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Veröffentlicht am 28.02.2021

Mehr Mut sich von der Vorlage zu lösen

Skorpion und Klapperschlange
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Als Old Shatterhand und Winnetou dem völlig unbedarften Jeff Robinson begegnen, der auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders ist, ist ihnen schnell klar, dass der junge Mann ohne ihre Begleitung im ...

Als Old Shatterhand und Winnetou dem völlig unbedarften Jeff Robinson begegnen, der auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders ist, ist ihnen schnell klar, dass der junge Mann ohne ihre Begleitung im Wilden Westen scheitern wird. Ihr Weg führt sie nach Fort Worth, gerade als dort die Nachricht eintrifft, dass die Postkutsche mit der Tochter des Majors im Llano Estacado von Indianern überfallen wurde. Die beiden Westmänner brechen sofort zu einer Rettungsmission auf.

Ich kann einfach kaum einem Buch aus dem Karl-May-Verlag widerstehen und so musste ich natürlich auch zu diesem hier greifen. Vollmundig wird hier ein neues Karl May-Abenteuer versprochen mit all den Helden, die man aus dem großen Werk kennt von Winnetou und Old Shatterhand bis zu Bloody Fox und dem Missouri-Blenter. Schade ist, dass sich das Buch ein bisschen liest wie eine abgehakte Strichliste. Als hätte jemand dem dem Autor eine To-Do-List gegeben, auf der all das steht, was unbedingt im Roman auftauchen muss, von Charakteren bis zu Schreibelementen. So wirkt das ganze etwas unmotiviert. Jeff Robinson bleibt blass und bestenfalls albern, ein Siedlertreck, der nur für eine etwas gezwungene Liebesgeschichte vorhanden ist und Bloody Fox ist nur dabei, weil es im Llano Estacado spielt – im Übrigen so wenig präsent, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, wenn er nicht dabei gewesen wäre.

Am Schlimmsten fand ich die Imitation von Karl Mays Sachinformationen. Während diese Abschnitte bei May zugegebenermaßen durchaus ausufernd sein können, bleiben sie doch meist eng an die erzählte Geschichte, ihre Motivation und Botschaft gebunden. Hier wirkt Old Shatterhand wie ein debiler Schwätzer mit der Aufmerksamkeitsspanne eines 2jährigen im Süßigkeitenladen. Dass Winnetou außerdem auf diesen knapp 300 Seiten mehr Dialoganteil hat als in zwei 500 Seiten-Romanen des Originals, lässt auch meine Lieblingsfigur sehr zweidimensional bleiben. Das permanente „Mein Blutsbruder dies und mein Blutsbruder das“ hilft auch nicht. Das liest sich gespreizt und unglaubwürdig.

Ich vergebe 3 ½ Sterne für diesen Abenteuerroman, der bei allen Schwächen eine durchaus solide Grundidee hat, spannend ist mit witzigen Elementen und den Leser auch mitnimmt. Mehr Mut zu einem eigenen Schreibstil hätte diesem Buch gut getan. Neue Geschichten mit den bekannten May-Helden lassen sich auch heute noch erzählen, doch sollte man davon Abstand nehmen wirklich alles am Vorbild auszurichten. Außerdem sollte in 300 Seiten nicht mehr untergebracht werden als sie auch fassen können. So wirken die beiden Trapper, die noch auftauchen ziemlich deplatziert. Sie haben mit keinem Element des Abenteuers zu tun und sind keinerlei Bereicherung. Wirklich schade, dass so viel Potential verschenkt wurde.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Des Lebens müde

Ich habe mein Leben für 10.000 Yen pro Jahr verkauft
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Kusunoki hat das Leben satt. Im Studium kommt er nicht weiter, er ist pleite, einsam – ohne Plan oder Hoffnung für die Zukunft. Als er gezwungen ist für das reine Überleben die letzten Dinge zu verkaufen, ...

Kusunoki hat das Leben satt. Im Studium kommt er nicht weiter, er ist pleite, einsam – ohne Plan oder Hoffnung für die Zukunft. Als er gezwungen ist für das reine Überleben die letzten Dinge zu verkaufen, die ihm wirklich etwas bedeuten, ist er mit seiner Existenz fertig. Da erfährt er von einer Firma, die Lebenszeit kauft. Nach anfänglichen Zweifeln wird er doch neugierig. Wie viel wird sein Leben wohl wert sein? Doch nichts läuft wie es soll. Die letzten drei Monate seines Lebens behält er, um vielleicht doch noch etwas zu erreichen. An seiner Seite Miyagi, die ihn – unsichtbar für andere – als Wächterin begleitet.

Ein packendes Buch über den Wert des Lebens. Was ist wirklich wichtig? Zeit, Erfolg, Geld? Auf ergreifende Art wird hier subtil jede Möglichkeit durchgespielt. Mit Kusunoki – ein Charakter mit dem man nur langsam warm wird – erlebt man die Höhen und Tiefen des Lebens. Situationen, die jawohl jeder in der einen oder anderen Art schon mal erlebt hat. Das Gefühl von verpassten Chancen, großen Gelegenheiten, Wege, die man nicht eingeschlagen hat und Fehlentscheidungen, die in einem noch lange nachklingen – genau wie wunderbare Erlebnisse, die viel zu wenig verinnerlicht werden können. Der Sinn und der Wert des Lebens finden hier eine berührende Antwort, die den Leser noch lange nachdenken lässt.

Ein ungewöhnliches Buch mit einem komplizierten Protagonisten, das ungewöhnliche Antworten gibt und nachdenklich werden lässt.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Ein Abenteuer nach Motiven von Karl May

Die Tramps vom Kansas River
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Ein Besuch bei den Osagen wird für Old Shatterhand und Winnetou zu einer rasanten Jagd auf eine Bande Tramps, die weder vor Raub noch Mord zurückschrecken. Bei einem vereitelten Postkutschenüberfall treffen ...

Ein Besuch bei den Osagen wird für Old Shatterhand und Winnetou zu einer rasanten Jagd auf eine Bande Tramps, die weder vor Raub noch Mord zurückschrecken. Bei einem vereitelten Postkutschenüberfall treffen die Freunde auf die beiden Snuffels und zwei Engländerinnen, die ihren verschollenen Bruder suchen. Selbstverständlich sagen die Westmänner ihre Unterstützung zu.

Nachdem ich vom ersten Buch Reinhard Marheineckes so enttäuscht war, bin ich mit sehr gemischten Gefühlen an dieses Abenteuer herangegangen – und wurde positiv überrascht. Das Buch hat einen eigenen Stil und eine eigene Atmosphäre. Es ist Karl May und doch merkt man, dass die andere Autorschaft – nicht negativ, sondern einfach nur als Tatsache. Das sorgt dafür, dass die Geschichte flüssig geschrieben und in sich rund ist.

Das Abenteuer ist spannend, das Personal nicht überladen und die Dialoge machen Spaß. Manchmal wird mir noch zu oft vom Blutsbruder gesprochen, da stolper ich beim Lesen immer mal; es liest sich dann sehr gespreizt – auch im Original wurde Winnetou von seinem Freund durchaus mit Namen angesprochen. Aber das sind Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Das Buch bietet alles, was ich von einem Roman nach Motiven Karl Mays erwarte: Spannung, Witz, originelle Charaktere und große Schurken.

Ein schöner Abenteuerroman für jeden Karl May-Fan.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Mäxchens Geschichte geht weiter

Der kleine Mann und die kleine Miss
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Eher zufällig erzählt Erich Kästner dem ungeduldigen Mäxchen wie die Geschichte nach der glücklichen Rückkehr des kleinen Manns weitergeht. Die beiden Verbrecher werden von ihrem Boss in einer spektakulären ...

Eher zufällig erzählt Erich Kästner dem ungeduldigen Mäxchen wie die Geschichte nach der glücklichen Rückkehr des kleinen Manns weitergeht. Die beiden Verbrecher werden von ihrem Boss in einer spektakulären Befreiungsaktion aus dem Gefängnis geholt und nach Südamerika geflogen. Kommissar Steinbeiß als verdeckter Ermittler hinterher. Währenddessen machen sich Rosa Marzipan und Jokus von Pokus Sorgen um Mäxchen. Wird er sich nach ihrer Hochzeit nicht einsam und vernachlässigt fühlen? Da erhalten sie einen überraschenden Anruf.

Dieses Hörspiel startet mit einem völlig anderen Einstieg: Erich Kästner selbst tritt auf, mit Mäxchen Pichelsteiner an seiner Seite. Damit hat diese Geschichte eine ganz andere Atmosphäre. Dass sie für knapp 60 Minuten geradezu randvoll mit Ereignissen ist, macht sie sehr rasant und streckenwese etwas episodenhaft. Trotzdem bleibt ein schönes mitreißendes Hörspiel, das in sich rund ist und in keinem Punkt zu abgehackt oder unstimmig wirkt.

Erich Kästner als Protagonist irritiert zu Beginn und zum Ende etwas, ist aber bei diesem Autor nicht ungewöhnlich. Das fliegende Klassenzimmer beginnt schließlich auch mit einer Selbstinszenierung. Da sich die Szenen mit Kästner selbst in Grenzen halten und schnell wieder in die Hauptgeschichte gewechselt wird, sind sie kein nennenswerter Störfaktor.

Die Fortsetzung von Der kleine Mann ist sehr gelungen und bietet schönsten Hörspielspaß. Unverwechselbar mit Hans Clarin.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Mäxchen Pichelsteiner tritt auf

Der kleine Mann
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Als Mäxchens Eltern eines Tages von einem Windstoß davon getragen werden, nimmt der Zauberer Jokus von Pokus sich des zurückgebliebenen Mäxchens an. Mäxchen ist so klein, dass er in einer Streichholzschachtel ...

Als Mäxchens Eltern eines Tages von einem Windstoß davon getragen werden, nimmt der Zauberer Jokus von Pokus sich des zurückgebliebenen Mäxchens an. Mäxchen ist so klein, dass er in einer Streichholzschachtel schlafen kann – das macht ihn zum perfekten Assistenten für Jokus und die beiden feiern große Erfolge. Doch der Erfolg weckt auch Begehrlichkeiten und eines Tages ist Mäxchen verschwunden.

So habe ich Erich Kästner kennengelernt – mit einem Hörspiel auf Schallplatte. Mäxchen Pichelsteiner gesprochen von Hans Clarin. Ich musste diese Version unbedingt noch mal auf CD haben und ich habe bei den lang vermissten Stimmen geweint. Es ist genauso wie in meiner Erinnerung. Die witzigen Zirkusszenen, die gruselige Entführung und das große Finale. Knapp 1 Stunde Hörspaß in großartiger Qualiät. Ich liebe die Geschichten von Erich Kästner und Der kleine Mann war schon immer ein ganz besonderer Schatz für mich.

Wer Erich Kästner-Geschichten als Hörspiel sucht, sollte zu den alten Originalen greifen. Toll inszeniert, dicht an den ursprünglichen Buchversionen, die zu einem tollen Hörspiel umgeschrieben wurden. Hans Clarin ist als Sprecher natürlich unschlagbar! Vielen Dank an den Oetinger-Verlag, dass er diese Hörspiele, die auf Schallplatte geliebt habe, zugänglich macht.

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