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Veröffentlicht am 20.12.2017

Verstaubt ist hier gar nichts.....

Animant Crumbs Staubchronik
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"Animant Crumbs Staubchronik" von Lin Rina ist alles, nur nicht verstaubt. Und vor allem ein absolutes Jahreshighlight von mir.

Das Buch kommt mit einem wunderschönen Cover daher, welches einfach perfekt ...

"Animant Crumbs Staubchronik" von Lin Rina ist alles, nur nicht verstaubt. Und vor allem ein absolutes Jahreshighlight von mir.

Das Buch kommt mit einem wunderschönen Cover daher, welches einfach perfekt zum Inhalt passt. Wer auch immer die Gestaltung übernommen hat, hat sich hier definitiv selbst übertroffen. Für mich ist es eins der schönsten Cover, die ich je gesehen habe.
Lediglich den Titel finde ich nicht ganz passend. "Staubchronik" klingt für mich so alt und eben verstaubt.
Doch Animant ist eigentlich das komplette Gegenteil: Jung, clever und unglaublich liebenswürdig.

Wie das Cover erahnen lässt, spielt das Buch zu großen Teilen in einer Bibliothek. Und diese Bibliothek befindet sich im London des 19. Jahrhunderts.
Bei historischen Romanen lege ich normalerweise sehr viel Wert darauf, dass die Figuren sich auch historisch verhalten. Doch Animant entspricht häufig nicht ihrem gesellschaftlichen Stand zu dieser Zeit, in dem sie z.B. sehr untypische Worte verwendet. Jedoch lässt sie dies auf mich deutlich moderner wirken. Und genau so ist sie ja: Modern und emanzipiert.

Die Geschichte selbst ist äußerst vielfältig gestaltet, mit vielen unvorhergesehenen Ereignissen. Natürlich auch mit einer kleinen Liebesgeschichte.
Mich konnte sie von Anfang an in den Bann ziehen, im Mittelteil gibt es jedoch einige Längen, die man vielleicht hätte aussparen können. Das Buch endet zwar reichlich kitschig, aber einfach passend :)

Alles in Allem ist "Animant Crumbs Staubchronik" eine tolle Geschichte über eine junge Frau, die sich eben nicht so verhalten möchte, wie ihr Stand es vorgibt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses wunderschöne Buch, welches deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat :)

"Ich war immer der Meinung gewesen, Menschen könnten mich nie so gut unterhalten wie ein gutes Buch. Und jetzt musste ich mich fragen, ob es daran lag, dass die Menschen in meiner Umgebung jetzt andere waren oder ob ich mich auch verändert hatte." (S. 233)

Veröffentlicht am 29.11.2017

Gefangen in deinen eigenen Gedanken...

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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„Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ heißt John Greens neuer und langersehnter Roman.
Der Titel machte mich von vornherein neugierig. Ich erwartete eine außergewöhnliche und, wie von John Green gewohnt, ...

„Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ heißt John Greens neuer und langersehnter Roman.
Der Titel machte mich von vornherein neugierig. Ich erwartete eine außergewöhnliche und, wie von John Green gewohnt, tiefsinnige Geschichte. Sowohl im Englisch- als auch Deutschsprachigen Raum wurde das Buch ja schon hoch gelobt. Meiner Meinung nach zu hoch.

Die Idee des Wendecovers gefällt mir sehr gut. Ich persönlich mag die dunkelblaue Seite, die innen ist, lieber. Aber allgemein passt das Cover gut zum Inhalt und verrät auch schon einige Details.

Aza Holmes ist ein schwieriger Charakter, mit dem ich leider bis zum Ende nicht wirklich warm geworden bin. Sie ist so gefangen in ihrer Gedankenwelt, dass sie auf mich einfach unglaublich unnahbar wirkt.
Ihre Geschichte ist zwar traurig, jedoch nicht wirklich berührend. Sie ist einfach keine Hazel, mit der man von Anfang an mitfühlen kann.

Azas Gedanken sind so verworren und präsent, dass die Rahmenhandlung eigentlich völlig in den Hintergrund rückt. Im Großen und Ganzen ist der Plot aber auch recht sinnlos. Ein Milliardär, eine Eidechse, viel Geld und einige Jugendliche. Das Ganze ist mehr eine Aneinanderreihung langweiliger Umstände als eine wirkliche Geschichte. Die Auflösung am Ende ist dann eigentlich auch unnötig.

Viel vielversprechender fand ich ja Azas Freunde, doch sie sind eigentlich nur blasse Figuren, ohne Eigenleben. Man erfährt nicht viel mehr über sie, als das Daisy arm und ein Star Wars Fand und Davis reich und ein Iron Man Fan ist. Und Mychal Kunst liebt.

Auch an John Greens Schreibstil konnte ich in „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ nicht viel Positives finden. Immer wiederkehrende Metaphern und auch Azas innere Konflikte bestehen aus nicht viel mehr als „Tu es. Tu es nicht“.

Leider war „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ nach „Eine wie Alaska“ wieder eine große Enttäuschung für mich. Die meiste Zeit habe ich mich ziemlich gelangweilt und war sehr froh, dass das Buch nur rund 280 Seiten hat.
Eine Leseempfehlung gibt es daher von mit leider nicht.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Langweilig und wirr

Ein bisschen wie Unendlichkeit
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"Der Gedanke, mich ein Leben lang an eine Fachrichtung zu binden, verursacht mir Gänsehaut. Ich kann mich ja kaum für fünf Minuten auf ein Gefühl festlegen." (S. 58)

"Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist ...

"Der Gedanke, mich ein Leben lang an eine Fachrichtung zu binden, verursacht mir Gänsehaut. Ich kann mich ja kaum für fünf Minuten auf ein Gefühl festlegen." (S. 58)

"Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist Harriet Reuter Hapgoods Debüt und kommt mit einem wunderschönen Cover daher.
Dieses Cover war auch mein Hauptgrund, das Buch lesen zu wollen. Denn es sieht einfach toll aus und passt gemeinsam mit dem Titel wunderbar zur Geschichte.

Diese hat mich allerdings ziemlich enttäuscht. Die physikalische Seite war gar nicht mein Hauptproblem, teilweise fand ich die Passagen sogar sehr interessant, für ein Jugendbuch aber insgesamt einfach zu lang.
Mich störten vor allem die vielen Zeitsprünge, die teilweise völlig aus dem Kontext gerissen auftauchen. Sie unterbrechen den Lesefluss einfach extrem und sind insgesamt betrachtet auch eher unnötig.
So wirklich verstand habe ich die ganze Sache mit der Unendlichkeit und den Wurmlöchern auch bis zum Ende nicht.

Gottie selbst ist auch kein Charakter, mit dem ich mich gut identifizieren konnte. Sie wirkt ziemlich egoistisch, besonders im Bezug auf Thomas.
Die anderen Figuren bleiben insgesamt auch ziemlich blass und sind oft nicht viel mehr als bloße Namen.

Alles in Allem konnte mich "Ein bisschen wie Unendlichkeit" nicht überzeugen. Ich habe keinen wirklichen Zugang zum Buch gefunden und fand die meisten Passagen sehr langweilig.
Leider bekommt es keine Kaufempfehlung von mir, es sei denn, jemand möchte nur das schöne Cover im Regal bewundern :)

"So ist es, wenn man jemanden liebt. So ist es, wenn man um jemanden trauert. Ein bisschen wie Unendlichkeit“ (S. 377)

Veröffentlicht am 14.11.2017

Viel verschenktes Potenzial...

The School for Good and Evil, Band 1: Es kann nur eine geben (Die Bestseller-Buchreihe zum Netflix-Film)
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Sophie warten seit Jahren darauf, vom Schulmeister gekidnappt und in die Schule der Guten gebracht zu werden. Doch als es soweit ist, wird alles ganz anders als erwartet. Während ihre beste Freundin, die ...

Sophie warten seit Jahren darauf, vom Schulmeister gekidnappt und in die Schule der Guten gebracht zu werden. Doch als es soweit ist, wird alles ganz anders als erwartet. Während ihre beste Freundin, die hässliche Agatha, in die Schule der Guten kommt, muss Sophie in die der Bösen. Zuerst versuchen die beiden alles, um wieder nach Hause zu kommen, oder zumindest ihre Plätze zu tauschen. Doch nach und nach fühlen sich beide in den für sie ausgewählte Schulen immer wohler...

"The School for Good and Evil - Es kann nur eine geben" ist der Auftakt der besonders in Amerika stark gehypten Reihe von Soman Chainani.

Besonders das Cover hielt mich lange Zeit immer wieder vom Kauf des Buches ab. Ich weiß, es ist absolute geschmackssache, aber ich finde es ganz furchtbar. Die beiden Anime-artigen Mädchenbilder passen überhaupt nicht zum Rest und zerstören den, meiner Meinung nach sogar recht hübschen, Hintergrund mit den Schlössern total.
Trotzdem muss man sagen, dass das Cover ziemlich gut zum Inhalt passt und auch viele Details daraus abbildet.

Die Grundidee dagegen, konnte mich schon vom Klappentext her sehr überzeugen. Ich liebe Märchenadaptationen, hatte hier aber doch etwas anderes erwartet und wurde an einigen Stellen doch etwas enttäuscht. Denn wirklich viel Märchen befindet sich, außer der Tatsache, dass Gut gegen Böse kämpft, nicht im Buch.

Die Geschichte beginnt etwas schleppend, spitzt sich zum Ende jedoch so stark zu, dass es kaum noch möglich ist, zu erkennen, wer mit wem auf einer Seite steht. Ständig (und teilweise völlig ohne Grund) ändern die Figuren ihre Meinung über irgendwen. Teilweise befinden sich meiner Meinung nach sogar grobe Logikfehler im Buch.

Alles in Allem ist "The School for Good and Evil" ein von der Thematik her interessantes, in der Umsetzung aber eher schwaches Buch. Da es sich auf Grund der Länge und einigen langatmigen Szenen auch nicht wirklich als Buch für "Zwischendurch" eignet, gibt es keine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 09.11.2017

Ganz anders, als erwartet, aber absolut überzeugend

Kleine Stadt der großen Träume
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"Es ist das letzte mal in ihrer Kindheit, dass sie einander sehen. Denn heute Nacht wird sie enden." (S. 201)

In Björnstadt, einer kleinen Stadt irgendwo im Nirgendwo, gibt es fast nichts mehr. Einkaufsläden ...

"Es ist das letzte mal in ihrer Kindheit, dass sie einander sehen. Denn heute Nacht wird sie enden." (S. 201)

In Björnstadt, einer kleinen Stadt irgendwo im Nirgendwo, gibt es fast nichts mehr. Einkaufsläden schließen, die Menschen verlieren ihre Arbeit.
Am Leben hält sie eigentlich nur noch eine Leidenschaft: Eishockey. Alle Träume und Hoffnungen liegen auf den Schultern der vielversprechenden Juniorenmannschaft. Ihr Erfolg könnte sich durchaus auch positiv auf Björnstadt auswirken.
Doch dann verändert eine Nacht alles...

"Kleine Stadt der großen Träume ist mein zweites Buch von Fredrik Backman, nach "Britt-Marie war hier". Wieder ist es ein Buch, welches ich rein vom Thema her niemals in die Hand genommen hätte. Aber da es von Fredrik Backman ist, musste ich es lesen.
Und ich hätte absolut etwas verpasst, hätte ich es nicht getan.

Anders als bei seinen vorherigen Büchern, steht in "Kleine Stadt der großen Träume" keine einzelne Person im Zentrum, sondern eine ganze Stadt mit all ihren Bewohnern. Und aus deren Perspektive wird die Geschichte erzählt. Insgesamt von ca. 20-25 verschiedenen Personen. Trotz dieser Fülle an Protagonisten ist es auf Grund ihrer Einzigartigkeit nicht schwer sie alle auseinanderzuhalten. Jeder erzählt seine ganz eigene Geschichte und Sicht der Dinge.

"Aber einer von beiden geht los, während der andere zurückbleibt, und nichts ist mehr so, wie es einmal war." (S. 193)

Weiterhin toll ist Backmans einzigartiger Schreibstil. Mit einer ungewohnten Nüchternheit und doch gleichzeitig voller Emotionen und Tiefe erzählt er die Geschichte.
Obwohl man nicht wirklich sagen kann, dass die Geschichte spannend ist, ist sie auf ihre Art unglaublich fesselnd. Mit vielen kleinen, unerwarteten Details schafft es Fredrik Backmann, den Leser völlig in den Bann zu ziehen.

Die Geschichte selbst ist es ganz anderes, als ich erwartet hatte. Doch eigentlich hätte ich es wissen müssen: Der Klappentext eines Buches von Fredrik Backmann verrät nie wirklich etwas über den eigentlichen Inhalt. Und das ist genau richtig so.
Mich hat die Geschichte tief getroffen und berührt und mehrmals dachte ich: Nun ist alles vorbei. Selbst auf der allerletzten Seite verpasst einem der Autor noch einmal einen Dämpfer.

Alles in Allem hat sich "Kleine Stadt der großen Träume" zu einem absoluten Lesehighlight entwickelt und ich hoffe sehr, dass der geplante zweite Teil auch auf Deutsch erscheinen wird. Gerne würde ich noch einmal Zeit mit den Bären aus Björnstadt verbringen.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

"Das Gute, das du heute tust, werden die Menschen morgen oft schon wieder vergessen haben. Tu dennoch weiterhin Gutes" (S. 12)