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Veröffentlicht am 09.03.2020

Kann es "perfekt" sein?

Eine fast perfekte Welt
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„Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden, steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ...

„Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden, steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ist geblieben. Ihrer Tochter Felicita soll es da besser ergehen – und tatsächlich findet sie ihr Glück. Im bunten Hafenviertel von Cagliari fertigt sie Schmuck aus Weggeworfenen und zieht ihren Sohn Gregorio groß – dem das Leben seiner Mutter bald zu eng wird.“ – Zitat Buchbeschreibung

Was würde für mich eine perfekte Welt ausmachen? Diese Frage zwingt sich mir auf im Zusammenhang mit diesem Buch. Gibt es diese „perfekte Welt“ überhaupt? Kann / darf es sie geben oder bleibt sie doch letztlich nur Illusion?

Ich begleite Ester, ihre Tochter Felicita sowie deren Sohn Gregorio auf ihren Lebenswegen. Es gibt immer wieder Wegkreuzungen, wo es gilt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Daraus folgern Schritte, welche auch das Leben des persönlichen Umfelds beeinflussen werden. Jeder geht anders mit solchen Entschlüssen um. Einer findet sich ab, der Nächste freundet sich an, ein Weiterer wiederum liebt seinen eingeschlagenen Weg, egal wie es kommt.

Nun sind die drei Protagonisten ungeachtet der gleichen Abstammung absolut verschieden und ich kann im Ergebnis nicht sagen, welche Haltung zu einem Lebensweg nun die Beste sein mag. Dies ist auch nicht die Absicht des Buches. Mir persönlich gefallen die Person sowie der gewählte Weg von Felicita.

In schönen Bildern und Worten geleitet die Autorin mich durch die Handlung. Ich habe Sehnsucht, fühle den Strand, empfinde die unbeschwerte Stimmung, nehme andererseits die bedrückende Enge wahr und erlebe die Freiheit der Träume… Ich komme zu dem Ergebnis, dass „eine fast perfekte Welt“ schon sehr nah an wirklich, richtig gut sein kann!


Milena Agus, Eine fast perfekte Welt, Roman, gebundene Ausgabe, dtv Verlag, 20,00 €, 208 Seiten, Erscheinungstermin 24.01.2020

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Was kostet Gerechtigkeit?

1794
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„Nach den Ereignissen des letzten Jahres fällt Jean Michael Cardell in ein tiefes Loch. Die Ermittlungen im Fall der verstümmelten Leiche gaben seinem Leben einen Sinn. Nun ist er wieder da, wo er vorher ...

„Nach den Ereignissen des letzten Jahres fällt Jean Michael Cardell in ein tiefes Loch. Die Ermittlungen im Fall der verstümmelten Leiche gaben seinem Leben einen Sinn. Nun ist er wieder da, wo er vorher war. Bis zu dem Tag, als ihn eine Frau kontaktiert: Ihre Tochter wurde in der Hochzeitsnacht auf grausamste Weise zugerichtet und getötet. Als Täter wird deren frisch angetrauter adeliger Ehemann identifiziert und in ein Irrenhaus eingewiesen. Die Mutter der Getöteten glaubt diese Version jedoch nicht und sucht Hilfe bei Cardell. Seine Nachforschungen führen diesen erneut in die Abgründe Stockholms, und er muss feststellen, dass die Stadt verruchter und gefährlicher ist als je zuvor.“ – Zitat Buchbeschreibung

Erik Drei Rosen wird vom Vater in Begleitung seines Vetters Johann Axel auf die Insel Barthelemi verbannt. Nach dem Tod von Bruder und Vater kehrt er in Begleitung seines väterlichen Freundes Tycho Ceton zurück nach Stockholm, um sowohl sein Erbe anzutreten, als auch seine große Liebe nach der langen Trennung zu heiraten. Die Ehe wird geschlossen, am nächsten Tag ist Linnea tot und Erik wird ins Tollhaus verbracht.

Nun lerne ich Jean Michael Cardell kennen, welcher, mit amtlicher Macht ausgestattet, den Todesfall im Hause Drei Rosen überprüfen und abschließend klären soll. Da er sowohl hinsichtlich seines Auftretens, seines Erscheinungsbildes sowie seiner Sprachgewandtheit nicht unbedingt dazu geeignet ist, Menschen zu befragen oder sich in gewissen Kreisen zu bewegen, findet er auf unkonventionelle Weise einen Partner in Emil Winge.

Die beiden Männer tauchen tief in den Untergrund Stockholms ein und müssen zum Teil weit über ihre Grenzen gehen, um diesen Fall aufzuklären. Der Täter ist geständig und doch besteht für Cardell auf direktem Wege keine Möglichkeit, seiner Habhaft zu werden, geschweige denn, ihn einer Gerichtsbarkeit zuzuführen. Letzten Endes scheint es Gerechtigkeit zu geben, doch sie ist viel zu teuer erkauft und kommt von unerwarteter Stelle.

1794 ist ein unkonventionelles Buch, kein richtiger Krimi, kein klassischer historischer Roman. Und doch erscheinen mir die Gegebenheiten dieses Jahres sowohl in Stockholm, als auch auf Barthelemi sehr gut recherchiert und schlüssig geschildert. Bei all dem Elend, dem Dreck, der Ungerechtigkeiten, der Willkür und Gewalt wünsche ich mir einen hellen Fleck, einen Sonnenstrahl, der mir das Herz zwischendurch etwas erwärmt. Und ich bekomme ihn. Doch auch die schönste Sonne muss untergehen…

1794 ist das zweite Buch aus der Feder von Niklas Natt och Dag. Die Unkenntnis von 1793 stellte für mich beim Lesegenuss kein Problem dar.


Niklas Natt och Dag, 1794, Historischer Kriminalroman, Klappenbroschur, Piper Verlag 16,99 €, 560 Seiten, Erscheinungstermin 03.01.2020

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Der freie Wille

Eisige Dornen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 4)
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„In Ystad wird der Fußballstar Hendrik Borg tot in seinem Sommerhaus gefunden – auf seiner Brust liegt eine blaue Rose. Es scheint fast, als wäre er friedlich eingeschlafen. Doch ein natürlicher Tod kann ...

„In Ystad wird der Fußballstar Hendrik Borg tot in seinem Sommerhaus gefunden – auf seiner Brust liegt eine blaue Rose. Es scheint fast, als wäre er friedlich eingeschlafen. Doch ein natürlicher Tod kann schnell ausgeschlossen werden. Innerhalb von einer Woche kommt es zu weiteren Todesfällen. Der Täter hat alle Opfer mit einer blauen Rose versehen. Psychiaterin Nathalie Svensson soll mit ihren Kollegen von der Spezialeinheit die Jagd nach dem unkalkulierbaren Serienmörder aufnehmen. Was hat die Toten zu Lebzeiten miteinander verbunden? Warum mussten sie sterben? Und vor allem: Wo wird der Killer als nächstes zuschlagen?“ – Zitat Buchrücken

Bei „Eisige Dornen“ handelt es sich um den vierten Teil der Nathalie-Svensson-Krimireihe aus der Feder des Autors Jonas Moström. Ich weiß nicht, ob es an Unkenntnis der drei vorausgegangenen Bücher dieser Serie lag, aber ich hatte zunächst starke Schwierigkeiten, in die Handlung hineinzukommen. Es gibt viele Schauplätze, sehr viele Protagonisten, manchmal wusste ich kurzfristig nicht, wo ich mich gerade innerhalb der Handlung befand. So in etwa der Hälfte des Buches hat sich für mich der Nebel gelichtet und im letzten Drittel kam auch die von mir erhoffte Spannung auf.

Nachdem Moström den Täter sowie das Motiv sehr lange geheim hält, verdichten sich schließlich die Indizien und ich kenne den Serienmörder. Trotzdem gelingt es dem Autor, die Spannung aufrecht zu erhalten, so dass ich das Buch gerne bis zur letzten Seite lese.

„Eisige Dornen“ ist ein solider Krimi mit fundierter Ermittlerarbeit sowie einem spannenden Finale. Aufgrund meiner Einstiegsschwierigkeiten kann ich jedoch leider nur drei Sterne vergeben.


Jonas Moström, Eisige Dornen, Kriminalroman, Taschenbuch, Ullstein Verlag 9,99 €, 528 Seiten, Erscheinungstermin 31.01.2020

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Sommersonnenwende mit Eintrübungen

Johannisfeuer
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„Auf einer Wanderung in den Bergen nahe der südfranzösischen Küstenstadt Banyuls-sur-Mer entdeckt Perez den leblosen Körper einer jungen Frau, die seit vielen Jahren vermisst wird. Im Krankenhaus wacht ...

„Auf einer Wanderung in den Bergen nahe der südfranzösischen Küstenstadt Banyuls-sur-Mer entdeckt Perez den leblosen Körper einer jungen Frau, die seit vielen Jahren vermisst wird. Im Krankenhaus wacht sie auf, spricht aber nicht. Als kurz darauf um Umland von Montpellier ein Mädchen tot aufgefunden wird, glaubt Perez nicht an einen Zufall. Was verbindet die beiden? Haben sie etwas mit der ominösen Glaubensgemeinschaft zu tun, die auch an der Côte Vermeille ihr Unwesen treibt? Schnell merkt er: Dieser Fall ist viel zu groß für einen Hobbydetektiv wie ihn. Doch Perez wäre nicht Perez, würde ihn diese Erkenntnis von den Ermittlungen abhalten!“ – Zitat Buchrücken

Perez ist ein gemütlicher Genussmensch. Nun hat er seiner Ziehtochter Stéphanie versprochen, dieses Jahr mit ihr das Johannisfeuer oben auf dem Canigou zur Sommersonnenwende anzuschauen. Doch dazu muss er sich irgendwie in die Lage versetzen, den Ort in 3000 Metern Höhe überhaupt aus eigener Kraft erreichen zu können. So ist er auch heute wieder mit seinem treuen Beagle Hippy zum „Training“ unterwegs, als er eine scheinbar leblose Frau entdeckt. Perez kann sich in Zuge der eingeleiteten Hilfsmaßnahmen vage an einen zurückliegenden Vermisstenfall erinnern, dessen Opfer nun mehr oder weniger lebendig vor ihm liegt.

Als Perez vom Mord an einem Mädchen in Montpellier erfährt, stellt er einen Zusammenhang her, der ihn dazu antreibt herauszufinden, ob und was den jungen Frauen zugestoßen sein mag. Seine Ermittlungen übersteigen „natürlich“ die Kompetenzen eines Hobbydetektivs und bergen auch Gefahren, aber letztlich kann Perez zur Lösung der Fälle seinen Beitrag leisten.

„Johannisfeuer“ ist ein solider Krimi mit südfranzösischem Flair und Lokalkolorit. Perez ist eigenwillig, verschroben und manchmal unschlüssig bezüglich seines Vorgehens, findet jedoch bei Familie und Freunden hilfreiche Unterstützung. Der Autor lässt die Region Südfrankreichs vor meinem Auge erscheinen und auch der Rahmen, welcher für die Lösung des Falles vorgegeben ist, scheint mir gut recherchiert und schlüssig.

Dies ist mein erstes Buch der Perez-Reihe, was jedoch meinem Lesevergnügen nicht abträglich war.

Ein kurzweiliger, angenehmer Krimi, der verhältnismäßig gewaltfrei sowie ohne aufreibende Spannung insbesondere aufgrund des ungewöhnlichen Protagonisten sowie des Handlungsortes gut unterhält. Eine nette Lektüre für z. B. einen kleinen Sommerurlaub…



Yann Sola, Johannisfeuer, Taschenbuch, Kriminalroman, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 10,00 €, 362 Seiten, Erscheinungstermin 09.05.2019

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Auferstanden von den Toten

Lazarus
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„Hat Jurek Walter überlebt? Der gefährlichste Serienmörder Schwedens wurde vor Jahren für tot erklärt. Er war bei einem dramatischen Polizeieinsatz von mehreren Kugeln getroffen in den Fluss gestürzt. ...

„Hat Jurek Walter überlebt? Der gefährlichste Serienmörder Schwedens wurde vor Jahren für tot erklärt. Er war bei einem dramatischen Polizeieinsatz von mehreren Kugeln getroffen in den Fluss gestürzt. Seine Leiche wurde jedoch niemals gefunden. Als nun der Schädel von Joonna Linnas toter Ehefrau in der Wohnung eines Grabschänders entdeckt und eine perfide Mordserie aus ganz Europa gemeldet wird, ahnt Joona Linna das Unvorstellbare: Der Albtraum ist nicht zu Ende, und der grausame Serienmörder droht, alle lebendig zu begraben, die Joona lieb sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...“ - Zitat Buchbeschreibung

Eine bestialische Mordserie hält Europa in Atem. Eines haben die Opfer gemeinsam: sie waren allesamt Straftäter unterschiedlichster Couleur. Treibt ein Rächer sein Unwesen, welcher der Überzeugung ist, die Justiz käme ihrer Verpflichtung zur Schaffung von Gerechtigkeit nicht in vollem Umfange nach? Beim nächsten Opfer wird ein unerwartetes Artefakt gefunden, was Joona Linna auf den Plan ruft. Unmittelbar beschleicht ihn ein ungutes Gefühl. Sollte Saga Bauer Jurek Walter seinerzeit doch nicht erschossen haben?

Für Linna gibt es nur eine logische, zwingende Reaktion auf sein Bauchgefühl: er muss seine Liebsten in Sicherheit bringen, sofern sie es zulassen. Joona hat genau für diesen – eher unwahrscheinlichen – Fall vorgesorgt! Kollegen und Wegbegleiter nehmen Linna nicht ernst; gehen von einem anderen, evtl. durch Walter inspirierten Täter aus. Joona Linna hingegen betreibt eigene Recherchen, folgt alternativen Spuren und kommt dem Serienmörder sowie der Wahrheit immer näher…

Das Autorenduo hinter dem Pseudonym Lars Keppler hat mit „Lazarus“ wieder einen hervorragenden Kriminalroman geschrieben! Ich habe schon mehrere Bücher von ihnen gelesen und kenne, mag Joona Linna. Keppler bedient sich einer klaren Sprache ohne Sicherheitsschirm, so dass ich die Brutalität der Morde und Grausamkeit der Tatorte deutlich erlebe. Diese Gewalttätigkeit passt jedoch genau in die erzeugte Spannung, die beschriebene Szenarie und wirkt an keiner Stelle aufgesetzt oder unpassend. Dadurch ist dieser Krimi sicher nicht für jeden geeignet.

Ich habe diesen Schweden-Krimi „verschlungen“ und atemlose Spannung verspürt. Für mich gab es keine Längen, kein unnützes Beiwerk oder Füllmaterial. Die Autoren verstehen es hervorragend, mit den Gefühlen der Leser zu spielen und auch eine gewisse Dramatik zu erzeugen. Für mich ist Lars Keppler immer eine Lese-Empfehlung!


Lars Keppler, Lazarus, eBook, Kriminalroman, Bastei Lübbe, 14,99 €, 640 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 28.02.2019

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