträgt die Strapazen, wie die wöchentliche Dusche mit Chemikalien oder die Fütterung in Form von Maden ohne Murren, solange sie zum Unterrichtstag von Miss Justineau kann.
Diese liebt Melanie nahezu abgöttisch und diese bedingungslose, kindliche Liebe, die bereits durch ein Minimum an Menschlichkeit in Melanie hervorgerufen wird, ist erschreckend und wunderschön zugleich. Auch wenn es im realen Leben (vermutlich?) keine Zombies gibt, diese Liebe ist authentisch, genau so, wie Kinder eben lieben (auch, wenn manche diese große und oftmals naive Liebe nicht wirklich verdienst haben).
Und obwohl Melanie und ihre „Klassenkameraden“ jederzeit bewacht und behandelt werden wie Tiere, sollen sie nicht die einzige oder größte Bedrohung bleiben… Denn schneller als den Bewohnern des Stützpunktes lieb ist, geht es für sie nur noch ums nackte Überleben.

M.R. Carey beschreibt die Situation und vertieft die Charaktere, indem wir nach und nach etwas über ihren Background, ihre Beweggründe und Motivationen erfahren. Er macht dies in einem derberen Schreibstil, der meiner Meinung nach perfekt zum Szenario der Geschichte passt. So wirkt das Ganze authentisch und ruft auch den ein oder anderen Schmunzler in zumeist doch wirklich düsteren Szenen hervor.

Doch diese Geschichte beschreibt nicht nur die Flucht vor Zombies, sondern auch eine Reise ins Innere der Charaktere, was dem Ganzen eine ganz andere Art von Tiefgründigkeit verleiht. Wer denkt, es handle sich bei diesem Buch um ein typisches Endzeitszenario - weit gefehlt!

Die Berufene war für mich zugleich ein wunderschönes und doch schreckliches Buch das sehr zum Nachdenken anregt. Diese Geschichte wird mir bestimmt noch eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben und mich beschäftigen!