Interessante Welt, aber ziemlich schnelles Tempo
Stolen Time - Zwischen den WeltenInhalt
1913 soll Dorothy den Arzt Avery heiraten. Ihre Mutter hat einen genauen Plan für sie. Dorothy allerdings hat ganz eigene Pläne. Endlich möchte sie frei sein und das tun, was ihr gefällt. Etwas ...
Inhalt
1913 soll Dorothy den Arzt Avery heiraten. Ihre Mutter hat einen genauen Plan für sie. Dorothy allerdings hat ganz eigene Pläne. Endlich möchte sie frei sein und das tun, was ihr gefällt. Etwas anderes sein als eine hübsche Puppe und eine Trophäenfrau. Kurzentschlossen flieht sie aus dem Zimmer und lässt alles hinter sich. Nur in einem abgelegenen Wald Ash zu begegnen, der gerade mit seinem Flugzeug abgestürzt ist. Dorothy weiß nicht, dass der gutaussehende Pilot mehr verbirgt als es auf den ersten Blick scheint. Zum Beispiel, dass er auch aus Seattle kommt, allerdings 164 Jahre in der Zukunft. 2077 ist Seattle nach gewaltigen Naturkatastrophen vom Rest der Welt abgeschnitten und steht fast komplett unter Wasser. Und so hat Ash ganz andere Probleme als ein junges Mädchen, das ihn um Hilfe bittet. Er muss den Professor finden, der vor über einem Jahr verschwunden ist und der der einzige Mensch sein könnte, der dafür sorgen kann alles wieder in Ordnung zu bringen. Und vielleicht auch noch mehr. Denn Ash hat sein eigenes Schicksal gesehen und das ist vielleicht enger mit Dorothy verwoben als er für möglich erahnen könnte.
Meine Meinung:
Ich habe kurz gebraucht um mit dem Schreibstil von Danielle Rollins klarzukommen. Nicht, weil er nicht angenehm zu lesen ist, sondern weil das Buch ist der Er/Sie Perspektive geschrieben ist und ich dann immer kurz brauche, um mich in einem Buch einzufinden. Dann allerdings war er echt super entspannend zu lesen.
Das Cover hat mein Herz irgendwie sofort eingenommen. Ich mag das Mädchen, das im Mittelpunkt des ganzen Buches ist und finde den Galaxien-Farbverlauf nicht nur wunderschön, sondern auch super passend zum Inhalt des Buches. Das kleine Detail mit der Skyline von Seattle, unserem Handlungsort finde ich eine tolle Idee.
Dorothys Leben ist von ihrer Mutter und deren Plänen bestimmt. Sie ist herschsüchtig und im Laufe des Buches war ich immer mal wieder sehr geschockt davon, was ihre Mutter sie alles hat durchmachen lassen. Wie sehr sie davon geprägt wurde. Deswegen will sie eigentlich nur eines: ein selbstbestimmtes Leben in dem Männer sie nicht ansehen, als wäre sie nur schön aber dumm. Denn Dorothy ist genau das ganz und gar nicht. Sie ist klug, schlagfertig und mutig, was sich in der Mission, eigentlich im ganzen Buch zeigt, Sie ist sehr eigenständig und neugierig und ist begeistert von der zerstörten Welt, ganz einfach weil sie Abenteuer und neue Eindrücke mit sich bringt. Und vielleicht auch einen Platz in einer neuen Familie? Dorothy möchte sich der Organisation beweisen, denn wenn sie noch etwas dringender möchte als Freizeit dann vielleicht doch einen Ort an dem sie sich zuhause fühlen kann und eine echte Familie. Mir bricht ein bisschen das Herz wenn ich daran denke, weil ich genau weiß wie es ausgeht und weswegen sie Entscheidungen trifft, die sie treffen wird. Dorothy ist mutig, vielleicht noch etwas naiv aber sehr abenteuerlustig und kindlich. Eine junge Frau, die weiß was sie will und die auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich bin sehr, sehr gespannt wie es mit ihr weitergeht und wie sie sich entwickelt.
Ash ist eher ruhig und hat ein klares Ziel vor Augen. Vielleicht auch deswegen, weil er seine Zukunft kennt und alles dafür tun möchte, dass diese verhindert wird. Im Anil (das ist der Raum durch den man beim Zeitreisen fliegt) wird er von den Bildern seines Tods verfolgt. Deswegen tut er auch alles, um Dorothy von sich fernzuhalten und greift dabei auf Unfreundlichkeit zurück. In seinem Inneren ist er aber vor allem verzweifelt und verängstigt und je besser man ihn kennenlernt desto mehr kann man das verstehen und nachempfinden. Ein großer Druck lastet auf ihm. Er will den Professor finden, die Vergangenheit verändern und die Zukunft retten. Ich mochte ich echt gerne und bin sehr gespannt, was mit ihm passieren wird. Er ist mutig, schlagkräftig und schlau. Und man schließt ihn trotz seiner ab und an borstigen Art sehr schnell ins Herz. Ich würde gerne mehr über seine Vergangenheit erfahren und bin gespannt, ob dazu in Band 2 noch etwas mehr kommen wird.
Die Organisation zum Schutz der Chronologie besteht aus mehreren Personen und ich muss sagen, dass ich sie schon jetzt in mein Herz schließen konnte. Sie sind eine wunderbare Familie und sind immer füreinander da. Außerdem finde ich es echt unglaublich cool, dass sie alle aus unterschiedlichen Epochen stammen und in die Zukunft gebracht wurden weil sie die besten in ihrem Fachgebiet sind. Willis, der Bodyguard. Ein Muskelpaket mit einem Herz aus Gold. Zora, die Mechanikerin, die nach außen etwas kälter wirkt im Inneren aber diejenige ist die sich um alle kümmert. Und Chandra, die Ärztin, die nicht nur jeden zusammenflickt sondern vor allem mit den unpassendsten Tipps zu Zeitaltern kommt, die sie durch 90er Serien gesammelt hat. Wirklich super.
Auch Roman, der Antagonist des Buches macht einen interessanten Eindruck auf mich und ich bin mir sicher, dass noch viel mehr hinter ihm steckt als bisher vermutet.
Ich vergöttere Zeitreiseromane. Anders kann man es nicht sagen, ich verschlinge alles, was damit zu tun hat weswegen ich Stolen Time schon länger auf dem Schirm hatte. Das Thema mit der Zeitreise ist hier sehr komplex und durchdacht dargestellt und muss zugeben, dass es plausibel aber auch so wissenschaftlich war, dass ich vor allem am Anfang etwas verwirrt war. Man wird ein bisschen in die Handlung hineingeworfen, zumindest was die Zeitreisen und den Plan der Organisation zum Schutz der Chronologie angeht. Es war viel auf einmal vor allem wenn man bedenkt, in welcher Zeitspanne das alles passiert.
Das Thema Zeitspanne ist wohl mein größter Kritikpunkt, denn holy moly es geht alles sehr schnell, Schlag auf Schlag. Das sorgt zwar auch dafür, dass viel Spannung entsteht und auch, dass keine Langeweile aufkommt oder Abenteuer fehlt. Aber es wirkte auch überladen und unrealistisch. Das ganze Buch, wenn auch über mehrere Jahrhunderte hinweg, hat einen Handlungszeitraum von knapp zwei Tagen. Wenn man bedenkt, dass Dorothy und Ash, bzw. Dorothy und die ganze Freundesgruppe erst so kurz kennen kommt es einem doch sehr plötzlich vor.
Vor allem was aufkeimende Gefühle zwischen den Hauptprotagonisten angeht. Denn ja, man spürt auf jeden Fall dass Ash und Dorothy sich gerne haben, aber von einer grundlegenden Abneigung zu Beginn (von beiden Seiten) zu sich anbahnenden Gefühlen (auch auf beiden Seiten) und dem, was daraus resultiert, das alles in zwei Tage und knapp 450 Seiten abzuhandeln, das ist meiner Meinung etwas viel des Guten. Ich sehe allerdings auch, dass aufgrund von zukünftigen Ereignissen, die im Buch entweder schon aufgedeckt wurden oder in den weiteren Bänden noch kommen wird das alles in so rasantem Tempo geschehen musste.
Das ganze Setting rund um Seattle in der Zukunft finde ich super spannend gestaltet. Nicht nur, dass die ganze Stadt aufgrund von Erdbeben und Tsunamis unter Wasser liegt auch die ganze Stadtdynamik. Der Black Circus, der gefürchtet wird und die Gegenspieler zu unserer Organisation zum Schutz der Chronologie darstellt, macht mich auf jeden Fall sehr neugierig und ich bin so gespannt, was im Laufe der nächsten Bücher noch herauskommen wird. Und in welche Richtung wir uns bewegen werden. Obwohl noch einige Handlungsstränge offen sind und viele Fragen nicht geklärt, bin ich doch etwas ratlos wie sich das ganze weiterentwickeln wird. Und genau das macht mich so erwartungsvoll.
Die kurzen und doch sehr lehrreichen Tagebucheinträge vom Professor, die im Buch verteilt sind, sind fast meine Favoriten. So wird auf kreative und unstörende Weise die Vergangenheit erzählt und nähergebracht. So bekommt man im Laufe des Buches eine Ahnung, was zuvor passiert ist.
Danielle Rollins hat es, trotz meiner Kritik, am Ende geschafft mich einzunehmen. Denn wenn ich, neben Zeitreisen, Fan von etwas bin, dann eindeutig davon wenn Autoren von Anfang an einen ausgeklügelten und unglaublichen Plan in ihrem Kopf haben von dem man als Leser erst am Ende erfährt. Der einen den Kopf zerplatzen lässt, weil er so unerwartet kommt. Und ja, das ist hier eindeutig der Fall, denn Freunde, mit diesem Plottwist habt ihr nicht gerechnet. Er ist ausgeklügelt und zerbricht mir ein bisschen das Herz wenn ich an die Zukunft denke. Was deswegen alles für Schocker auf uns zukommen werden.
Fazit
Ein vielversprechender erster Band mit tollen Charakteren und spannenden Aussichten auf den zweiten Teil. Anfangs etwas verwirrend und allgemein in einem sehr schnellen Tempo passiert alles Schlag auf Schlag, sodass man an einigen Stellen das Gefühl hat nicht ganz mitzukommen. Für das Ende und die unerwartete Wendung lohnt es sich aber doch. Ich bin sehr gespannt auf Band 2, den ich ganz sicherlich lesen werde.