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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2022

Traumhafte Bilder und Episoden, die nachdenklich machen

Wo de lu - Mein Weg
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Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, ...

Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, von der Liebe über Lebensträume bis hin zu Neuorientierung und auch Trauer. Die einzigartigen Bilder setzen die Geschichte einmalig in Szene. Zarte Töne, düstere Panele und leuchtende Traumwelten wechseln sich ab und ziehen den Leser in den Bann.

Die Texte werden sowohl auf Deutsch als auch im chinesischen Original geboten, sodass auch Leser, die beide Sprachen beherrschen auf ihre Kosten kommen. Jede Kurzepisode schließt dazu mit einem längeren Prosatext, der Motive des Comics aufnimmt und weiter- bzw. neuerzählt. Teilweise trifft einen der Prosatext noch tiefer als die Bildergeschichte.

Das Buch bietet ein ganz besonderes Leseerlebnis. Die traumhaften Bilder, in denen sich die Charaktere zum Teil verstörend düster und deplatziert bewegen, bleiben lange im Gedächtnis. Die nachdenklichen und melancholischen Episoden klingen noch lange nach. Wo de Lu ist so viel mehr als ein Graphic Novel. Man muss sich Zeit nehmen, um in die Geschichten einzutauchen, denn jede hat ihre ganz eigene Botschaft. Jidi hat mit dieser Reihe ein Kunstwerk erschaffen, das ein gelungenes Zusammenspiel von Farbkomposition, künstlerischer Ausgestaltung und packendem Inhalt ist.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Der eigene Weg

Die Schneeblütenprinzessin von Cold Creek Valley
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Chiara ist am Boden zerstört als sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit mit einer anderen erwischt. Sie flüchtet zu ihrem Bruder in die Rocky Mountains, um sich dort zu erholen und neue Pläne zu schmieden. ...

Chiara ist am Boden zerstört als sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit mit einer anderen erwischt. Sie flüchtet zu ihrem Bruder in die Rocky Mountains, um sich dort zu erholen und neue Pläne zu schmieden. Ein vertauschter Koffer am Flughafen ist nur der Anfang ihres turbulenten Neubeginns.

Eine wunderschön geschriebene Winter-Weihnachts-Geschichte über einen Neuanfang und den Mut sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Chiara ist eine sympathische Protagonistin, bei der ich zwar nicht jede Handlung respektieren konnte, die aber durchgehend konsistent war und fast immer nachvollziehbar. Die Art das Selbstwertgefühl sofort mit dem nächsten Mann aufzupolieren ist zwar ein Standardmotiv der Liebesromane, aber für mich nicht nachvollziehbar. Die Vielseitigkeit von Chiaras Geschichte lässt wünschen noch mehr von ihr zu lesen, denn der Schluss war dann doch etwas flott.

Besonders begeistert war ich allerdings von der zweiten Perspektive. Gabriel, der erfolgreiche Arzt mit seinem fatalen und irgendwann nicht mehr nachvollziehbaren Hang zu seiner egoistischen Lebensgefährtin, hat mir gut gefallen. Gerade von ihm hätte ich gerne noch mehr gelesen, denn auch er muss für sich einen neuen Traum finden. Wie er einen neuen Weg einschlägt, mit alten Vorstellungen abschließt und in seine Zukunft startet ist dann etwas abrupt und knapp zusammengefasst.

Neben diesen beiden treten noch viele andere Charaktere auf, die man so schnell nicht vergisst und von denen man gerne noch mehr lesen würde. Ob vom leichtlebigen Dave hinter dem so viel mehr zu stecken scheint, Gabriels Schwester, die mit ihrer zupackenden Art einfach sympathisch ist oder auch Chiaras Familie, die zwar sehr vereinnahmend, aber trotzdem äußerst liebevoll ist – es wird viel geboten auf den knapp 320 Seiten und jeder hat genug Hintergrundgeschichte und Kontur bekommen, um dem Leser plastisch vor Augen zu stehen und gleichzeitig den Wunsch nach mehr zu wecken.

Das Buch ist toll geschrieben, hat Witz, viele Wohlfühlszenen und sympathische Charaktere. Ein schönes Winterbuch, das zum Träumen einlädt.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Hoffmann in Kürze

E.T.A. Hoffmann
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Der Gespenster-Hoffmann war schon zu Lebzeiten eine merkwürdige und umstrittene Persönlichkeit. Jurist um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Musiker aus Leidenschaft und passionierter Dichter. Dieses ...

Der Gespenster-Hoffmann war schon zu Lebzeiten eine merkwürdige und umstrittene Persönlichkeit. Jurist um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Musiker aus Leidenschaft und passionierter Dichter. Dieses Büchlein zeichnet sein Leben in Anekdoten nach mit witzigen und merkwürdigen Begebenheiten.

Wie kontrovers der Autor nicht nur mit seinem Werk, sondern auch beruflich und persönlich aufgenommen wurde, spiegeln die kurzen Episoden wider. Nicht nur, dass man einen Eindruck von Hoffmann bekommt, auch sein Werk wird immer wieder eingebunden. Wie viele reale Personen und Begebenheiten er darin spiegelte, ist immer wieder überraschend. Begründungen zu Werkverboten klingen heute noch so skurril wie damals und manches lässt Hoffmann auch in einem nicht gerade positiven Licht dastehen.

Das Büchlein unterhält, informiert und macht vor allem Lust auf mehr. Mehr von Hoffmanns Werken, mehr von Hoffmanns Biographie, mehr zu Hoffmanns Zeit. Amüsant und informativ ist dieses kleine Büchlein, das vor damit überzeugt, dass es auch von Episoden erzählt, die so nicht unbedingt in Biographien wiedergegeben werden würden, da sie den Autor nicht immer im besten Licht zeigen.

Das perfekte Buch für alle, die sich auf amüsante und kurzweilige Art mit E.T.A. Hoffmann beschäftigen wollen, ob zum ersten Mal oder um mal einen anderen Blickwinkel auszuprobieren.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Der Traum von Weihnachten

Onkel Dagobert und der Geist der Weihnacht
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Weihnachten ist Unfug – Wer Onkel Dagobert kennt, weiß, dass dieser von Weihnachten gar nichts hält, abgesehen von den Gewinnen, die ihm das Weihnachtsgeschäft einbringen. Donald, Tick, Trick und track ...

Weihnachten ist Unfug – Wer Onkel Dagobert kennt, weiß, dass dieser von Weihnachten gar nichts hält, abgesehen von den Gewinnen, die ihm das Weihnachtsgeschäft einbringen. Donald, Tick, Trick und track können das so nicht stehen lassen, denn Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie. Als die drei Geister der Weihnacht suchen sie Onkel Dagobert heim und erinnern ihn daran, dass das Fest auch für ihn mehr als kalte, harte Taler zu bieten hat.

Ein traumhaftes Disney-Bilderbuch mit einer Wiederentdeckung aus Carl Barks‘ Werken. Die Geschichte selbst spielt natürlich auf Dickens‘ Weihnachtsgeschichte an, wenn auch nur in den wesentlichen Elementen. Es ist nicht die Buchversion des Zeichentrickabenteuers.

Die Bilder sind wunderschön und ich habe die Qualität der handgezeichneten und handgetuschten, großformatigen Bilder sehr genossen. So müssen Bilderbücher für mich gestaltet sein, nicht die klinische, gerne surrealistisch anmutenden Computergraphiken. Die Geschichte selbst ist warmherzig und bringt genau die richtige Weihnachtsbotschaft rüber.

Eine Einleitung stellt kurz Carl Barks vor und skizziert die Entstehungsgeschichte des Buches, das in den 60ern für die bekannte Bilderbuchreihe Little Golden Books entstand.

Dieses traumhafte Weihnachtsbilderbuch ist eine großartige Wiederentdeckung. Für große und kleine Disneyfans genau das richtige, um sich die Weihnachtszeit zu versüßen!

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Der Fluch der Westerburgs

Das Petermännchen - Eine Geistergeschichte aus dem 13. Jahrhundert
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Das Petermännchen ist schon seit Jahrhunderten der Hausgeist des alten Rittergeschlechts der Westerburgs. Niemand weiß woher es kommt oder was seine Bestimmung ist. Für Rudolph, den letzten Nachkommen ...

Das Petermännchen ist schon seit Jahrhunderten der Hausgeist des alten Rittergeschlechts der Westerburgs. Niemand weiß woher es kommt oder was seine Bestimmung ist. Für Rudolph, den letzten Nachkommen der Westerburgs, wird das Petermännchen zu einem Mentor. Doch all seine Ratschläge scheinen nur zu guten Taten und einem tugendhaften Leben zu führen. Immer tiefer verstrickt das Petermännchen Rudolph ins Laster und schließlich zu Verbrechen.

Von diesem Klassiker der deutschen Schauerromantik habe ich mir viel versprochen – wahrscheinlich zu viel. Die Charaktere bleiben, auch wenn sie mit Namen und Hintergrundgeschichte ausgestattet sind, sehr schematisch und symbolverhaftet, ähnlich wie die eines Märchens: der Prinz, der böse Zwerg, die schöne Prinzessin. Man kann sich nicht recht einfühlen. Es bleibt eine große Distanz zwischen der Geschichte und dem Leser. Die Motivation und Charakterentwicklung bleibt auf der Strecke. Rudolphs negative Entwicklung wirkt sprunghaft und nicht nachvollziehbar. Ich hätte mir eine komplexer ausgearbeitete Geschichte und mehr Charaktertiefe gewünscht.

Sehr schön umgesetzt ist allerdings die schillernde Figur des Petermänchens. Anfangs fragt sich auch der Leser, warum diese Figur durch Klappentext und Vorwort als teuflisch bezeichnet wird. Seine Ratschläge klingen gut, richtig und zielführend. Rudolph ist ein sympathischer, junger Ritter mit wirklich ehrenhaften Absichten. Sehr subtil wird man an die wahren Absichten des Petermännchens herangeführt – doch dann wird die Entwicklung sprunghaft, auch mal unlogisch und unmotiviert und nicht zuletzt viel zu schnell.

Mit der Auflösung der Hintergrundgeschichte wird meines Erachtens zu lange gewartet. Sie macht den Schluss noch mal spannend und interessant, rettet das Buch auf 3 ½ Sterne, aber als Leser hätte man doch gerne schon vorher ein paar Informationen bekommen, nur um bei der Stange zu bleiben. Die ausufernde Moral der Geschichte, die dem Leser am Ende zu mal ausführlich darlegt, was er jetzt daraus lernen könne, ist noch mal ein sehr zäher Brocken, den sich der Autor hätte sparen können. Er war bereits innerhalb des Buches deutlich genug.

Alles in allem: Ein durch lesenswertes Rittermärchen mit schönen Prinzessinnen, magischen Gegenständen, exotischen Kreuzzugsszenarien, verzauberten Türmen und tapferen Rittern. Die Umsetzung hält den Leser leider auf Distanz, lässt ihn mit einigen zähen Szenen kämpfen und bei Entwicklungssprüngen etwas atemlos um Anschluss kämpfen. Das Book on Demand hat zudem mit ein paar Publikationskrankheiten zu kämpfen, wie fehlerhaften Fußnoten und hapernder Rechtschreibung bzw. Zeichensetzung. Daran erkennt man, dass BoDs entweder kein oder ein sehr mangelhaftes Lektorat durchlaufen,

Das Buch ist durchaus lesenswert und interessant, doch muss man sich auf ein paar Besonderheiten in der Erzählweise einlassen.

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