Ein alternatives Ägypten mit viel Magie und noch mehr gesellschaftlichen Problemen
Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)Meister der Dschinn war für mich ein Genremix aus Fantasy, Krimi und gesellschaftskritischen Roman mit viel Frauenpower, der einen in eine alternative Welt (um genauer zu sein ein alternatives Kairo) im ...
Meister der Dschinn war für mich ein Genremix aus Fantasy, Krimi und gesellschaftskritischen Roman mit viel Frauenpower, der einen in eine alternative Welt (um genauer zu sein ein alternatives Kairo) im Jahre 1912 entführt.
Was dem Autor hier wirklich sehr gelungen ist, sind die Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze. Jedes Haus und jeder Raum wird so beschrieben, dass man sich diesen bildlich vorstellen kann und dem Leser ein richtige Orientfeeling vermittelt wird ohne das es kitschig überladen wirkt und somit eine Gewisse Authentizität hat, auch wenn einiges in dieser Realität von unserer unterscheidet.
Allen voran natürlich die Dschinn mit ihrer Magie und genau diese waren es, die mich wirklich in diesem Buch begeistern konnten. Alle waren unterschiedlich nicht nur im Aussehen, sondern auch in ihren Kräften oder ihrem Verhalten und haben eine wundervolle Basis für einen Fantasyroman geschaffen.
Leider ist es nicht nur beim Fantasykrimi geblieben, sondern zwischen den Seiten steckt sehr viel gesellschaftliche Kritik über wirklich viele verschiedene Themen (z.B. Unterdrückung der Frauen, Machthunger, Gier, Krieg bzw. -streiberei, Herabwürdigungen aufgrund der Hautfarbe und noch einiges mehr). Dies waren mir an einigen Stellen einfach zu viele Fingerzeige und zu wenig Handeln dagegen.
Die Protagonistin Fatma hat sich an einer Stelle des Buchs mir persönlich unbeliebt gemacht, in dem sie ein Verhalten an den Tag gelegt hat, dass das Thema noch unterstützt hat. (Als sie Hadia einfach ignoriert und bei allem außen vorlässt, als sie neu anfängt und es selbst nicht mal merkt, sondern Hadia sie extra noch darauf hinweisen muss, dass dies kein gutes Verhalten einer anderen Frau gegenüber in dem Job ist.) Generell wird kaum etwas gegen diese Themen getan. Ich denke, dass der Autor wohl die Verhältnisse, wie er sie damals als realistisch angesehen hat, darstellen wollte, für mich wirkte es allerdings etwas überladen.
Überzeugen konnten mich allerdings die Nebencharaktere allen voran Siti, aber auch Hadia, Ahmad und der schlafende Dschinn. Der Fall an sich war interessant, ab einem bestimmten Punkt konnte ich mir allerdings das Ende bereits denken und ich hätte mir noch den ein oder anderen Plottwist gewünscht. Zudem hätte ich dringend ein Glossar benötigt für all die arabischen Begriffe im Buch.
Fazit: Alles in allem denke ich, dass das Buch für Leser geeignet ist, die gerne mal in ein wundervoll beschriebenes alternatives Steampunk Ägypten mit viel Magie abtauchen und dabei auch gerne zum Nachdenken über gesellschaftliche Strukturen und damalige Umstände angeregt werden möchten.
Als besonderes Extra möchte ich noch die Innenklappenillustrationen erwähnen, die mir einen schönen Eindruck von der Welt gegeben haben.