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Veröffentlicht am 11.10.2022

Eine tiefgründige Liebesgeschichte

We Are Like the Sea
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Zuallererst gefällt mir das Cover ausgesprochen gut, die Haptik ist toll und es passt sehr gut zur Geschicht mit dem angedeuteten Meer und der weich schimmernden Optik.

Es geht um zwei Menschen, deren ...

Zuallererst gefällt mir das Cover ausgesprochen gut, die Haptik ist toll und es passt sehr gut zur Geschicht mit dem angedeuteten Meer und der weich schimmernden Optik.

Es geht um zwei Menschen, deren Vergangenheit miteinander verknüpft ist und welche im Laufe der Zeit ihre beiden Traumata zusammen überwinden können.

Lavender ist noch ein junges Mädchen, als ein schrecklicher Unfall ihren Cousin aus dem Leben reißt. Sie gibt sich hierfür die Schuld und verdrängt dieses Ereignis bis zu dem Tag, als sie das Haus Ihres Onkels vererbt bekommt und sich diesem wie auch dem ganzen Ort erneut stellt.
Dort lernt sie den hilfsbereiten und sozial engagierten Jonne kennen, der zunächst von ihr fasziniert ist, jedoch sofort Abstand sucht und in sein eigenes Trauma zurückfällt, als er erfährt wer sie ist.
Sie durchlebt und durchleidet lange Zeit die schwersten Emotionen, sodass man großes Mitgefühl bekommt und ihr wünscht, es würde aufwärts gehen.

Man erfährt erst spät die vollständigen Hintergründe von damals, das hat mich schon ziemlich verwirrt und auf die Folter gespannt aber ich muss auch zugeben, dass es mich sehr daran angehalten hat in einem Fluss weiterzulesen, ohne Pausen einzulegen. Ich musste einfach wissen was der Grund ihres Verhaltens ist und zu meiner Erleichterung klärt sich Stück für Stück schlussendlich alles logisch und einleuchtend auf, wobei ich manches Verhalten besonders von Jonne etwas übertrieben fand...
Die Romantik zwischen den beiden ist kaum zu übertreffen und es sind zauberhafte Momente, die wunderschön ausgedehnt beschrieben sind, in denen man sich fallen lassen möchte und einfach dahinträumt... In mir schwingen die liebevollen und gefühlvollen Töne der beiden jedenfalls noch immer nach. Das ist der Autorin wirklich vortrefflich gelungen und ich habe Lust bekommen, mich weiter in diesem Genre umzusehen.

Der Schreibstil lässt sich sehr einfach und flüssig lesen, was einen schnell voran kommen lässt.
Was mich lediglich etwas gestört hat ist der sehr häufig aufeinander folgende Ausdruck: Fuck.
Sowohl in den Gedanken der beiden Protagonisten als auch in der gesprochenen Sprache einzelner Personen.
Ansonsten waren viele der Nebenfiguren mir sehr sympathisch...

Die Autorin zeichnet sehr genau und detailliert, wie sich die beiden Protagonisten annähern und was sie alles dabei empfinden. Das hat mir sehr gut gefallen und man kann dadurch quasi selbst fühlen was sie fühlen. Es ging mir unter die Haut, als sich die beiden endlich näher kamen und es richtig knisterte und schließlich in purer Leidenschaft mündete. Ich habe eine Gänsehaut bekommen und es hat selbst mich an schöne Momente erinnert.
Für die Liebe muss man sehr mutig sein und genau darum geht es in diesem Buch. Sich mit all seiner Seele und seinem Herzen auf eine ungewisse Fahrt auf einem wilden Ozean zu begeben benötigt großen Mut und Wagnis. Aber es zahlt sich aus. Liebe kann nur entstehen wenn man sich mit jeder Faser seiner selbst auf sie einlässt und alles riskiert. Das höchste Glück und der tiefste Schmerz liegen so nah beieinander, doch das macht das Leben so lebenswert und voller Möglichkeiten.

Teilweise fand ich die Ausführungen jeder einzelnen Bewegungen, Mimik und Gedanken sowie derart vielen aufeinanderfolgenden Emotionen etwas langatmig aber wenn man ehrlich ist, dann ist der Beginn einer großen Liebe durchaus so intensiv und dies kann Marie Niebler sehr schön und authentisch beschreiben. Man möchte immer weiter lesen und das liegt allen voran an dem durchgehend gefühlvollen Schreibfluss, der es einen in Atem hält auf eine angenehme Art und Weise.

Mein Fazit: Eine Mischung aus Dramtik und Traumabewältigung und gefühlvoller und sensibler Liebesgeschichte. Mein Geschmack hat es auf jeden Fall getroffen, es behandelt einige tiefgründige Themen, ohne zu belasten. Meinen Respekt hat die Autorin sich verdient.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Das bewegende Leben der Dian Fossey

Dian Fossey - Die Forscherin
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Die Romanbiografie "Dian Fossey- Die Forscherin" von Susanna Leonard gibt das gesamte Leben in einzelnen Ausschnitten einer bemerkenswerten Frau wieder, die sich mit Leib und Seele der Verhaltensforschung ...

Die Romanbiografie "Dian Fossey- Die Forscherin" von Susanna Leonard gibt das gesamte Leben in einzelnen Ausschnitten einer bemerkenswerten Frau wieder, die sich mit Leib und Seele der Verhaltensforschung sowie dem Schutz von Berggorillas im afrikanischen Regenwald verschrieben hat.

Dies ist mein erster Roman von der Autorin.

Das Cover mit dem Dschungel und den Gorillas im Hintergrund gefällt mir sehr gut, Fotos und Gemaltes sind schön kombiniert mit der Protagonistin im Vordergrund. Es passt zur Geschichte und weckt Abenteuerlust. Vor allem die erhabenen sowie glänzenden Anteile darauf machen es zu einem habtischen Erlebnis.
Einziger Wermutstropfen daran aus meiner Sicht wäre ein Foto der echten Dian Fossey.

Für mein Empfinden ist es zudem etwas schade, dass man durch manche Kapitel vorzeitig Einblicke in die Zukunft erhält, die einem bereits früh Geschehnisse über Figuren verraten, die man zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen will.
Auch die Zeittafel ist etwas gefährlich, wenn man zwischendurch nachschauen bzw. nachrechnen möchte, wie alt Dian Fossey in dem jeweiligen Zeitabschnitt ist oder um die Gliederung zu erfassen, denn dort stehen chronologisch die wichtigsten Ereignisse aufgelistet. Man verrutscht leicht mit dem Blick.

Ich bin tief beeindruckt von dieser starken, emanzipierten und mutigen Kämpferin, die sich innerhalb ihres intensiv gelebten Lebens immer weiter entwickelt hat, geprägt durch ihre schicksalsträchtigen Erfahrungen und ihrem unbedingten Willen, diese eindrucksvollen Tiere zu beschützen.
Sie wird immer härter und unabhängiger auf ihrem geraden und selbst gewählten Pfad- dabei trotzt sie jeder Widrigkeit und jedem Gegenwind.
Zuweilen kommt sie mir wirklich vor wie ein trotziges Kind, das seinem unbändigen Willen folgt aber warum auch nicht? Ist es nicht das, was so viele von uns ersuchen? Den eigenen Daseinssinn zu finden und ihn um keinen Preis wieder aufzugeben?

Mit der Zeit verengt sich ihr Blick und konzentriert sich so stark auf ihre Mission, dass sie sich selbst vernachlässigt, ihrem Körper und ihrer Gesundheit zuviel abverlangt. Sie steigert sich in eine eine Art Arbeitswahn, vereinsamt und man sorgt sich als Leser um diese risikobereite, sich selbst immer vorantreibende Frau. Zeitweilig verliert sie die Verhältnismäßigkeit in ihrem Kampf gegen die Wilderer, lässt sich von ihrer Wut und ihrem Hass verführen. Dabei stellt sie das Wohl der Tiere über das der Einheimischen, was sich meiner Meinung nach auf die traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit als auch auf die Zeit ihrer Gefangenschaft im Kongo zurückführen lässt. Menschen begegnet sie zunehmend mit Argwohn und leichter Paranoia, was wiederum nicht verwunderlich ist.
Sie geht unablässig ihrem Ziel entgegen, ungeachtet der lauernden und allgegenwärtigen Gefahr, die sich aus ihrer schützerisch, mütterlichen Handlungsweise wie auch aus ihrem rigorosen öffentlichen Auftritt ergibt, indem sie ein Gesetz verlangt, Wilderer zu Tode zu verurteilen.

Sie versucht bereits in ihren jungen 30 ern, sich in der Männerwelt zu behaupten, sich gegen kongolesische Soldaten durchzusetzen und unnachgiebig ihren inneren Impulsen zu folgen und das in einer Zeit in der die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht annähernd erreicht ist. Sie ignoriert solche vermeintlichen Stereotypen und erreicht somit nachhaltige, großartige Veränderungen im Tierschutz.
Erstaunlich ist, dass sie trotz der Härte und auch teils männlichen Wesenszüge eine sehr leidenschaftliche Person ist, welche Sehnsüchte nach Liebe, Nähe und Geborgenheit hegt und starke Gefühle fürs andere Geschlecht entwickelt, sodass es einem das Herz aufwühlt und man ihr Fieber schier fühlen kann.

Ihr Charakter ist wild und stolz und daher absolut passend zur Umgebung des Regenwaldes und zu den gigantischen, als auch (um Dians Sichtweise einzunehmen) liebenswürdigen und rührenden Berggorillas. Ich liebe ihre Impulsivität, ihre starke Emotionen und stürmischen Überraschungsaktionen, das macht es so aufregend und kraftvoll zu lesen.
Dass man in die Gedanken der Gorillas eintauchen kann ist ein hochinteressantes Stilmittel des Buches und so nachvollziehbar wie schön geschrieben.
Hätte man sie nicht gejagt, so wäre ihr Leben wohl das schönste Leben was man als Mensch erstreben kann. Voller Genuss und Seligkeit.
Auch Dian erreicht es kurzzeitig- das vollkommene Glück.
Der Schreibstil ändert sich jedes mal wenn sie aus ihrer kindlichen Sicht heraus erlebt. Gestochen scharf und authentisch im Stil eines Tagebuchs verfasst. Durch die wiederkehrenden Zeitsprünge verknüpft sich allmählich immer vollständiger das Netz ihrer Persönlichkeit, Gegenwart und Vergangenheit bündeln sich in einem einzigen Bild und es lässt sich nachvollziehen, warum Dian handelt wie sie es tut. Sie überrascht mich immer wieder bis ich das Gefühl bekomme sie wirklich zu kennen.

Auch andere Perspektiven durchleuchtet Leonard spielend im Wechsel, was hilfreich und interessant ist, beispielsweise die der Rose und Alyette, als auch der von Gaynee Henry oder der ihres Verlobten Alexie Forrester.
Leonard ist ein eleganter Spannungsbogen mitsamt Höhepunkt gelungen, trotz der Zeitsprünge.
Man erfährt vom Krieg und Aufstand im Kongo, 1967, in den Dian hinein gerät und welche horrorartigen Erfahrungen sie und andere Charaktere in diesem durchleben mussten. Das lässt einen nach dem 2. Teil des Buches schockiert zurück. Doch die Forscherin gibt ihren Traum nicht auf...

Ich persönlich empfand es als so ernüchternd, logisch und bitter verständlich, wie sich ihr christlicher Glaube durch diese Ereignisse veränderte und wie sie merkte, dass sie sich von ihrem früheren sozialen Umfeld entfernt hatte aus dem Umstand heraus, dass sie Dinge gesehen und erfahren musste die alles Bisherige in ihrem Glauben infrage stellten...

Zum Ende hin schlittere ich auf einen Wasserfall aus Emotionen zu, teils aus Angst es könnte mich zerreißen weiterzulesen, teils aus Wehmut vor dem Unaufhaltsamen, welches einen erwartet.
Ich bin zerflossen. So oft musste ich lachen und kurz darauf weinen- es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Dian ist mir sehr ans Herz gewachsen, ich bin so tief in ihrer Gedanken- und Gefühlswelt vorgedrungen, ja eingesunken, dass ich jeglichen Abstand dazu verloren habe. Alles in allem fühle ich eine große Traurigkeit und Mitgefühl aber auch ehrliche Anerkennung und Bewunderung für sie.

Dieses Buch lässt mich hingerissen und tief berührt zurück. Es ist Abenteuerroman, Liebesgeschichte sowie Drama und liebevoll aufbereitete Biographie, die alle Ecken auskehrt, in einem.
Ich würde es immer wieder lesen.

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