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Veröffentlicht am 12.09.2021

Nicht mein Fall

Papierklavier
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Die 16jährige Maja hat keine einfache Jugend. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne lukrativen Job und dementsprechend wenig zu Hause. Maja fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern, ...

Die 16jährige Maja hat keine einfache Jugend. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne lukrativen Job und dementsprechend wenig zu Hause. Maja fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern, versucht mit einem Teilzeitjob die Familie mit über Wasser zu halten und gleichzeitig in der Schule mitzukommen. Jetzt ist auch noch Oma Sieglinde verstorben und damit sind auch die Klavierstunden für Majas begabte Schwester Heidi vorbei. Maja kämpft mit allen Mitteln darum wenigstens das in Ordnung zu bringen.

Die Gestaltung des Buches ist witzig und originell. In Tagebuchform geschrieben und mit vielen, großflächigen Zeichnungen hat es eine ganz eigene Dynamik. Die Zeichnungen selbst sind natürlich Geschmackssache, aber sie geben dem Buch einen eigenen Charakter.

Die Geschichte selbst konnte mich allerdings nicht fesseln. Sie war mir zu vollgestopft. Es geht um viele Themen, die sicherlich wichtig sind. Maja muss neben der Schule arbeiten, in einem Job, der illegal überwacht wird und zudem Kunden betrügt. Ihre Mutter ist nicht nur alleinerziehend, ihre Kinder stammen auch von unterschiedlichen Männern, was viele Vorurteile nach sich zieht, vor allem da die Familie arm ist. Die Armut selbst. Gewichtsprobleme und Schönheitsnormen der Gesellschaft. Nicht zuletzt die derzeit so beliebte Genderfrage. Für 140 Seiten war es einfach zu viel. Das Buch ist eher eine Art Momentaufnahme, sodass die Themen weder genug Raum haben, um sich zu entwickeln noch in irgendeiner Form zum Abschluss gebracht werden.

Alles in allem: Ich wurde mit keinem Charakter warm, obwohl Maja durchaus sympathische Züge hat, inhaltlich war es mir zu überladen und die Zeichnungen trafen nicht meinen Geschmack. Warum das Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominiert wurde, kann ich mir erklären, aber ich mochte es nicht.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Die Rettung des Professors

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
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Ella und Lukas gelingt es endlich Flüsterpulver herzustellen und ihrer Mission, den Professor aus seinem Baumgefängnis zu befreien, steht nichts mehr im Weg. Gemeinsam mit Felicitas, Rani und Punchy reisen ...

Ella und Lukas gelingt es endlich Flüsterpulver herzustellen und ihrer Mission, den Professor aus seinem Baumgefängnis zu befreien, steht nichts mehr im Weg. Gemeinsam mit Felicitas, Rani und Punchy reisen sie in der Zeit zurück und landen mitten im großen Brand von Winterstein. Der Dunkle ist schon da und sein Kampf um die Macht des Flüsterwaldes hat begonnen.

Diese Geschichte schlägt einen von der ersten Seite an in den Bann. Die traumhafte Beschreibung der Bibliothek weckt in einem sofort den Wunsch sich dort mit einem Buch zurückzuziehen. Nach dieser beschaulichen Einleitung gerät man mit Ella und Lukas auch schon mitten zwischen die Fronten. Rasant folgt man den Freunden durch das spannende Abenteuer. Vor allem Rani hat mich hier positiv überrascht. Nachdem er in den ersten beiden Bänden zwar witzig war, konnte er mich mit seiner Angeberei und Feigheit doch manchmal nerven. Hier entwickelt er sich zu einem tollen Charakter. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihm im nächsten Band weitergeht.

Auch sonst wartet die Geschichte mit vielen Überraschungen, Hintergrundgeschichten und großartigen Wendungen auf. Wie nicht anders zu erwarten wird man schließlich mit einem bösen Cliffhanger zurückgelassen, das ist ja Suchaneks Spezialität. Ich freue mich schon auf den vierten Band.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

2 Männer, 2 Schicksale

Mr. Lincoln & Mr. Thoreau
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Abraham Lincoln ist ein armer, mittelmäßiger Prärie-Anwalt mit politischen Ambitionen und wenig Erfolg. Seine Anwaltstätigkeit hält ihn kaum über Wasser, er kann sich nicht mal ein eigenes Zimmer leisten ...

Abraham Lincoln ist ein armer, mittelmäßiger Prärie-Anwalt mit politischen Ambitionen und wenig Erfolg. Seine Anwaltstätigkeit hält ihn kaum über Wasser, er kann sich nicht mal ein eigenes Zimmer leisten und seine Verhältnisse durch eine Heirat aufzubessern liegt ihm nicht. Als er sich in Mary Todd verliebt, ein Mädchen aus wohlhabender, einflussreicher Familie ist er hin- und hergerissen zwischen seinem Drang vor der Welt und ihren Anforderungen zu fliehen und dem Wunsch seinem Herzen zu folgen und seinem Leben eine neue Richtung zu geben.
Henry David Thoreau kämpft mehr als tausend Kilometer entfernt seinen eigenen Kampf gegen das Leben und seine Anforderungen. Er zieht sich in die Einsamkeit des Waldes zurück, fern von aller Zivilisation und versucht sich selbst und seinen Weg durchs Leben zu finden. Doch die Zivilisation folgt ihm – als verurteilende Nemesis und als fordernde Gemeinschaft, die von ihm Beteiligung und Unterstützung verlangt. Thoreaus Aufsatz Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat fällt auch Abraham Lincoln in die Hände und weckt lebhafte Entrüstung in dem eifrigen Politiker. Er macht sich auf, um den verantwortungslosen Autor zur Rede zu stellen.

Ein spannender Roman, der mit leichter Hand Biographie und Fiktion miteinander verwebt. Besonders interessant fand ich die Parallelen in den beiden Erzählsträngen, die nebeneinander herlaufen. Gerade weil die biographische Elemente real sind, hat es mich fasziniert. Man kann sagen, dass der erste Abschnitt zu Abraham Lincoln von Stagnation geprägt ist, während gleichzeitig Thoreaus Passagen eine Dynamik aufweisen, die den Leser mitreißt. Ungefähr ab der Hälfte des Buches kippt diese Verteilung in die andere Richtung. Lincoln setzt sich in Bewegung und Thoreau resigniert und stagniert. Dabei wird es nie langweilig. Die Geschichte Thoreaus hat mich dabei mehr interessiert als Lincolns, da ich sie als komplexer empfand. Seine Philosophie, sein Drang sich von der Zivilisation zu lösen und die Unmöglichkeit ihr zu entkommen war faszinierend und gibt viel Raum zum Nachdenken.

Ein tolles Buch, über zwei interessante Persönlichkeiten, die bei allen Unterschieden doch überraschend viele Gemeinsamkeiten haben. Nebenbei erhält man einen schönen Einblick in die Verhältnisse des Amerikas des 19. Jahrhunderts. Als Sahnehäubchen trifft man weitere bekannte literarische Gestalten wie Louisa May Alcott und Ralph Waldo Emerson.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Was wäre, wenn…

Disney. Twisted Tales: Elsas Suche (Die Eiskönigin)
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Hätte Elsa Anna nie kennengelernt wäre sie einsam in dem großen Schloss aufgewachsen – immer im Bewusstsein, dass ihr etwas fehlt, was sie nicht fassen kann. Nach dem Tod ihrer Eltern steht die Kronprinzessin ...

Hätte Elsa Anna nie kennengelernt wäre sie einsam in dem großen Schloss aufgewachsen – immer im Bewusstsein, dass ihr etwas fehlt, was sie nicht fassen kann. Nach dem Tod ihrer Eltern steht die Kronprinzessin dann alleine dar und muss die drei Jahre bis zu ihrer Krönung nur mit Hilfe von Lord Peterssen überstehen. Ihre Eismagie überrascht und schockiert sie und es gibt niemandem mit dem sie darüber reden kann – bis auf den Schneemann Olaf, der plötzlich auftaucht und hartnäckig behauptet sie schon zu kennen. Gemeinsam mit ihm versucht Elsa herauszufinden, was mit ihr los ist und wer diese merkwürdig Anna ist, von der ihre Eltern mal gesprochen hatten.

Twisted Tales ist eigentlich eine Idee wie sie zu der momentanen Disneyflaute passt: Eine erfolgreiche Geschichte wird noch mal erzählt unter anderen Vorzeichen. Als Film wäre die ganze Sache nur ein Augenrollen wert gewesen. Als Buch hat die Idee einen eigenen Reiz und konnte mich trotz einiger Schwächen durchaus fesseln.

Elsa kommt auch hier sehr beherrscht und rational rüber, aber gleichzeitig auch verletzlich und lange nicht so gezwungen isoliert und kontrolliert wie im Film. So ist sie mir hier sehr viel sympathischer. Auch Anna hat in dieser Geschichte sehr viel gewonnen. Statt albern und hyperaktiv ist sie hier liebenswert geschildert. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar und die Suche der Schwestern nacheinander ohne zu wissen, wonach oder nach wem sie suchen ist sehr schön ausgestaltet. Kristoff bekommt ebenfalls mehr Raum, um sich zu entfalten.
Sogar die Schurken Hans und Herzog von Pitzbühl gewinnen Kontur und man kann sie hier sogar ernst nehmen. Leider wirkt sich das negativ auf die Schlussszene aus.

Damit ist auch schon die Hauptkritik angedeutet: Das Buch hält sich trotz des neuen Ansatzes sehr eng an den Film. So eng, dass Dialoge teilweise wortwörtlich wiedergegeben werden. Statt konsequent weitere Szenen aufzubrechen und dem neuen Ansatz der Geschichte zu folgen, wird man dann wieder auf den Film zurückgeworfen und es bleibt die Unzufriedenheit, dass alles nicht recht zusammenpasst.

Die Idee bekannte Disneyfilme unter neuen Vorzeichen nachzuerzählen, klingt sowohl interessant als auch nach Kommerz. In welche Richtung es geht, hängt von der Umsetzung ab. Ich möchte sagen, bei Elsas Suche hielten sie sich die Waage. Das Buch liest sich sehr schön, es wird eine wunderbare Märchenatmosphäre aufgebaut, einige Schwächen des Films werden durch den neuen Ansatz ausgebügelt und gleichzeitig gibt es einen Wiedererkennungswert, der Spaß macht. Auf der anderen Seite wird der neue Ansatz zugunsten der Originalgeschichte nicht konsequent durchgezogen, was zu Inkonsistenzen führt, über die man stolpert und die den Lesespaß etwas verderben.

Alles in allem eine schöne Adaption für Disneyfans und Fans der Eiskönigin, bei der allerdings sehr viel Potential nicht ausgeschöpft wurde.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Nicht mein Buch

All Our Hidden Gifts - Die Macht der Karten (All Our Hidden Gifts 1)
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Seit Maeve an der neuen Schule ist, versucht sie verzweifelt zur beliebten Clique dazuzugehören. Da sie nicht mit schulischen Leistungen glänzen kann, kehrt sie sich heftig von allem ab, was sie bisher ...

Seit Maeve an der neuen Schule ist, versucht sie verzweifelt zur beliebten Clique dazuzugehören. Da sie nicht mit schulischen Leistungen glänzen kann, kehrt sie sich heftig von allem ab, was sie bisher ausgemacht hat, inklusiver ihrer besten Freundin Lily. Das war vor einem Jahr und Maeve ist noch keinen Schritt weiter. Der Zufall spielt ihr ein Tarotkartenset in die Hände und hier entdeckt sie ihr großes Talent. Ihre Vorhersagen sind beängstigend genau und ihr Ansehen in der Klasse steigt. Doch dann kommt es zu einem weiteren Streit mit Lily und am nächsten Tag ist sie weg. Haben Maeves Kräfte etwas damit zu tun?

Das Buch klang nach einem spannenden Mystery-Roman, der mit ungewöhnlichen Ideen aufwartet. Die erste Ernüchterung kam als ich mit Maeve einfach nicht warm werden konnte. Sie war mir von Anfang an unsympathisch und das blieb sie bis zum Schluss. Die Idee mit den Karten ist toll umgesetzt und der ganze Mysteryanteil der Geschichte hat mich begeistert. Magisch, düster, mal etwas anderes als die übliche Romantasymischung. Soweit hätte ich mich mit der Geschichte aussöhnen können. Ruiniert wurde alles mit dem Auftreten der Kinder Bridgets – einer pseudochristlichen, fundamentalistischen, homophoben Sekte, die mit Intoleranz und Gewalt die kleine Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Dieser Aspekt verdrängt das Mysterymotiv fast völlig. Nur sehr dünn ist es mit ihm verbunden und soll wohl erst in späteren Bänden stärker in den magischen Teil des Spannungsbogens eingebunden werden. Hier machte mich die Gruppe per se nur aggressiv und stieß mich ab. Um endgültig die ursprünglich erwartete Hauptgeschichte in den Hintergrund zu spielen, wird Maeves erste große Liebe mit dazugehörigen Sexphantasien in einem ermüdenden hin und her ausführlich ausgewalzt und das oft in unpassenden Momenten, wenn es eigentlich um die Suche nach ihrer besten Freundin oder einen Angriff der Sekte geht.

Für mich war die Geschichte nicht rund. Die einzelnen Handlungsaspekte passten nicht richtig zusammen und waren für mich nicht ausgewogen. Es kam mir manchmal so vor als sollte hier zu viel auf einmal erzählt werden. Entweder habe ich einen falschen Schwerpunkt gesetzt, indem ich dachte, dass hier Tarot, Magie und das Verschwinden Lilys im Zentrum steht, oder die Haupthandlung wurde im Laufe der Geschichte aus den Augen verloren. Im Zentrum standen schließlich sehr dominant das Wirken der Sekte und das Thema der freien Geschlechterentfaltung und Toleranz. Sehr wichtig, ohne Frage, aber der Rest der Geschichte blieb auf der Strecke.

Meine Antipathie gegenüber Maeve und der Kinder Bridgets ist subjektiv. Diese beiden Punkte hätten meinen Lesespaß auf jeden Fall beeinträchtigt. Dass die Geschichte für mich insgesamt nicht stimmig ist, gab der Sache leider den Rest.

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