Profilbild von Buchgespenst

Buchgespenst

Lesejury Star
offline

Buchgespenst ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchgespenst über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2020

Eine witzige Sommerromanze

Nachhaltig verliebt
0

Nachdem Zoe herausfinden musste, dass ihr Freund ausschließlich an ihrer Oberweite interessiert war, stürzt sie sich in die Arbeit. Und davon gibt es genug, denn ihre Mutter muss überraschend eine Erbschaftsangelegenheit ...

Nachdem Zoe herausfinden musste, dass ihr Freund ausschließlich an ihrer Oberweite interessiert war, stürzt sie sich in die Arbeit. Und davon gibt es genug, denn ihre Mutter muss überraschend eine Erbschaftsangelegenheit in den USA regeln, sodass sie das kleine Geschäft mit nachhaltigen Produkten und angeschlossenem Café ihren Kindern Zoe und Jack überlassen muss. Die sind mit Feuereifer dabei, doch so einfach wie gedacht ist es nicht und dann taucht auch noch Leon auf, der Zoes Herz sofort erobert. Wird sie ihm aber vertrauen können?

Die neueste Sommerromanze von Chantal Schreiber überzeugt mit originellen Charakteren, einer witzigen Geschichte und überraschenden Wendungen. Dem Leser wird ein bunter Themenstrauß geboten, der kaum auf die knapp 250 Seiten zu passen scheint und doch niemals überfrachtet wirkt, sondern einfach lebendig. Im Zentrum stehen Themen wie Nachhaltigkeit – ergibt sich schon aus dem Titel -, zu sich selbst stehen und Freundschaft. Die Protagonistin Zoe ist nicht das perfekte kleine Mädchen, das sich nur einredet nicht perfekt zu sein, sondern ein Charakter mit Ecken und Kanten. Eingeschüchtert von ihrem Körper, der nicht der Modellnorm entspricht und einer Umwelt, die sie darauf reduziert, entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte zu einer starken Figur.

Doch nicht nur Zoe entfaltet sich hier, alle die hier auftauchen, müssen sich mit ihren Schwächen und Tragödien auseinandersetzen, um einen Schritt weiterzugehen – und wie sie das tun, raubt dem Leser den Atem. Szenen, die nicht erzählt werden entwickeln sich vor dem geistigen Auge einfach weiter – und auch wenn das Buch nicht auf eine Fortsetzung angelegt ist und sie für eine runden Geschichte gar nicht braucht, wünscht man sich unwillkürlich mehr zu erfahren, zu lesen wie es auch für Nebenfiguren doch noch positiv weiterentwickelt, so wie es sich andeutet.

Chantal Schreiber hat es wieder geschafft, ein berückendes Sommerbuch zu schreiben, das sich in einem Atemzug durchlesen lässt. Die Charaktere bleiben mir unvergesslich. Ein klare Leseempfehlung, ein Buch, das den Sommer zu jeder Jahreszeit spürbar macht.

Veröffentlicht am 14.09.2020

Ein interessanter neuer Blick wie der Hund zum Hund wurde

Der Hund und sein Mensch
0

Eiszeitmenschen, die aus dem Wolf den Hund züchteten – ein Bild, das sich wohl jedem, der sich schon mal mit der Entwicklungsgeschichte des Hundes auseinandergesetzt hat eingeprägt hat. Josef H. Reichholf ...

Eiszeitmenschen, die aus dem Wolf den Hund züchteten – ein Bild, das sich wohl jedem, der sich schon mal mit der Entwicklungsgeschichte des Hundes auseinandergesetzt hat eingeprägt hat. Josef H. Reichholf beginnt mit dieser These und weist dann nach, dass es sich so einfach nicht zugetragen haben kann. Knochenfunde, Züchtungserfahrungen und Forschungsergebnisse der Zoologie widersprechen der märchenhaften Schöpfungsgeschichte und eröffnen dafür ein spannendes, komplexes und noch lange nicht umfassend erkundetes Forschungsfeld.

Josef H. Reichholf schafft es wissenschaftlich fundiert, verständlich und sehr interessant einen weiten Bogen zu spannen, der nicht nur die Entwicklung von Wolf und Hund abdeckt, sondern so ganz nebenher die Menschheitsgeschichte abhandelt, sowie die Entwicklung der Tierwelt in engem Zusammenhang mit der Entwicklung des Menschen – seit er aus Afrika seinen Siegeszug um die Welt begann. Angereichert um persönliche Erfahrungen als Hundebesitzer, die ihm auch als Wissenschaftler einen völlig neuen Blick auf den Forschungsgegenstand eröffneten.

Toll geschrieben und sehr informativ bietet dieses Buch einen großartigen Einblick in ein interessantes Forschungsfeld, das noch viele Überraschungen bereithält. Manchmal hätte ich mir allerdings gewünscht, dass der persönliche Erfahrungsbericht zugunsten der wissenschaftlichen Fakten reduziert worden wäre. Trotzdem langweilt das Buch auf keiner Seite!

4 ½ Sterne für ein schönes Sachbuch, das Lust macht, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Josef H. Reichholf hat eine unnachahmliche Art Sachbücher spannend und kurzweilig zu gestalten und dabei niemals banal zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2020

Schöne Geschichte, aber unsympathische Charaktere

PaNia - Die Legende der Windpferde
1

Nia ist begeistert, dass sie nach Windheim zurückkehren darf – ihre Eltern dagegen sehen der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die beiden Erwachsenen versuchen sich mit der dementen Tante ...

Nia ist begeistert, dass sie nach Windheim zurückkehren darf – ihre Eltern dagegen sehen der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die beiden Erwachsenen versuchen sich mit der dementen Tante Lisbeth und der Schwangerschaft zu arrangieren, entdeckt Nia die Umgebung von Windheim neu. Da ihr im Dorf nur Ablehnung entgegenschlägt und ihre Eltern mit sich selbst beschäftigt sind, streift sie durch den allgegenwärtigen Wald und begegnet dort einem traumhaften schwarzen Pferd und einem geheimnisvollen Jungen.

Die Legende der Windpferde ist eine tolle Grundidee. Märchenhaft, mystisch, ein wenig düster und doch magisch lockt sie den Leser genau wie Nia immer tiefer in die Welt der Sagen.

Damit endete leider meine positive Erfahrung mit dem Buch, denn so sympathisch Nia auch ist und so sehr die Mythen mich fasziniert haben, so gut wie jeder andere Charakter hat mich negativ berührt. Ob es die feindlichen Dorfbewohner sind, die unfreundlichen Jugendlichen, die tumben Touristen oder das sehr fragwürdige kleine Dorf im Wald – jede Begegnung war ein Stich. Den Rest gaben mir Nias Eltern. Ben schien permanent abwesend, Sammy nur am Keifen und Nörgeln. Gemeinsamer Konsens war, dass sie Nia bei jeder Gelegenheit fortzuschicken scheinen und sich niemals dafür interessieren, wo sie hingeht und was sie erlebt hat. Unfall mit dem Fahrrad, ah ja, hm, auch Eier zum Frühstück? Wahrgenommen wird Nia nur, wenn sie in irgendeiner Form nützlich sein kann und dann hat sie da zu sein und zu springen.

Mag sein, dass ich die Charaktere schließlich zu schroff wahrgenommen habe, da mir das ewige Gezänk irgendwann auf den Geist ging. Sie haben mir die Lektüre auf jeden Fall etwas verdorben.

Mein Fazit: Schöne Idee, toll geschrieben, aber ich bin mit den Charakteren nicht warm geworden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2020

Die Suche nach Old Surehand

Old Surehand. Zweiter Band
0

Nachdem sich Old Shatterhand und Winnetou ihre Gewehre zurückgeholt haben, reiten sie nach San Francisco, um zu erfahren, in welcher Richtung Old Surehand zu suchen ist. Dabei schließen sich ihnen Pitt ...

Nachdem sich Old Shatterhand und Winnetou ihre Gewehre zurückgeholt haben, reiten sie nach San Francisco, um zu erfahren, in welcher Richtung Old Surehand zu suchen ist. Dabei schließen sich ihnen Pitt Holbers und Dick Hammerdull, die beiden „Verkehrten Toasts“ an sowie der Detektiv Treskow. Der Ritt in die Berge ist allerdings nicht ungefährlich: der General und Old Wabble, der Medizinmann Tibaut und eine Rotte Tramps treiben dort ihr Unwesen. Außerdem haben die Utahs das Kriegsbeil ausgegraben.

Der atemberaubende zweite Teil der Old Surehand-Dilogie. Dieses Abenteuer ist etwas geruhsamer als der erste Teil und manch eine Szene scheint künstlich inszeniert, so Old Surehands merkwürdige Neigung zu Alleingängen, aber die farbigen Charaktere gleichen alles wieder aus. Die Wortgefechte zwischen den „Toasts“ sind witzig und mit Kolma Puschi tritt eine sehr interessante Figur auf. Eine Gestalt wie May sie sonst in seinen Kolportage-Romanen geschaffen hat – außergewöhnlich, stark und überraschend. An dieser Stelle sei nicht mehr gesagt, denn das Geheimnis macht den Reiz aus.

Die Monologe über den Glauben und das Christentum nehmen in diesem Band mehr Raum ein als im ersten und sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Für die Geschichte sind sie allerdings wesentlich, denn nicht nur das Zerwürfnis mit Old Wabble basiert darauf, auch Old Surehand ist von der Rastlosigkeit einer Glaubenssuche geprägt. Mag auch manch ein Abschnitt das Christentum zu sehr verherrlichen und geschichtliche Tatsachen dabei ausblenden – für den Hörer gibt es doch den ein oder anderen Denkanstoß. Man darf dazu nicht vergessen, in welcher Zeit Karl May schrieb und dass viele seiner Jugendromane in christlichen Zeitschriften erschienen – die Herausgeber dementsprechend Richtlinien gaben, was ein Text beinhalten musste. Der abenteuerliche Teil wird dadurch jedenfalls nicht beeinträchtigt. Außerdem gewinnen die Szenen mit Old Wabble genau dadurch eine ungeahnte Intensität.

Heiko Grauel legt hier ein weiteres Mal eine Meisterleistung vor! Er verleiht allen Charakteren eine unverwechselbare eigene Stimme – seien es nun Pitt Holbers, Winnetou oder Old Wabble. Seine Inszenierung macht die Hörbücher zu diesen atemberaubenden Abenteuern zu etwas ganz Besonderem!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2020

Zu neuen Abenteuern verlockt

Menschenjäger
0

Kara Ben Nemsi ist eigentlich auf dem Weg nach Hause. Seine Ersparnisse reichen nur noch für die Überfahrt, doch eine Begegnung mit dem Türken Murad Nassyr verlockt ihn zu einer weiteren Reise in die nubische ...

Kara Ben Nemsi ist eigentlich auf dem Weg nach Hause. Seine Ersparnisse reichen nur noch für die Überfahrt, doch eine Begegnung mit dem Türken Murad Nassyr verlockt ihn zu einer weiteren Reise in die nubische Wüste. Es läuft aber nicht wie geplant. Schon in Kairo macht sich Kara Ben Nemsi eine muslimische Bruderschaft zum Feind. Deren Oberhaupt trachtet ihm fortan nach dem Leben und nur eine schleunige Flucht kann Kara Ben Nemsi retten. Verfolgt von der Kadderine, will er seinen neuen Freund später treffen, doch je weiter Kara Ben Nemsi reitet desto suspekter wird ihm der Türke.

Ein Orient-Abenteuer ohne Hadschi Halef Omar – ich war erstmal überrascht, aber Karl May lässt den Leser den kleinen Hadschi gar nicht vermissen. Mit dem Großmaul Selim, der schnell zu Kara Ben Nemsis Begleiter wird, sind Großsprecherei, Feigheit und grobe Fehler, die die Helden immer wieder in Gefahr bringen nicht fern. Ein Charakter, der einem schnell auf die Nerven gehen könnte, wenn Heiko Grauel ihn nicht geradezu plastisch inszeniert hätte. Er lebt und atmet diese Gestalt, sodass der ganze Witz sich entfaltet und der Hörer eher geneigt ist zu lachen als die Augen zu verdrehen.

Mit dieser Orient-Trilogie ist es May wieder gelungen Charaktere zu schaffen, die sich komplex entwickeln. Sei es der sympathische Murad Nassyr, der Stück für Stück demontiert wird oder der Reis Effendina, der mal wahnsinnig cool und dann wieder wahnsinnig albern ist. Heiko Grauel erweckt dieses spannende Abenteuer wieder brillant zum Leben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere