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Veröffentlicht am 20.02.2022

Wenn der Albtraum Realität wird

2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit
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Für Kela waren die Ereignisse der letzten Zeit einfach zu viel: erst stirbt ihre Mutter, dann ihr unausstehlicher Großvater, der ihr und ihrem Bruder zwar das Leben zur Hölle gemacht hat, aber danke dessen ...

Für Kela waren die Ereignisse der letzten Zeit einfach zu viel: erst stirbt ihre Mutter, dann ihr unausstehlicher Großvater, der ihr und ihrem Bruder zwar das Leben zur Hölle gemacht hat, aber danke dessen Rente sie finanziell wenigstens halbwegs über die Runden kamen – und jetzt droht den Geschwistern auch noch der Verlust des Hauses. Kein Wunder, dass Kelas Kontrollzwang überhandnimmt und sie endgültig glaubt durchzudrehen als ihr toter Großvater durch das Haus spukt und sie schikaniert. Als dann auch noch 3 finstere Typen als Untermieter einziehen statt der lebhaften Studentinnen nimmt das Schicksal seinen Lauf. Am Ende wird für Kela nichts mehr so sein wie es war.

Wie gewohnt nimmt die neue Geschichte von Rose Snow schnell Fahrt auf und entführt den Leser auf die magische Seite der Welt, die düster und unheimlich, aber auch voller Möglichkeiten und Wunder ist. Der Schreibstil ist flüssig, farbenprächtig und nimmt den Leser sofort mit. Hier erwartet den Leser keine gewöhnliche Geistergeschichte.

Das Strickmuster an sich ist nicht neu, aber solide umgesetzt. Auf ausschweifende Beschreibungen physischer Vorzüge der männlichen Protagonisten wurde hier zum Glück verzichtet, stattdessen sind die Charaktere überraschend vielschichtig gezeichnet. Auch wenn die Schablone nicht neu ist, warten Geschichte und Charaktere immer wieder mit Überraschungen und großer Originalität auf.

Ich vergebe 4 ½ Sterne für diesen vielversprechenden Auftakt. Einen halben Stern Abzug gibt es, weil ich die so wichtige Beziehung zwischen Kela und Nero nicht nachvollziehen konnte. Abgesehen davon, dass der Hype Beziehungen zu romantisieren, zwischen einem bösen, dominanten, oft männlichen Charakter und dem unschuldigen, liebenswerten sich unterwerfenden oft weiblichen Charakter, mittlerweile sehr fragwürdige Ausmaße annimmt, habe ich hier nicht sehen können, dass zwischen Kela und Nero überhaupt etwas ist. Interessanterweise liest es sich bisher so als würde die Geschichte auch ohne eine Liebesbeziehung zwischen beiden funktionieren. Dass ich aber nicht mal sehen kann, ob auch nur Kela mehr als allmähliche Sympathie für Nero empfindet, hat mich doch befremdet, da eigentlich genau das Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sein sollte. Trotz gelegentlicher Anspielungen auf ach so großes Herzklopfen, blieben diese zusammenhanglos und etwas gezwungen im Text für sich allein. In keinem Punkt konnte ich sie mit Kela oder Nero in Verbindung bringen, da die Entwicklung der Charaktere und Geschichte dem zuwiderlief.

Trotzdem fand ich das Buch großartig. Tolle Charaktere, eine originelle Geschichte und genug bekannte Muster, um sich sofort im Buch heimisch zu fühlen. Magische Romantasy für schöne Lesestunden.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Ein unheimliches Internat

Crave
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Nach dem Unfalltod ihrer Eltern muss Grace ihre sonnige Heimat San Diego verlassen und zu ihrem Onkel nach Alaska ziehen. Das herrschaftliche Schlossinternat, das fortan ihr Zuhause sein soll, beeindruckt ...

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern muss Grace ihre sonnige Heimat San Diego verlassen und zu ihrem Onkel nach Alaska ziehen. Das herrschaftliche Schlossinternat, das fortan ihr Zuhause sein soll, beeindruckt sie, doch es fällt ihr schwer sich einzuleben. Sie kämpft mit der Höhenkrankheit, abweisenden Mitschülern und der unheimliche Jaxon nutzt jede Gelegenheit um ihr Angst einzujagen. Zum Glück gibt es ihre Cousine Macy und den sympathische Flint. Trotzdem hat Grace mit jedem Tag mehr das Gefühl, dass an dieser Schule irgendetwas nicht stimmt.

Das Strickmuster der Geschichte ist nicht neu. Das unbedarfte, unwissende Mädchen, der üble, geheimnisumwitterte Badboy und eine Schule, bei der dem Leser schnell klar ist, dass es sich hier um übernatürliches handelt, wenn es auch auf Textebene erheblich länger dauert als notwendig bis das Offensichtliche ausgesprochen wird und der Leser sich ein deutlicheres Bild davon machen kann, worum es hier geht. Diese künstliche Ungewissheit, die nur auf Textebene funktioniert, der Leser weiß längst Bescheid, ist eigentlich der einzige Kritikpunkt, den ich zu diesem Buch habe. Mag der Rest nicht originell sein, die ganze Geschichte ist spritzig und unterhaltsam umgesetzt. Und zum Schluss gibt es noch einige Überraschungen.

Die Dialoge zwischen Grace und Jaxon sind toll gemacht, die Figurenkomposition lässt auf noch viele Spekulationen und Entwicklungsmöglichkeiten hoffen und als witziger Bonus werden am Ende noch ein paar Kapitel aus Jaxons Sicht erzählt. Diese sind nicht nur sehr unterhaltsam, sondern lassen auch die eine oder andere Vermutung zur weiteren Handlung zu.

Wer Internatsgeschichten mit Übernatürlichen mag und sich nicht daran stört, dass diverse Klischees wiederverwendet werden, wird hier bestens unterhalten. Der Schluss lässt außerdem Raum für eine originelle Weiterentwicklung. Ich bin sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Ein traumhaftes Bildermeer mit poetischer Geschichte

Wo de lu - Mein Weg - Das Zeitenmeer
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Der Weg von Herrn V führt weiter durch die Schicksale und Geschichten der Menschen. Unvergessliche Botschaften, sehnsüchtige Träume und herzzerreißende Realitäten wecken im Leser Erinnerungen, Ängste und ...

Der Weg von Herrn V führt weiter durch die Schicksale und Geschichten der Menschen. Unvergessliche Botschaften, sehnsüchtige Träume und herzzerreißende Realitäten wecken im Leser Erinnerungen, Ängste und den Wunsch die eigenen Flügel zu entfalten.

Auch der zweite Band packt den Leser mit seinen magischen Bildern, die hier trügerische farbenfroh sind und dabei so ernste Themen transportieren. Schon die erst Episode über Ängste, Hoffnungen und Isolation eines Kindes bleibt unvergesslich. In neun Geschichten reist man mit Herrn V und jede prägt sich unauslöschlich ein. Hier erfahren wir auch wie es zur Reise des Herrn V überhaupt kam.

Die einzigartige Komposition von Bildern, Farben, Philosophie, Lebenskunst und Bewältigung macht diese Graphic Novel-Reihe zu etwas ganz besonderem. Wieder wird jede Comicepisode um einen Prosatext ergänzt, der das Motiv oder Gefühl noch einmal aufnimmt und verstärkt. Die gleichzeitige Präsentation in deutscher Übersetzung und chinesischem Original macht die Bücher auch für Lerner der chinesischen Sprache reizvoll.

Die traumhaften Bilder und die philosophische Komponente machen diese Buchreihe für mich zu etwas ganz besonderem.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Traumhafte Bilder und Episoden, die nachdenklich machen

Wo de lu - Mein Weg
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Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, ...

Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, von der Liebe über Lebensträume bis hin zu Neuorientierung und auch Trauer. Die einzigartigen Bilder setzen die Geschichte einmalig in Szene. Zarte Töne, düstere Panele und leuchtende Traumwelten wechseln sich ab und ziehen den Leser in den Bann.

Die Texte werden sowohl auf Deutsch als auch im chinesischen Original geboten, sodass auch Leser, die beide Sprachen beherrschen auf ihre Kosten kommen. Jede Kurzepisode schließt dazu mit einem längeren Prosatext, der Motive des Comics aufnimmt und weiter- bzw. neuerzählt. Teilweise trifft einen der Prosatext noch tiefer als die Bildergeschichte.

Das Buch bietet ein ganz besonderes Leseerlebnis. Die traumhaften Bilder, in denen sich die Charaktere zum Teil verstörend düster und deplatziert bewegen, bleiben lange im Gedächtnis. Die nachdenklichen und melancholischen Episoden klingen noch lange nach. Wo de Lu ist so viel mehr als ein Graphic Novel. Man muss sich Zeit nehmen, um in die Geschichten einzutauchen, denn jede hat ihre ganz eigene Botschaft. Jidi hat mit dieser Reihe ein Kunstwerk erschaffen, das ein gelungenes Zusammenspiel von Farbkomposition, künstlerischer Ausgestaltung und packendem Inhalt ist.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Der eigene Weg

Die Schneeblütenprinzessin von Cold Creek Valley
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Chiara ist am Boden zerstört als sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit mit einer anderen erwischt. Sie flüchtet zu ihrem Bruder in die Rocky Mountains, um sich dort zu erholen und neue Pläne zu schmieden. ...

Chiara ist am Boden zerstört als sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit mit einer anderen erwischt. Sie flüchtet zu ihrem Bruder in die Rocky Mountains, um sich dort zu erholen und neue Pläne zu schmieden. Ein vertauschter Koffer am Flughafen ist nur der Anfang ihres turbulenten Neubeginns.

Eine wunderschön geschriebene Winter-Weihnachts-Geschichte über einen Neuanfang und den Mut sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Chiara ist eine sympathische Protagonistin, bei der ich zwar nicht jede Handlung respektieren konnte, die aber durchgehend konsistent war und fast immer nachvollziehbar. Die Art das Selbstwertgefühl sofort mit dem nächsten Mann aufzupolieren ist zwar ein Standardmotiv der Liebesromane, aber für mich nicht nachvollziehbar. Die Vielseitigkeit von Chiaras Geschichte lässt wünschen noch mehr von ihr zu lesen, denn der Schluss war dann doch etwas flott.

Besonders begeistert war ich allerdings von der zweiten Perspektive. Gabriel, der erfolgreiche Arzt mit seinem fatalen und irgendwann nicht mehr nachvollziehbaren Hang zu seiner egoistischen Lebensgefährtin, hat mir gut gefallen. Gerade von ihm hätte ich gerne noch mehr gelesen, denn auch er muss für sich einen neuen Traum finden. Wie er einen neuen Weg einschlägt, mit alten Vorstellungen abschließt und in seine Zukunft startet ist dann etwas abrupt und knapp zusammengefasst.

Neben diesen beiden treten noch viele andere Charaktere auf, die man so schnell nicht vergisst und von denen man gerne noch mehr lesen würde. Ob vom leichtlebigen Dave hinter dem so viel mehr zu stecken scheint, Gabriels Schwester, die mit ihrer zupackenden Art einfach sympathisch ist oder auch Chiaras Familie, die zwar sehr vereinnahmend, aber trotzdem äußerst liebevoll ist – es wird viel geboten auf den knapp 320 Seiten und jeder hat genug Hintergrundgeschichte und Kontur bekommen, um dem Leser plastisch vor Augen zu stehen und gleichzeitig den Wunsch nach mehr zu wecken.

Das Buch ist toll geschrieben, hat Witz, viele Wohlfühlszenen und sympathische Charaktere. Ein schönes Winterbuch, das zum Träumen einlädt.

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