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Veröffentlicht am 30.06.2020

Unglaubliche toll gestaltete Charaktere und emotionale Schicksale

Wie die Luft zum Atmen
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Tristan ist wütend, wild, aufbrausend. Aber nur, wenn man ihn nicht kennt. Und das tut eigentlich niemand, denn er lässt absichtlich keinen Menschen an sich heran. So ist die Chance verletzt zu werden ...

Tristan ist wütend, wild, aufbrausend. Aber nur, wenn man ihn nicht kennt. Und das tut eigentlich niemand, denn er lässt absichtlich keinen Menschen an sich heran. So ist die Chance verletzt zu werden und zu verletzen gering. Wenn ich an die ersten Seiten zurückdenke, dann sehe ich Tristan barfuß durch den Wald rennen, mit Kopfhörern auf den Ohren und seinem Hund Zeus an seiner Seite.

Liz und Tristan verbindet die Einsamkeit. Durch Liz kann Tristan wieder atmen. Durch sie habe ich folgendes Bild im Kopf, wenn ich an ihn denke: Tristan mäht mit Emma auf seinen Schultern den Rasen in Liz Garten, ein paar weiße Federn fliegen um sie herum. Er ist gütig, warmherzig und liebevoll.

Tristan konnte mich als Charakter umhauen. Liz ist eine so starke schwache Frau. Sie ist einsam und möchte sich vor der Welt verstecken, genau wie Tristan. Ihre Tochter Emma ist alles für sie. Und genau deshalb stellt sie sich der Welt. Sie sieht das gute in den Menschen, was ihr zum Verhängnis wird. Sie gibt nicht auf sondern versucht hartnäckig sich mit Tristan anzufreunden.

Liz und Tristan haben mit harten Schicksalen zu kämpfen. Brittany C. Cherry schreibt sehr emotional. Beide Charaktere und ihre Annäherung haben mich tief berührt. Gegen Ende wurde mir die Auflösung jedoch zu dramatisch. Die Geschehnisse haben mich zwar überrascht, die Autorin beendet das Buch jedoch nicht mit einem sondern gleich mit zwei Knallern, was für mich einfach too much war. Hier konnte mich die Handlung nicht mehr fesseln und ich habe das Buch emotional distanzierter zu Ende gelesen. Sehr schade!

Fazit: Tristan und Liz haben mich als Charaktere tief berührt. Ihre Geschichte ist sehr emotional beschrieben. Das Ende ist mir jedoch zu dramatisch.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Berührende Geschichte mit viel Tiefgang

Bienenjunge
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Heidi Lehmann erzählt die Geschichte einer besonderen Familie - besonders deshalb, weil der Sohn Cosmas Autist ist und die beiden Eltern sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. Wir erleben wie ...

Heidi Lehmann erzählt die Geschichte einer besonderen Familie - besonders deshalb, weil der Sohn Cosmas Autist ist und die beiden Eltern sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. Wir erleben wie schwierig ein Alltag für Autisten in unserer Gesellschaft ist, an dem die kleine Familie zu zerbrechen droht.

Als Leser nehmen wir die Geschehnisse aus Sicht des Vaters Kai wahr. Seine Handlungen strahlen die Liebe zu seinem Sohn aus. Cosmas steht für ihn an erster Stelle und er versucht beständig sich in seinen Sohn hineinzuversetzen. Ich schätze Kai sehr und sehe ihn als großartigen Vater. Kai stellt jedoch selber richtig fest: "ein Mensch, der kein Autist ist, kann nicht einmal annährend nachvollziehen, wie anders die Wahrnehmung eines Autisten funktioniert". Er fühlt sich oft hilflos und ist unsicher, wie er seinen Sohn am besten unterstützen kann.

Jorinde kann die Behinderung ihres Sohnes nicht akzeptieren. Sie macht sich schwere Vorwürfe in der Erziehung. Um Cosmas später ein eigenständiges Leben zu ermöglichen, ist sie sehr ehrgeizig darin, ihn auf die gesellschaftlichen Normen und Verhaltensweisen vorzubereiten.

Jorinde und Kai könnten in ihren Ansichten unterschiedlicher nicht sein. Der Autorin gelingt es, dass man beide Perspektiven verstehen kann. Kai möchte Cosmas Leid ersparen und passt sich seiner Welt an. Jorinde hält diese Einstellung auf lange Sicht als schädlich für ihren Sohn und möchte ihn dazu bewegen, in unserer Welt zu bestehen. Der Konflikt zwischen den beiden ist sehr realistisch beschrieben und geht mir als Leser sehr nahe.

Cosmas Verhalten ist häufig unvorhersehbar und unabwendbar. Er ist mir durch Kais Perspektive sehr ans Herz gewachsen. Die Geschichte verschönt nicht, sondern zeigt wie wenig Cosmas Welt mit unserer reizüberfluteten und lauten Welt vereinbar ist. Die Menschen zeigen wenig Verständnis für ihn. Sie schauen auffällig und tuscheln über sein "schlechtes Benehmen". Die beiden Eltern spüren diesen gesellschaftlichen Durck stark auf sich lasten. Es ist furchtbar zu erleben, wie hart wir als Gesellschaft mit Menschen umgehen, die nicht dem üblichen, erwarteten Verhalten entsprechen.

Die Konflikte spitzen sich im Verlauf des Buches sehr zu, doch es fällt mir schwer irgendjemandem einen Vorwurf zu machen. Ich kann nicht glauben, wie Heidi Lehmann es geschafft hat, dass ich an jedem der Personen und ihrem Schicksal hänge. Lilith, eine enge Vertraute von Kai, war mir zu Beginn nicht ganz geheuer, doch auch sie schätze ich mit ihrer ehrlichen Art, ihrer Unsicherheit und ihrer Toleranz gegenüber Cosmas.

Nur einen einzigen Handlungsstrang hätte ich mir anders gewünscht: die Entwicklung von Jorindes Gesundheit. Die Entfremdung von Jorinde und Kai hat mich als Leserin sehr mitgenommen. Für mich hätte dieser wachsende Konflikt zwischen den beiden etwas schleichender und detailreicher beschrieben genügt. Ihre Uneinigkeit und Entfremdung ist sehr realistisch. Jorindes Gesundheitszustand ist in der Härte für mich etwas zu viel - die Situation ist auch so schon schlimm genug.

Fazit: Die Geschichte der kleinen Familie ruft so viele Gefühle in mir hervor. Von Anfang an berührt mich das Schicksal der Charaktere sehr. Heidi Lehmann hat mich spüren lassen, wie schwierig es als Autist ist, in unserer Gesellschaft zu bestehen. Dabei ist besonders herausfordernd, wie die Umwelt einem Autisten begegnet. Ich lege jedem ans Herz, die Geschichte von Kai, Jorinde, Lilith und Cosmas zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Hinterfrage alles und traue niemandem

Tell Me No Lies
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Ich war nach Beenden von "Follow me back" sehr froh, dass ich Teil 2 schon direkt mitgekauft habe. Ich habe erwartet, dass die Spannung nahtlos weitergeht. Stattdessen wird das Rätsel aus dem Epilog von ...

Ich war nach Beenden von "Follow me back" sehr froh, dass ich Teil 2 schon direkt mitgekauft habe. Ich habe erwartet, dass die Spannung nahtlos weitergeht. Stattdessen wird das Rätsel aus dem Epilog von Teil 1 ziemlich schnell aufgelöst und die Spannung verpufft. Obowhl man als Leser von Beginn an wieder die Polizeivernehmungen verfolgt und schnell klar wird, dass erneut etwas Schlimmes passiert ist, hat sich bei mir der Nervenkitzel nur schleichend wieder eingestellt.

Insgesamt hat es sich für mich so angefühlt, als würde sich die Geschichte wiederholen. Anstatt aus dem ersten Vorfall zu lernen, gehen die Beteiligten wieder genauso naiv mit den sozialen Medien um. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich Band 1 lieber ohne den Epilog gelesen und die Geschichte so für mich abgeschlossen. Denn alles was folgt, ist sehr unrealistisch.

Wie auch schon im vorherigen Band, habe ich irgendwann alles hinterfragt und jedem misstraut. Tessa und Eric ging es ja in Follow me back genauso. Lichtblick für sie beide und auch den Leser war ihre Beziehung. Diese schöne Seite entfällt leider total im zweiten Teil. Das hat natürlich seine Gründe, für mich ist die Stimmung dadurch jedoch erdrückend. Wie sollen die Beteiligten jemals wieder irgendwem vertrauen und ein halbwegs normales Leben führen?

Die Autorin schafft es wieder, dass ich lange Zeit nicht begreife, was eigentlich alles vor sich geht. Ab der Hälfte war meine Anspannung wieder zurück und ich wollte wirklich dringend wissen, wie alles zusammenpasst. Die Auflösung am Ende ist zugegebenerweise genial und löst auch alles Unerklärliche aus dem ersten Band.

Genauer auf die Personen oder die Handlung einzugehen, erscheint mir nicht möglich ohne zu spoilern. "Tell me no lies" reicht nicht an "Follow me back" heran und ich hätte es lieber beim ersten Band belassen. Nichtsdestotrotz ist auch der zweite Teil spannend. Für alle, die mit dem Epilog von Band 1 nicht zufrieden sind oder genauere Auflösungen der Geschehnisse haben wollen, ist "Tell me no Lies" unerlässlich. "Follow me back" war für mich jedoch etwas ganz besonderes, hat mich mit jeder Faser gecatcht und hätte mir völlig ausgereicht.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Nervenkick und menschlicher Wahnsinn

Follow Me Back
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Wow, dieses Buch war so anders als erwartet. Ich habe es an einem Abend verschlungen, denn es hat mich unglaublich gepackt. Tessa leidet unter einer Phobie und verlässt das Haus nicht mehr. Eric ist ein ...

Wow, dieses Buch war so anders als erwartet. Ich habe es an einem Abend verschlungen, denn es hat mich unglaublich gepackt. Tessa leidet unter einer Phobie und verlässt das Haus nicht mehr. Eric ist ein Superstar und sehr einsam. Sie lernen sich über Twitter kennen und verlieben sich. Soweit so gut, bis hierhin klingt es noch wie eine seichte Liebesgeschichte.


Von Beginn an jedoch wird man als Leser teil von Polizeivernehmungen, die zeitlich immer auf gleicher Höhe wie der gegenwärtige Erzählstrang platziert werden. Schleichend erhält man Einblicke in Tessas und Erics Leben. Das Ende war für mich wirklich nicht vorhersehbar. Die Autorin hat es geschafft, mich an das Buch zu fesseln und es bis zum Schluss spannend zu halten.

So viel sei gesagt: die Geschichte ist nichts für eine leichte Lektüre im Alltag, denn man kann sie nicht mehr aus der Hand legen. Ich wäre gerne etwas besser auf die Geschichte vorbereitet gewesen. Es werden sehr ernsthafte Themen wie Stalking behandelt und ich war wirklich geschockt von der dort beschriebenen menschlichen Psyche. Normalerweise ist das nicht mein bevorzugtes Genre und der Rückentitel verrät nicht ansatzweise, wie nervenaufreibend die Geschichte ist.

Man bekommt einen realistischen Einblick in das Leben eines Superstars (insofern ich das als Laie beurteilen kann). Und auch Tessas Leben wird nicht beschönigt. Mich hat das Buch in mehrerer Hinsicht fassungslos zurückgelassen. Denn sowohl das Umfeld von Tessa als auch von Eric hat aus meiner Sicht komplett versagt. Beide befinden sich in sehr schwierigen Situationen und die Menschen um sie herum tragen eher zur Verschlechterung bei. Der einzige Hoffnungsschimmer war die Verbindung zwischen den beiden.

Es fällt mir schwer die beiden Protagonisten ausführlich zu beschreiben. Für mich hat es sich angefühlt, als wäre ich plötzlich in das Leben der beiden geworfen worden. Man bekommt daher keinen Allroundblick von ihrem Leben, ihren Freunden, der Familie und ihren Vorlieben, sondern schlüpft einfach in ihr Leben hinein. Und genau das macht es so spannend!

Nichts hätte mich ab Seite 1 vom sofortigen Beenden des Buchs abhalten können. Für alle, die ein spannungsgeladenes Buch suchen, ist Follow me back perfekt! Ich habe allerdings mit einer gewöhnlichen Liebesgeschichte gerechnet und wäre gerne nicht so unvorbereitet auf die Geschichte losgelassen worden. Seid auf gruselige Wendungen gefasst und lasst euch genauso von der Geschichte vereinnahmen wie ich.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Überraschend tiefgründige Vater-Tochter-Beziehung

Never Let Me Down
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Mir hat das Buch von Sarina Bowen auf unerwartete Weise gut gefallen. Die Liebesgeschichte zwischen Rachel und Jack hat mich nicht so umgehauen, sie steht aber auch nicht im Vordergrund. Dafür fand ich ...

Mir hat das Buch von Sarina Bowen auf unerwartete Weise gut gefallen. Die Liebesgeschichte zwischen Rachel und Jack hat mich nicht so umgehauen, sie steht aber auch nicht im Vordergrund. Dafür fand ich die Entwicklung zwischen Rachel und ihrem Vater viel spannender. Rachel ist ihm gegenüber sehr zwiegespalten und das konnte ich sehr gut nachvollziehen.

Rachel himmelt ihren Vater Freddy schon seit sie ein kleines Mädchen ist an. Er ist ein sehr bekannter Musiker und führt ein ganz anderes Leben als Rachel und ihre Mutter. Obwohl sie sein Leben schon jahrelang über die Medien verfolgt, hat sie ihn noch nie persönlich getroffen oder je von ihm gehört. Wie gerne hätte sie ihn auf eins seiner Konzerte begleitet oder mit ihm Gitarre spielen gelernt.

Ihre Mutter spricht nur sehr ungern von Freddy. Sie hat Rachels Versuche einer Annäherung abgelehnt, um sie zu schützen. Rachel hat sich schon immer eine Beziehung zu ihrem Vater gewünscht und möchte dennoch ihre Mutter nicht enttäuschen. Gleichzeitig ist sie so wütend auf ihren Vater, dass er nie Teil ihres Lebens sein wollte.

Die Beziehung zwischen Rachel und Freddy hat mich sehr berührt. Ich konnte mich sehr gut in Rachel hinein versetzen und die widersprüchlichen Gefühle nachempfinden. Freddy ist auf der einen Seite ein sehr cooler Typ, den man sich auch als Vater wünscht. Ich war jedoch beim Lesen auch so oft wütend auf ihn und hätte ihn gerne geschüttelt. Das Thema der Verantwortung beziehungsweise Nichtverantwortung als Elternteil wird aus meiner Sicht sehr realistisch geschildert.

Rachels Leben an der neuen Universität, ihre Freunde und Jack kommen in der Geschichte sehr kurz. Die Beziehung zu Jack hat zwar wenig Raum eingenommen, war jedoch trotzdem ein ziemliches Auf und Ab, das es für mich nicht gebraucht hätte. Eine Anbahnung der beiden als Nebenstrang hätte ich völlig ausreichend gefunden. Auch die Geschichte rund um ihre Freundin Aurora wurde sehr oberflächlich gehalten und hätte meines Erachtens nicht sein müssen. Ich spreche trotzdem ganz klar eine Leseempfehlung aus. Wer das Buch allerdings wegen der Liebesgeschichte liest, kann enttäuscht werden.

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