einfach nur brillant!
Salz für die SeeZitate:
"Der Gestank nach Erschöpfung, versagenden Blasen, vor allem aber nach Angst war schlimmer als der Mief in einem Schweinestall." Seite 33
"Sie nichte, aber ich war überzeugt, dass sie nicht verstand. ...
Zitate:
"Der Gestank nach Erschöpfung, versagenden Blasen, vor allem aber nach Angst war schlimmer als der Mief in einem Schweinestall." Seite 33
"Sie nichte, aber ich war überzeugt, dass sie nicht verstand. In ihrem Strickhandschuh wirkte die Pistole riesig." Seite 62
"Sie hatten die Evakuierung angeordnet. Der Staat hatte einen Befehl erteilt, der schon vor Monaten hätte ergehen müssen. Lauft um euer Leben." Seite 108
Meinung:
Puhh, ehrlich gesagt war ich lange unschlüssig, was ich in dieser Rezension schreiben soll, denn ich weiß nicht, ob meine Worte diesem Buch auch nur ansatzweise gerecht werden können! Aber ich versuche es einfach mal…
Die Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges. In deren Verlauf begleiten wir vier Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Joana, 21, ist in Litauen geboren. Sie bestreitet ihre Flucht in einer Gruppe, für die sie durch ihre medizinischen Kenntnisse ein wahrer Segen ist. Aber auch ohne dieses Können, würde jeder von ihr profitieren, denn sie ist herzensgut, hilfsbereit und fürsorglich.
Florian, ein Preuße, ist in einer ganz eigenen Mission unterwegs, so könnten sowohl die Deutschen als auch die Sowjets ihm gefährlich werden. Er ist selbstbewusst, gewieft und ein Einzelgänger. Aber obwohl er versucht für sich zu bleiben –mit seinem Vertrauen in andere Menschen ist es nicht allzuweit her-, rettet er Emilia aus einer sehr brenzligen Situation.
Alfred ist ein siebzehnjähriger deutscher Soldat, ein Nazi erster Güte -zumindest auf den ersten Blick-. Auf den zweiten, ist er eher ein Großmaul und Angsthase
Emilia ist 15 Jahre alt. Sie ist nicht nur hochschwanger, sondern als Polin von beiden Kriegsparteien geächtet. Sie ist schüchtern und logischerweise ängstlich
Joanas, Florians und Emilias Wege kreuzen sich während der Verfolgung ihres Zieles, das Land mithilfe der geplanten Seeevakuierung zu verlassen, wo sie -falls sie es bis dahin schaffen sollten- auf Alfred treffen würden...
Was dazwischen geschieht und ob sie ihr Ziel erreichen, müsst ihr leider selbst lesen, ich kann nur sagen: Es lohnt sich!
Trotz des schweren Themas hat Ruta Sepetys es geschafft ein Buch zu schreiben, dass mich von der ersten Sekunde an voll in seinen Bann ziehen konnte!
Dies ist mehreren Details geschuldet, die ich absolut gelungen fand.
Da wäre zum Einen der Schreibstil. Es herrschen fast durchgehend kurze Sätze in kleinen Kapiteln, was einen angenehmen Lesefluss, aber auch enorme Neugierde auf das Kommende auslöst. Die Kapitel sind in der Regel ca. 1,5 Seiten lang und in der Ich-Perspektive der aktuellen Person verfasst, was nicht nur dazu animiert, Kapitel um Kapitel zu verschlingen, sondern auch die Protagonisten zum Leben erweckt und authentisch macht. Wir Leser erleben alles hautnah -ihre Sorgen, Ängste, aber auch ihre Erinnerungen an ihre Vergangenheit-, was bei mir nicht selten ein beklemmendes Gefühl hinterließ. Gänsehaut garantiert!
Zum Anderen ist die von der Autorin geschaffene Stimmung schlichtweg brillant! Wir lesen sowohl über geschichtliche als auch menschliche Komponenten, was den Reiz für mich nur noch verstärkt hat! Die vorherrschenden Ungerechtigkeiten, Hunger, Armut und Krankheit lassen die kleinen Dinge -Vertrauen, ein kleines Lächeln oder gar Liebe-, wie ein kleines Licht in einer dunklen, gefährlichen und menschenunwürdigen Welt erscheinen. Natürlich immer mit dem Wissen, dass Krieg alles kostet!
So, da wären wir nun... An dem Punkt, an dem ich eigentlich schreiben würde, dass "Salz für die See" ein "schönes" Buch ist. Dennoch sträubt sich alles mir, dieses Wort in einem solchen Kontext zu verwenden...
Ein Buch mit einem Hitler/Stalin-Hintergrund, unbeschönigten menschlichen Abgründen, einer Menge Trauer und Verlust kann eigentlich nicht "schön" sein, oder?
Fakt ist jedoch, dass es eines der besten und beeindruckendsten Bücher ist, die ich bislang lesen durfte und die darin enthaltene Tiefgründigkeit noch eine Weile in mir nachhallen wird!
Also sucht euch, wenn ihr mögt, einfach ein Adjektiv aus, das eurer Meinung nach angemessen erscheint ;)