Profilbild von Booknaerrisch

Booknaerrisch

Lesejury Star
offline

Booknaerrisch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Booknaerrisch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2018

"Unwetter haben keine Angst" - eine gelungene Dystopie!

Die Perfekten
0

Zitate:
"Sie war anders. Sie war ein Ghost. Kein wirklicher Geist, sondern jemand, der im System keinen Platz hatte. Sie war nicht registriert, und wer keine Nummer hatte, existierte nicht. Es war verboten, ...

Zitate:
"Sie war anders. Sie war ein Ghost. Kein wirklicher Geist, sondern jemand, der im System keinen Platz hatte. Sie war nicht registriert, und wer keine Nummer hatte, existierte nicht. Es war verboten, nicht zu existieren." Seite 12
"Mein Bruder sagt, ich hätte Pech gehabt. Ich bin bloß eine Drei und werde niemals hier wegkommen." Seite 70
"Es gab nur sie und Storm. Zusammen waren sie eine Einheit, eine Einheit, füreinander bestimmt. Ein tobendes, unabhängiges Unwetter. Sie brauchte keine Freunde, keinen Lark. Nur Storm." Seite 127

Meinung:

Die Geschichte spielt in einer Welt, wie sie schlimmer kaum sein könnte. Die Menschen werden anhand ihrer Gene in 3 Klassen unterteilt, plus Untergruppen. Die Schönen, Intelligenten und Gesunden sind eine 1 oder 1+, die Mittelmäßigen bzw. Normalen sind eine 2 und die Kranken oder Verrückten sind eine 3. Und ihr könnt mir glauben, die 3er haben es nicht wirklich leicht. Oftmals werden sie selbst von ihren eigenen Familien verstoßen, damit deren Ansehen durch ein 3er nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Rain ist ein Ghost. Geboren, ohne dass ihre Mutter eine Erlaubnis zur Fortpflanzung gehabt hätte, lebt sie ein Leben in den Schatten. Immer auf der Flucht vor den Sentinal, der Polizeiarmee der Gesegneten, und den Drohnen.
Denn sie ist als Ghost für ihre Mitmenschen die pure Gefahr! Die Gesegneten -die menschliche Elite- machen keine Unterschiede zwischen Ghosts und Rebellen. Für sie bringen beide nur Ärger, Tod und vor allem die Rote Seuche, vor der sich alle fürchten.
Lark ist zwar ein 1er, somit sollte sein Leben zwar leichter sein, dies trifft aber nur bedingt zu. Geboren in eine Mischehe -sein Vater ist „nur“ eine 2-, und einer 3er Schwester, bleiben ihnen viele Vorteile verwehrt. Das Geld ist knapp und da 3er keine medizinische Unterstützung bekommen, ist er gezwungen, Dinge zu tun, die er nicht will…

Dies war mein erstes Buch der Autorin, es wird jedoch nicht mein letztes gewesen sein. Nicht nur der Schreibstil ist sehr angenehm, auch die Details konnten mich überzeugen.
Die Welt, die Caroline Brinkmann kreiert, ist liebevoll erdacht. Man kann die Mühe, die sie sich gegeben hat, um ein rundes Bild zu erschaffen, deutlich spüren.
Die Geschichte spielt im Land Hope, das in 10 Zirkel unterteilt ist. Lark und Rain leben in Grey. Und ja, der Name ist Programm. Die Anwohner sind geplagt von Dreck und Smog, der stellenweise so ausgeprägt ist, dass ein Leben ohne Atemmaske nicht möglich ist.
Dementsprechend grau ist auch die Stimmung des Buches, die Ungerechtigkeiten und Gefahren sind da nur das letzte i-Tüpfelchen… Gewalt, die Lebensumstände im Allgemeinen, gefährliche Rebellen, Krieg an den Landesgrenzen und vielerlei unerwartete und vor allem gefährliche Wendungen sorgen dafür, dass die Atmosphäre auch durchgehend passend und vor allem spannend bleibt! Absolut keine Langeweile in Sicht ;)

Zeitlich gesehen, spielt das Geschehen in der Zukunft, was die Autorin zu einigen Erfindungen hat greifen lassen, die es heutzutage noch nicht gibt. Oder eben nicht in dem Maße. Die Wohnungen in Grey werden dauerhaft von DustBots gereinigt, es gibt MedBots zur medizinischen Versorgung, usw. Dies sind jedoch bei weitem nicht die einzigen Beispiele für die medizinischen und technischen Fortschritte. Unser Alltag, wie wir ihn kennen, stellt für die Menschen in Grey nur noch ein unverständliches Mysterium dar. Und wer zur Hölle ist bitte dieser seltsame Herr Weihnachten??? :D

Besonders witzig empfinde ich die Tatsache, dass man sich als Leser dabei ertappt, sich über diese harte und ungerechte Unterteilungen der Menschen aufzuregen. Ja, es ist bitter und wirklich unfair, aber ist es wirklich schlechter als in unserer realen Welt? Ist es nicht einfach nur anders?? Beim Lesen wird uns nur allzu deutlich bewusst, dass diese Trennungen und Unterscheidungen heute genauso existieren, jedoch basierend auf anderen Grundlagen…

Ich muss zugeben, dass ich mich beim Lesen stellenweise an Panem erinnert gefühlt habe, gerade was die Glitzerwelt der Gesegneten im Kontrast zu der Armut der meisten Zirkel betrifft. Auch die Idee mit den Cabmans zum Beispiel, den Helferlingen die ausschließlich ihrem Gesegneten zugeteilt sind, haben dieses Gefühl noch verstärkt. Aber auch, wenn ich an diesen Stellen schmunzeln musste, wirken sie jedoch keinesfalls abgekupfert, da sie perfekt zur Story passen und auch nicht übermäßig auftreten.

Für mich ist „Die Perfekten“ eine gelungene Dystopie voller Überraschungen, Ideenreichtum und fesselnden Lesestunden. Das Ende würde ja theoretisch eine Fortsetzung ermöglichen, ich bin jedenfalls gespannt!

Veröffentlicht am 19.01.2018

etwas völlig Neues und auch Anderes, wobei es definitiv nicht jedermanns Geschmack treffen wird

Cinderella
0

Zitate:
Vergiss es. Ich düse jetzt nicht nach Berchem, um mich auf einen Behinderten zu hocken. Ich bin eine Hure und nicht die Heilsarmee. Seite 24
"Der Erste, der mich nicht bezahlen konnte, das war ...

Zitate:
Vergiss es. Ich düse jetzt nicht nach Berchem, um mich auf einen Behinderten zu hocken. Ich bin eine Hure und nicht die Heilsarmee. Seite 24
"Der Erste, der mich nicht bezahlen konnte, das war dein Vater", rief sie in die Dunstglocke von Nikotin, Blut und Sperma hinein, die uns zu umgeben schien." Seite 46
"Bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr war ich ein lästiger Floh im Fell der Schule. Danach gab ich mir alle Mühe, ein unausstehlicher Floh im Fell der ganzen Welt zu sein." Seite 85

Meinung:

„Cinderella“ ist die Geschichte über Michaels Leben. Das Leben mit einer Prostituierten als Mutter und so manchen Berührungspunkten mit einigem wirklich üblem Mist.
Sex, Gewalt, Kriminalität, Drogen und Missbrauch sind für ihn alltäglich, selbst seine Kindheit blieb da nicht verschont…

Zugegeben, als ich den Klappentext zum ersten Mal gesehen hatte, war ich sehr neugierig, obwohl mir sofort bewusst war, dass dieses Buch stark polarisieren wird.
Nun habe ich es beendet und bin mir sicher, dass es die Leserschaft definitiv noch mehr spalten wird, als angenommen…

Prinzipiell neige ich dazu, die Geschichte zu dritteln ;)

Das 1. Drittel ist etwas gewöhnungsbedürftig. Michael erzählt seine Geschichte und erklärt, wie es dazu kam, ein Bordell zu eröffnen und seine Mutter anzustellen, um sie zu retten…
Besonders die Ausdrucksweise wird dem ein oder anderen auffallen, denn sie ist definitiv ziemlich derbe gewählt und beinhaltet sowohl so manchen Fluch als auch Kraftausdruck. Diese wird auch im kompletten Verlauf beibehalten und gestalten sich stellenweise auch recht brutal, die Geschichte ist somit nichts für zartbesaitete Gemüter. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das nicht jeder Leser abkann.
Dazu kommen Details aus Michaels Kindheit. Seine Mutter hat sich nie wirklich um ihn und seinen Bruder gekümmert, dafür haben sie Sex, Alkohol, Drogen und der kontinuierliche Männer- und somit Wohnungswechsel zu sehr auf Trab gehalten. Ernährt hat er sich dadurch, seiner Mutter Geld zu klauen, um Nahrung zu kaufen. Und auch seinen Charakter hat diese Zeit extrem geprägt. Es wäre sogar etwas untertrieben, ihn einfach nur als unsympathisch zu bezeichnen. Er quält seinen Bruder und auch seine Mitmenschen. In der Schule usw., fällt er nicht unbedingt durch Nettigkeit auf. Mir kam es so vor, als würde der Autor den Hauptcharakter absichtlich wie einen Proll erscheinen lassen, aber ich kann mich natürlich irren ;)
Das Schwierigste an diesem 1. Drittel sind jedoch die Sprünge, die gemacht werden. Zeitlich gesehen, beginnen wir kurz vor der Übernahme des Cinderella. Aber ab diesem Moment springt er in der Zeit, um seine Geschichte zu erzählen. Dadurch, dass ich eigentlich immer versuche, die ersten 100 Seiten eines Buches am Stück zu lesen, kam ich gut zurecht. Aber bei Lesern die mehr stückeln, könnte ich mir vorstellen, dass der Einstieg sich deutlich schwieriger gestalten wird.

Das 2. Drittel war für mich bedeutend angenehmer zu lesen. Hier nimmt die Geschichte Fahrt auf und beinhaltet auch so manche unfassbare Wendung. Dazu kommen ein paar Schlagabtausche, die mich ein paar Mal schmunzeln ließen. Es ist zwar nach wie vor ein Stück weit schwierig, ein so brisantes Thema mit Humor zu verknüpfen, aber hier ist es Michael Bijnens definitiv gelungen. Seine Darsteller sind stellenweise einfach - nennen wir es mal- skurril bzw. schräg, und die derbe Ausdrucksweise passt dazu zumeist ziemlich gut.

So, nun kommen wir zum letzten und für mich schwierigsten Drittel. In diesem hat mir der Autor an manchen Stellen etwas zu weit ausgeholt, so dass die Spannung für mich etwas verloren ging. Generell ginge das noch, aber auch die Stories die erzählt, werden immer brutaler und auch abenteuerlicher. Ein paar Details empfand ich als etwas unglaubwürdig, ganz so, als hätte der Autor versucht, noch eins und noch eins draufzusetzen. Für mich wäre hier etwas weniger mehr gewesen.
Dazu kommt, dass das Ende wirklich schräg ist und auch etwas abrupt. Einige Handlungsstränge zu denen ich mir eine Auflösung gewünscht hätte, laufen ins Leere, wohingegen andere für meinen Geschmack nicht so deutlich hätten ausgeschmückt werden müssen.

Alles in allem war „Cinderella“ für mich etwas völlig Neues und auch Anderes. Wer keine Probleme mit Kraftausdrücken und einer derben Ausdrucksweise hat, ist hier auf jeden Fall gut bedient, denn lesenswert ist dieses Buch definitiv!
Wer also keine Angst vor einer Geschichte über Gewalt, Kriminalität, Drogenmissbrauch uns Sex hat, kann zugreifen!
Ach ja, Englischkenntnisse sind absolut von Vorteil, da die amerikanisch Prostituierte Evangeline ziemlich viel in ihrer Muttersprache von sich gibt ;)

Veröffentlicht am 19.01.2018

eine wirklich süße Grundidee, deren Umsetzung mich jedoch leider nicht ganz überzeugen konnte

Die Königinnen der Würstchen
0

Zitate:
"Aber wie es aussieht, hat die arme Astrid bei den Ordensschwestern nicht das gleiche Training erhalten wie ich: Offenbar hat man ihr dort nicht oft genug gesagt, dass sie dick und hässlich ist." ...

Zitate:
"Aber wie es aussieht, hat die arme Astrid bei den Ordensschwestern nicht das gleiche Training erhalten wie ich: Offenbar hat man ihr dort nicht oft genug gesagt, dass sie dick und hässlich ist." Seite 21
"Das heißt nicht, dass ich meinen Körper nicht mag, es heißt nur, dass ich ihn hasse." Seite 163

Meinung:

Mireille, Astrid und Hakima. Drei junge Mädchen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsamen haben. Außer der Tatsache, dass sie von ihren Mitschülern in den sozialen Medien zu den Königinnen der Würstchen gewählt wurden. Klingt witzig, denkt ihr? Mitnichten! Denn die Gold-, Silber- und Bronzewurst gehen an die drei hässlichsten Mädchen der Schule.
Ganz spontan ergibt sich die Gelegenheit, dass sie sich kennenlernen. Bei dieser Gelegenheit wird schnell klar, dass sie zwar komplett unterschiedliche Motive haben, aber dennoch ein gemeinsames Ziel: Paris. Also auf, auf! Einmal auf's Fahrrad geschwungen und einen Road-Trip der besonderen Art gestartet :)

Die Geschichte um Mireille und die anderen Königinnen spielt in einer Welt... Tja, unsere Welt eben. Ignoranz, Diskriminierung und Mobbing sind keine Seltenheit.
Und weil das noch nicht reicht, spielen auch noch die sozialen Medien eine große Rolle, in denen dann wirklich jeder meint, seinen (anonymen) Senf dazu abgeben zu müssen.
Das war natürlich mein Stichwort. Seit ich zum ersten Mal von dem Buch gehört hatte, musste ich es einfach lesen.
Erwartet hatte ich eine sowohl emotionale, bewegende, als auch teilweise witzige Geschichte voller Abenteuer.
Das Ergebnis jedoch, war dann etwas anders als erhofft.

Kommen wir zuerst zum Schreibstil. Er ist größtenteils sehr jugendlich gehalten und flüssig zu lesen, stellenweise waren die Übergänge von der Erzählung zur direkten Rede jedoch etwas holprig, so dass man ab und an etwas genauer lesen musste, um zu verstehen, wer denn jetzt genau mit wem redet. Abgesehen davon, hat die Autorin es geschafft, mit ihren Erzählungen und kleinen Exkursionen, eine wirklich französische Stimmung zu schaffen. Landschaften, Küche und landestypische Begebenheiten haben mich daran erinnert, dass ich schon viel zu lange nicht mehr in Frankreich war ;)

Die Protagonisten sind liebevoll ausgearbeitet, mit ihren ganz eigenen Stärken, Schwächen und Problemen sowie Träumen, Wünschen und Sorgen. So sollte eigentlich für fast jeden Leser ein Charakter dabei sein, mit dem er zumindest ein Stück weit mitfiebern kann.
Leider lag genau darin mein Problem. Mir lag der Hauptcharakter Mireille einfach so gar nicht. Ich empfand sie größtenteils als anstrengend und konnte nahezu keinerlei Sympathie aufbauen. Hinzu kommt, dass der Humor, der mit dem Thema Road-Trip üblicherweise einhergeht, zwar vorhanden, aber einfach nicht meiner war. In Folge dessen, waren mir die Witze zu flach und die Wendungen zu wenig nachvollziehbar. Das ist natürlich sehr schade, aber was soll man machen, wenn einfach die Chemie nicht stimmt? ;)

Nichtsdestotrotz möchte ich die Geschichte um Mireille, Astrid und Hakima allen ans Herz legen, die Spaß an Road-Trips und/oder Geschichten rund um die Themen Diskriminierung und Mobbing, aber auch guten Dingen wie Freundschaft, Selbstliebe und der Erfahrung, was im Leben wirklich zählt, haben. Denn die Grundidee ist wirklich toll! Vermutlich wäre meine Meinung anders ausgefallen, wenn der Humor oder noch besser, die Sympathie, gepasst hätten.

Veröffentlicht am 19.01.2018

bewegend, bildgewaltig und tiefgründig

Und wenn die Welt verbrennt
0

Zitate:
"Stell dir einen Film nur mit Statisten vor. Das ist Langeweile.
Stell dir einen Film mit einer Hauptperson und sonst nur Statisten vor. Das ist Einsamkeit." Seite 21
"Kennst du das Gefühl, kleiner ...

Zitate:
"Stell dir einen Film nur mit Statisten vor. Das ist Langeweile.
Stell dir einen Film mit einer Hauptperson und sonst nur Statisten vor. Das ist Einsamkeit." Seite 21
"Kennst du das Gefühl, kleiner Käfer? Die Monster sind am größten, wenn man die Hand schon am Lichtschalter hat." Seite 41
"Vermissen - das ist körperlich, als hättest du einen Abdruck auf mir hinterlassen, wie eine Kuhle im Kopfkissen, nur dass die Kuhle wehtut." Seite 166

Meinung:

Zu dem Zeitpunkt, an dem Alisa und Felix sich kennenlernen, sind beide nicht vollständig. Alisa ist einsam, voller Trauer und sehr verletzlich, wohingegen Felix am liebsten tief hinter die Fassaden anderer Menschen sieht, da er sich selbst als unzulänglich empfindet. Relativ schnell hofft der Leser, dass sie vielleicht ihre gegenseitige Rettung bedeuten könnten, aber ist das überhaupt möglich, wenn einer ein tiefes und dunkles Geheimnis mit sich trägt von dem niemals jemand erfahren darf???

Bereits nach der Leseprobe war mir klar, dass Alisas und Felix´ Geschichte etwas Außergewöhnliches ist. Wer Ulla Schelers Debut "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" oder eine Rezension darüber gelesen hat, weiß, dass ihre Art zu schreiben etwas ganz Besonderes ist. Da ich es sowohl gelesen als auch geliebt habe, stand für mich außer Frage, dass ich wissen muss, ob sie das, was die Leseprobe verspricht, auch halten kann ;)
Und was soll ich sagen, ein weiteres Mal war es für mich quasi Liebe auf den ersten Blick. Erneut konnte sie mich mit ihrem tiefgründigen und poetisch anmutenden Schreibstil komplett in ihren Bann ziehen. Die Bilder, die sie zeichnet, die Gedanken der Charaktere -sowohl die glücklichen als auch die dunklen-, erschaffen eine Geschichte, die mich sowohl gefesselt, als auch berührt hat!
Selbst das Auswählen der Zitate war eine Qual für mich, da ich mich schon nach relativ kurzer Zeit nicht mehr entscheiden konnte, welche mir nun am Besten gefallen haben. Ich kann ja schlecht das ganze Buch abschreiben, oder? ;)

Generell muss man dazu sagen, dass das Tempo der Geschichte eher ruhig gehalten ist, es handelt sich definitiv nicht um einen actionreichen Kracher, bei dem ein Knall auf den anderen folgt.
Aber für meinen Geschmack brauchte es das auch nicht, denn die Autorin schafft es mit vielerlei emotionalen Dingen wie Liebe, Angst, Trauer und Träumen -zukünftige wie geplatzte- eine düstere und zugleich hoffnungsvolle Atmosphäre zu erschaffen, deren Anspannung die ganze Zeit anhält und uns mitfiebern lässt.
Einen großen Anteil daran trägt natürlich Alisas großes Geheimnis, das sich uns nur sehr langsam offenbart.
Auf dem Weg dahin habe ich selbst natürlich kräftig mitgerätselt und bin meinen Überlegungen nachgehangen, und dennoch habe ich diesbezüglich viele Überraschungen erlebt. Selbst, wenn ich eine bestimmte Wendung erahnen konnte, wurde sie letzten Endes dann doch wieder von etwas Unerwartetem abgelöst.

Besonders mag ich die Entscheidung, die Kapitel kurz und im Wechsel zwischen den beiden Protagonisten zu halten. So erfuhr ich so viel über die Beiden, dass ich mitleiden, mitfühlen, und einfach nicht damit aufhören konnte, an ihrer Geschichte teilhaben zu wollen. Zu intensiv nahmen mich ihre Beweggründe, Träume und Ängste gefangen.

Zu Beginn war ich unsicher ob es mir möglich sein würde, die selbe Faszination wie bei Ulla Schelers Debut zu entwickeln, aber doch, ich kann definitiv!
"Und wenn die Welt verbrennt" war für mich eine wirklich bewegende, bildgewaltige und tiefgründige Geschichte voll unterschiedlicher Emotionen, die mich hoffen lässt, dass schon bald ein neues Buch die Feder der Autorin verlassen wird!

Veröffentlicht am 19.01.2018

ein vielversprechendes Debut

Ivory and Bone
0

Zitate:
"Es ist beunruhigend, in dieser Dunkelheit zu sein. Noch mehr beunruhigt es mich, hier mit dir zu sein." Seite 8

"Du bleibst in der Tür stehen und beobachtest mein Gesicht. Als du siehst, wie ...

Zitate:
"Es ist beunruhigend, in dieser Dunkelheit zu sein. Noch mehr beunruhigt es mich, hier mit dir zu sein." Seite 8

"Du bleibst in der Tür stehen und beobachtest mein Gesicht. Als du siehst, wie mir ein Licht aufgeht, lächelst du." Seite 108
"Ich entschuldige mich und laufe weiter, um den Honig zu holen, und mir fällt noch ein Unterschied zwischen dir und Lo ein. Sie hat bessere Manieren als du." Seite 154

Meinung:

Die Geschichte von Mya und Kol ist eine Geschichte, fernab unserer Zeit. Die Menschen jagen Mammuts, um sich zu ernähren und suchen Schutz vor Säbelzahntigern.
In dieser Welt treffen wir auf die Beiden, erleben ihr Kennenlernen, und werden Zeuge der Ängste und Gefahren, denen sie täglich ausgesetzt sind...

Die Story beginnt in einer Höhle, in der sie Unterschlupf suchen, da Mya schwer verletzt ist. Um nicht einzuschlafen erzählt Kol ihre ganze Geschichte, wie es dazu kam und wer sie sind, im Rückblick.
Schnell merkt man, dass der Titel des Buches Programm ist. Das ungewöhnliche daran ist, dass die Autorin wirklich komplett aus Kols Sicht erzählt. Dies macht ihn für uns zwar sehr authentisch, brachte mir aber auch die ein oder andere Schwierigkeit.
Kol spricht Mya in der Geschichte immer wieder mit "Du" an, was verständlich ist, aber normalerweise ist man als Leser ja selbst der angesprochene, und nicht eine komplett andere Person. Das war zwar nicht wirklich ein Problem, jedoch irgendwie gewöhnungsbedürftig.

Die Welt, das Julie Eshbaugh zum Leben erweckt, ist wirklich grandios. Zahlreiche Bilder, Details und Emotionen bilden ein gelungenes und vor allem reales Setting. Die Ängste und Sorgen der Menschen sind einfach komplett anders als heute, denn es geht ums blanke Überleben. So schön die große Tundra auch ist, in der Kol und sein Clan leben, Gefahr lauert überall. Hunger, Kälte, ja selbst Verletzungen können zum Tod führen. Eins der größten Probleme des Clans ist jedoch wider Erwarten nicht die drohende Gefahr durch gefährliche Tiere, sondern die Tatsache, dass er kurz vor dem Aussterben steht, denn es gibt bei ihnen keine jungen Frauen mehr. Dementsprechend sind auch die Sorgen und Ängste andere, als wir sie kennen. Eine große Rolle spielen auch Stolz, Ehre und Glauben, die -und da ähnelt es dann doch wieder unserer Zeit- zu Fehden, Schuld und möglichen Kriegen führt.

Gerade durch diese Intensität, mit der die Autorin uns diese Welt darlegt -die wunderschöne und gleichzeitig tödliche Natur, Kols Gedanken und Beweggründe-, merkt man, dass sie viel Augenmerk auf Stimmung und Atmosphäre legt. Dies erzeugt jedoch gleichzeitig eine relativ ruhige Geschichte, die erst im Verlauf richtig Fahrt aufnimmt. Ich fand das nicht schlimm, könnte mir jedoch vorstellen, dass der ein oder andere Leser das als zu ruhig empfinden könnte. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird ab der 2. Hälfte mit gekonnten Wendungen und viel Spannung belohnt. Und ja, wir erfahren auch, wieso Kol sich überhaupt noch mit Mya abgibt, obwohl sie zu Beginn der Geschichte alles andere als sympathisch auf uns wirkt ;)

Für mich ist Ivory & Bone ein vielversprechendes Debut, das mir alleine schon wegen seiner Andersartigkeit imponiert hat. Ich bin gespannt, was wir von der Autorin in Zukunft noch zu lesen bekommen werden.