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Veröffentlicht am 31.07.2022

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Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
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Izumi hat noch nie gewusst, wo sie wirklich hin gehört. Als Halbjapanerin in Amerika geboren, hat sie sich immer als Außenseiterin gefühlt, obwohl sie mit ihren Freundinnen, die ebenfalls asiatische Wurzeln ...

Izumi hat noch nie gewusst, wo sie wirklich hin gehört. Als Halbjapanerin in Amerika geboren, hat sie sich immer als Außenseiterin gefühlt, obwohl sie mit ihren Freundinnen, die ebenfalls asiatische Wurzeln haben sehr glücklich ist, hat ihr immer etwas gefehlt. Als sie zufällig herausfindet wer ihr Vater ist verschlägt es ihr die Sprache. Mit großen Erwartungen fliegt sie nach Japan und hofft dort Antworten auf all ihre Fragen und Hoffnungen zu finden. Doch Japan mit seiner völlig anderen Kultur und dem strikten, traditionsreichen Kaiserhaus stellt sie vor unerwartete Herausforderungen.

Der Schreibstil hat mich sofort gepackt. Mag die Grundidee nicht neu sein, sie ist sympathisch und fesselnd umgesetzt. Besonders hat mir gefallen, dass Izumi nicht als typischer, arroganter, amerikanischer Teenager in ihr neues Leben poltert, sondern man von Anfang an merkt, dass es ihr um etwas völlig anderes als Krönchen und Prinzen geht. Sie wollte nichts weiter als ihren Vater kennenlernen, vielleicht ein bisschen blauäugig was die Konsequenzen betrifft, aber absolut glaubwürdig. Genauso glaubwürdig ist umgesetzt wie sie sowohl mit dem plötzlichen Prominentenstatus als auch mit der so völlig anderen Kultur überfordert ist. Das betrifft nicht nur die Sprache, sondern den grundsätzlich anderen Verhaltenskodex sowohl im Alltag als auch des Kaiserhauses selbst. Die Charakterausgestaltung, der Schreibstil und die ganze Geschichte haben mir sehr gut gefallen. Ein kleiner Einblick in das Japan von heute und ein sympathischer Hauptcharakter, der mit typischen Unsicherheiten es Alters, aber auch mit der Identitätsfindung zwischen zwei Kulturen zu kämpfen hat.

Der Schluss des Buches dreht dann noch mal richtig auf. Wenn man schon glaubt, dass die Geschichte vorbei ist, geht es noch mal drunter und drüber mit Witz und Eloquenz.

Ich freu mich auf die Fortsetzung auch wenn dieses Buch bereits einen schönen Einzelband abgegeben würde. Das Ende ist rund und lässt keine Wünsche offen. Eine bekannte Idee wurde hier noch mal neu angepackt und fesselnd erzählt.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Die Erfindung des Buches

Papyrus
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Was sind Klassiker? Eine Frage, die Generationen an Gelehrten umtrieb und die hitzige Auseinandersetzungen zwischen Fachleuten und gelangweilten (Ex-)Schüler entfachte. Irene Vallejo zeigt in diesem Buch, ...

Was sind Klassiker? Eine Frage, die Generationen an Gelehrten umtrieb und die hitzige Auseinandersetzungen zwischen Fachleuten und gelangweilten (Ex-)Schüler entfachte. Irene Vallejo zeigt in diesem Buch, dass Klassiker so viel mehr als pseudoelitäre Staubfänger zum Angeben sind: Klassiker sind Bücher, die geliebt wurden und sehr viel Glück hatten. Sie haben überlebt: den Diebstahl durch Herrscher, die Bibliotheksbrände und politischen Bücherverbrennungen, Verfolgungen und widrige Elemente. Die Geschichte des Buches ist seit der Antike wechselvoll und dramatisch, geprägt von tiefer Leidenschaft – Liebe und Hass gleichermaßen.

Irene Vallejo führt den Leser weit zurück in die Welt der Antike, in die ersten Abenteuer, die uns zum Buch bekannt sind. Ihr Stil ist ungewöhnlich und manchmal gewöhnungsbedürftig. Sie erzählt die geschichtlichen Fakten lebendig, beinahe romanhaft – und springt auch von den Ereignissen der Antike zu persönlichen Erfahrungen in der Gegenwart. Manchmal verwirrend, aber damit schafft sie auch Querverbindungen, die zeigen, dass kaum ein Ereignis rund ums Buch singulär ist. Das Buch als Statussymbol oder als Symbol des Außenseiters, Autoren, die für die Erschaffung des Buches so wenig eine Rolle spielten, dass sie dafür nicht entlohnt wurden, ja manchmal als Urheber völlig im Nebel der Geschichte verschwanden bis zu Autoren, die einen Herrschaftsstatus genossen. Rohstoffmangel, der als Druckmittel und als Kreativschub genutzt wurde.

Irene Vallejo führt den Leser durch das antike Griechenland, das Pharaonenreich und das alt Rom, immer auf den Spuren des Buches, seiner Wandlung, seines Streitwertes, seiner nicht zu unterschätzenden Macht und sie zeigt bis zum ebook auf wie wandlungsfähig und wertig das Buch ist.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass der deutsche Untertitel „Die Geschichte der Welt in Büchern“ irreführend ist und damit bei Lesern eine falsche Erwartung schürt. Im spanischen Original ist es deutlich, dass es hier um die Erfindung des Buches in der antiken Welt geht. Die Antike bleibt bei allen Diskursen und allen Querverbindungen zur Weltgeschichte und Gegenwart Dreh- und Angelpunkt von Irene Vallejos Werk.

Der Erzählstil ist unterhaltsam, teilweise romanhaft, aber auch sprunghaft und damit ganz sicher nicht jedermanns Sache. Mir gefiel es gut, dass auf einen sachlicheren Fachbuchton verzichtet und das Buch damit zu einem wahrhaften Leseerlebnis wurde. Lesetipps zu Primär- und Sekundärliteratur findet man sowohl im Haupttext als auch im Anhang in Hülle und Fülle. Ein zusätzlicher Bonus ist, dass es vom Diogenes-Verlag toll aufgemacht ist, mit einem goldgeprägten Schutzumschlag und einer wunderbaren Papierqualität bei den Seiten.

Ein großartiges Buch für alle, die sich mit der Geschichte des Buches beschäftigen wollen.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Nemos Erben

Tochter der Tiefe
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Nur die Tatsache, dass die neunte Klasse der Harding-Pencroft-Schule vor dem sicheren Tod. Doch dass ihre Schule in das Meer gerutscht ist war kein Unfall. Ana und ihre Freunde müssen erkennen, dass sich ...

Nur die Tatsache, dass die neunte Klasse der Harding-Pencroft-Schule vor dem sicheren Tod. Doch dass ihre Schule in das Meer gerutscht ist war kein Unfall. Ana und ihre Freunde müssen erkennen, dass sich ihre Schule nicht nur durch exzellenten Unterricht in Meeresforschung und Kampfkünsten auszeichnete, sondern dass sie Kapitän Nemos Erbe gehütet hat. Ana muss erkennen, dass sie die letzte lebende Nachfahrin Nemos ist und damit eine große Verantwortung trägt.

Als großer Kapitän Nemo- und Rick Riordan-Fan kam ich um dieses Buch nicht herum und bin wie erwartet hin und weg. Sein spannender und humorvoller Stil erweckt die Welt Jules Vernes zum Leben. Man merkt, dass diese Geschichte ein Herzensprojekt des Autors war. Auf einmalige Weise verwebt er offensichtliche Elemente des Originals mit den weniger präsenten Motiven, was sowohl ein nach Luft schnappendes Wiedererkennen als auch Humor in die spannende Geschichte bringt. Vorkenntnisse der Originalbücher Vernes sind trotz der phantastischen Adaption nicht notwendig. Rick Riordans Buch besteht auch durch sich selbst – verlockt allerdings dazu auch zum Original zu greifen.

Von Riordan als Einzelband gekennzeichnet, bleibt der Leser trotzdem mit der Hoffnung zurück, dass es eine wie auch immer geartete Fortsetzung geben wird – nicht, weil die Geschichte nicht abgeschlossen wäre, sondern weil man die Charaktere noch nicht verlassen will.

Ich liebe dieses Buch! Rick Riordan hat es wieder geschafft mich zu begeistern. Ein Abenteuerbuch außerhalb des Percy Jackson-Universums, das sämtliche Aspekte, die mich dort begeistert haben – wie der Humor und der originelle Umgang mit bekannten Motiven – aufnimmt und eines meiner liebsten Bücher der Weltliteratur zu einem unvergesslichen neuen Leseerlebnis zu machen.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Zeitenwechsel - Generationenwechsel

Die Forsyte Saga
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Die Forsytes sind eine große, angesehene Familie, die seit Generationen in London eine große gesellschaftliche Rolle spielen und ihr Vermögen gut hüten und mehren. Mit der großen Verlobungsfeier von June ...

Die Forsytes sind eine große, angesehene Familie, die seit Generationen in London eine große gesellschaftliche Rolle spielen und ihr Vermögen gut hüten und mehren. Mit der großen Verlobungsfeier von June mit dem mittellosen, aber aufstrebenden Architekten Phil nimmt das Schicksal allerdings eine unerwartete Wendung. Nicht nur June verliert alles auch ihr Onkel Soames steht vor den Trümmern seiner Lebensträume. Für die ganze Familie Forsyte beginnt damit ein neues Kapitel, das sich von überkommenen Traditionen löst. Den neuen Zeiten entgegenschreitend, an der Vergangenheit festhaltend, neue Entscheidungen treffend – die einen schaffen sich neue Ziele, andere klammern sich an zerstörte Träume, jedes Familienmitglied muss auf seine eigene Art mit dem Leben zurechtkommen. So schreitet die Zeit fort, der Weltkrieg zieht vorüber und neue Generationen blühen auf, mit eigenen Hoffnungen, Träumen, Zielen und Problemen, überschattet von einer schuldhaften Vergangenheit, die droht auch sie zu zerstören.

Eine große Familiensaga, die vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts beispielhaft zeigt wie sich in sich überschlagenden Zeiten und rasch verändernden Traditionen Menschen verändern müssen oder im Strudel der Ereignisse zermahlen werden. Packend und wunderbar geschrieben mit ausgefeilten Charakteren und einem riesigen Schauplatz. Je tiefer man in das Buch eintaucht desto mehr Facetten findet man. Je öfter man es liest desto mehr Details und Blickwinkel findet man. Man liest mit Sympathie, mit Antipathie und glaubt, dass sich das ganze Leben in all seinen Wundern, Unvorhersehbarkeiten und unausweichlichen Grausamkeiten und Schicksalsschlägen vor einem entfaltet.

Im Mittelpunkt stehen die Charaktere. Ihre Entwicklung, die Familienverhältnisse, ihr Wanken zwischen Tradition und Veränderung. Ereignisse der Zeit wie der Burenaufstand oder der 1. Weltkrieg sind eher ein Hintergrundrauschen. Wer Dramatik und atemberaubende Spannung sucht sollte zu einem anderen Buch greifen, hier liegt der Fokus auf Familie und Persönlichkeitsentwicklung sowie den Wechsel der Generationen.

Die dreibändige Reclam-Ausgabe präsentiert die Geschichte in einem handlichen Format. Die Bände umfassen jeweils knapp 400 Seiten sodass man nicht von einem großen Wälzer erschlagen wird. Jeder Band ist liebevoll gestaltet. Ein schickes Cover, Lesebändchen und der größte Pluspunkt – ein ausführlicher Kommentarteil machen diese Ausgabe zu etwas ganz Besonderem. Ein zusätzlicher Bonus ist ein ausführlicher Stammbaum der Forsytes. Er ist separat beigelegt, sodass man ihn bei jedem Buchwechsel mitnehmen kann. Da die Familie wirklich riesig ist und ein Name in 5 Generationen auftaucht, ist der sehr hilfreich um den Überblick zu behalten.

Die Geschichte bekommt von mir 4 Sterne, denn der letzte Funke zur Begeisterung hat mir gefehlt, die Ausgabe hat allerdings 5, denn diese Ausstattung ist der absolute Wahnsinn.

Ein toller Klassiker in einer großartigen Ausgabe, eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Ein Dämon aus der Dimension Perv – Ein Perfekter, natürlich

Ein Dämon zu viel
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Skeeve ist genervt. Seine Lehrzeit beim Magier Garkins läuft nur mäßig und die Möglichkeiten diese Kräfte bei seiner eigentlichen Berufung als Dieb anzuwenden, scheinen beschränkt. Als er wieder einmal ...

Skeeve ist genervt. Seine Lehrzeit beim Magier Garkins läuft nur mäßig und die Möglichkeiten diese Kräfte bei seiner eigentlichen Berufung als Dieb anzuwenden, scheinen beschränkt. Als er wieder einmal bei einer einfachen Übung versagt, will ihm sein Meister eine Lektion erteilen und beschwört einen Dämon. Dumm gelaufen, dass er mitten in der Beschwörung von einem Meuchelmörder getötet wird. Jetzt steht Skeeve mit dem durchgeknallten Dämon Aahz da, dessen Kräfte zu allem Überfluss auch noch abhandengekommen sind, was ihn allerdings keine Minute ausbremst. Kurzerhand ernennt Aahz sich zu Skeeves neuem Lehrmeister und zieht mit ihm los, um die Mörderbande aufzumischen.

Die Neuauflage einer Fantasy-Reihe, die schon in den 90ern meine Neugier weckte und der ich jetzt nicht länger widerstehen konnte. Angekündigt als ein Klassiker der humorvollen Fantasy war ich auf den ersten Seiten etwas enttäuscht und befürchtete dass sich der Humor abgenutzt hat. Trotzdem hatte Aahz etwas, sodass ich dabei blieb und dann wurde das Buch immer besser und besser. Jetzt freue ich mich bereits auf den zweiten Band. Die Geschichte hat noch Luft nach oben, aber sie hat mich bereits völlig in ihren Bann gezogen. Ein Fantasy-Klassiker, der auch heute noch sehr gut unterhält!

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