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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2017

Ich bin sehr berührt von dieser Geschichte

Amrita
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Das Buch beginnt schon gleich sehr stark. Sowohl bei Amrita, als auch bei ihrem Vater spürt man die Liebe füreinander und für ihr Land. Amrita ist allerdings auch teilweise frech und ungerecht ihm gegenüber. ...

Das Buch beginnt schon gleich sehr stark. Sowohl bei Amrita, als auch bei ihrem Vater spürt man die Liebe füreinander und für ihr Land. Amrita ist allerdings auch teilweise frech und ungerecht ihm gegenüber. Ich fand das nicht so dramatisch, denn Prinzessin hin oder her, sie ist eben auch ein 16jähriger Teenager. Ich hätte mir von ihrem Vater allerdings ein bisschen mehr Stärke gewünscht. Amrita selbst ist definitv als mutig zu bezeichnen. Sie tut, was sie eben tun muss und jammert dabei nicht herum.

Arjun ist von Anfang an sehr sympathisch. Leider spielt er nicht so eine große Rolle in diesem Buch, wie ich es mir erhofft hatte.

Sikander… was soll man zu ihm sagen. Schon auf den ersten Seiten macht er sich dem Leser unsympathisch. Er spricht von modernen Zeiten, in denen endlich die Frauen nicht mehr an der Akademie studieren dürfen und Andersdenkende umgebracht werden. Das sagt schon alles über ihn, oder?

Thala, die Seherin, ist immer an Amritas Seite. Gemeinsam schaffen sie es, das Abenteuer zu bestehen. Sie hat mir von Anfang an sehr gefallen. Ihre Entwicklung ist nachvollziehbar und ihre Geschichte fand ich sehr berührend.

Die Geschichte startet spannend und hält diesen Spannungsbogen bis etwa zur Hälfte des Buches. Dort hat es für mich einen kleinen Einbruch gegeben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass nicht mehr so richtig viel passieren will. Gut, dass die Geschichte insgesamt so interessant war, dass ich dran bleiben wollte und weitergelesen habe, denn recht schnell wird es wieder interessant. Warum sage ich interessant? Weil die Geschichte für mich ab hier nicht mehr spannend war, sondern atemberaubend tiefgründig. Ich war hin und weg, wieviele Denkanstöße, wieviele Weisheiten Aditi Khorana in diesem Buch verpackt hat. Vor Amrita und ihren Entscheidungen habe ich größten Respekt, zumal sich viele Aspekte des Buches auch auf die heutige Zeit übertragen lassen. Ein ums andere Mal habe ich mir überlegt, wie ich wohl entschieden hätte.

Vielleicht ganz interessant, da das Buch als Fantasy beworben wird: Ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass ich im Fantasy-Genre unterwegs bin, eher in einer Geschichte aus 1001 Nacht. Ich habe mich wirklich wohl gefühlt.

Ich bin ganz berührt von diesem Schreibstil und den weisen Worte von Aditi Khorana. Der Schreibstil ist extrem bildhaft. Ich konnte die Farben Shalingars vor mir sehen, die Tiere, die Menschen. Die Autorin schaffte es sehr schnell, dass ich Amrita und ihre Verbündeten als echte Menschen akzeptierte, nicht nur als Figuren in einem Buch. Ich hatte fast einen Kinofilm im Kopf ablaufen. Einziges Mako war, dass die Autorin teilweise große Sprünge macht, sowohl zeitlich, als auch örtlich. Gerade sind wir noch hier, dann an einem Ort, der eigentlich Tage entfernt sein müsste. Hier wird definitiv Potential verschenkt, da Amrita und Thala auf dem Weg noch viele Abenteuer hätten erleben können.

Von mir gibt es 5 Sterne für einen tollen Jugendroman, der den Leser für einige Stunden in die Welt der Orakel und Prinzessinnen entführt. Man kann dieses Buch einfach als spannenden Jugendroman lesen, lässt man sich aber tiefer auf die Geschichte ein, dann kann man sehr viel Kraft aus dem Buch ziehen.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Leider kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen

Chosen 2: Das Erwachen
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Der zweite Band knüpft nahtlos an den ersten Band (Die Bestimmte) an und es geht sofort spannend weiter. Rena Fischer hält sich nicht lange mit Wiederholungen auf. Einerseits mag ich das, andererseits ...

Der zweite Band knüpft nahtlos an den ersten Band (Die Bestimmte) an und es geht sofort spannend weiter. Rena Fischer hält sich nicht lange mit Wiederholungen auf. Einerseits mag ich das, andererseits fiel es mir zunächst etwas schwer, mich wieder in die Geschichte einzufinden. Ich musste erst nochmal kurz rekonstruieren, was zum Ende von Band 1 passiert war.

Emma hat mir ehrlich gesagt nicht so sehr gefallen. Aus meiner Sicht macht sie über die zwei Bände fast gar keine Entwicklung durch. Sie stellt fest, dass sie durchaus stärker ist, als Farran, sie zeigt durchaus, dass sie etwas im Köpfchen hat, aber sie benutzt dieses Köpfchen einfach nicht. Sie lässt sich extrem leicht manipulieren, was sie einerseits authentisch macht, da sie eben eine leicht zu beeinflussende Jugendliche ist, aber andererseits erwarte ich von der Protagonistin eines Jugendbuch ein bisschen mehr. Ihr Verhalten hat mich schier wahnsinnig gemacht. Ich wollte sie am liebsten schütteln. Erst zum Ende hin macht sie dann doch plötzlich eine Wandlung durch, die ich ihr aber nicht so richtig abgekauft habe, da sie ihre wirklich wundervollen Einsichten gleich wieder durch eine extrem unbedachte Handlung zunichte macht.

Aidan kämpft über die Hälfte des Buches um seine verlorenen Erinnerungen und später mit seiner nicht mehr vorhandenen Gabe. Er ist natürlich der strahlende Held, der Emma zu Hilfe eilt, wann immer Hilfe notwendig ist. An Aidan und seiner Entwicklung kann ich gar nichts aussetzen. Er ist mutig, hilfsbereit und bereit, für die Gerechtigkeit zu kämpfen.

Ein echter Träger dieser Geschichte ist für mich Jack, das Wiesel (wie ich ihn in meinem Kopf getauft habe). Ein junger Mann, der bereit ist, über Leichen zu gehen, um Farran zu beeindrucken. Jack ist ein toll angelegter Charakter, der mich beim Lesen so wütend gemacht hat. Aber, genau das hat mir gefallen. Er hatte alles, was ein echter Antagonist braucht. Er treibt die Geschichte voran und lässt sich ein ums andere Mal beeindruckende Dinge einfallen, um Emma das Leben schwer zu machen.

Farran ist natürlich die Leitfigur dieses Buches. Ich habe ihm von Anfang an nicht getraut und ich traue ihm auch jetzt, wo ich das Buch beendet habe, nicht. Er hat eine Vergangenheit, die nach und nach aufgelöst wird und so kann man nachvollziehen, warum er so handelt, wie er es tut. Dennoch kann ich sein Handeln selbstverständlich an keiner Stelle gutheißen.

Jacob, Emmas Vater, von dem ich im ersten Band ja keine hohe Meinung hatte, ist für mich inzwischen der Held dieser Bücher. Er macht eine deutliche Entwicklung durch. Er, der zu Beginn von Band 1 nicht einmal wusste, das er eine Tochter hat, nimmt diese Verantwortung an und ist bereit, sein Leben für Emma zu geben. Ich bewundere ihn unheimlich für das, was er ist und wie er sich entwickelt hat.

Richtig Klasse war die Übersicht am Ende des Buches, wer zu den Raben und wer zu den Falken gehört, da ich zwischendurch nicht mehr durchgeblickt habe, wer nun zu welchem Clan steht. Eine echte Hilfe!

Insgesamt fand ich die Geschichte extrem spannend und deutlich nachvollziehbarer, als den ersten Band. Die Figuren haben irgendwie alle ihre Persönlichkeit gefunden und handeln authentisch. Logische Löcher habe ich in der Geschichte nicht gefunden, auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle eine stärkere Protagonistin gewünscht hätte. Rena Fischer ist eine gute Mischung aus eher ruhigen Passagen und Ereignissen, in denen sich alles überschlägt, gelungen.

Von mir gibt es 3 Sterne, da ich mich gut unterhalten gefühlt habe und der zweite Band den Zweiteiler sehr gut abschließt. Der Zweiteiler lässt sich gut lesen und ich bereue keine Minute, die ich an der Seite von Emma, Aidan und Jacob verbracht habe. Dennoch kann Chosen – Das Erwachen leider kein Lieblingsbuch werden, weil mir die Hauptfigur einfach zu schwach war und oft zu kopflos gehandelt hat.

Es fällt mir ein bisschen schwer, das hier zu schreiben, denn die Leserunde und der Austausch mit Rena Fischer war total herzlich und konstruktiv. Dennoch kann ich euch den Zweiteiler nicht uneingeschränkt empfehlen, weil mich in Band 1 einfach zu viel gestört hat. Es bedurfte zu viel Erklärung von Rena, um die Geschichte wirklich komplett schlüssig zu machen. In Band 2 hatte ich diese Probleme zwar nicht mehr, aber bei diesem Zweiteiler lässt sich Band 2 definitiv nicht lesen, ohne den ersten Band zu kennen und ich hätte mir einfach eine stärkere Protagonistin mit deutlich mehr persönlicher Entwicklung gewünscht. Was soll ich sagen? Macht euch selber ein Bild. Bereuen werdet ihr es nicht, wenn ihr euch die Bücher kauft.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Extrem spannende Dystopie

Outcasts – Gesamtausgabe / Box Set
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Eine Kleinigkeit hat mich gestört und das war, dass nicht so ganz klar wurde, wer oder was die Familia eigentlich ist. Wie sind sie nach der großen Flut an die Macht gekommen und wie funktioniert das System. ...

Eine Kleinigkeit hat mich gestört und das war, dass nicht so ganz klar wurde, wer oder was die Familia eigentlich ist. Wie sind sie nach der großen Flut an die Macht gekommen und wie funktioniert das System. Dem Lesegenuss hat das aber keinen Abbruch getan.

Ich weiß gar nicht so genau, wie ich diese Geschichte rezensieren soll. Es ist so unheimlich viel passiert und es ist alles so unheimlich spannend. Da es sich um 4 Bände handelt kommen natürlich auch viele verschiedene Personen vor, die eine Rolle spielen.

Hauptpersonen sind Kate und Liam. Kate ist eine ans System angepasste Tochter aus gutem Hause, die später einmal Senatorin werden soll. Kate wird auf die Gefängnisinsel Lost Island geschickt, um einen Rebellen genannt Wolf, auszuspionieren. Schnell merkt Kate, was auf Lost Island wirklich los ist. Das System beutet die dort lebenden Menschen gnadenlos aus und nicht nur Strafgefangene müssen dort unter erbärmlichsten Bedingungen leben, sondern auch deren, auf Lost Island geborenen, Kinder. Kate erkennt, aufgrund ihres schlauen Kopfes recht schnell, wo das System überall krankt und macht sich auf, um etwas zu verändern. Wenn das mal so einfach wäre… Aber, Kate entpuppt sich als sehr starke junge Frau, die sich nicht scheut, Risiken einzugehen, um die Welt für alle Menschen zu einem besseren Ort zu machen.

Liam ist bereits seit Schulzeiten Kates große Liebe und wird von der Familia nach Lost Island verbannt. Hier baut er sich ein neues Leben, abseits der eigentlichen Kolonie auf. Der einsame Wolf dieser Geschichte muss, nach einem schweren Verlust, erst wieder lernen, sich anderen Menschen zu öffnen. Dies gelingt im mit Kates Hilfe relativ leicht. Liam ist ein äußerst mutiger junger Mann, der jederzeit bereit ist, für die Träume aller nach vorn zu gehen und zu kämpfen. Dabei verliert er aber nie seine Menschlichkeit und das hat mir gut gefallen.

Nicht vergessen sollte man hier auch Ben, den kleinen Jungen mit dem großen Mut. Er ist auf Lost Island geboren und nach dem Tod seiner Mutter hat sich Liam Bens angenommen. Der Kleine ist viel weiter, als es ein Kind in seinem Alter sein sollte und ich hatte mehr als ein Mal Mitleid mit ihm, obwohl Ben dies eigentlich nicht vermittelt. Für ihn scheint das Leben ein großes Abenteuer und er kommt gut damit klar. Ein wirklich schön ausgearbeiteter Charakter, der Spaß macht.

Die Autorin schafft es, wunderbar mit den Figuren zu spielen. Seien es Schleicher oder Crane, seien es Kates Eltern oder Finn. Nie kann man sich ganz sicher sein, auf welcher Seite die eine oder andere Figur steht. Sie alle werden durch Taten und Emotionen beeinflusst und drehen sich mal in die eine oder die andere Richtung bzw. offenbaren sich zunächst nicht jedem gleich komplett.

Gerade Schleicher ist ein sehr vielschichtiger Charakter mit einer spannenden Vergangenheit, die sich dem Leser nach und nach offenbart. Diese Figur hat mich am nachhaltigsten beeindruckt. Er ist bereit, für eine bessere Welt zu kämpfen und hat mit Secret City eine kleine Oase geschaffen. In Secret City ist das Leben wahrlich nicht leicht, aber die Menschen, die dort leben, versuchen dennoch, das Beste aus ihrer Situation zu machen und wenigstens ein halbwegs selbst bestimmtes Leben zu führen.

Die Geschichte wird die gesamte Zeit über stringent vorwärts getrieben. Lose Enden sucht man vergeblich, alles fügt sich ineinander und zunächst lockere Enden werden zusammengeführt. Monica Davis schafft es, die gesamten 741 Seiten über die Spannung extrem hoch zu halten. Sei es, dass man sich auf Lost Island oder in Welltown befindet, sei es, dass man die Rebellen auf dem Boot begleitet oder mit Liam, Kate, Finn und Sarah den Aufstand vorbereitet. Es bleibt kaum Zeit zum Atem holen, wobei sich die Geschichte aber an keiner Stelle überschlägt.

Auch gesellschaftliche Fragen lässt Monica Davis in ihrer Dystopie nicht aus den Augen. Was ist besser? Ein System, in dem man seine Meinung nicht äußern darf, die Presse von der Familia manipuliert wird, aber dafür jeder Bewohner ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und eine Arbeit hat? Oder doch eher das freie Leben der Outcasts voller Entbehrungen? Oder ist es irgendetwas in der Mitte? Die Familia tut alles, um das derzeitige System aufrecht zu erhalten. Sie gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Kate hat auf jeden Fall eine Vision von einem freien Leben, das aber dennoch nicht so entbehrungsreich wie das der Outcasts ist und setzt sich dafür ein, dieses Leben für alle Bewohner zu ermöglichen.

Was soll ich anderes als 5 Sterne geben, wenn ich ein Buch morgens angefangen habe, außer essen nichts gemacht habe, um immer weiter und weiter lesen zu können und abends fertig war mit der Geschichte? Mich hat die Geschichte süchtig gemacht. Ich kann euch Outcasts nur ans Herz legen. Eine spannende Dystopie.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Nett, aber leider nicht so gut, wie andere Bücher der Autorin

Zwischen Vernunft und Sinnlichkeit
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Diese Geschichte ist ein Spin-Off zur Puffin-Island Trilogie. Wir erfahren schon im Band um Brittany (Für immer und ein Leben lang; Band 2) ein bisschen von der Geschichte um Lily und Nik. Als ich sah, ...

Diese Geschichte ist ein Spin-Off zur Puffin-Island Trilogie. Wir erfahren schon im Band um Brittany (Für immer und ein Leben lang; Band 2) ein bisschen von der Geschichte um Lily und Nik. Als ich sah, dass Sarah Morgan auch diese Geschichte erzählt hat, musste ich zuschlagen.

Lily ist echt ziemlich süß. Wie sie immer wieder beteuert, wie stahlhart sie ist, wie wenig Gefühle sie hat (nachdem sie betrogen wurde, hat sie beschlossen, jetzt auch endlich mal Sex ohne Gefühle auszuprobieren) und wie der Leser auf jeder Seite immer wieder merkt, dass sie es eben nicht ist. Lily ist jemand, der an die große, wahre Liebe glaube und für den Familie über allem steht. Auch wenn sie zu dieser Erkenntnis kommt, weil sie selber keine Familie hatte und ich eine ganz wundervolle Familie habe, so ist dies etwas, mit dem ich mich sehr identifizieren kann. Auch für mich steht die Familie über allem. Dies machte es mir relativ leicht, mich in Lily hinein zu versetzen. Sie ist wirklich ganz bezaubernd.

Mir ging die Wandlung von Nik hier etwas zu geschmeidig, zu schnell, vonstatten. Jemand, der so tief verletzt wurde, wie er, der braucht definitiv mehr, als eine lebenslustige junge Frau und zwei heiße Nächte, um sich zu ändern. Ansonsten ist er natürlich der absolute Traumtyp. Reich, gutaussehend, gut im Bett… Was will Frau mehr? Im Liebesroman ist das alles, was ein perfekter Mann braucht. Von daher passt das hier schon ganz gut.

Die Geschichte an sich ist relativ vorhersehbar, aber das finde ich bei Liebesromanen gar nicht so schlimm. Sie liest sich sehr flüssig und ich habe mich an meiner Stelle gelangweilt. Immer wollte ich wissen, wie es weitergeht mit Lily und Nik.

Aufgrund der wenig nachvollziehbaren Entwicklung von Nik gibt es für ein Buch meiner Lieblingsautorin hier tatsächlich mal „nur“ 3 Sterne. Wenn ihr die Puffin-Island-Reihe kennt, dann lohnt es sich auf jeden Fall, dieses Buch zu lesen. Da die Geschichte in sich abgeschlossen ist, kann man sie aber auch ohne die Reihe zu kennen, genießen.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Berührend

Heidelbeerkind
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Das Buch wird als historischer Liebesroman beworben. Ich muss sagen, dass ich es nicht nur als eben dies empfinde, sondern auch als ein wichtiges Zeitdokument. So oder ähnlich dürften sich viele Geschichten ...

Das Buch wird als historischer Liebesroman beworben. Ich muss sagen, dass ich es nicht nur als eben dies empfinde, sondern auch als ein wichtiges Zeitdokument. So oder ähnlich dürften sich viele Geschichten in Deutschland der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts abgespielt haben. Die Bevölkerung leidet Not, wobei Elise in einem kleinen Dorf lebt, in dem man die meiste Zeit über vom Kriegsgeschehen an sich relativ wenig mitbekommt. Dennoch sind die Zeiten schwierig, Freundschaften werden auf harte Proben gestellt und nicht jede Freundschaft, die zuvor eine solche zu sein schien, überlebt diese Zeiten.

Elise ist eine beeindruckende junge Frau, die mir Hochachtung abgerungen hat. Ohne Angst stellt sich sie sich der Aufgabe, die ihr mit dem verwundeten Deserteur Julius vor die Füße geworfen wird. Ebenso ohne Angst sagt sie offen ihre Meinung gegen das Regime und kämpft für sich und ihre Familie. Auch in der Zeit, in der sich die Verzweiflung des jungen, gerade einmal 18 Jahre alten Mädchens, sich aus jeder Zeile herauslesen lässt, so verliert sie nicht den Lebensmut, verliert nicht ihren starken Willen. Elise hat mich, als Charakter, nachhaltig beeindruckt.

Elises Mutter spielt einen wichtigen Part in der Geschichte. Von ihr war ich zunächst im höchsten Maße abgestoßen, habe mich dann aber bemüht, auch ihre Sichtweise zu verstehen. Es fiel mir schwer. Wie kann eine Mutter ihre Tochter so hängen lassen, sie in solch einer schweren Zeit so wenig unterstützen. Ich hatte den Eindruck, dass eher Elise die starke Erwachsene in dieser Familie ist. Elises Mutter ist es aber auch, die die größte Entwicklung durchmacht. Auch das hat mir Respekt vor ihr abgerungen.

Julius habe ich eigentlich ein bisschen zu wenig kennengelernt. Mir fiel es schwer, nachzuvollziehen, warum sich Elise so Hals über Kopf in ihn verliebt. Aber, sie tut es und ich habe es ihr durchaus abgenommen. Ich hätte mir aber gewünscht, noch ein bisschen mehr über ihn und sein bisheriges Leben zu erfahren. Er blieb mit leider sehr fremd.

Ferdinand und Gerda, zwei sehr wichtige Nebenfiguren, waren sehr gut dargestellt. Ferdinand konnte ich noch ansatzweise verstehen. Die jungen Menschen sind noch sehr jung, werden in einer Ausnahmesituation groß und er ist schon arg verliebt. Ich habe immer zwischen Verständnis und Mitgefühl geschwankt. Letzen Endes war mir Ferdinand aber doch zu berechnend, um ihn wirklich gern haben zu können. Vor allem Gerda ist natürlich die Person zum hassen schlechthin. An ihr konnte ich nichts, aber auch gar nichts finden, was sie mir irgendwie sympathisch gemacht hätte.

Insgesamt ist der Schreibstil von Marion Bischoff extrem flüssig, sehr einnehmend und bildhaft. Ich hatte keine Probleme mir das kleine Dorf mit seinen Bewohnern vorzustellen. Ich musste mich zwingen, das Buch aus der Hand zu legen, denn eigentlich hätte ich es wirklich in einem Rutsch durchlesen können. Ich habe so eine starke Verbindung zu Elise aufgebaut, dass ich das Gefühl hatte, sie wirklich durch ihr Leben zu begleiten. Was will man als Leser mehr?

Heidelbeerkind von Marion Bischoff ist eine extrem runde Geschichte, die mich in eine Zeit entführt hat, von der ich froh bin, dass ich sie nicht miterleben musste. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Marion Bischoff hat mir verraten, dass sie bereits am zweiten Band schreibt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es für Elise, ihren kleinen Bruder Hans, ihren Großvater und ihre Mutter weitergeht. Werden wir Julius wiedersehen? Wer weiß…

Ich kann euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen. Sehr berührend, spannend und mit authentischen Charakteren gesegnet.