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Veröffentlicht am 26.01.2023

Regen als Applaus des Lebens

Als Großmutter im Regen tanzte
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Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter ...

Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Dieser Fund weckt in Juni den Wunsch, die Geschichte hinter diesem Bild herauszufinden.

„Als Großmutter im Regen tanzte“ erzählt parallel die Geschichten von Juni und Tekla. Letztlich ist es die Geschichte beider bzw. aller drei Frauen, wenn man Lilla, Teklas Tochter sowie Junis Mutter, mit einbezieht. Es heißt ja, dass es wichtig sei, die eigenen Wurzeln zu kennen, was Juni in diesem Buch beflügelt.

Insbesondere der Lebensweg von Tekla ist aufgrund der Umstände zur Zeit des zweiten Weltkriegs keine leichte Kost. Die Lage in Deutschland und insbesondere in der ostdeutschen Stadt Demmin damals und heute erscheint mir sehr gut recherchiert und eröffnet auch mir neue Erkenntnisse über das Leben damals im russischen Sektor.
Trude Teige erzählt die Geschehnisse mit dem gebotenen Ernst, scheut auch vor Brutalität nicht zurück. Und trotzdem schafft sie für mich als Leser Rückzugsorte, welche mit einer scheinbaren Leichtigkeit die Schwere eines Lebens während der Nachkriegszeit reduziert.

Dieses Buch ist Fiktion. Bei ihren umfangreichen Recherchen traf Frau Teige auf eine Zeitzeugin, deren Berichte mit in diesen Roman eingeflossen sind. Für mich ist dieses Buch eine Aufarbeitung bis dato unbekannter deutsch-norwegischer Geschichte, ein Zeitzeugnis und ein schönes, gefühlvolles Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe.


Trude Teige, Als Großmutter im Regen tanzte, Roman, eBook, Fischer Verlag, 16,99 €, 384 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 22.02.2023

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Veröffentlicht am 26.01.2023

"Where the wild roses grow" Nick Cave

Flüstermoor (Thriller)
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Die Anwältin Annabelle Hart wird unerwartet in einen Vermisstenfall hineingezogen. Privatdetektiv Felix Hertzlich, welcher mit der Kanzlei fallbezogen zusammenarbeitet, begibt sich auf Spurensuche. Als ...

Die Anwältin Annabelle Hart wird unerwartet in einen Vermisstenfall hineingezogen. Privatdetektiv Felix Hertzlich, welcher mit der Kanzlei fallbezogen zusammenarbeitet, begibt sich auf Spurensuche. Als auch noch die Assistentin der Kanzlei verschwindet, befindet sich auch Frau Hart mitten in der Ermittlungsarbeit.

„Flüstermoor“ ist ein guter, unterhaltsamer, kriminalistischer Roman. Der Plot ist gut erdacht, die Handlung schlüssig ausformuliert. Insgesamt bedient sich die Autorin einer einfachen Sprache, was ein zügiges Lesen und gutes Erfassen der Zusammenhänge ermöglicht. Parallel entfalten sich zwei Handlungsstränge. Einerseits die Ermittlungstätigkeit rund um die Anwältin, andererseits die Gedankenwelt des Täters sowie seine Taten. Es gibt wenige Nebenschauplätze, das Buch bleibt nah am Wesentlichen. Es gibt eine gewisse Brutalität, welche nicht überzogen ist und sich in den gesteckten Rahmen passend einfügt.

Das Buch lockt als „Thriller“. Dafür ist die Geschichte mir jedoch nicht ausgefeilt, raffiniert genug. Spannung habe ich kaum verspürt. Das Finale ist schlüssig und zufriedenstellend, allerdings für mich vorhersehbar.

Eine gute Unterhaltung für Krimi-Fans, bei denen Privatermittler agieren.


Melisa Schwermer, Flüstermoor, Thriller, eBook, FeuerWerke Verlag, 13,90 € als Paperback, 260 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 07.02.2023

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Was niemand wissen will

Verschwiegen
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Die Polizistin Elma ist gerade aus Reykjavik in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt. Kaum hat sie ihren Dienst in der isländischen Stadt aufgenommen, wird die Leiche einer unbekannten Frau am alten ...

Die Polizistin Elma ist gerade aus Reykjavik in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt. Kaum hat sie ihren Dienst in der isländischen Stadt aufgenommen, wird die Leiche einer unbekannten Frau am alten Leuchtturm gefunden. Die Leichenschau ergibt, dass die Tote zwar Opfer eines Autounfalls wurde, der Tod selbst erfolgte jedoch durch Ersticken.

Im Zuge der eingeleiteten Ermittlungen kann die Verstorbene bald identifiziert werden. Elísabet hat ihre Kindheit in Akranes verlebt. Das Team begibt sich auf Spurensuche in die Vergangenheit, um mit Hilfe alter Freunde und Weggefährten Licht in das Dunkel um die Person Elísabet zu bringen, was evtl. dazu beitragen könnte, die Umstände ihres Todes aufzuklären. Nach und nach tritt die ganze Dramatik, welche die Kindheit von Elísabet überschattet hat, zutage. Dies bietet jedoch auch mehreren potenziellen Mördern ein Motiv…

„Verschwiegen“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe aus der Feder der Autorin. Der Plot ist gut gewählt und geschickt ausformuliert, die Protagonisten sind gelungen gezeichnet, die lokalen Bedingungen und Gewohnheiten erscheinen stimmig. Ӕgisdóttir vermag es, mich in die Irre zu führen und auch dort zu belassen, während die Handlung weiter fortschreitet. An einer Stelle bin ich ihr zwar beizeiten auf die Schliche gekommen, das Finale birgt jedoch mindestens eine Überraschung für mich.

„Ein hochspannender, psychologischer Krimi mit einer enorm überzeugenden Ermittlerin und großartiger Kulisse“ heißt es in der Buchbeschreibung.
Dieser „Lobhudelei“ kann ich so nicht folgen. Für mich ist das Buch ein guter Kriminalroman mit solider Ermittlungstätigkeit vor schöner Kulisse. Die Abgründe z. B. in der Kindheit des Opfers berühren. Die Ermittlerin ist mir sympathisch, absolut authentisch als Person finde ich sie nicht.

Insgesamt ein „rundes“, zufriedenstellendes Lese-Erlebnis mit unerwartetem Ausgang für Krimifans.


Eva Björg Ægisdóttir, Verschwiegen, Kriminalroman, eBook, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 4,99 €, 368 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 12.01.2023

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Die Polarnacht bleibt leider still

In der Stille der Polarnacht
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Virginia Reeve, ihrerseits erfahren in der Führung von Ansiedlertrecks in der Sierra Nevada, wird beauftragt, eine 12 Frauen umfassende Expedition in die Arktis anzuführen. Zielsetzung ist, das Schicksal ...

Virginia Reeve, ihrerseits erfahren in der Führung von Ansiedlertrecks in der Sierra Nevada, wird beauftragt, eine 12 Frauen umfassende Expedition in die Arktis anzuführen. Zielsetzung ist, das Schicksal des verschollenen Polarforschers Sir John Franklin zu ergründen. Ein Unterfangen, an dem „normale“ (Männer-) Expeditionen bereits wiederholt gescheitert sind.
Nach Ablauf der notwendigen Vorbereitungen bricht die bunt zusammengewürfelte „Damenmannschaft“ ins Ungewisse auf.

Nur ein Teil der Frauen kehrt zurück. Die wohlhabenden, einflussreichen Eltern eines verunglückten Expeditionsmitglieds lassen Virginia verhaften und forcieren einen Gerichtsprozess, welcher zweifelsfrei den Tod Virginias zum Ziel haben soll. Hierzu wird von Bestechung, Meineiden und abstruser Stimmungsmache eifrig Gebrauch gemacht.

„In der Stille der Polarnacht“ schildert abwechselnd die Ereignisse vor und während der Expedition sowie des bizarren Gerichtsprozesses. Hierzu ist zu bedenken, zu welcher Zeit die Handlung spielt, welche Rolle einer Frau zugedacht wurde, welche Macht der Männer dem gegenüberstand, was sich gehörte und was nicht, welche Bedeutung Stand und Ansehen hatten usw. Insgesamt wird diesen Rahmenbedingungen seitens der Autorin weitgehend Rechnung getragen, liegen doch dem Plot und seinen Protagonisten ausführliche Recherchen zugrunde.

Der Klappentext des Buches hat in mir eine Vorstellung genährt, was mich zwischen den Buchdeckeln erwarten wird; die hautnahe Begleitung einer Expedition. „Natürlich“ erfolgen auch Schilderungen der Zeitspanne im unerbittlichen Eis der Arktis, für mich jedoch viel zu oberflächlich und nicht berührend. Viel detaillierter wird der Prozess ausgeführt, bis hin zu den Emotionen Virginias. Letztlich finde ich den Prozess interessanter als die Expedition.

Macallister zeichnet Virginias Lebensweg relativ genau nach, bis hin zu einem bislang sorgsam gehüteten Geheimnis. Auch die Biografien der Expeditionsteilnehmerinnen werden mehr oder weniger ausführlich offengelegt, trotzdem entwickle ich keine Beziehung zu einer der Damen. Die Geschichte wird m. E. dadurch überfrachtet, schweift ab und diese Exkurse sind dem Lesevergnügen und der Qualität des Buches nicht zuträglich. Hinzu kommt dann noch das sehr flüchtige Ansprechen diverser – ich nenne es mal so – Quoten-Themen, was m. E. völlig entbehrlich ist. Zudem ist es an mehreren Stellen zu Textverwirrungen und/oder Namensverwechslungen gekommen, zwei Textpassagen habe ich z. B. trotz mehrmaligem Lesen nicht verstanden. Auch das Agieren der Protagonisten fällt gelegentlich aus dem zugrunde liegenden historischen Rahmen.

Für wen ist das Buch geeignet? Vielleicht Leser*Innen, welche eine mittelschwere Kost mit etwas Dramatik vor historischer Kulisse bevorzugen. Wer gerne eine Frauen-Expedition in den Jahren um 1853 begleiten möchte, ist hier falsch.


Greer Macallister, In der Stille der Polarnacht, Roman, Taschenbuch, Insel Verlag, 16,00 €, 472 Seiten, Erscheinungstermin 21.11.2022

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Autofiktion in den Achtziger Jahren

Falschgeld
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Der Autor erzählt aus seiner Kindheit in einer Neubausiedlung in Hessen während der Achtziger Jahre. In der unverwechselbaren Klangfarbe seiner ausgebildeten Stimme, die wechselnde Emotionen und Situationen ...

Der Autor erzählt aus seiner Kindheit in einer Neubausiedlung in Hessen während der Achtziger Jahre. In der unverwechselbaren Klangfarbe seiner ausgebildeten Stimme, die wechselnde Emotionen und Situationen unterstreicht, tauche ich ein in sein autofiktionales Leben. Das Gehörte glänzt zunächst durch die Art, wie der Junge mehr oder weniger alltägliche Dinge des Lebens hinterfragt oder als Tatsache begreift. Für mich ist das erste Drittel kurzweilig und unterhaltsam, zumal es gewisse Parallelen zu meiner eigenen Kindheit gibt.

Im zweiten Drittel ergeht Herr Matschke sich in mehreren Bereichen in unendlich ausschweifender Schilderung von Ereignissen, deren exponierte Darstellung sich mir nicht erschließt. Ich gehe langsam verloren.

Ich kenne und schätze Herrn Matschke als Schauspieler. Als nun die Möglichkeit bestand, seinen ersten Roman als Hörbuch zu erleben, war ich direkt neugierig. Daher finde ich es besonders schade, dass ich heute entschieden habe, das Buch nicht weiter zu hören. Matthias Matschke hat mich nicht erreichen können, der Fortgang des Romans interessiert mich nicht mehr.
Wäre es ein gebundenes Buch, würde ich es noch querlesen, um herauszufinden, ob am Ende noch etwas kommt, was mich mit dem Gesamtwerk versöhnt, wozu das Ganze denn nun gut ist.

„Falschgeld“ ist ein gutes Buch, auch wenn es eben nicht „mein“ Buch ist. Wahrscheinlich wäre ich mit dem geschriebenen Wort besser zurechtgekommen. Aus Respekt dem Autor gegenüber vergebe ich drei Sterne.


Matthias Matschke, Falschgeld, Roman, Hörbuch, Hoffmann und Campe Verlag, 23,99 €, 6 Std. 56 Minuten, 256 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 03.09.2022

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