So berührend und unglaublich starke Geschichte
Die StimmlosenEs ist erschreckend, zu erleben, wie Richard, Paula und Fritz handeln, um ihren Familien das Überleben zu sichern. Melanie Metzenthin schildert sehr eindrucksvoll, wie wirklich gute Menschen dazu gezwungen ...
Es ist erschreckend, zu erleben, wie Richard, Paula und Fritz handeln, um ihren Familien das Überleben zu sichern. Melanie Metzenthin schildert sehr eindrucksvoll, wie wirklich gute Menschen dazu gezwungen werden, sich in illegale Machenschaften hinein ziehen zu lassen, um nicht zu verhungern. Die Autorin schafft es auch in diesem Band, das Grauen, dass die Bevölkerung im und nach dem Ende des zweiten Weltkriegs befallen hat, aufleben zu lassen, ohne dabei Effekthascherei zu betreiben. Sehr einfühlsam beschreibt sie, wie die Familien ums überleben kämpfen.
Sehr gefallen hat mir dabei, wie sie auch die andere Seite beleuchtet. Durch die Freundschaft der Familien zu Arthur, einem Angehörigen der britischen Armee, der in diesem Band weiter eingeführt wird und eine immer größere Rolle im Freundes- und Familienkreis einnimmt, betrachtet sie beide Seiten der Medaille. Niemand wollte den Krieg, weder der Großteil des deutschen Volkes, noch der Großteil des britischen Volkes. Beide Völker, beide Gesellschaften, nehmen natürlich für dich in Anspruch, auf der richtigen Seite gestanden zu haben, und das Leid, dass der Krieg über sie gebracht hat, nicht zu verdienen. Haben sie auch alle nicht.
Am Beispiel der beiden Familien schildert Melanie Metzenthin eindrucksvoll, dass es auch in derartigen Zeiten wichtig ist, seine Träume und Pläne zu behalten. Man braucht etwas, für das es sich am Morgen zum aufstehen lohnt. Wer keine Ziele im Leben hat, der hat nichts, worauf er hinarbeiten muss. Am Beispiel Arthurs zeigt die Autorin schön auf, wie Mutlosigkeit sich breit machen kann, wenn man nicht weiß, wo man im Leben hin will. Das hat mir an Paula, Richard und Fritz sehr gefallen. Egal, was sie erleben, auch wenn einer von ihnen mal niedergeschlagen und verzweifelt ist, letzten Endes ist aufgeben keine Option. Der Familienzusammenhalt macht natürlich Vieles einfacher. Wenn man weiß, dass es Menschen gibt, die man liebt, und die einen lieben, und die sich gegenseitig unterstützen, komme, was wolle, dann kann man sich auch schwierigen Aufgaben stellen.
Krüger, der ehemalige Kollege bzw. Chef von Richard macht ihnen weiterhin das Leben schwer. Es ist so frustrierend, zu sehen, wie er mit seinen Taten durch kommt. Sei es, weil er behauptet, nichts gewusst zu haben, sei es, weil er sich im Rahmen der im Krieg geltenden Gesetze bewegt hat. Es ist zum Haare raufen.
Der Schreibstil von Melanie Metzenthin ist gewohnt mitreißend, ohne reißerisch zu sein. Ich konnte der Geschichte gut folgen, sie hat absolut keine Längen, sondern zieht den Leser mit sich vorwärts. Jede Handlung baut auf die vorhergehende auf und der rote Faden wird niemals aus der Hand gegeben. So schaffte es die Autorin erneut, mich von der ersten bis zur letzten Seite an die Familien und ihre Geschichte zu fesseln.
Von mir gibt es wieder 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die gesamte Trilogie. Ich habe lange nicht mehr so tolle Bücher gelesen, die mich so stark packen konnten.