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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2019

So müssen Bücher sein!

Das Gold der Krähen
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Kennt ihr das, wenn ein Buch so gut war, dass man es ganz für sich allein haben und hüten möchte wie einen Schatz, ihr aber gleichzeitig laut herausschreien wollt, dass jeder dieses Buch lesen sollte?

Kennt ...

Kennt ihr das, wenn ein Buch so gut war, dass man es ganz für sich allein haben und hüten möchte wie einen Schatz, ihr aber gleichzeitig laut herausschreien wollt, dass jeder dieses Buch lesen sollte?

Kennt ihr bestimmt! Nachdem es mir bereits mit Das Lied der Krähen so erging, waren die Erwartungen an den Abschluss der Duologie natürlich extrem hoch. Und wie ihr euch jetzt sicher vorstellen könnt, hat auch ‚Das Gold der Krähen‘ mich völlig vom Hocker gehauen.
Es fällt mir wirklich schwer, meine Begeisterung für dieses Buch in Worte zu fassen! Es ist auf jeden Fall bereits jetzt schon mein Jahreshighlight 2018 und ich würde es jedem empfehlen, unabhängig davon, ob er Fantasyliebhaber ist oder nicht.

Das Buch hat einfach alles. Zum einen fesselt es bereits ab der ersten Seite, es fiel mir überhaupt nicht schwer, mich wieder völlig auf die Geschichte einzulassen und mich in ihr einzufinden, obwohl das Lesen von ‚Das Lied der Krähen‘ doch schon ein Weilchen her ist.

Leigh Bardugo schreibt ohnehin sehr atmosphärisch, sie schafft es einfach immer, die Stimmung zu erzeugen, die einen sofort in den Bann zieht. Bereits in Grischa ist es ihr gelungen, mich die „sibirische“ Kälte der Tundra spüren zu lassen und nun durfte ich erneut durch die Straßen und Kanäle Ketterdams wandern. Es kam mir beim Lesen wirklich so vor, als würde ich diese Stadt kennen, als könnte ich sie schmecken, hören und riechen. Das Setting ist wirklich etwas ganz besonderes und ließ gegen Ende des Buches in mir das Gefühl entstehen, dass ich Ketterdam nicht verlassen möchte, ja das ich mit den Krähen dort bleiben möchte.

Der Abschied von den Krähen war wirklich bittersüß. Alle Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, als wäre ich eine von ihnen und sie gehen zu lassen, ließ mich wehmütig werden. Werden einige dieses Ende als unbefriedigend erachten, so muss ich doch sagen, dass ich nach einem kurzen Moment genau verstanden habe, wieso es genau so enden muss und nicht anders. Es passt einfach zu Kaz und den Krähen, so im Fluss des Lebens zu sein, ein statisches Happily ever After hätte ich dann doch irgendwie als unpassend empfunden. Zumal es doch schön ist, gedanklich zu den Krähen zurückkehren zu können und zu überlegen, wie es ihnen so ergangen ist. Ganz in der Luft hängen lassen hat die Autorin ihre Fans ja nicht und vielleicht gibt es das ein oder andere Wiedersehen ja in ‚King of Scars‘, das ab Anfang 2019 die Geschichte um Nikolai Lantsov erzählt. Ich für meinen Teil würde meine Krähen gerne einmal wieder in Ketterdam besuchen gehen.

Ebenso habe ich gemeinsam mit den Krähen eine Achterbahn der Gefühle erlebt. Das Buch holt einen quasi da ab, wo der erste Teil geendet hat; die Spannung ist auf einem hohen Niveau und die Handlung ist nie wirklich vorhersehbar. Man erlebt eine unmögliche Wendung nach der anderen und fragt sich, wie es weiter gehen soll für Kaz und seine Krähen. Hierdurch ist man förmlich in der Handlung gefangen und fiebert mit bis zur letzten Seite! Ich bin mehr als einmal verzweifelt, habe erleichtert aufgeatmet, nur um im nächsten Moment wieder erschrocken inne zu halten. Das Herz wurde mir gebrochen und es keimte eine zarte Pflanze der Hoffnung auf.

Das Gold der Krähen hat mich trotz des enormen Seitenumfangs nur so durch diese fliegen lassen und mich wohlig seufzend im Sessel zurückgelassen. So müssen Bücher sein!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Neues von Matthew und Diana

Bis ans Ende der Ewigkeit
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Bei manchen Büchern werden wir ja mit unvorhergesehenen Fortsetzungen überrascht. „Bis ans Ende der Ewigkeit“ ist so ein Buch, mit dem ich nicht gerechnet habe, das aber eine riesige Vorfreude in mur geweckt ...

Bei manchen Büchern werden wir ja mit unvorhergesehenen Fortsetzungen überrascht. „Bis ans Ende der Ewigkeit“ ist so ein Buch, mit dem ich nicht gerechnet habe, das aber eine riesige Vorfreude in mur geweckt hat, gehört doch die All Souls-Trilogie zu meinen Lieblingen im Regal. Sie ist so erfrischend anders und auf leise Art magisch und bezaubernd. So freute ich mich darauf, in „Bis ans Ende der Ewigkeit“ auf viele alte Bekannte zu stoßen und neue Charaktere kennen zu lernen.
Wie bereits die All Souls-Trilogie, die vor kurzem sogar in eine Serie umgesetzt wurde, bedient dieses Buch nicht nur das Young Adult-Publikum, sondern eher ältere Leser, die -wie ich – auch auf ältere Protagonisten und eine unverkitschte Handlung stehen.

Wir begleiten als Leser hier verschiedenen Erzählperspektiven. Zum einen dürfen wir Phoebe bei ihrer Geburt zur Vampirin begleiten, wir blicken mit Marcus in seine düstere Vergangenheit zurück und wir lernen Dianas und Matthews Kinder besser kennen.

Alle drei Perspektiven laufen lose zu einem Gesamtbild zusammen. Hier wird es sicherlich einige kritische Stimmen geben, denen einfach zu wenig passiert. Dem kann ich bedingt zustimmen, da das Buch jetzt nicht Non stop-Action für seine Leser bereit hält. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt und was man zu erwarten hat, enttäuscht „Bis ans Ende der Ewigkeit“ auf keiner Linie. Für meinen Geschmack hätte es allerdings ebenfalls etwas „mehr“ sein können – das Buch fühlte sich an wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, von denen man sich dann doch sehr schwer wieder lösen kann.

Obwohl hier viele Schauplätze eröffnet werden, ergeben alle Handlungsstränge ein stimmiges Gesamtbild. Den Rahmen bildet dabei auch die Geschichte der Wiedergeburt von Phoebe zur Vampirin. Ich muss sagen, dass mir diese Story mit am besten gefallen hat, da die Autorin es wie bereits in den Vorgängern schafft, eine erwachsene Art von Fantasy zu Papier zu bringen, fernab von kitschigen Glitzervampiren und rotwangigen Teenies oder blutrünstigem Splatter. Mir gefällt die erschaffene Welt von Diana und Matthew sehr gut, gehört sie doch auch bereits vor der großen Diskussion zu den ersten Werken, in denen ich bewusst Diversität in Büchern wahrgenommen habe.

Natürlich kommt hier auch die Romantik nicht zu kurz, wobei weniger Diana und Matthew im Mittelpunkt stehen als Marcus und Phoebe. Hier hätte ich mir neben der gegenseitigen Sehnsucht etwas mehr Drama gewünscht, zumal Marcus Background, der so intensiv in „Bis ans Ende der Ewigkeit“ beleuchtet wird, sicherlich genügend Konfliktpotential bereitgestellt hätte. Dieses wurde allerdings leider nicht genutzt, sodass ich mich als Leser am Schluss schon gefragt hatte, worauf die Geschichte von Marcus denn jetzt hin gearbeitet hatte. Bereits in der All Souls-Trilogie wurden die Vorkommnisse in New Orleans thematisiert, sodass ich hier irgendwie mehr erwartet habe. Ich hatte leider den Eindruck, dass die Autorin vorher zu sehr abgeschweift ist und nun auf die schnelle das Buch fertig bringen musste. Deshalb hier entsprechend Punktabzug in der B-Note.

Insgesamt ist das Buch für alle Fans der Reihe ein absolutes Muss. Es ist aber auch für jeden geeignet, der in die Reihe hineinschnuppern möchte. Ich kann es trotz der Kritikpunkte als kurzweiliges Lesevergnügen empfehlen, insbesondere wenn ihr auf erwachsene Fantasy und einen wirklich wundervollen Schreibstil voller historischer Hintergrundinfos steht.

Veröffentlicht am 24.08.2019

Ich liebe es!

ELFENKÖNIG
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Kaum ein Buch konnte mich letztes Jahr so sehr begeistern wie Elfenkrone! Es gehörte für mich zu den besten Büchern 2018 und gehört zu meinen All Time Favorites.
Nachdem Elfenkrone unglaublich fulminant ...

Kaum ein Buch konnte mich letztes Jahr so sehr begeistern wie Elfenkrone! Es gehörte für mich zu den besten Büchern 2018 und gehört zu meinen All Time Favorites.
Nachdem Elfenkrone unglaublich fulminant geendet hatte, war die Latte für Elfenkönig natürlich unglaublich hoch. Das Buch zieht einen direkt wieder mit einem unglaublichen Lesesog ins Elfenreich! Dabei ist es wieder so detailreich und wunderschön schaurig beschrieben, dass man sich als Leser einfach darin verlieren möchte.

Wir begleiten Jude, die um ihre Stellung am Elfenhof kämpft und darum, die Kontrolle über Cardan zu behalten. Gemeinsam mit dem Leser muss sie dabei schnell feststellen, dass jeder für sich kämpft und sie sich vielen Gegnern gegenüber sieht, die ebenfalls die Macht an sich zu reißen. Es entsteht ein klug aufgebautes Spiel aus Intrigen und Ränkeschmieden, das den Leser immer wieder zu verblüffen weiß. Wer ist Freund und wer ist Feind? Und gehört Jude selbst zu den Guten oder verliert sie immer mehr an Menschlichkeit? Holly Black spielt wie bereits im ersten Teil gekonnt mit charakterlichen Zwischentönen der Extraklasse. Ich liebe einfach alle, sowohl Protagonisten als auch Antagonisten!

Vor allem das Katz und Maus-Spiel zwischen Jude und Cardan ist einfach fantastisch inszeniert. Man weiß als Leser ebenso wenig wie die Charaktere, woran man eigentlich mit den beiden ist. Irgendwie möchte man Cardan hassen, aber kommt nicht drum herum, ihn aus vollstem Herzen zu lieben. Genauso geht es dem Leser mit Jude, die für mich zu einer der besten Protagonisten ever gehört. Sie ist so vielschichtig aufgebaut und weckt so viele widerstreitende Gefühle beim Leser. Jedesmal, wenn ich mich von ihr abgestoßen fühle, agiert sie so, dass ich sie am liebsten voller Liebe an meine Brust drücken würde.

Am meisten überzeugt das Buch neben den Charakteren durch die wahnsinnige Handlung, die mich so oft einfach völlig überfahren hat. Die Reihe gehört aufgrund dessen bereits vor Abschluss zu dem Besten, was ich diesbezüglich gelesen habe. Nichts ist vorhersehbar oder flach oder gar langweilig. Es ist einfach fantastisch und unglaublich und kaum aus der Hand zu legen. Wer wie ich die Nase voll hat von weichgespülten Standardcharakteren und einer allzu oft vorhersehbaren Weltretterhandlung sollte unbedingt zu diesen Büchern greifen. Ich kann den dritten Teil „Queen of Nothing“ kaum erwarten!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Furios!

River of Violence
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Es geht ordentlich zur Sache in River of Violence. Das Buch ist sicher nichts für Leser mit gewissen Triggern oder allzu schwache Nerven. Die Handlung ist nicht weichgespült oder an ein Publikum U18 angepasst, ...

Es geht ordentlich zur Sache in River of Violence. Das Buch ist sicher nichts für Leser mit gewissen Triggern oder allzu schwache Nerven. Die Handlung ist nicht weichgespült oder an ein Publikum U18 angepasst, ist aber auch nicht so knacketrocken und melancholisch angehaucht wie manch ein Krimi oder Thriller aus der Spiegel-Bestsellerliste. Sie konnte mich durchweg fesseln und abholen, teilweise sogar richtiggehend schocken!

Besonders sind die rückblickenden Kapitel in Form von Zeitsprüngen, die sich mit der erzählenden Figur abwechseln. Dies mag sicher nicht jedermanns Geschmack sein, wird dadurch der Lesefluss strapaziert und man muss sich immer wieder von neuem auf das Erzählte einlassen. Ich finde, dass die Zeitsprünge zur Geschichte passen, da sie – passend zum jeweiligen Aufhänger des Kapitels – dem Leser Hintergrundwissen vermitteln und so die Beweggründe der Charaktere näher bringen. Der Aufbau ist auf jeden Fall ‚bold‘, da das Buch mit Sicherheit sich nicht einfach locker flockig runter lesen lässt und den Leser durchweg fordert.

Es werden sperrige, unangenehme Themen angesprochen, ohne dabei ins Klischee abzudriften oder an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Es geht ordentlich zur Sache, die Protagonisten haben auf jeden Fall keine Samthandschuhe an! Ein Ereignis jagt das nächste und man kommt kaum zum Luftholen, da auch die erwähnten Zeitsprünge keine Atempause bieten. Die Szenen sind dabei sehr explizit, was mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack ist. Für mich hat der rohe Stil zu Story und Charakteren gepasst, alles andere wäre für mich unglaubwürdig gewesen.

Gleiches gilt für die Protagonisten. Auch hier gibt es keine angepassten, überhöhten Charaktere. Diese sind vielmehr durch ihre Lebenserfahrung geprägt und lassen sich dadurch nicht einfach in Gut und Böse einteilen. Die Autorin schafft es dabei, dass man als Leser die Beweggründe aufgrund der Lebensumstände der Charaktere nachvollziehen kann. Alle sind geprägt durch erlebte Gewalt, wobei im Buch deren diverse Erscheinungsformen thematisiert werden.

Besonders gut hat mir dabei der Fokus auf den Frauen gefallen, die in unserer Gesellschaft allzu oft Opfer von Unterdrückung, Gewalt und gesellschaftlichen Zwängen sind. Hier wird aufgezeigt, dass diejenigen, die bisher keine Wahl hatten, sich diese Möglichkeit der Wahl zurückkämpfen und für sich selbst einstehen. Das Buch ist für mich ein wichtiges Statement zum Thema Empowerement mit dem entsprechenden Twist, dass ausgelebter Sexismus oft eine Schwäche des Gegenübers ist und gegen ihn verwendet werden kann. Grandios!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Prädikat besonders wertvoll!

Schamlos
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Es gibt so viele wirklich wichtige Bücher! Ich meine damit jetzt keine Bücher, die einen Hype erfahren und uns ein paar amüsante Lesestunden schenken, dann aber bald in der Versenkung des Bücherregals ...

Es gibt so viele wirklich wichtige Bücher! Ich meine damit jetzt keine Bücher, die einen Hype erfahren und uns ein paar amüsante Lesestunden schenken, dann aber bald in der Versenkung des Bücherregals verschwinden. Nein, ich meine Bücher, die den Horizont erweitern, die hängen bleiben und lange nachhallen.

Als ich über das tolle Cover von „Schamlos“ in den Verlagsvorschauen gesehen und die Inhaltsangabe gelesen habe, beschlich mich das Gefühl, dass es genau so ein Buch sein könnte.
„Schamlos“ ist zunächst einmal wirklich wundervoll aufgemacht und ich bin sicher, dass alleine das Cover viele Interessierte dazu animieren wird, es sich einmal genauer anzuschauen. Besonderer Clou ist für mich der besondere halbe Schutzumschlag, der der jungen Frau den Mund zu verbieten scheint. Darunter verbirgt sich eine eindeutige Geste, ein Mittelfinger, der sich all denen entgegenreckt, welche jungen Mädchen und Frauen gerade den Mund verbieten, sie mundtot machen wollen.

Die drei Autorinnen Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz sind Bloggerinnen, Feministinnen und Muslimas, welche selbst Erfahrungen mit negativer Sozialkontrolle machen mussten. Sie setzen sich als „Die schamlosen Mädchen“ dafür ein, dass das Thema negative soziale Kontrolle und damit verbundene Schamkultur ins Blickfeld der Gesellschaft gerät und vorhandene Strukturen aufgebrochen werden.

Zugegeben wird im Buch schwere Kost aufbereitet, die mich anhand der vielen realen Beispiele und Geschichten mehr als einmal mit einem dicken Klos im Hals hat schlucken lassen. Mit einer feministisch eingestellten Mutter damit aufgewachsen, dass das Thema Gleichberechtigung ohnehin auf dem Persönlichkeitskompass verankert ist, war es krass, welche Erfahrungen andere machen (müssen).

Wenn man nicht demselben Kulturkreis angehört, ist es oft schwierig, einen Einblick zu gewinnen, der nicht auf gängigen Klischees und Vorturteilen beruht. So kann ich auch die oft aufkommende Kritik verstehen, dass man sich als Außenstehender eigentlich kein richtiges Bild machen kann, es aber dennoch viele zumeist negative Vorurteile gibt, wie etwa zum Thema Kopftuch. Für mich als Nichtmuslima, die ohne konkreteren Bezug zu den Kulturkreisen bisher nicht wirklich einen tatsächlichen Einblick hatte, war es wirklich faszinierend und wichtig, durch das Buch einen Blick hinter die Kulissen gewinnen zu können.Es hat mir gezeigt, mit welchen Problemen man als junge Muslima konfrontiert wird.

Das Buch trifft für mich die ideale Balance zwischen der Aufbereitung des schweren Themas und der eingängigen Darstellungsweise. Es gibt kurze Episoden, in denen Betroffene von ihren Erlebnissen berichten, dann dürfen wir bei Gesprächen der Autorinnen quasi Mäuschen spielen. Durch diese interviewartigen Szenen wird man mit den meist schockierenden Erlebnissen als Leser nicht alleine gelassen sondern erfährt eine Einordnung durch Betroffene, die mitreden können, weil sie diese Art von negativer Sozialkontrolle im eigenen Kulturkreis vorfinden. Man entwickelt hierdurch ein besseres Verständnis für die Lebensweise vor allem junger Muslimas, mit denen man leider viel zu wenig derart intensiv in Kontakt kommt.

Das Buch trifft weiter die ideale Balance zwischen Aufklärung und Darstellung, ohne dabei zu wertend und urteilend zu werden. Es behandelt sensible Themen und stellt den Konflikt junger Muslimas dar, die zwischen traditionellen Werten der Familie und den Freiheiten der westlichen Welt stehen. Den Autorinnen gelingt es dabei, die Problematiken zu benennen ohne zu beschönigen, aber auch ohne zu urteilen und zu stigmatisieren.Sie zeigen dabei eine innere Kraft und Stärke, mit denen sie sich dafür einsetzen, dass das Thema negative soziale Kontrolle in den Fokus der Gesellschaft gerät und es Betroffenen erleichtert wird, gehört und wahrgenommen zu werden.

Mein Lesehorizont wurde dabei erweitert und ich durfte mit eigenen Vorurteilen kräftig aufräumen. Ich konnte für mich selbst viel durch das Buch mitnehmen und kann so einiges besser einschätzen. Diese Erfahrung wünsche ich noch viel mehr Lesern. Deshalb würde ich gerne jedem zurufen, dass er zu diesem Buch greifen soll, bevor er mit irgendwelchen Vorurteilen um die Ecke kommt.

Dieses Buch gehört für mich in jedes gut sortierte Bücherregal und ist für mich eins der wichtigsten des laufenden Buchjahres! Unbedingt lesen!