Musikverrückte aufgepasst ;)
Songs of RevolutionZitate:
"An den seltsamen Augenblick, wenn mein Stecker eingestöpselt wird, gewöhne ich mich nie. Mich überkommt das Gefühl, als würde ich in ein riesiges Ganzes eingefügt, das viel bedeutender ist als ...
Zitate:
"An den seltsamen Augenblick, wenn mein Stecker eingestöpselt wird, gewöhne ich mich nie. Mich überkommt das Gefühl, als würde ich in ein riesiges Ganzes eingefügt, das viel bedeutender ist als mein winziges Leben." Seite 20
"Die Songs aus den Lautsprechern dröhnen lauter, doch ihre codierte Wirkung ist immer noch milde, nur eine leichte Dosis Glück und Partyfeeling." Seite 53
"Fast muss ich über das Angebot lachen. Wir sind zwar Junkies, aber wenigstens halten wir uns an die Höflichkeitsregeln." Seite 100
Charaktere:
Der 18-jährige Anthem hat ein schweres Los gezogen. Seine Mutter hat er bereits an die Drogen verloren und um seinen Vater steht es mittlerweile auch sehr schlecht.
So ist es an ihm, sich um seine 9-jährigen Geschwister Alpha und Omega zu kümmern. Aber auch, wenn dies eine viel zu große Aufgabe erscheint, meistert er diese jedoch mit Bravur, auch, wenn ihn die Ernährung seiner Familie einiges seiner Lebensspanne kostet.
Denn er verdient sein Geld als „Akku“ in dem er sich täglich Lebensenergie für das NETZ abzapfen lässt, aber für die Zwillinge ist ihm kein Opfer zu hoch. Für die beiden würde er alles tun! Die Vorstellung, was aus den Zwillingen werden wird, sobald in 3 Jahren ihre Chips im Körper aktiviert und sie den Streams ausgesetzt werden, verfolgt ihn beinahe durchgehend…
Seine zweite Leidenschaft ist die Musik, aber musizieren ist ihm verboten, das könnte ihn Kopf und Kragen kosten.
Meinung:
Anthem lebt in einer Welt, die seit dem Kriegsende vom Kon regiert wird. Der Kon steuert die Menschen über das NETZ und die damit verbundenen Musikstreams, zu dem alle Bürger verpflichtet sind.
Da diese Musik codiert ist, ist sie jedoch Fluch und Segen zugleich. Der ursprüngliche Zweck, Musik nach dem Krieg als Schmerzmittel einzusetzen, ist längst nicht mehr der einzige.
Mittlerweile wird sie für fast alles benutzt. Uppers, Downers, Beruhigung, Schmerzmittel, und, und, und… Aber sie macht auch hochgradig süchtig! Und obwohl die Konsumenten nachweislich nur eine verkürzte Lebensdauer haben und Überdosen an der Tagesordnung sind, sind sie dennoch Pflicht für alle über 12 Jahren. Wer nicht streamt, wird bestenfalls „nur“ verhaftet. Harte Strafen drohen denen, die sich nicht fügen. Noch schlimmer sind diese jedoch, sollte jemand selbst musizieren. Selbst das Pfeifen wird schwer geahndet! Dem Kon ist jedes Mittel recht, um die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten.
Anthem und seine Freunde hassen den Kon und alles, was mit diesem Martyrium zusammenhängt, aber sie sehen einfach keinen Ausweg. Es scheint wirklich so, als müsste die Clique sich mit ihrem frühen Tod und der Sucht abfinden.
Dies ändert sich jedoch schlagartig, als plötzlich einer von Anthems Freunden durch einen einzigen Stream stirbt. Seine Zweifel am Kon werden immer lauter. Er kann und will nicht glauben, dass das möglich sein kann!
Stillhalten ist ab diesem Zeitpunkt keine Option mehr. Aber was er bei seinen Nachforschungen herausfindet, könnte alles verändern und für sie alle verdammt gefährlich werden!
Aber so oder so, Anthem muss tiefer graben, auch wenn das seinen Tod bedeuten könnte…
„Songs of Revolution“ war für mich definitiv eine ganz neue Erfahrung! Mit einer angenehmen Kapitellänge und einem unkomplizierten Schreibstil schafft die Autorin eine wirklich faszinierende Stimmung. Vor allem die Szenen im Club bzw. wenn irgendwo Musik gestreamt wird, sind fesselnd, mitreißend und laufen geradezu über vor Fantasie und Einfallsreichtum. Die während des Kicks beschriebene Euphorie ist so bunt und laut, dass sie geradezu greifbar wirkt. Die Emotionen während des Hörens gleichen einem Rausch, der mich ständig aufs Neue fasziniert hat.
Für mich waren diese Szenen durchgehend mitreißend und fesselnd! Wobei ich natürlich nicht weiß, wie diese bei jemandem ankommen, der nicht so Musiknärrisch ist wie ich :D
Die für Anthem gewählte Ich-Perspektive macht ihn inklusive seiner Sorgen, Sucht aber auch Euphorie- und Angstschübe während der Kicks wirklich authentisch. Man kann als Leser geradezu mitfühlen, was in ihm vorgeht.
Toll fand ich auch, mal einen Prota zu haben, der im Notfall vernünftig agiert statt einfach nur heldenhaft zu handeln, weil es für die Leser schöner wäre. Aber hier wird natürlich nicht zu viel verraten, lest selbst ;)
Für mich war dieses Buch erfrischend andersartig. Eine klare Empfehlung von mir!