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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2019

Origineller Auftakt

Beautiful Liars, Band 1: Verbotene Gefühle
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Das Buch spielt in einer realistischen und irgendwie bedrückenden Zukunftsversion von New York. Es gibt eigentlich nur noch einen nennenswerten Wolkenkratzer, bewohnt von den unterschiedlichsten sozialen ...

Das Buch spielt in einer realistischen und irgendwie bedrückenden Zukunftsversion von New York. Es gibt eigentlich nur noch einen nennenswerten Wolkenkratzer, bewohnt von den unterschiedlichsten sozialen Schichten. Dabei ist die Verteilung der Bewohner des Turms sinnbildlich für die Gesellschaftsordnung: die sozial Schwachen leben ganz unten quasi in der Gosse während die Superreichen in den höchsten Etagen ihren ausschweifenden Lebensstil voller Luxus frönen.

Das Buch ist dabei aus Sicht mehrerer Charaktere geschrieben, die Kapitel sind recht kurz – normalerweise sind zu viele Sichtweisen in Büchern nicht so mein Ding, hier aber passt es. Die Autorin vermag es, geschickt die verschiedenen Handlungsstränge aufzudröseln, sodass man ziemlich schnell mit den Protagonisten warm wird und sie lieb gewinnt. Dabei weiß man als Leser zu Beginn des Buches nie so recht, was die einzelnen Stränge miteinander zu tun haben. Durch die unterschiedlichen Perspektiven hat man ähnlich wie bei Gossip Girl das Gefühl, von jedem die intimsten Geheimnisse und Wünsche zu kennen. Ein cleverer Schachzug der Autorin, da man mitfiebert, ob und wann diese ans Licht kommen und ob sie im großen Ganzen des Buches überhaupt eine Rolle spielen. Der zeitliche Aufbau des Buches ist dabei wirklich genial und entfaltet erst am Ende seine ganze Wirkung – allein der Prolog sucht seinesgleichen und überzeugte mich vollends. Im Laufe des Buches versucht man anschließend, die einzelnen Puzzleteile der unterschiedlichen Sichtweisen zusammen zu setzen und herauszufinden, was genau passiert ist.

Nach und Nach werden die Handlungsfäden so miteinander verknüpft und laufen in einem fiesen Cliffhanger zusammen. Das großartige Finale hat mich atemlos zurück gelassen und mich vollends davon überzeugt, dass ich ganz schnell den zweiten Band lesen muss.

Für alle Fans von intelligent aufgebauten Romanen voller zwischenmenschlicher Geheimnisse und Intrigen ein Muss!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Jetzt schon ein moderner Klassiker

The Hate U Give
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Die Story greift aktuelle Problemfelder der amerikanischen Gesellschaft auf und nimmt dabei eine sehr persönliche Perspektive ein, die sonst oft in den Medien untergeht: man lernt das Opfer kennen und ...

Die Story greift aktuelle Problemfelder der amerikanischen Gesellschaft auf und nimmt dabei eine sehr persönliche Perspektive ein, die sonst oft in den Medien untergeht: man lernt das Opfer kennen und begleitet die Angehörigen durch die Zeit nach der Tat.

Was dieses Buch so besonders und wohl auch kontrovers macht, ist der Perspektivenwechsel. In den (amerikanischen) Medien wird oft nur einseitig berichtet, nun wird die Seite der afroamerikanischen Bürger beleuchtet, fernab bloßer Black Lives Matter- Parolen. Die Protagonistin Starr ist daher entsprechend gut gewählt: eine junge Farbige, die zwar in einem Problemviertel lebt, aber auf eine privilegierte weiße Schule geht und bildungstechnisch eine glänzende Zukunft vor sich hat. Somit wird gerade kein Klischee des jungen Ghettokindes bedient, welches im Leben eh keine andere Chance sieht als zu dealen oder Mitglied in einer Gang zu werden, oder den Aufstieg durch Sport erreichen zu müssen. Starr war mir dabei immer sehr sympatisch. Insbesondere ihr Konflikt zwischen ihrem ’schwarzen‘ Familienleben in ihrem Elternhaus im Problemviertel sowie der Besuch einer eher weißen Eliteschule, ihre Freundschaften und ihre Beziehung zu einem Weißen fand ich nie übertrieben und immer sehr glaubhaft.

Starr wird Zeugin, wie ihr Freund Khalil bei einer Polizeikontrolle ohne jeglichen Anlass erschossen wird – beispielhaft für zu viele vergleichbare Fälle von Polizeigewalt in der jüngsten Vergangenheit. Das Buch hat also ungemeinen Zündstoff – als Leser wissen wir, was Sache ist: Khalil wurde ohne jeglichen Grund erschossen. Allein sein Aussehen, sein Auftreten und sein Ruf waren Anlass für den Polizisten, den Abzug zu drücken. An seinem Beispiel wird der Leserschaft schmerzlich vor Augen geführt, dass es Rassismus im Alltag und insbesondere im Rahmen von Polizeigewalt gibt – er ist real und hat auch in der heutigen Zeit noch ungeheure Konsequenzen.

Gut gefallen hat mir außerdem auch das Einbringen alltäglicher Rassismuskonflikte. In einer Szene beschreibt Angie Thomas ein klassisches Beispiel davon, wenn etwa Starrs privilegierte weiße Freundin Hailey Äußerungen mit rassistischem Kontext tätigt, die für sie scherzhaft gemeint, für die Betroffenen allerdings schmerzhaft empfunden werden. Hier sind wir in der klassischen „Negerkuss“-Situation. Weiße als nicht Betroffene entscheiden darüber, was sie selbst als rassistisch empfinden und was nicht. Dass man dabei allerdings dieses Empfinden allein der betroffenen Seite überlassen sollte, wird leider oft übersehen. Solche Konflikte lässt die Autorin geschickt einfließen, lässt sie aber – wie auch in der Realität – oft ungelöst. Als Leser bleibt man deswegen oft beklommen zurück.

Auch der Sprachgebrauch ist dabei hart an der beschriebenen Realität und fernab blumiger Worte. Der verwendete Slang spiegelt die gesellschaftliche Schicht wieder, in der sich das Buch bewegt. Dabei wird je nach Situation zwischen Slang und Hochsprache gewechselt und dadurch noch krasser der Unterschied innerhalb der Gesellschaft verdeutlicht.

Als Hip Hop-Fan liebte ich auch die vielen Hinweise, die Angie Thomas im Buch versteckt hat, wie etwa zu N.W.A. und Tupac und deren Einfluss auf die afroamerikanische Gesellschaft.

Tupac prägte dabei das Akronym THUG LIFE – was für The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody steht. Dabei meint das Akronym die Chancenungleichheit der amerikanischen Gesellschaft: Afroamerikaner haben in der Regel weniger Chancen auf sozialen Aufstieg und Wohlstand, das System dient nur den bereits Privilegierten. Das Problem der gesellschaftlichen Schere müsste dabei wohl nicht nur in Amerika gelöst werden.

Auch die Andeutungen zur Black Panther-Bewegung, Martin Luther King und Malcom X sind ein Genuss für Leser, die sich mit der amerikanischen Geschichte der Neuzeit beschäftigt haben. Den ein oder anderen regen die Verweise vielleicht sogar zum Nachschlagen an.

Genau auf diesen Moment fiebert man als Leser hin. Man war bei der Ermordung Khalils quasi live dabei, hat die sonst übliche Perspektive gewechselt und wünscht sich nicht sehnlicher als Gerechtigkeit. Man ist fest davon überzeugt, dass alles gut werden wird, dass alles gut werden muss. Dass diesmal alles anders ist. Angie Thomas baut über das ganze Buch mit allen kleinen und großen Verstrickungen, Charakteren und Entwicklungen diese Erwartungshaltung auf – nur um sie dann in einem großen Knall zum Einsturz zu bringen. Und genau dies löste zwar zunächst Verwirrung, Ärger und Schock bei mir aus – was aber genau die Reaktion ist, die die Autorin provoziert hat und die eventuell etwas bewegen kann. Wenn man sich selbst von einer solchen Ungerechtigkeit betroffen fühlt, wenn man plötzlich Empathie für die Gegenseite entwickelt, dann kann ein Umdenken stattfinden. Durch das Nichterfüllen der Erwartungshaltung wird die Message des Buches umso deutlicher – Rassismus ist ein reales gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht.

Das Buch ist für mich schon jetzt ein moderner Klassiker, den man einfach gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 24.08.2019

Ganz großes Kino!

Constellation - Gegen alle Sterne
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Als riesiger Fan von Claudia Gray (ihr müsst alle ihre Firebird-Trilogie lesen!!!) konnte ich ihr neues Werk „Constellation – Gegen alle Sterne“ kaum abwarten!
Dem Buch liegt eine gewohnt komplexe Welt ...

Als riesiger Fan von Claudia Gray (ihr müsst alle ihre Firebird-Trilogie lesen!!!) konnte ich ihr neues Werk „Constellation – Gegen alle Sterne“ kaum abwarten!
Dem Buch liegt eine gewohnt komplexe Welt zugrunde. Die Autorin schafft hier eine Vermischung aus klassischen SciFi-Elementen und würzt das Ganze mit einer Prise Dystopie – gelungen wie ich finde. Protagonistin Noemi kommt vom Planeten Genesis, der von der Erde bedroht wird. Ja, richtig gelesen, in diesem Buch sind die Erdenbewohner die Bösen! In ferner Zukunft haben die Menschen sehenden Auges die Ressourcen der Erde soweit ausgebeutet, dass sie auf andere Planeten expandieren müssen – eine neue Art der Kolonisation ist dem Konflikt zwischen Erde und Genesis vorangegangen. Auf Genesis bildete sich eine Rebellion gegen die ausbeutende Erde, der auch Noemi angehört.

Gegenpol zu Noemi bildet die Künstliche Intelligenz Abel von der Erde. Per Zufall treffen beide aufeinander und sind plötzlich Partner bei einer lebensgefährlichen Mission. Obwohl Künstliche Intelligenzen von der Erde unter anderem als Soldaten gegen Genesis gebraucht werden, ist Abel durch eine Programmierung daran gebunden, dem ranghöchsten Offizier zu dienen, folglich Noemi zu beschützen.

Die Charaktere und ihre Interaktion haben mir im Buch ungewöhnlich gut gefallen. Die Beweggründe Noemis werden nach und nach aufgedeckt und die Hintergründe der Rebellion erläutert. Ich finde, hier hat die Geschichte durchaus das Potential, noch mehr in die Tiefe zu gehen und weitere Konfliktpunkte der Rebellion gegen die Erde offen zu legen.

Abel ist einfach nur perfekt getroffen! Genauso stelle ich mir eine Künstliche Intelligenz in der Zukunft vor. Abel ist dabei keine dumpfe Rechenmaschine, ihm wurde seitens seines Schöpfervaters die Möglichkeit gegeben, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln sowie menschliche Empfindungen zu entwickeln. Mit zunehmender Story wird klar, wie weit die Entwicklung Abels geht und aus welchen Gründen er so besonders ist – ein erzählerischer Kniff, der mich beeindruckt hat und der der Story noch mehr Tiefgang verpassst hat.

In ‚Constellation‘ werden neben der äußerst rasanten Erzählung auch elementare philosophische Fragen der Neuzeit aufgeworden: Inwieweit wollen wir Künstliche Intelligenz erschaffen und nach welchem Vorbild? Wollen wir technische Sklaven der von uns begrenzten Fähigkeiten erschaffen oder möchten wir, dass uns unsere Schöpfung irgenwann übertrifft? Schaffen wir uns mit Künstlicher Intelligenz selbst ab?

Aber nicht nur Fragen zur KI werden aufgegriffen, die irgendwann einmal vielleicht relevant werden könnten. Auch aktuellere Fragen wie die Ausbeutung und das restlose Verbrauchen von Ressourcen wider besseres Wissen werden im Buch aufgeworfen, und dies ohne erhobenen Zeigefinger und unter Betrachtung beider Seiten. Die Autorin schafft es hier, solche Themen geschickt in den Plot einzubinden.

Das Buch gleicht einem Roadtrip durchs All, bei dem Noemi und Abel allerlei Hindernisse überwinden müssen. Dabei ergänzen sie sich perfekt – ihre gegenseitige Interaktion und die Entwicklung ihrer Beziehung zueinander waren immer amüsant und haben einfach Spaß gemacht. Für mich eins der perfektesten Paare aus dem Fantasy/SciFi-Bereich! Natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz. Auch hier harmonieren die Protagonisten perfekt miteinander, die Entwicklung ihrer Gefühle füreinander ist nie überrissen sondern geschieht in feinen, leisen Tönen. Sehr glaubwürdig und unglaublich süß! Noemi und Abel helfen einander, festgefahrene Meinungen neu zu überdenken und über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sie werden mit den eigenen Strukturen und Denkmustern konfrontiert – das Buch schafft dies übrigens auch beim Leser!

Für mich ein absolut ausgereiftes Buch, welches zu meinen Jahreshighlights 2017 gehören wird. Ich kann euch ‚Constellation‘ nur ans Herz legen – lest es alle und verliebt euch in den unendlichen Weiten des Alls gemeinsam mit Noemi und Abel!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Klasse!

Constellation - In ferne Welten
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Ich fand den ersten Teil wirklich überragend gut. Dementsprechend waren die Erwartungen hoch, war der erste Band doch so gestrickt, dass mich auch dessen fulminante Ende als Leser in irgendeiner Art gereicht ...

Ich fand den ersten Teil wirklich überragend gut. Dementsprechend waren die Erwartungen hoch, war der erste Band doch so gestrickt, dass mich auch dessen fulminante Ende als Leser in irgendeiner Art gereicht hätte, ich aber natürlich doch irgendwie mehr lesen wollte. Zumal die Geschichte um Noemi und Abel echt richtig viel hergegeben hat.

Auch der zweite Band ‚In ferne Welten‘ wird abwechselnd aus der Sicht von Abel und Noemi erzählt. Dadurch bekommt man einerseits guten Zugang zu den Charakteren, andererseits wird die Handlung schön vorangetrieben, da sich beide ja auf unterschiedlichen, sich bekriegenden Planeten befinden. Das hat es für mich sogar noch interessanter gemacht, da hierdurch auch beide Seiten dieses Konflikts beleuchtet werden.

Ein großer Pluspunkt dieses Buches ist nämlich, dass es differenzierter ist als man andere vergleichbare Bücher in dem Genre. Natürlich gibt es Antagonisten, die wirklich fies ausgestaltet sind. Aber die Hintergründe sind nicht flach aufgebaut, damit die dramatische Liebesgeschichte einen Rahmen hat, um sich zu entwickeln. Hier werden wirklich interessante Fragestellungen aufgeworfen. Wie wird sich das Verhältnis des Menschen zur künstlichen Intelligenz entwickeln, wie wird die Menschheit mit den immer knapper werdenden Ressourcen haushalten? Werden die Armen irgendwann abgehängt oder gibt es eine solidarische Umkehr vom Kapitalismus?

Mit vielen Zitaten konnte mich die Autorin wirklich richtig begeistern.

Im Gegensatz zum ersten Teil konnte mich allerdings die Storyline nicht ganz mitnehmen. Ich hatte das Gefühl, als würde hier ziemlich viel verwurstet werden, sodass kein dritter Teil mehr nötig ist und die Autorin trotzdem alle ihre Ideen auf Papier bannen kann. Im Prinzip eine gute Idee, konnte ich mich aber als Leser nicht wirklich auf einen Handlungsfaden konzentrieren, da es ziemlich viele Baustellen gab. Es gab zum einen die Problematik des Konflikts Erde – Genesis, dann Abels Verhältnis zu seinem Schöpfer, Noemis Mission, Noemi und Abel, eine neue unerwartete Entwicklung, neue Probleme mit Mechs, die Spinnweben-Krankheit… dies alles wurde zwar am Ende zu einer Konklusion zusammengeführt, aber dann irgendwie doch nicht. Es gab für mich kein fulminantes Spektakel, keinen Wow-Effekt was die Auflösung angeht.

Ich kann euch noch nicht einmal sagen, ob es nur an meinen hohen Erwartungen gelegen hat, denn das Buch ist immer noch top! Spannend, gefühlvoll und vor allem durchdacht und zum Nachdenken anregend. Leider konnte es mich nicht mehr ganz so vom Hocker reißen, wie es noch der erste Teil geschafft hat.

Dennoch eine Reihe, die ich jedem ans Herz legen möchte, der eine Geschichte voller Tiefe, Gefühl und trotzdem Action lesen möchte.

Veröffentlicht am 24.08.2019

Leider sehr schwacher Mittelteil

Flammendes Land
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Der zweite Teil greift die Geschichte genau da wieder auf, wo der letzte Teil endete – mit der Ankunft von Morgan und ihren Verbündeten auf der Erde. Nachdem sie die schwebende Stadt Internment verlassen ...

Der zweite Teil greift die Geschichte genau da wieder auf, wo der letzte Teil endete – mit der Ankunft von Morgan und ihren Verbündeten auf der Erde. Nachdem sie die schwebende Stadt Internment verlassen mussten, treffen sie auf der Erde nun auf deren Bewohner und müssen sich mit den dortigen Gepflogenheiten zurecht finden.

Nachdem im ersten Teil angedeutet wurde, dass die Erdenbewohner denen aus Internment vielleicht nicht ganz wohlgesonnen gegenüber stehen würden, war ich also gespannt, ob sich dieses mögliche Konfliktpotential in einer spannenden Handlung wiederfindet. Auch wollte ich natürlich mehr über Internment an sich erfahren, wollte wissen, wieso es die schwebende Stadt überhaupt gibt und wie es von der Abspaltung von der Erde gekommen ist.

Hier hat die Autorin leider das vorhandene Potential ungenutzt gelassen. Morgan trifft mit ihren Begleitern auf Menschen, die sie aufnehmen und es wird auch ein Kontakt zu den Verantwortlichen der Erde hergestellt. Statt diese Entwicklung aber mit Action zu füllen, plätschert der Handlungsstrang leider nur sehr seicht dahin. Im Prinzip bleibt Lauren DeStefano dem eher ruhigen und auch teilweise sehr nüchternen, ja manchmal aber auch wundervoll poetischen Grundthema der Trilogie treu, doch hat sie es im Vergleich zum Vorgänger hier nicht geschafft, mich mit Spannungselementen als Leser ans Buch zu fesseln.

Stattdessen hat sie es mit diversen – für mich ohne Zusammenhang zur Haupthandlung lassenden – kleinen Episoden gefüllt, die vor allem aus Dialog bzw. Erlebnissen auf der fremden Erde bestehen. Gelungen fand ich hier allerdings, dass durch ganz alltägliche Situationen der Unterschied zwischen dem Leben auf Internment und der Erde deutlich wird und sich Morgan erst zurecht finden muss. Diese Idee hat mir gefallen und fand ich auch wichtig im Hinblick auf die Entwicklung der Charaktere, die Umsetzung fand ich allerdings oft fehlplatziert. Um euch, ohne groß zu spoilern, ein Beispiel nennen zu können – wieso muss Morgan über mehrere Seiten hinweg einen Ausflug unternehmen, um auf einem Elefantenwesen zu reiten? Wieso begegnet sie einem solchen nicht einfach zufällig oder in einem anderen Kontext? Die Verhältnisse auf der Erde werden dadurch zwar angerissen, die Geschichte brachten solche Episoden allerdings nicht weiter und ich habe mich als Leser oft nach dem großen Ganzen dahinter gefragt.

Gut gelungen hingegen fand ich das Zusammenspiel zwischen der Prinzessin und Morgan. Die Prinzessin hat mir im ersten Teil als Gegenpart schon unheimlich gut gefallen und auch in ‚Flammende Stadt‘ treibt sie die Geschichte voran und ist eine fantastische Figur, die zwischen Ignoranz, Egoismus, Naivität und Boshaftigkeit hin und her schwankt, man ihr dieses Verhalten als Leser aber nicht wirklich übel nehmen kann. Ihre Beweggründe werden im zweiten Teil deutlicher, dennoch verfolgt sie ihre eigenen Ziele mit perfider Intelligenz. Hier ziehe ich den Hut vor der Autorin, denn die Szenen mit ihr haben mir ganz besonderen Spaß bereitet und waren ein Lichtblick in der ansonsten vor sich hin tröpfelnden Handlung.

Erst zu Beginn des letzten Drittels machen Pen und Morgan eine Entdeckung, die alles verändern könnte. Diese war für mich als Leser so nicht im Buch erkennbar angelegt und ich war wirklich überrascht davon, konnte aber auch nicht wirklich einschätzen, wie sich diese denn nun tatsächlich auswirken könnte.

Aufgrund dieser Entdeckung fasst Morgan einen folgenschweren Entschluss, der alles verändern könnte. Der entsprechende Einfall passt zu Morgans Charakter, auch wenn ich die Idee an sich etwas drastisch fand. Aber dadurch war sie auf einmal wieder da, die so lang vermisste Dramatik und ich habe mitgefiebert, ob sich der Plan umsetzen lässt und welche Folgen er hat.

Gegen Ende nimmt das Buch dann doch noch Fahrt auf und es kommt zu einer dramatischen Entwicklung. Dieses würde ich jetzt nicht unbedingt als Cliffhanger bezeichnen, da sie mir dafür dann doch nicht zu überraschend und plötzlich kam, sondern sich bereits vorher abzeichnete. Dennoch habe ich mich dabei erwischt, wie ich überlegt habe, wie sich dieser Handlungsstrang wohl enwickeln wird.

Insgesamt für mich im Vergleich zum guten Auftakt ein leider nur mäßiger Mittelteil mit einigen Längen. Ich kann leider nicht abschätzen, ob diese durch den letzten und finalen Band aufgefangen und die offenen Fragen geklärt werden. Ich für meinen Teil weiß bisher noch nicht, ob ich „Zerbrochene Krone“ so schnell lesen werde.