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Veröffentlicht am 15.06.2022

Frauenpower

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt
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Clärenore Stinnes wurde von ihrem Vater angeleitet, gefördert und herausgefordert, die Grenzen als Frau Anfang der Neunzehnhunderter Jahre hinter sich zu lassen und ihre Fähigkeiten zu nutzen sowie einzusetzen. ...

Clärenore Stinnes wurde von ihrem Vater angeleitet, gefördert und herausgefordert, die Grenzen als Frau Anfang der Neunzehnhunderter Jahre hinter sich zu lassen und ihre Fähigkeiten zu nutzen sowie einzusetzen. Nach seinem Tod entzieht die konservative Mutter Clärenore jegliche Mitsprache im elterlichen Betrieb und verlangt, dass die Tochter sich in ihre Rolle als künftige Ehefrau und Mutter fügt und den guten Ruf der Familie und des Unternehmens nicht weiter durch ungebührliches Verhalten schädigt.



So sehr Clärenore sich nach der Anerkennung durch die unnachgiebige Mutter sehnt, so sehr locken Freiheit und Abenteuer. Nachdem sie schon mehrere Autorennen erfolgreich absolviert hat, ersinnt sie den ungeheuerlichen Plan, als erste Frau mit dem Automobil die Erde zu umrunden. Sie plant, rechnet, recherchiert, bereitet vor, gewinnt Sponsoren und bricht tatsächlich 1927 in dieses unmöglich erscheinende Abenteuer auf.



Dieses Buch basiert auf dem Reisetagebuch von Clärenore Sinnes, nimmt sich jedoch die Freiheit, einen Romanlebenslauf zu erfinden und Tatsachen auszuschmücken. Lina Jansen hat ein wunderbares Buch geschaffen, welches mich für Fräulein Stinnes einnimmt, interessiert und mich begeistert auf dem Rücksitz Platz nehmen lässt. Dies ist kein trockener Reisebericht, sondern ein Erlebnistagebuch, welches berührt, Gefühle transportiert und herausfordert, polarisiert sowie Ehre erweist.



Das ist ja DIE Geschichte überhaupt, dass Clärenore dies alles wirklich erlebt hat. Als Frau, 1927 - 1929.





Lina Jansen, Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt, Roman, blanvalet Verlag, eBook, 448 Seiten in der Print-Ausgabe, 14,99 €, Erscheinungstermin 09.05.2022

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Veröffentlicht am 19.05.2022

Nordfriesland wird kriminal

Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
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Die bekannte Autorin wechselt für ihren Auftaktroman von der Ost- zur Nordsee, ersinnt einen neuen Plot für neue Protagonisten, bleibt jedoch – zum Glück – dem Genre treu. „Am dunklen Wasser“ lockt mit ...

Die bekannte Autorin wechselt für ihren Auftaktroman von der Ost- zur Nordsee, ersinnt einen neuen Plot für neue Protagonisten, bleibt jedoch – zum Glück – dem Genre treu. „Am dunklen Wasser“ lockt mit dem Bild einer vermeintlichen Strandidylle auf dem Cover, bei der weniger das Wasser, sondern der Himmel verdunkelt, so als braue sich ein Unheil zusammen. Insofern passt es hervorragend zum Inhalt zwischen den Buchdeckeln.

Fentje Jacobsen ist eine „andere“ Anwältin. Sie lebt in einer separaten Wohneinheit auf dem großelterlichen Hof und packt auch dort im Rahmen der Schafzucht zuverlässig mit an. Ehe sie sich versieht, hat sie ein Mordfall am Haken, dessen Hauptverdächtigen, Tobias Asmus, sie nun vertreten wird. Im Gegensatz zum „klassischen“ Anwalt möchte sie die Wahrheit hinter der Tat herausfinden, um guten Gewissens dem Angeklagten zu seinem Recht zu verhelfen.

Im Zuge ihrer Recherchen trifft sie auf den Journalisten Niklas John, der sich mit seiner herablassenden Art direkt – zumindest bei mir als Leser – unbeliebt macht. Aber er hat seine Quellen, seine Seilschaften und Verbindungen, so dass es im Laufe der Zeit zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit kommt, was letztlich den Fall seiner Aufklärung zuführen kann.

Das Buch hat mir richtig gut gefallen, ich habe mich die ganze Zeit über gut unterhalten gefühlt. Die Akteure werden vorgestellt, die Örtlichkeiten gezeichnet, es gibt Nebenstränge, hier und da wird Spannung gesät und ich ermittle eifrig mit (vergebens). So habe ich eine angenehme Zeit in Nordfriesland verbracht.

Eva Almstädt hat ein frisches Ermittlerteam kreiert, welches dazu geeignet ist, eine Reihe von Büchern unterhaltsam den Leser an seiner Arbeit teilhaben zu lassen. Richtig guter Auftakt.

Lese-Empfehlung für Krimifans!


Eva Almstädt, Am dunklen Wasser, Kriminalroman, Paperback, Lübbe Verlag, 11,99 €, 416 Seiten, Erscheinungstermin 27.05.2022

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Lost gegen das Gesetz?!?

Einsame Entscheidung
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Leander Lost ermittelt in seinem fünften Fall. Treue Fans genießen von der ersten Seite an; Neuleser finden sich m. E. problemlos schnell zurecht, da alle wissenswerten „Besonderheiten“ rund um Lost sowie ...

Leander Lost ermittelt in seinem fünften Fall. Treue Fans genießen von der ersten Seite an; Neuleser finden sich m. E. problemlos schnell zurecht, da alle wissenswerten „Besonderheiten“ rund um Lost sowie sein Team nach und nach erläutert werden. Für mich ist es das zweite Buch der Reihe und erneut ein Lesegenuss.

Im aktuellen Fall wird ein Tourist tot aufgefunden; seine Begleiterin scheint wie vom Erdboden verschluckt. Mit gewisser Professionalität hat sie ihre Spuren verwischt, was den Verdacht nährt, sie könne diesen Mord selbst begangen haben. Im Zuge der Ermittlungen schaltet sich unmittelbar vor Ort das Personal einer übergeordneten Dienststelle aus Lissabon ein und versucht, das eingespielte Team aus Fuseta von den Untersuchungen auszuschließen.

Unerwartet und mit ungekannter Risikobereitschaft trifft Leander Lost eine Entscheidung, welche ihn ebenfalls in den Fokus der Nachforschungen rückt. Wer ist Freund, wer ist Feind, gibt es ein Leck, wie viele Interessensgruppen stellen den Flüchtigen nach? Es kommt zu einem unausweichlichen Showdown mit einem teilweise überraschenden Ausgang.

Gil Ribeiro und seine „Einsame Entscheidung“ haben mich von Anfang an gut unterhalten. Lost ist für mich ein „Typ“, es gibt solide Polizeiarbeit, kriminalistische Winkelzüge, Lokalkolorit, Humor, Augenzwinkern sowie jede Menge Essen, aber auch einen Plot, der für mein Verständnis gut aufgerollt und fortgeführt wird. Die eine oder andere gewisse Unlogik kann ich dabei so stehen lassen.

Eine Empfehlung für Krimifans, die auch einen etwas „andren“ Kriminalroman schätzen.


Gil Ribeiro, Einsame Entscheidung – Lost in Fuseta, Kriminalroman, Paperback, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 17,00 €, 400 Seiten, Erscheinungstermin 07.04.2022

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Keine leichte Lektüre für Jedermann

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Dot ist Herz und Seele des Londoner Fundbüros. Es hat den Anschein als hätten das Gebäude und sein Innerstes nur auf Dot’s ungeplante Rückkehr aus Frankreich gewartet, um sie dort empfangen zu heißen, ...

Dot ist Herz und Seele des Londoner Fundbüros. Es hat den Anschein als hätten das Gebäude und sein Innerstes nur auf Dot’s ungeplante Rückkehr aus Frankreich gewartet, um sie dort empfangen zu heißen, wo sie sich kümmern sowie andere Menschen im Idealfall glücklich machen kann.
Im Zuge der Zeit drängen sich jedoch zu Dot’s Leidwesen Veränderungen im beruflichen und privaten Bereich auf, was ihre bislang zurückgezogene, sichere Welt ins Wanken bringt.

„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ wirbt für sich in der Buchbeschreibung in meiner Wahrnehmung als ein Roman, welcher leicht, etwas oldschool, zu Herzen rührend, vielleicht etwas verschmitzt, „typisch englisch“ und mit gesichertem Happy End daherkommen möchte.

Doch entwickelt sich die Handlung völlig anders, als von mir durch das Schnuppern in die Leseprobe erwartet. Die Geschichte „dahinter“ ist gut, fesselnd und berührend, allerdings von einer Schwere und sich vom Fundbüro wegbewegend. Der im Klappentext erwähnte Mr. Appleby fällt leider „nur“ hinten runter. Gerade diese Geschichte hätte für mich, eben mit Bezug zum Fundbüro, Potential für die von mir erhoffte Erzählung haben können.

Helen Francis Paris hat mich gut unterhalten. Es gab im Zuge der Ereignisse einige Längen und Episoden, welche ich in ihrer geschilderten Ausführlichkeit ermüdend fand. Insgesamt ein guter Plot, welcher im Grunde gut ausformuliert ist. Nur sind geschürte Lese-Erwartung und tatsächlich zu Lesendes m. E. sehr weit voneinander entfernt. Von daher sicherlich kein Buch für Jedermann.

Das hübsche Cover mit einem Fundstück findet seinen Bezug im Buch durch Mr. Appleby.


Helen Francis Paris, Das Fundbüro der verlorenen Träume, Roman, Paperback, dtv Verlagsgesellschaft, 15,95 €, 368 Seiten, Erscheinungstermin 16.03.2022

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Tiefwasser ohne Tiefgang

Tiefwasser für Nordstrand
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Eine gemütliche Kutterfahrt mit der Sirius mündet in einer Rettungsmission, welche ungeahnte Konsequenzen für alle Beteiligten haben wird. An vorderster Stelle mit dabei der pensionierte Anwalt Jan de ...

Eine gemütliche Kutterfahrt mit der Sirius mündet in einer Rettungsmission, welche ungeahnte Konsequenzen für alle Beteiligten haben wird. An vorderster Stelle mit dabei der pensionierte Anwalt Jan de Fries, welcher mit sonniger Unbedarftheit in der Oberliga der Kriminalität für Recht und Ordnung sorgen möchte.

„Tiefwasser für Nordstrand“ ist ein eigenwilliger Kriminalroman, dessen Hauptakteur immer wieder von einem Unglück in das nächste stolpert und scheinbar gar nichts dazulernt bzw. in den vergangenen 8 Fällen keine unfallvermeidenden bzw. lebensschützenden Erkenntnisse hat hinzugewinnen können. Fixpunkt in seinem Leben ist der großartige Motte, sein treuer vierbeiniger Gefährte.

Dirk Trost offeriert einen „anderen“ Kriminalroman jenseits der gängigen Massenware. Es gibt (klar!) Kriminalität, Lokalkolorit, Situationskomik, maßlose Übertreibungen und emsiges Kopfschütteln bei mir als Leser, weil es in der Fülle der Unwahrscheinlichkeiten für mich letztlich schlichtweg „too much“ und unglaubwürdig ist. „Natürlich“ gibt es kriminalistische Arbeit, insbesondere in der mehr oder minder engen bzw. geduldeten Zusammenarbeit mit der zuständigen Kommissarin Doro Oldenburg.

Für mich war es okay, dieses Buch zu lesen. Kein klassischer Kriminalroman, über weite Strecken unnachvollziehbar, so dass ich die anderen Fälle um Jan de Fries nicht lesen möchte.

Der geneigte Leser kann mit diesem Buch kurzweilige Lesezeit verbringen, sofern er sich nicht an Unlogik, Ungereimtheiten und / oder grobem Unfug stört.


Dirk Trost, Tiefwasser für Nordstrand, Kriminalroman, Taschenbuch, Edition M, 9,99 €, 363 Seiten, Erscheinungstermin 01.03.2022

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