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Veröffentlicht am 16.01.2018

Faszinierend und beängstigend zugleich

Pheromon 1: Pheromon
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Zitat:

"Sie stand nicht weiter als zehn Meter von ihm entfernt. Dazwischen befand sich allerdings ein Meer von vernetzten Zombies auf ihrem Marsch in die Verdammnis." Seite 22


Meinung:

Zwei unterschiedliche ...

Zitat:

"Sie stand nicht weiter als zehn Meter von ihm entfernt. Dazwischen befand sich allerdings ein Meer von vernetzten Zombies auf ihrem Marsch in die Verdammnis." Seite 22


Meinung:

Zwei unterschiedliche Lebzeiten, zwei komplett andere Menschen. Und dennoch haben sie eines gemeinsam: einen äußerst gefährlichen und scheinbar unüberwindbaren Feind!
Werden sie eine Möglichkeit finden, dieses Übel abzuwenden? Nur eins ist sicher, dies wird ein Kampf ums nackte Überleben, und das nicht nur für sie!

Ich muss ja zugeben, dass ich sofort Feuer und Flamme war, als ich von dieser Kooperation gehört habe. Thariot und Rainer Wekwerth, zwei Autoren, die ich gerne lese, zusammen in einem Buch. Na wenn das keine Neugier weckt!
Auch die Optik dieses Schätzchens, hat es mir sehr angetan. Und dass, obwohl ich eigentlich kein Coverkäufer bin. Aber, zurück zum Thema :)

Wir werden langsam an die drohende Gefahr herangeführt, immer im Wechsel der Perspektiven zwischen dem Jugendlichen Jake, im Jahr 2018, und dem 68-jährigen Travis, der im Jahr 2118 versucht, der Bedrohung den Garaus zu machen.
Witzig fand ich hierbei, dass sogar die Schriftart unterschiedlich gewählt wurde, so kann man eigentlich gar nicht übersehen, wo/wann man sich gerade befindet.
Während es bei Jake eher gemächlich zugeht, indem er Veränderungen sowohl an sich, als auch an seinen Mitschülern wahrnimmt, wird bei Travis die Gefahr etwas schneller greifbar. Alles deutet auf eine Gruppe namens "Human Future Project", die seltsamerweise immer wieder auftaucht. Aber ist sie wirklich der Feind, oder sind ihre Ziele tatsächlich zum Wohl der Menschheit ausgelegt? Das müsst ihr leider selbst herausfinden ;)

Sehr interessant und spannend fand ich persönlich ja Jakes Veränderungen. Plötzlich sieht und riecht er besser. Und mit "riechen" meine ich nicht nur Gerüche wie in der Natur, sondern auch Gefühle und Charaktereigenschaften der anderen Menschen! Ich meine, abgesehen davon, dass ich vermutlich nie wieder in einen Bus steigen würde und wahrscheinlich jede Menschenansammlung meiden würde, wäre es schon irgendwie praktisch, immer zu wissen, was die Person dir gegenüber gerade fühlt, oder? Da muss ich wohl noch ein bisschen darüber nachdenken...
Travis hingegen durchläuft keine körperlichen Veränderungen, wobei er für meinen Geschmack psychisch und physisch schon sehr agil ist. Er wird überfallen, ein zweites Mal überfallen und gerät nach und nach in ein ziemlich gefährliches und nervenaufreibendes Szenario, wobei er während dieses Verlaufs immer mehr Berührungen mit dem "Human Future Project" hat.
Dass man als Leser erkennen kann, dass beide Handlungsstränge kontinuierlich aufeinander zusteuern, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Spannung nimmt weitestgehend parallel zu, wobei ich mir in diesem Punkt etwas mehr gewünscht hätte. Trotz des brisanten Themas baut sich diese für meinen Geschmack relativ langsam auf, dafür hat es das Ende dann in sich! Wobei ich dazusagen muss, dass das Ende doch sehr nach einer Fortsetzung schreit. Ich wäre dann bereit, die Herren :)

Ein weiterer Punkt der mir beim Lesen aufgefallen ist, sind die Charaktere. Sie lassen mich leider etwas zwiegespalten zurück. Vor allem Jake bleibt für meinen Geschmack etwas blass, bei ihm wollte mir der Zugang nicht so recht gelingen. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass er z.B. auf die körperlichen Veränderungen relativ wenig reagiert, sie quasi nebenher abtut. Ich meine HEY! Wenn ich morgen aufstehen und plötzlich riechen könnte, dass der Mann vor mir zornig auf mich ist, oder verliebt oder ähnliches, würde ich vermutlich komplett ausrasten!!! Ihr etwa nicht? Jake reagiert irgendwie, hmmm, gar nicht so recht... Das war für mich schon seltsam.
Travis hingegen hat bedeutend mehr Emotionen, Beweggründe und persönliche Details vermittelt - bei ihm war das Hineinversetzen und Mitfiebern leichter.
Dafür wurden jedoch ein paar sehr gute Nebencharaktere eingeführt, die gut in die Geschichte gepasst und mein Jake-Dilemma etwas relativiert haben.

Für mich ist "Pheromon" ein Buch voller faszinierender und beängstigender Möglichkeiten, das für meinen Geschmack zwar etwas mehr Tempo vertragen hätte, jedoch durch Konstellation und Ideenreichtum definitiv Lust auf mehr macht.

Veröffentlicht am 14.01.2018

Sei mutig, wenn du kannst!

Als wir fast mutig waren
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Zitate:

"Ich versuchte meine Angst zu verbergen und uns beide davon zu überzeugen, dass er wirklich wiederkommen würde." Seite 8
"Ich wusste nicht, dass Mom schon immer ihre ewige Ruhe im Ozean finden ...

Zitate:

"Ich versuchte meine Angst zu verbergen und uns beide davon zu überzeugen, dass er wirklich wiederkommen würde." Seite 8
"Ich wusste nicht, dass Mom schon immer ihre ewige Ruhe im Ozean finden wollte. Ich dachte, sie wollte immer bei uns bleiben." Seite 19
"Dornen stachen in meine Beine und Steinchen steckten in meinen Handflächen, aber ich achtete nicht darauf. Wenn man überleben will, muss man Schmerzen aushalten." Seite 48

Meinung:

Ein unfassbares Szenario, und dennoch bestimmt schon einmal so geschehen…
Die 12- und 8-jährigen Schwestern Liberty und Billie werden von ihrem Vater mitten im Nichts an einer Tankstelle ausgesetzt. Ohne Nahrung, Kleidung oder Wasser, sind sie nun auf ihrem langen Weg nach Hause, auf sich allein gestellt, …

Normalerweise achte ich da ja nicht so sehr darauf, aber findet ihr nicht auch, dass das Cover des Buchs einfach nur toll ist? Ich kann nichts dafür, aber meine Neugierde war beim ersten Blick sofort geweckt.
Und ehrlich gesagt, steht der Inhalt dem ersten äußeren Anschein in Nichts nach!

Der Schreibstil ist passend zu Libertys Alter gewählt. Wir begleiten sie auf ihrer Reise mit ihrer Schwester, ihren Ängsten und Überlegungen. Sie ist ein wirklich ein toller Charakter, ihr Mut und ihre Entschlossenheit sind einfach schön zu lesen.
Sie lebt in dem Moment, um ihren Heimweg zu finden und ihre Schwester zu retten und sie ÜBERlebt, indem sie immer wieder ihr Wissen über Tiere abruft und für sie wichtige Listen erstellt. Ihre Geschichte zu lesen, lässt einem einfach nur das Herz aufgehen. Denn mit ihren 12 Jahren ist sie schon so einiges gewohnt. Zum Beispiel die Verantwortung für Billie zu tragen. Ihre Mutter zog sie alleine auf, musste dadurch viel arbeiten und die Mädchen waren auf sich allein gestellt. Nun ist ihre Mutter tot und der Vater, den sie eigentlich beide nicht kennen, hätte sich um sie kümmern sollen. Tja, was daraus geworden ist, sieht man ja.

Auch macht Liberty während ihrer Reise einen schönen Wandel durch, der dem Leser viel Freude bereitet. Denn aus Angst, von ihrer Schwester getrennt zu werden, vertraut sie niemandem, und versucht stark genug für sie beide zu sein. Aber irgendwann muss sie einsehen, dass es manchmal auch einfach heißt: „Sei mutig, wenn du kannst“. Aber Vertrauen zu haben und Hilfe anzunehmen ist manchmal gar nicht so einfach, wenn man Angst hat, alles zu verlieren.
Sie muss erkennen, dass es die passenden Zeiten für alles im Leben gibt. Ob Mut, Angst, Trauer oder Hoffnung, jedes einzelne davon gehört zum Erwachsen werden dazu. Die Kunst ist nur zu erkennen, wann was seine Zeit hat ;)

Ich hatte sehr viel Spaß mit Libertys und Billies bewegender Reise voller Hochs, Tiefs und Abenteuer! Eine Geschichte voller Emotionen, die mich sowohl traurig gemacht, als auch zum Schmunzeln gebracht haben. Manchmal ist Libertys kindliche Direktheit einfach nur zu süß!

Veröffentlicht am 14.01.2018

Wie nennt man bitte die Steigerung zu Highlight?? ;)

Das Reich der Sieben Höfe – Flammen und Finsternis
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Zitate:

"Es war ohnehin leichter, ihm nichts erklären zu müssen. Ihm nicht sagen zu müssen, dass ich ihn, die Fae und ganz Prythian von Amarantha zwar befreit, mich selbst damit aber zugleich in Stücke ...

Zitate:

"Es war ohnehin leichter, ihm nichts erklären zu müssen. Ihm nicht sagen zu müssen, dass ich ihn, die Fae und ganz Prythian von Amarantha zwar befreit, mich selbst damit aber zugleich in Stücke gerissen hatte." Seite 16
"Ich würde auseinanderfallen, und die Welt würde erkennen, dass ich in Trümmern lag." Seite 54
"Wieder wanderte sein Blick über mich, als ob er durch die pfirsichfarbene Seide schauen könnte, durch meine Haut, bis zu meiner zerrissenen Seele." Seite 74

Meinung:

Feyre hat Amarantha besiegt, ist wieder mit ihrem Geliebten vereint, ihre Hochzeit steht bevor und so sollte sie eigentlich glücklich sein. Eigentlich... Denn leider gibt es mehrere Faktoren, die dem entgegenwirken.
Sie hat Albträume und die von ihr getöteten Fae lasten schwer auf ihrem Gewissen. Das geht so weit, dass sie an nichts mehr Freude empfinden kann, was ihr Herz früher schneller schlagen lies. Nicht mal das Zeichnen macht ihr noch Spaß.
Und da wäre da auch noch Tamlin. Aus Angst sie zu verlieren, denn zu tief sitzen die Erinnerungen an Amaranthas Martyrium, schließt er sie nicht nur aus allem Wissen, was um den Hof herum passiert, aus, sondern Feyre selbst auch ein. Sie darf weder ohne Begleitschutz das Haus verlassen, noch ihre Familie sehen.
Und dann wäre da ja auch noch das Versprechen an Rhysand. Diese eine Woche im Monat, die sie bei ihm verbringen muss, um ihre Schuld zu begleichen. Zuerst denkt sie noch, dass er es vergessen haben könne, da sie seit drei Monaten nichts von ihm gehört hat.
Aber ihr kennt ja Rhys... Er kommt natürlich zum unpassendsten Zeitpunkt und fordert sein Recht ein. Na wenn das mal gut geht! Vor allem, da Rhysand von einem bevorstehenden Krieg mit dem König von Hybern spricht, der angeblich auch die Menschenwelt angreifen will.
Ist das nur eine List um sie zu täuschen und zu verletzen? Und das wird nicht die letzte Überraschung sein, der Feyre im Laufe der Geschichte begegnet...

Obwohl Band 1 eigentlich noch gar nicht so lange her ist, kam mir das Warten auf die Fortsetzung wie eine Ewigkeit vor! Für mich war der Reiheneinstieg ein absolutes Highlight und ich war unheimlich gespannt darauf, ob Sarah J. Maas, dieses stumme Versprechen an ihre Leser halten kann. Diese Neugierde wurde noch stärker, als ich Band 2 dann (endlich) in Händen hielt. Natürlich hoffte ich das Beste, aber die Faszination auf über 700 Seiten aufrecht zu erhalten, erschien mir eine kleine Herausforderung zu sein. Aber dazu mehr am Ende meiner Rezension.

Ein weiteres Mal bin ich absolut hingerissen von der Vorstellungskraft der Autorin, und vor allem davon, wie sie es immer wieder aufs Neue schafft, diese dem Leser dermaßen ausdrucksstark vor Augen zu führen. Die Liebe mit der sie sowohl ihre Charaktere als auch das komplette Setting in Szene setzt, ist absolut beeindruckend!
Farben, Gerüche, Klamotten und nicht zu vergessen der Hof der Nacht, bzw. Rhysands komplettes Reich. Nichts wird ausgespart und so lässt sie den Leser tief in dieser Welt versinken. Zauberhaft!

Auch die Entwicklung von Feyre hat mich sehr beeindruckt! Denn sie ist nicht nur physisch wiederbelebt und verändert, sondern auch psychisch eine ganz andere! Natürlich war abzusehen, dass die schwere Zeit in Gefangenschaft und ihre Zerrissenheit durch das eingeengte Leben bei Tamlin nicht spurlos an ihr vorübergehen, aber eine derartige Veränderung im Laufe der Geschichte hätte ich ihr nicht zugetraut! Aus dem Mädchen wird eine Frau und glaubt mir, es macht unheimlichen Spaß ihr dabei zuzusehen.
Ihre zerbrochene Psyche, Tamlins Unterdrückung und vielerlei Gefahren erschaffen eine beklemmende und düstere Atmosphäre, die jedoch immer wieder von schönen Elementen unterbrochen wird. Vor allem Rhysands engster Kreis mit ihren bissigen Dialogen und Frotzeleien, dem dennoch -zumindest teilweise- liebevollen Umgang untereinander und nicht zuletzt das Hinzufügen einer gelungen Prise Emotionen und Romantik, schaffen einen gekonnten Ausgleich!

"Flammen und Finsternis" ist eine magische Geschichte voller Dunkelheit & Licht, Schönheit & Hässlichkeit und vielem Unerwarteten!
Ganz ehrlich? Das Buch umfasst 720 Seiten und die Autorin hat es geschafft, mich mit jeder einzelnen mehr zu fesseln!
Leider habe ich keine Ahnung, wie die Steigerung zu "absolutem Highlight" heißen könnte... :D

Fakt ist jedoch, dass es den wirklich genialen ersten Band noch um Längen schlägt! Das hätte ich nicht für möglich gehalten... Ich bin definitiv verliebt und erwarte, ein weiteres Mal, sehnsüchtig die Fortsetzung ;)

Veröffentlicht am 14.01.2018

ein solider Reiheneinstieg, der neugierig auf die Fortsetzung macht

Oxen. Das erste Opfer
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Zitate:
"Er wollte in sich selbst versinken, immer tiefer und tiefer - und unsichtbar werden ..." Seite 16
"Zufrieden betrachtete er den toten Hund in der Gewissheit, dass man, was einem einmal in Fleisch ...

Zitate:
"Er wollte in sich selbst versinken, immer tiefer und tiefer - und unsichtbar werden ..." Seite 16
"Zufrieden betrachtete er den toten Hund in der Gewissheit, dass man, was einem einmal in Fleisch und Blut übergegangen war, niemals verlernte." Seite 19
"Sein Plan A war fertig. Es war ein schlichter Plan, der aus brutaler Gewalt bestand." Seite 184

Meinung:

Während Oxen versucht, sein neues Leben als Aussteiger aufzubauen, geschehen andernorts mehrere Morde. Irgendjemand tötet zuerst deren Hunde und anschließend die Opfer, die alle öffentliche, einflussreiche und mächtige Personen sind. Und Oxen, der eigentlich nichts sehnlicher will, als seine Ruhe im Wald zu finden, findet sich -bevor er sich versieht- im Fadenkreuz der Ermittlungen wieder! Und möglicherweise nicht nur in deren.

Schon der Beginn der Geschichte verursachte bei mir ein beklemmendes Gefühl, da der Autor das erste Kapitel mit einem erhängten Hund beginnen lässt. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber da hatte ich schon eine Gänsehaut ;) Auch im weiteren Verlauf versucht er Spannung und Atmosphäre nicht abklingen zu lassen. Dazu greift er auf einige altbewährte Mittel zurück. Natürlich -zumindest bei mir sehr beliebt- sind die Kapitel weitestgehend kurz gehalten und jeweils im Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven. Ob Oxen, Opfer, Ermittler... Wir bekommen immer wieder ein paar Seiten einer anderen Sicht, was natürlich den Spannungsbogen über die Geschichte hinweg aufrecht hält.
Auch wird der Leser nur langsam mit Infos versorgt. Zum Beispiel die Geschichte, wer Oxen eigentlich ist und wie er zu dem wurde, was er heute darstellt. Aber auch andere Handlungsstränge werden erst nach und nach klarer - so bleibt die Geschichte interessant.
Einzig die Tatsache, dass mir der Autor stellenweise etwas zu viele Details wie Personenvorgeschichten, Umgebungs- und Objektbeschreibungen einfließen lässt, würde ich mir im nächsten Teil anders wünschen. Sie waren zwar nicht ausufernd, stellen für mich somit keinen gravierenden Makel dar, haben der Geschichte aber auch nichts gebracht.
Ca. ab der Hälfte des Buches werden diese jedoch weniger und auch die Story nimmt merklich Fahrt auf. Ab diesem Punkt wird sie immer rasanter und atemloser, so hätte mir das von Anfang gefallen. Vermutlich dienten diese Details in erster Linie dazu, die Charaktere für die Trilogie zu setzen, von daher kann ich es natürlich auch wieder verstehen ;)

Richtig gut hat mir die Darstellung von Oxen gefallen. Einst ein hochdekorierter Elitesoldat mit vielen Auszeichnungen, heute ein Einzelgänger mit Vorstrafen sowie regelmäßigem Alkohol- und Drogenkonsum, der durch ein posttraumatisches Belastungssyndrom stellenweise zu einer tickenden Zeitbombe mutiert ist. Er kommt nicht mit Menschen klar, liebt Einsamkeit und Ruhe. Eigentlich verständlich, wenn man ein Aggressionsproblem hat und von Geistern der Vergangenheit getrieben wird, oder? Dieses Bild lässt ihn theoretisch zu einem kleinen Antihelden mutieren, aber seine Probleme sind zu gut nachvollziehbar und die Faszination seinen Charakter betreffend ist zu groß, als dass ich mich hätte von ihm abwenden können.

Alles in Allem hat Jens Henrik Jensen es geschafft, einen soliden Reiheneinstieg zu gestalten, den ich als gelungene Basis empfinde und der neugierig auf mehr macht!

Veröffentlicht am 14.01.2018

eine solide Fortsetzung, die mir viel Spaß gemacht hat

Projekt Orphan
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Zitate:
"Finde jemanden, der mich braucht. So wie du mich gebraucht hast. Egal, ob es eine Woche, einen Monat oder ein Jahr dauert. Finde jemanden, der verzweifelt ist und keinen Ausweg mehr weiß. Gib ...

Zitate:
"Finde jemanden, der mich braucht. So wie du mich gebraucht hast. Egal, ob es eine Woche, einen Monat oder ein Jahr dauert. Finde jemanden, der verzweifelt ist und keinen Ausweg mehr weiß. Gib ihm meine Nummer." Seite 22
"Eines Tages würden sie dem richtigen Strang von Einsen und Nullen folgen, und er würde sie zu Orphan X führen." Seite 37
"Wenn man von dem Tattoo in Schlagaderhöhe, dem fehlenden Schneidezahn und der grundlegend feindseligen Ausstrahlung absah, war er bestimmt ganz nett." Seite 61


Meinung:

Nach den Turbulenzen die hinter Evan liegen, ist er nach wie vor vorsichtig und immer auf der Hut vor Charles Van Sciver und den anderen Orphans. Denn diese sind immer noch hinter ihm her. Aber natürlich lässt er sich nicht davon abhalten auch weiterhin Menschen in Not zu helfen. Gerade war er noch dabei, einen Mädchenhandelsimperium zu sprengen, da wird es auch schon so richtig übel für ihn. Als wäre sein Leben nicht schon abenteuerlich genug, wird er plötzlich auf offener Straße gekidnappt!! Hat Van Sciver es endlich geschafft, seiner habhaft zu werden? Und falls nicht, welcher seiner unzähligen Feinde könnte wohl dahinterstecken? Und wie um alles in der Welt soll er da nur wieder herauskommen??? Denn keiner weiß, wo er steckt. Und so wie wir Evan kennen, wird es wohl auch das ein oder andere Mal extrem brenzlig werden...

Schon von Anfang an war ich ein Evan-Fan, umso mehr habe ich mich natürlich auf die Fortsetzung gefreut. Sehr gut hat mir gefallen, dass zu Beginn der Story immer wieder kleine Gedächtnisstützen eingebaut sind, die unsere Erinnerung auffrischen. So ist es möglich, ziemlich schnell wieder komplett im Geschehen zu sein. In Anbetracht der Tatsache, dass bei den meisten Reihen in der Regel ca. ein Jahr bis zum nächsten Release liegt, finde ich das immer extrem nützlich.

Auch der Schreibstil konnte mich ein weiteres Mal komplett mitreißen. Die Geschichte ist nicht nur sehr eingängig geschrieben, sondern auch Evans zynische Art kommt wieder voll zur Geltung und hat mich so manches Mal richtig lachen lassen. Wie ihr wisst, ist er ja nicht nur im körperlichen, sondern auch im üblichen Sinne "schlagfertig" ;)

Schon bevor ich das Buch in Händen hielt, habe ich in der ein oder anderen Rezi negative Stimmen gehört, was Evans "Können" angeht. Umso gespannter war ich darauf, wie ich diese Szenen empfinden würde.
Natürlich will ich nicht zu sehr vorweg greifen, aber ebenso wie in Band 1 bastelt er schonmal eine Vorrichtung oder ruft Wissen ab, das für die meisten von uns nicht ganz nachzuvollziehen ist (oder wusstest ihr, dass Dorito-Chips sehr leicht entzündlich sind?). Jedoch erreichen diese Szenen in meinen Augen eigentlich nie ein Level, das ich mir auf Grund seiner Ausbildung und seines Werdegangs nicht hätte erklären können. Von daher hatte ich beim Lesen auch dieses Mal viel Spaß!

Von mir gibt es für Ideenreichtum, Wendungen und Action somit mal wieder die volle Punktzahl, wobei ich diese Fortsetzung im Ganzen gesehen etwas schwächer empfand, als den Reiheneinstieg.
Das liegt zum einen daran, dass ich mir manchmal einfach etwas weniger gewünscht hätte. Ich muss nicht wirklich bei jedem Faustkampf wissen, wie man den aktuell ausgeführten Schlag nennt und aus welcher Kampfsportart er kommt XD
Zum anderen hat sich der erste Teil von Evans Gefangenschaft für mich etwas zu sehr gezogen, das hätte man für meinen Geschmack gerne etwas kürzen können. Dafür geht es jedoch ab ca. der Mitte des Buches so richtig ab und die Evan-Fans unter uns, kommen wieder voll auf ihre Kosten. Spannend, actionreich, unheilbringend und unvorhersehbar. SO macht Evan doch Spaß!