Mal was anderes
Eine Therapie für AristotelesZitate:
"Opapa war schon alt, als Zahnspangen aufkamen, deshalb sind seine Zähne ein bisschen schief, gerade so sehr, dass er aussieht, als könnte er gut Witze erzählen." Seite 15
"Manchmal finde ich lauschen ...
Zitate:
"Opapa war schon alt, als Zahnspangen aufkamen, deshalb sind seine Zähne ein bisschen schief, gerade so sehr, dass er aussieht, als könnte er gut Witze erzählen." Seite 15
"Manchmal finde ich lauschen einfach nur anstrengend." Seite 55
"Es geschah an einem Mittwoch. Diane und ich sind uns einig, dass der Mittwoch gelb ist. Mein Dienstag ist blau und ihrer grün, aber den Sonntag färben wir beide schwarz, weil wir uns religiös unterdrückt fühlen." Seite 95
Meinung:
Aristoteles ist ein zwölfeinhalbjähriges Mädchen, das zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder versucht, das Leben zu bestreiten. Ihr Vater starb vor vielen Jahren, ihre Mutter ist überfordert und ihr Bruder hyperaktiv. Da er sich deswegen in Therapie befindet, reicht das Geld -das sowieso immer knapp ist- für ihre eigene Therapie nicht aus. So beschließt Aris einfach ein Buch zu schreiben und sich somit quasi selbst zu therapieren. Also schwupps den Ratgeber "Romane schreiben in 30 Tagen!" geschnappt und los geht´s!
Schon beim Aufschlagen des Buchs merkt man, dass nicht alles todernst zu nehmen ist. Es handelt sich um eine humorvolle Geschichte, zwar mit ernstem Hintergrund, aber dazu später mehr.
Sowohl das Vorwort als auch die Einleitung (JAAA, es gibt beides), rufen bereits die ersten Schmunzler auf den Plan. Hier wird auch direkt Bezug darauf genommen, dass das Buch eigentlich nicht von einer 12-jährigen geschrieben worden sein kann -und ja, Aris ist ziemlich klug für ihr Alter ;)- und es werden mögliche Erklärungen hierfür gegeben. Abgesehen davon, dass ich diese Erläuterungen bereits total süß fand, räumen sie schon im Vorfeld die ein oder andere "Unstimmigkeit" aus, die einem ansonsten über die Füße fallen würde. Also bitte lesen :)
Ach ja: Da es sich um Aris´Buch handelt, ist hier natürlich alles schön gegliedert, wie man das in der Schule gelernt hat. Wir beginnen mit der "Exposition" und enden mit dem "Dénouement". Dass mir da auch ja keiner den Überblick verliert :D
Erzählt wird die Geschichte aus Aris´Sicht, was mir sehr gut gefallen hat. Mit ihrer flapsigen, neunmalklugen Art konnte sie mich direkt auf ihre Seite ziehen. Sie ist schlagfertig und unterstreicht ihre Ausführungen oftmals mit Fremdwörtern, die wohl die meisten Kinder eher nicht kennen... Aber obwohl sie immer versucht zu helfen, ist sie letzten Endes doch nur ein Kind. Da kann schon das ein oder andere Tränchen rollen, wenn etwas nicht so läuft, wie es ihrer Meinung nach sollte.
Die Probleme, die sie und ihre Familie plagen, sind absolut stimmig und nachvollziehbar. Sei es der fehlende Vater, eine überforderte alleinerziehende Mutter, Geldsorgen sowie auch einfach nur der Wunsch, alles richtig zu machen oder sich mit geplatzten Träumen zu arrangieren.
Das Einzige, was mir nicht so gut gefiel, waren ein paar "Abzweige" zuviel, die die Autorin hat einfließen lassen. Manchmal wusste ich nicht so recht, wo genau sie nun hin wollte. Ein paar kleine Themen weniger hätten mir das Gesamtbild stimmiger gemacht.
Alles in allem war "eine Therapie für Aristoteles" für mich eine Geschichte über alltägliche Unzulänglichkeiten, Träume und dem Wunsch nach einem zufriedenen Miteinander. Und obwohl viele ernste Themen angeschnitten werden, geschieht dies doch immer mit einem Schmunzeln. Melanie Sumner hat es geschafft, einen nicht alltäglichen, berührenden und gefühlvollen Roman zu erschaffen, der beim Lesen viel Freude beschert. Mal was erfrischend anderes ;)