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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2024

Einzigartig, wirkt nach

Die nicht sterben
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Die Autorin erschafft im Buch eine unglaubliche Atmosphäre, die den Leser völlig in seinen Bann zu ziehen vermag. Es entstehen Bilder vor den Augen des Lesers, man kann die flirrende Luft fast riechen. ...

Die Autorin erschafft im Buch eine unglaubliche Atmosphäre, die den Leser völlig in seinen Bann zu ziehen vermag. Es entstehen Bilder vor den Augen des Lesers, man kann die flirrende Luft fast riechen. So gleiten die Seiten mit der Erzählung dahin wie in einem fiebrigen Traum, den auch unsere Protagonistin zu haben scheint. Oder sind ihre Erlebnisse etwa echt? Es verschwimmen Realität mit der Erwartungshaltung der Bevölkerung, mit alten Mythen und realen Schrecken sowie mit der Erwartung des Lesers. Und dies schafft Dana Grigorcea auf ganz poetische Art und Weise, sodass man auf wundervolle Art völlig eingelullt ist von der Geschichte. Man lässt sich treiben im Erzählfluss und staunt über die Dinge, die passieren - oder eben nicht.

Diverse Zeitschienen verschwimmen in der Erzählung gekonnt zu einem großen Ganzen, bei dem der Leser auch auf der Hut sein muss. Unsere Protagonistin spricht den Leser oft direkt an um ihre Erzählung mit vermeintlichem Wahrheitsgehalt zu untermauern, sodass man auch schnell eine Bindung zu ihr und ihren Erlebnissen aufbaut. Bei diversen Szenen musste ich gegruselt kurz die Luft anhalten, aber auch brutale Szenen werden mit gekonnter Sprache beschrieben, sodass hier die Autorin nie ihren ganz speziellen Ton verliert.

Dabei zeigt die Autorin auch einen gekonnten Blick in die Vergangenheit, welcher für mich, die den kalten Krieg und den Zerfall der Sowjetunion nicht bewusst erlebt hat, ungewohnt und dadurch umso faszinierender war. Man sieht den Zerfall und die Armut, die Rückständigkeit gemixt mit grandiosen Landschaften und dem historischen Erbe der Region sowie dem Versuch, aus all dem nochmal was zu machen. All dies hat etwas unglaublich romantisches, das Setting war für mich einzigartig und wirkte auch lange nach.

Gut gelungen ist dieser Mix aus Tradition und Moderne, aus Rückwärtsgewandtheit und Fortschrittssehnsucht. Gekonnt eingebaut sind unterschwellige Kritik etwa an der heutigen Sensationsgier von Selfiesüchtigen, die immer auf der Suche nach dem perfekten Shot ihre Umgebung gar nicht mehr richtig wahrnehmen können.

Während des Lesens wusste ich nicht recht wohin mit meinen Gedanken, wollte ich doch die Geschichte fassen und einordnen. Durch den Erzählfluss gefangen habe ich das Buch recht schnell am Stück runterlesen können, hat es doch einen ordentlichen Sog erzeugt, der mich gefesselt hat. Einerseits neugierig, andererseits skeptisch, folgte ich der Handlung bis zu einem Ende, dass mich überrascht und überrumpelt aber auch mit meiner Erwartungshaltung vollkommen versöhnt hat. "Die nicht sterben" hat einige Tage in mir nachgewirkt und je länger ich darüber nachgedacht habe, umso besser hat es mir gefallen.

Ich bin froh, dass ich das Buch lesen durfte, es hat meine Erwartung vollkommen erfüllt wenn nicht gar übertroffen. Absolute Leseempfehlung meinerseits!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Wahnsinnig gelungene Umsetzung!

Heimat
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Ich wurde auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung auf das Buch aufmerksam und nach weiterer Recherche musste ich es einfach haben! Die Idee von "Heimat" ist einfach so ungewöhnlich wie ...

Ich wurde auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung auf das Buch aufmerksam und nach weiterer Recherche musste ich es einfach haben! Die Idee von "Heimat" ist einfach so ungewöhnlich wie einnehmend, prägt der geschichtliche Hintergrund des Zweiten Weltkriegs Deutschland bis heute.

Und so finde ich in Nora Krugs Suche nach der eigenen Herkunft meine eigenen Fragestellungen wieder - welche Erfahrungen hat die Kriegsgeneration der eigenen Familie gemacht und welche individuelle Schuld haben sie eventuell? Sicher haben einige die gleiche Erfahrung wie ich gemacht - eine Mauer aus Schweigen, vermeintlicher Unkenntnis und Unwillen, über die damalige Zeit zu sprechen. Ist diese Reaktion zwar verständlich, bekommt man aber als jüngere Generation oft die eigene Familiengeschichte nicht mit dem Geschichtsunterricht überein.

Aus dieser Motivation heraus begann die Autorin Nora Krug sich auf Spurensuche zu begeben. Dabei hatte sie aufgrund des Lebensmittelpunkts New York und dem Bezug zur jüdischen Familie ihres Verlobten weitere Motive, sich der Vergangenheit der eigenen Familie zu stellen.

Es ist wirklich faszinierend und dabei aufschlussreich, sie bei ihrer Entdeckungsreise in die Familienvergangenheit zu begleiten und gemeinsam mit ihr nach und nach immer mehr einzelne Puzzleteile zu entdecken. So lernt man auch Blicke auf die deutsche Identität aus dem Blickwinkel einer im Ausland lebenden kennen, was mich besonders begeistern konnte. Vieles, was für uns hier im Inland selbstverständlich und alltäglich ist, ist im Ausland unbekannt und exotisch, aber gleichzeitig auch typisch deutsch. Die deutsche Identität macht eben nicht nur die spröde Historie aus, sondern eben auch seine Schicksale und Individuen.

Und eben diesen ist Nora Krug auf der Spur. Sie sammelt aus diversen Quellen alle verfügbaren Informationen und erstellt so am Ende ein Gesamtgefüge, ein Familienbild, dass nicht dem befürchteten Schrecken der Nazitäter entspricht, aber auch eben kein komplett unschuldiges. So dürfte es sicher vielen ergehen, die den Hintergrund der eigenen Familie im Dritten Reich ergründen wollen.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Kurzweiliger Thriller mit kleinen Schwächen

Die verschwundenen Studentinnen
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Zu Beginn brauchte ich etwas, um in die Geschichte hineinzufinden, setzt man sich auf den ersten Seiten doch viel mit Marianas Vergangenheit auseinander. Dann aber wird man relativ schnell von der Handlung ...

Zu Beginn brauchte ich etwas, um in die Geschichte hineinzufinden, setzt man sich auf den ersten Seiten doch viel mit Marianas Vergangenheit auseinander. Dann aber wird man relativ schnell von der Handlung eingenommen, da sich die Ereignisse überschlagen. Die Handlung um die ermordete Studentin kann hier wirklich Gänsehautmomente auslösen und auch die Auftritte des Professors und seiner Mädchen ist faszinierend und skurril zugleich.

Das Setting mit dem Campus von Cambridge ist wirklich gelungen, hier scheint hinter jeden Mauer ein Geheimnis zu lauern. Elitecolleges und Geheimbünde gehören ja einfach zusammen und vor allem Marianas Sicht als Ehemalige an ihrer Alma Mater fand ich erfrischend anders. Ihr gelingt dadurch ein anderer Blick aufs Geschehen auf dem Campus und sie hat einen anderen Zugang zu den Erlebnissen und den Beteiligten. Sie ist dabei eine Protagonistin, die den Leser gleich von sich überzeugen kann und die auch ihr Paket zu tragen hat.

Gemeinsam mit Mariana versucht man, hinter das Geheimnis der getöteten Mädchen zu kommen. Dabei geht man einigen falschen Fährten auf den Leim und fragt sich ebenso wie unsere Protagonistin, ob man sich hier verrennt oder ob man doch richtig liegt. Hier gibt es einige Szenen, bei denen ich an den Seiten kleben blieb, da sie die Spannung aufs höchste hochpushten.

Allerdings hätte ich mir hier noch ein bisschen mehr erhofft, mehr Einblicke in die "Mädchen", mehr typisches Collegeflair, mehr Nervenkitzel. Gelungen fand ich die kleinen Anspielungen auf den Erstling des Autors, der mir noch unbekannt ist und den ich mir jetzt auf jeden Fall genauer anschauen werde!

Am Ende kann der Autor mit einem spannenden und völlig unerwarteten Ende aufwarten, mit dem er mich wirklich überraschen konnte. Auf einmal macht vieles vorab im Buch angelegte Sinn und fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen. Mariana ist ebenso perplex wie der Leser, was die Auflösung des Falles angeht. Dies ist Alex Michaelides wirklich gut gelungen, ich hätte damit im Leben nicht gerechnet. Durch das tolle Finale wird auch die ein oder andere, etwas zähere Stelle im Buch aufgewogen. Ein gelungener Thriller, der sich zügig runterlesen lässt und der gute Unterhaltung verspricht.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Erinnert an die Guardians

Die Verstoßenen
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Gleich auf den ersten Seiten wird der Leser gemeinsam mit den Protagonisten in eine rasante Handlung geworfen. Hier wird im Vorfeld nicht viel erklärt, denn gemeinsam mit den Charakteren erfährt man nach ...

Gleich auf den ersten Seiten wird der Leser gemeinsam mit den Protagonisten in eine rasante Handlung geworfen. Hier wird im Vorfeld nicht viel erklärt, denn gemeinsam mit den Charakteren erfährt man nach und nach immer mehr Hintergründe. Und ich muss sagen, dass das gut funktioniert, man kommt als Leser trotzdem gut mit und kann sich so auch voll auf die Handlung einlassen. Denn der Spannungsbogen bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau, eine brenzlige Situation jagt die nächste. Dabei ist der Sci-Fi-Aspekt nicht zu überladen mit technischem Gedöns, sodass man sich hier als Leser voll auf die Storyline konzentrieren kann.

Die Idee mit der Akademie sowie mit den unterschiedlichen Kolonien hat mir sehr gut gefallen, eine schöne Zukunftsvision für die Entwicklung der Menschheit. Hier bringt M. K. England ganz spielerisch und mühelos Diversität und Vielfalt in die Handlung ein und entspannt auch ganz sensibl und unterschwellig ein gewisses diverses Love Triangle. Dies aber so dezent, dass ich davon nicht genervt, sondern wirklich angetan war. Hier wäre ich wirklich dankbar für einen Folgeteil und mehr Auflösung.

Ich bekam beim Lesen ganz krasse Guardians of the Galaxy-Vibes, denn das Buch hat mich genauso unterhalten wie gutes Popcorn-Kino. Und es ist ähnlich amüsant, es steckt voller Wortwitz und Humor und die Charaktere machen einfach Spaß. Hier hat die Autorin wirklich ein Gespür für funktionierende Figuren. Vor allem Nax hat es mir mit seiner Coolness und seiner Schnauze angetan, wie er sich immer fürs Team einsetzt und einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, dennoch aber auch viel Tiefe und Verletzlichkeit dahintersteckt.

Ein rundum gelungenes Buch mit rasanter Story voller cooler Charaktere, welches man auch gut an einem Abend runterlesen kann. Hier dürfte es gerne einen zweiten Teil geben.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Regt zum Nachdenken an

Das Mädchen mit der lauternen Stimme
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Ein wirklich erfrischendes Buch, das tief bewegt. Abi Dare erzählt die Geschichte der kleinen Adunni, die nur ein Ziel im Leben verfolgt - sie will Bildung und zur Schule gehen. Doch stattdessen trifft ...

Ein wirklich erfrischendes Buch, das tief bewegt. Abi Dare erzählt die Geschichte der kleinen Adunni, die nur ein Ziel im Leben verfolgt - sie will Bildung und zur Schule gehen. Doch stattdessen trifft sie das Schicksal so vieler Mädchen und Frauen auf der Welt, sie muss sich dem Patriarchat unterwerfen und als Gebärmaschine fungieren.

Auf Adunnis Weg geschieht ihr unglaublich viel erschreckendes und gleichzeitig so real vorstellbares, dass es dem Leser eine Gändehaut verschafft. Es ist unfassbar, was so vielen Mädchen und jungen Frauen auf dieser Welt geschieht und sie nicht selbstbestimmt leben können.

Obwohl Adunni soviel erleiden muss, gibt sie nicht auf. Sie wird nicht durch ihr Umfeld gebrochen, stattdessen versucht sie immer, ihren eigenen Weg zu gehen und für sich eine eigene Zukunft zu erschaffen. Ihr Charakter hat mich sehr berührt und beeindruckt. Gut gewählt ist auch die Sprache, die fantastisch übersetzt wurde. Sie zeigt Adunnis Herkunft pointiert ohne in der Verwendung affektiert zu wirken. Man stolpert aber als Leser nicht über die Sprache sondern sie passt einfach prima zum Inhalt.

Ob es für Adunni ein Happy End geben wird, müsst ihr selbst nachlesen. Für mich ein intensives Buch, dass sehr viele aktuelle Themen in sich vereint und zum Nachdenken anregt.

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