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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2021

Spannende Handlung, cooles Setting

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
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Ein Buch zur Zeit der deutschen Besetzung in Paris, mit einem französischen Polizisten und rätselhaften Toten? Das trifft meinen Lesegeschmack doch genau! Und ich muss sagen, dass hier meine Leseerwartungen ...

Ein Buch zur Zeit der deutschen Besetzung in Paris, mit einem französischen Polizisten und rätselhaften Toten? Das trifft meinen Lesegeschmack doch genau! Und ich muss sagen, dass hier meine Leseerwartungen vollends erfüllt wurden.

Giral ist ein französischer, recht eigenbrötlerischer Inspektor in klassischer Film Noir -Manier, der eigenwillig seiner Spürnase folgt und so dem ein oder anderen auf die Füße tritt und ordentlich Staub aufwirbelt. Als die Nazis in Paris einmarschieren und er sich nun den neuen Gepflogenheiten und Machtverhältnissen fügen muss, erleichtert das seine Arbeit nicht unbedingt. Aber Giral beugt sich nicht den Vorgaben der deutschen Machtträger und zieht sein eigenes Ding durch, möchte er doch den mysteriösen Tod von vier Toten aufklären.

Giral gerät in einen richtigen Spießrutenlauf des fest strukturierten Naziregimes und deckt immer mehr Ungereimtheiten auf, die auch in die deutsche Richtung zu weisen scheinen. Hier treibt der Autor nicht nur durch die eigentliche Handlung der Todesfälle die Spannung ordentlich hoch, auch durch das Katz und Maus-Spiel der französischen und deutschen Beteiligten muss sich Giral ständig mit der Frage auseinandersetzen, wer gerade Freund und wer Feind ist und auf wessen Seite er gerade steht.

Ein clever aufgebautes Buch, bei dem mehrfach der Leser gemeinsam mit Giral auf eine falsche Fährte gelockt wird und sich dann auch noch mit den Gefahren, die Giral und dessen Sohn drohen, auseinandersetzen muss. Ein kluger Einblick in die damalige Zeit, als sich die Franzosen vor Ort mit den deutschen Besatzern arrangieren mussten und den kleinen oder großen Aufstand proben.

Auch der familiäre Konflikt Girals wird vor dem Hintergrund der Belastungen und Altlasten des Ersten Weltkrieges stark herausgearbeitet und ist so ein erschreckendes Beispiel all jener Schicksale, die damals sogar zwei Weltkriege erleben mussten. Hier wird geschickt die Frage aufgeworfen, was dies eigentlich mit der menschlichen Seele anstellt.

Die Handlung spitzt sich immer weiter zu und das Ende des Buches war für mich mehr als unerwartet, wurde ich doch tatsächlich auf eine falsche Fährte gelockt. "Die Toten vom Gare d`Austerlitz" überzeugt mit guter Spannung, grandiosem Setting und einem ganz eigenen Ermittler, den man gerne begleitet.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Gefühlvoll und authentisch

So wie du mich kennst
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Diesem Buch habe ich richtig entgegengefiebert, seit ich es bei den kommenden Neuerscheinungen entdeckt habe, wusste ich doch schon beim Klappentext, dass mich dieses Buch sehr berühren könnte. Dieser ...

Diesem Buch habe ich richtig entgegengefiebert, seit ich es bei den kommenden Neuerscheinungen entdeckt habe, wusste ich doch schon beim Klappentext, dass mich dieses Buch sehr berühren könnte. Dieser Klappentext hat etwas in mir zum Klingen gebracht, als ich ihn das erste Mal gelesen habe und ich muss sagen, dass sich dieses Gefühl mit Lesen der ersten Seiten des Buches bestätigt hat. Gemeinsam mit Karla erleben wir die frische Trauer um ihre Schwester Marie und begeben uns mit ihr nach New York, wo Marie zuletzt gelebt hat. Karla muss sich dabei durch die Haushaltsauflösung ihrer Schwester vielen Erinnerungen, aber auch vielen neuen Fragen stellen. Kannte sie ihre Schwester wirklich so gut oder hatte diese sogar Geheimnisse vor ihr?

Das Buch zeichnet sich durch einen flüssigen und dennoch poetischen Schreibstil aus, der unangestrengt ist und dennoch eine unglaubliche Sogwirkung entfaltet. Zum einen kann man sich sehr gut in unsere beiden Protagonistinnen hineinversetzen, deren Erzählperspektive abwechselt. Zum anderen sind deren Emotionen und Erlebnisse so greifbar, dass man völlig im Lesen aufgeht.

New Yorks Goßstadtrauschen ist dabei die ideale Kulisse für Karlas Verlustaufarbeitung. Zunächst sich in der Anonymität der Stadt verlierend, wird sie doch initiativ und erhält auch Unsterstützung, die so zunächst nicht erwarbar war. Ihre Erfahrungen sind ein gelungenes Beispiel für einen Menschen, der den Halt in seinem Leben verliert und darum kämpft an der Oberfläche zu bleiben. Die Schilderung von Karlas Gemütszustand und Erlebnissen fand ich ergreifend und wundervoll nahbar.

Maries und Karlas Erzählstränge ergänzen sich gegenseitig und greifen so perfekt ineinander, sodass die beiden Zeitebenen mühelos ineinandergleiten und miteinander verschmelzen. Dabei bleibt es immer spannend, denn es werden nach und nach immer mehr Geheimnisse aufgeworfen, wobei bei einigen die Auflösung im Halbdunkel verborgen bleibt. Insbesondere Maries Erlebnisse, die sich so auch in ihrer und Karlas Umgebung wiedergefunden haben, gehen nahe und wirken lange nach. Vielleicht war die ein oder andere Häufung dieser Erfahrungen in ihrem Umfeld ein Tick zuviel, so macht die Autorin hier doch einen großen Punkt in dem sie diese Thematik zur Tagesordnung macht, muss das Thema doch einfach noch mehr Gehör finden.

Insgesamt also ein Buch, dass man schnell runterlesen möchte, in das man völlig eintauchen kann und das einen nachhaltig beeindruckt. Ein starkes Buch voller Emotionen, das es schafft, auhentisch zu sein und nicht in den Kitsch abzudriften. Sehr gelungen!

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Konnte mich sehr berühren

Hard Land
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Hard Land ist mein erster Wells, der mir natürlich bereits vorher ein Begriff war. Und so war ich neben dem Inhalt des neuen Buches auch gespannt darauf, ob mich der Hype um den Autor und seine Neuerscheinung ...

Hard Land ist mein erster Wells, der mir natürlich bereits vorher ein Begriff war. Und so war ich neben dem Inhalt des neuen Buches auch gespannt darauf, ob mich der Hype um den Autor und seine Neuerscheinung mitreißen wird.

Das Buch erzählt eine klassische Coming of Age - Geschichte, unser Protagonist Sam ist ein typischer Außenseiter. Ich konnte mich recht schnell in ihn hineinversetzen und mich mit ihm identifizieren. Er ist ein sehr menschlicher Charakter mit nachvollziehbaren Schwächen, der sich nach Anschluss sehnt - sicher etwas, dass jeder so ähnlich ebenfalls erlebt hat. Mich hat Sam vor allem dadurch für sich eingenommen, dass er sich seinen Ängsten stellt und sich zum positiven verändern möchte, wobei dies gleichfalls eine Flucht aus dem bedrückenden Umfeld seines Zuhauses ist.

Natürlich gibt es die coolen Kids, die Sam nach und nach für sich einnehmen kann und die auf den zweiten Blick dann doch alle mit den eigenen Problemen zu kämpfen haben. Dadurch haben sie entsprechend an Tiefe dazugewonnen. Die Dynamik zwischen der Gruppe entsprach mir hier allerdings dennoch etwas dem gängigen Schema solcher Geschichten, sodass mir einiges zu blass blieb. Hier war meines Erachtens noch gut Luft nach oben, ich hätte mir mehr gewünscht.

Besonders überzeugt hat mich allerdings die Beziehung zwischen Sam und seinen Eltern. Deren Geschichten zeigen das Streben und Scheitern im Hinblick auf die eigene Selbstverwirklichung und dass das Leben immer im Fluss und nicht planbar ist. Der Schicksalsschlag, der drohend über der Familie schwebt, hat mir nicht nur einmal die Kehle eng werden lassen und ich habe richtig mit Sam mitgelitten. Dieser Aspekt von "Hard Land" ist einfach unglaublich stark geschrieben und konnte mich komplett mitreißen. Aufgrund dessen kann ich auch gut verzeihen, dass es an mancher Stelle etwas vorhersehbar war, denn ich habe die kommende Bedrohung gespürt aber - wie Sam - nicht wahrhaben wollen.

Insgesamt ist der Stil stark und einnehmend, kein bisschen sperrig und man entwickelt einen guten Lesefluss. Man kann das Buch sicher locker an einem Stück runterlesen. Trotz des emotionsgeladenen Inhalts musste ich das Buch nicht weglegen um eine Lesepause zu bekommen, im Gegenteil - ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Dadurch, dass ich keinen Vergleich zu den vorherigen, hoch gelobten Werken habe, konnte ich recht unvoreingenommen ans Lesen gehen. Und ich muss sagen, dass mich sowohl Inhalt als auch Stil vollends überzeugt haben, so sehr sogar, dass ich jetzt gerne noch die anderen Bücher von Benedict Wells lesen möchte. Dieses Buch hat meinen persönlichen Lesehorizont erweitern können und ich bin nun Wells-Fangirl! Von mir gibts daher natürlich eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Super authentisch

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
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Eigentlich hatte ich dieses Buch gar nicht auf dem Schirm. Aber wie das so ist unter Buchliebhabern, habe ich durch Neuerscheinungen und Leseproben gestöbert und war einfach unfassbar begeistert vom Buch! ...

Eigentlich hatte ich dieses Buch gar nicht auf dem Schirm. Aber wie das so ist unter Buchliebhabern, habe ich durch Neuerscheinungen und Leseproben gestöbert und war einfach unfassbar begeistert vom Buch! Das ist mir die letzte Zeit wirklich selten passiert, dass ich mich ganz spontan für ein Buch entschieden habe und es quasi sofort lesen musste.

Wie so oft trifft das bold Imprint des dtv Verlags erneut direkt ins Schwarze meines Zielgruppenherzes. Ich werde aktuell einfach mehr angesprochen von Protagonistinnen in meinem Alter und ähnlichen Herausforderungen im Leben. Genau so erging es mir mit Lacey. Bereits auf der ersten Seite hatte sie mich im Sturm erobert und ich konnte mich wahnsinnig gut in sie hineinversetzen. Ihr Leben und die Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sieht, sind authentisch beschrieben und somit gut nachvollziehbar für den Leser.

Der Schreibstil ist flüssig und modern, er passt zu Inhalt und Thematik des Buches. Dabei gelingt der Autorin ein kleines Meisterstück, lebt Lacey doch den Traum vieler - eine Karriere in der Modebranche in New York, cool und sexy und immer top gestylt auf den angesagtesten Partys der Stadt. Doch genau dieser Kleinmädchentraum trifft auf den krassen Kontrast der Genmutation, die bei Lacey entdeckt wird. Der Leser begleitet sie auf der Reise zur Entscheidungsfindung und beim Abarbeiten der Bucket List. Letzteres läuft hier nicht nach einem stumpfen Schema, Lacey trifft immer wieder auf neue Hindernisse und trifft auch mal falsche Entscheidungen - und genau das macht das Buch so umwerfend, nämlich dass es einfach das Leben abbildet, wie es eben so spielt.

Ich konnte mich in so vielen Momenten von Laceys Leben wiederfinden, Momente voller Sehnsucht und Hoffnung, Wankelmut und Angst, Enttäuschung und Irrtum. Sie ist für mich eine wirklich glaubwürdige Protagonistin, von der ich mir auf dem Buchmarkt gerne mehr wünschen würde, ist sie doch keine perfekte Heldin und lässt den Leser auch mal gemeinsam mit ihr verzweifeln.

Auch kommen die Gefühle beim Buch natürlich nicht zu kurz und Lacey trifft auf das ein oder andere Love Interest und durchlebt sinnliche Stunden. Die Autorin bleibt auch hier geschmackvoll und realistisch, nichts gleitet unnötig in Richtung Kitsch ab. Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Lebensrealität der jüngeren Generation, vor allem im Hinblick der abgebildeten unangestrengten Diversität.

Ein Buch, dass ich trotz oftmals schwerer Themen in einem Rutsch runtergelesen habe, weil es mit einer unglaublichen Portion Humor und Wortwitz daherkommt. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen und ich bin sehr froh, dass ich dem spontanen Impuls nachgegeben habe und es lesen musste! Das Bold Imprint hat erneut meinen Nerv getroffen und mich mit super Lesestunden belohnt.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Lebe das Leben!

Die Mitternachtsbibliothek
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Ich muss ehrlich sagen, dass ich zunächst sehr skeptisch war, ob dieses Buch etwas für mich ist, greift das Buch doch Themen auf, die mich emotional aufgewühlt haben. Als ich dann in die Leseprobe reingelesen ...

Ich muss ehrlich sagen, dass ich zunächst sehr skeptisch war, ob dieses Buch etwas für mich ist, greift das Buch doch Themen auf, die mich emotional aufgewühlt haben. Als ich dann in die Leseprobe reingelesen habe, war ich so eingenommen, dass ich es unbedingt versuchen musste! Und ich bin froh, dass ich mich auf das Buch eingelassen habe, denn ich wurde mit einer wirklich wundervollen Geschichte belohnt.

Zugegeben, die angekratzen Thematiken von Depression, Suizidalität und der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens können sicherlich einige triggern bzw. aufwühlen. So darf man als Leser ruhig mit der nötigen Aufmerksamkeit ans Lesen gehen und zeitnah feststellen, dass diese Themen behutsam und authentisch aufbereitet wurden.

Nora ist eine authentische Protagonistin, deren Werdegang man gut nachvollziehen und in die man sich selbst gut hineinversetzen kann. Man ist mit ihr gemeinsam neugierig, was die Mitternachtsbibliothek für Geheimnisse offenbaren wird.

So habe ich Nora völlig befreit auf ihrem Weg begleiten können und habe gemeinsam mit ihr entdeckt, dass man vergangenes loslassen darf und oft dann doch die richtige Entscheidung im Leben getroffen hat. Dieses Gefühl des Verstandenwerdens bringt der Autor ohne erhobenen Zeigefinger mit mit ganz viel Feingespür rüber, sodass mich das Buch wirklich völlig berührt und angerührt zurückgelassen hat.

Ich bin sehr froh, mich dieser Buchidee gegenüber geöffnet zu haben, denn ich wurde mit einer großartigen Geschichte belohnt, die sich einen festen Platz in meinem Regal erobert hat!

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