Seit er aus Indien gestohlen wurde, lastet ein Fluch auf dem Monddiamanten. Auch in Großbritannien ist der Dieb nicht vor seinen Verfolgern sicher. Trotzdem fühlt sich sein Neffe Franklin Blake an das Testament seines verbrecherischen Onkels gebunden, das seiner Cousine Rachel den Diamanten zum Geburtstag vermacht. Der große Tag scheint gut zu verlaufen, doch am nächsten Morgen ist der Stein verschwunden und Rachel ist nicht mehr dieselbe. Sie zieht sich von allen zurück und scheint keinerlei Interesse an der Aufklärung zu haben. Inspector Cuff von Scotland Yard steht vor einer Mauer des Schweigens und mysteriösen Indizien.
Ein intelligenter Kriminalroman, der gleichzeitig ein großartiges Gesellschaftsporträt ist. Die exotische, indische Hintergrundgeschichte verleiht dem Roman Glamour und einen Hauch Mystery. Genau sorgt für ein Hintergrundrauschen an Spannung und Grusel. Durchbrochen wird er von der sehr pragmatischen und auch banalen genialen Charakterstudie des Dienstboten Betteredge, der der dominante Erzähler ist. Wie bei Collins üblich besteht auch dieser Roman aus Berichten, Tagebucheinträgen und Briefen der unterschiedlichsten Charaktere. Er nimmt so typisch englische Sitten, Gebräuche und Ansichten aufs Korn, persifliert sie.
Die Kriminalhandlung verläuft wenig dramatisch. Es gibt keine aufsehenerregende Verbrecherjagd, aber immer wieder mischen sich in das brillante Gesellschaftsporträt seltsame Ereignisse, mysteriöse Spuren und geheimnisvolle Verwicklungen, die am Ende alles verdächtig erscheinen lassen.
Ein genialer Klassiker, der brillante Unterhaltung und eine spannende, mysteriöse Kriminalhandlung bietet. Man muss sich auf Collins eigenwillige Art eine Kriminalgeschichte zu erzählen einlassen, doch dann wird man bestens unterhalten. Die Verbindung von Gesellschaftsporträt, Kriminalroman und liebevoller Satire ist ihm auch in diesem Werk exzellent gelungen. Ich liebe seine Werke!