Überraschend emotionales Jugendbuch
Als wir Tanzen lerntenInhalt
An die Liebe glaubt Evie schon lange nicht mehr. Nicht seitdem sie ihren Vater dabei erwischt hat, wie er eine andere Frau küsst und die Familie auseinander bringt. Sie ist wütend auf alles und ...
Inhalt
An die Liebe glaubt Evie schon lange nicht mehr. Nicht seitdem sie ihren Vater dabei erwischt hat, wie er eine andere Frau küsst und die Familie auseinander bringt. Sie ist wütend auf alles und jeden und weiß nicht, wie jeder weitermachen kann, als wäre nichts gewesen. Sie kann es zumindest nicht. Deswegen werden ihre früher heißgeliebten Liebesromane jetzt weggebracht. Nach einem Besuch in einer öffentlichen Tauschbücherei passiert mit Evie das Unglaubliche. Auf einmal kann sie die Liebesgeschichten fremder Paare sehen. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Und die bestätigen ihr nur das, was sie zu wissen glaubt. Liebe hält nicht und lohnt sich deswegen auch nicht. Auf der Suche nach dem Ende der Visionen stolpert Evie eher zufällig in einen Tanzwettbewerb hinein, der die Tanzschule retten soll. Und in X, der sie vom ersten Augenblick fasziniert und neugierig macht. Aber Evie glaubt nicht mehr an die Liebe und auch wenn X ihr immer näher kommt und sie sich in seiner Gegenwart wohlfühlt kann sie sich nicht auf ihn einlassen. Schließlich ist das Glück und die Gefühle, die sie für ihn hegt das Risiko nicht wert, oder?
Meine Meinung:
Der Schreibstil von Nicola Yoon hat mir während des Lesens viel Freude bereitet. Er ist witzig, leicht und sehr angenehm zu lesen.
Ich bin ein großer Fan des Covers in das ich mich vom ersten Augenblick an verliebt habe. Ich mag das starke türkis, ich liebe es wie der Titel das Buch einnimmt und die Blumen darauf. Und dann ist da noch das Pärchen, das so glücklich aussieht und einfach perfekt zum Buch passt.
Evie hat mich von der ersten Sekunde an von sich überzeugt. Sie ist ein wirklich sympathisches Mädchen, das ich gerne bei ihrer Geschichte begleitet habe. Im Laufe des Buches erfährt man viel über sie. Ihre Gedanken und Gefühle waren mir dabei zu jeder Zeit verständlich und ich konnte mit ihr mitfühlen und mich gut in sie hineinversetzen. Man lernt sie als wütende und verletzte junge Frau kennen, die ihren Glauben in die Liebe verloren hat. Als Vorbild hat sie sich ihre Eltern genommen und durch deren Trennung wurde ihr bewiesen, dass Liebe nicht funktioniert und man immer verletzt wird. Ich fand es wirklich interessant wie sehr sie sich offenbar verändert hat. Da man Evie vor der Trennung ihrer Eltern nicht erlebt hat konnte man sie nur durch andere Menschen kennenlernen. Die Beiden sind totale Gegensätze. Sie ist nicht mehr so offen sondern ziemlich verschlossen gewesen und hatte etwas sehr abweisendes und fast schon zynisches an sich. Zumindest bis sie sich ein wenig verändert. Sie fasst Mut und wird offener und ich habe ihre Wandlung wirklich gerne mitverfolgt. Evie hat eine sehr schlagfertige Art an sich, die sie besonders sympathisch für mich macht da sie ihre Meinungen gerade heraus sagt und ihre Gefühle und Gedanken nicht versteckt. Sie ist schlau und voller Emotionen und es macht wirklich Spaß ihre Gespräche mit zu verfolgen.
X war eine sehr charmante und besondere Love Interest. Er war ehrlich und hatte immer einen Ratschlag parat, den er Evie mit auf den Weg gibt. Er wirkte geerdet und fröhlich und voller Tatendrang. Seine Wünsche und Träume haben ihn zu einer sympathischen und menschlichen Figur werden lassen, genauso seine Gefühle. Ich fand es toll, dass er so selbstreflektiert wirkte und genau wusste, was er will. Auch er hat eine schlagfertige und doch ruhige Seite an sich, die seine Dynamik mit Evie ganz besonders werden lassen. Er bringt den Optimismus und die Lebensfreude in Evies Leben und eigentlich das ganze Buch hinein. Ich hätte mir gewünscht, dass er vielleicht noch ein bisschen mehr präsent gewesen wäre. Er war zwar da, aber irgendwie auch nicht richtig. Vor allem gegen Ende hat er mir gefehlt. Ich war ein bisschen enttäuscht, da er einen echt tollen Charakter hatte.
Nicola Yoon ergänzt auch mit ihren vielfältigen Nebencharakteren „Als wir Tanzen lernten“ auf perfekte Weise. Evie und X sind PoC Charaktere, was mir wirklich gut gefallen hat, sie baut auch LGBTQ in ihre Handlung ein und setzt auf einzigartige Charaktere. Ich mochte Evies Clique rund um Martin, Cassidy und Sophie wirklich gerne.
Das Erste, das mich an dem Buch angesprochen hat war, neben dem Cover, die Tatsache, dass Evie die Liebesgeschichte Fremder sehen kann. Das hat mich sehr neugierig gemacht und ich wollte unbedingt wissen, wie die Autorin das in die Geschichte einbaut. Ich habe wirklich gerne mitverfolgt wie Evie herausfindet, dass sie es kann und wie sie damit umgeht. Ein Mädchen, das nicht an die Liebe glaubt dabei zu beobachten wie sie genau diese immer wieder sieht fand ich echt interessant. Die Art wie ihre Fähigkeit und wie die Geschichten in die Handlung miteingebaut wurden hat mir gut gefallen. Es waren eigene Kapitel und die Story war verschieden. Das hat wunderbar gezeigt wie verschieden die Liebe sein kann. Allerdings muss ich auch sagen, dass es dafür das es die Grundidee des ganzen Buches ist und alles darauf aufbaut, es mir irgendwann nicht mehr genug in das Buch eingebaut wurde. Es ist eine richtige coole Fähigkeit und nach ersten Schock wurden mir Evies Visionen im Mittelteil viel zu sehr weggelassen und ignoriert. Es war auf einmal gar nicht mehr präsent und wurde beiseitegeschoben, das fand ich echt schade.
Dass auch ein Tanzwettbewerb oder das Tanzen allgemein eine Rolle in dem Buch einnimmt fand ich super. Ich habe selbst jahrelang Paartanz getanzt und fand es toll, dass die Autorin es eingebaut hat. Es war lustig mit anzusehen und hat der Handlung einen eigenen und ganz besonderen Touch gegeben. Ich hätte mir allerdings auch hier ein bisschen mehr Anmerkungen gewünscht, da es mir im Mittelteil auch ein bisschen ausgelassen wurde. Nichtsdestotrotz toll und verständlich mit eingearbeitet.
Neben dem Erzählstrang von X und Evie hat mir die Handlung von ihr und ihrem Vater sehr gut gefallen. Er hat mich sehr berührt und emotional mitgenommen. Ich konnte die Gefühle und Handlungen zwischen den Beiden sehr gut nachempfinden. Für mich hat dieser Erzählstrang mit dem von Evies eigener Entwicklung fast mehr Platz eingenommen als der zwischen Evie und X.
Als ich das Buch angefangen habe dachte ich, es wird bestimmt ein ganz süßes Jugendbuch mit wichtiger Message. Und das stimmt. Als wir Tanzen lernten hat eine wichtige Message. Die Liebe ist stark und denke nicht daran wie es enden könnte, sondern genieße den Augenblick. Womit ich mich echt getäuscht habe war allerdings wie sehr das Buch von süß abweicht. Es war auch niedlich, keine Frage aber es war auch so viel mehr. Ich bin beim Lesen durch eine Tonne an Emotionen gewandert. Freude, Spaß, Spannung. Ich wurde gut unterhalten, es war echt witzig, die Dialoge waren eine Kunst und es war auch romantisch und berührend. Und es gab eine Wendung, die mich so sehr überrascht hat, dass ich pausieren musste, weil ich durch die Tränen die ich verdrückt habe nichts mehr sehen konnte. Sie kamen auf einmal und dann gingen sie nicht mehr weg. Bei dem Buch wird man emotional mitgenommen. Ich wurde so mitgerissen, dass es mir mein Herz zerfetzt hat. Warum man sich das antun sollte fragt ihr euch? Weil es sich wirklich lohnt. Ich habe wenn man es Gefühlstechnisch sieht schon sehr lange kein so mitreißendes und vielschichtiges Buch gelesen, das zwar wehtut aber einen auch glücklich werden lassen lässt.
Fazit
Ein für mich überraschend emotionales und bewegendes Jugendbuch mit wichtiger Message. Es zeigt wie unterschiedlich Liebe sein kann und das man auch mal ein Risiko eingehen muss, um wirklich glücklich zu werden. Egal ob für immer oder nur für den Augenblick.