Profilbild von Buchgespenst

Buchgespenst

Lesejury Star
offline

Buchgespenst ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchgespenst über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2022

Die Folgen des Krieges

Mein Freund Pax – Die Heimkehr
0

Der Krieg ist vorbei, doch Peter hat tiefe seelische Narben davongetragen. Er hat aus dem Verlust seines Fuchses Pax, seines Zuhauses und seines Vaters nur einen Schluss ziehen können: Nie wieder will ...

Der Krieg ist vorbei, doch Peter hat tiefe seelische Narben davongetragen. Er hat aus dem Verlust seines Fuchses Pax, seines Zuhauses und seines Vaters nur einen Schluss ziehen können: Nie wieder will er sein Herz an etwas oder jemanden binden. So erschrickt er bis ins Mark als ihm Vola genau das anbietet und er ergreift die erste Gelegenheit zu fliehen. Mit den Wasserkriegern will er losziehen, um die vom Krieg verseuchten Gewässer zu reinigen, die viele Tiere das Leben kosten. Sein Weg führt zu seinem alten Zuhause und der Gegend, in der er einst für immer von seinem Fuchs Abschied genommen hat.

Der überraschende zweite Band der Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Fuchs. Nachdem mich der erste Band sehr erschüttert zurückgelassen hat, greift der zweite auf viele Arten die Folgen des namenlosen Krieges auf. Seelische Verletzungen, zerstörte Natur, kaputte Familien, Tiere, die weiterhin an den Folgen leiden – und dann das, was den zweiten Band trägt und ausmacht: Hoffnung, neue Träume, Zukunftsaussichten und die Überwindung von Traumata auf mehr als einer Ebene. Wo der erste Band verbrannte Erde hinterlassen hat, lässt der zweite neues Leben entstehen – man atmet als Leser richtig durch.

Diese außergewöhnliche Geschichte wird wieder aus zwei Perspektiven erzählt: aus Peters und der des Fuchses Pax. Beide fesseln den Leser auf ihre eigene Weise. Gerade die realistische Beschreibung des Fuchses, die nichts von Vermenschlichung oder Verniedlichung hat und trotzdem entzückt.

Ein ganz besonderes Buch, das dem Leser viel gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2022

Liebe endet immer

Als wir Tanzen lernten
0

Niemals wieder wird Evie an die Liebe glauben. Nicht, nachdem ihr über alles geliebter Vater von heute auf morgen ihre Familie zerstört hat und mit einer anderen Frau abgehauen ist. Sie kann nicht begreifen ...

Niemals wieder wird Evie an die Liebe glauben. Nicht, nachdem ihr über alles geliebter Vater von heute auf morgen ihre Familie zerstört hat und mit einer anderen Frau abgehauen ist. Sie kann nicht begreifen wie ihre Mutter und ihre Schwester einfach weitermachen können wie bisher und auch noch erwarten, dass Evie das gleiche tut. Während sie mit sich und der Welt hadert geschieht etwas Unglaubliches: Plötzlich kann sie die Zukunft von Liebenden sehen. Völlig schockiert muss sie zusehen wie bei einem innigen Kuss eines Pärchens vor ihren Augen die grausame Trennung abläuft – auf die jede Beziehung zusteuert. Immer weiterkriecht sie sich vor diesen Gefühlen – bis sie bei einem Tanzkurs zufällig auf den abenteuerlustigen X trifft. Eines ist für Evie klar: Sich in ihn zu verlieben kommt niemals in Frage!

Lange habe ich auf einen neuen Roman von Nicola Yoon gewartet und er ist genauso gut wie erhofft. Eine außergewöhnliche Idee, ein wundervolles Setting und eine Botschaft, die sich erst im Laufe der Geschichte wirklich offenbart. Von der ersten bis zur letzten Seite bietet das Buch beste Unterhaltung. Das Fantasyelement ist dabei so dezent und natürlich eingebaut, dass auch Nicht-Fantasyfans an diesem Buch Freude haben werden.

Witzig und gefühlvoll geschrieben mit lebensecht gezeichneten Charakteren und einer originellen Idee, die eine beim ersten Blick so banal erscheinende Geschichte – verletztes, desillusioniertes Mädchen trifft süßen Supertypen und beide finden ihr Glück – zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis macht. Ein besonderer Gag dieses Buch ist, dass es sein Genre reflektiert, persifliert und es gleichzeitig augenzwinkernd von der ersten bis zur letzten Zeile ausfüllt.

Nicola Yoon hat wieder ein großartiges Buch vorgelegt, das wunderschöne Lesestunden beschert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2022

Ein unheimliches Internat

Crave
0

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern muss Grace ihre sonnige Heimat San Diego verlassen und zu ihrem Onkel nach Alaska ziehen. Das herrschaftliche Schlossinternat, das fortan ihr Zuhause sein soll, beeindruckt ...

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern muss Grace ihre sonnige Heimat San Diego verlassen und zu ihrem Onkel nach Alaska ziehen. Das herrschaftliche Schlossinternat, das fortan ihr Zuhause sein soll, beeindruckt sie, doch es fällt ihr schwer sich einzuleben. Sie kämpft mit der Höhenkrankheit, abweisenden Mitschülern und der unheimliche Jaxon nutzt jede Gelegenheit um ihr Angst einzujagen. Zum Glück gibt es ihre Cousine Macy und den sympathische Flint. Trotzdem hat Grace mit jedem Tag mehr das Gefühl, dass an dieser Schule irgendetwas nicht stimmt.

Das Strickmuster der Geschichte ist nicht neu. Das unbedarfte, unwissende Mädchen, der üble, geheimnisumwitterte Badboy und eine Schule, bei der dem Leser schnell klar ist, dass es sich hier um übernatürliches handelt, wenn es auch auf Textebene erheblich länger dauert als notwendig bis das Offensichtliche ausgesprochen wird und der Leser sich ein deutlicheres Bild davon machen kann, worum es hier geht. Diese künstliche Ungewissheit, die nur auf Textebene funktioniert, der Leser weiß längst Bescheid, ist eigentlich der einzige Kritikpunkt, den ich zu diesem Buch habe. Mag der Rest nicht originell sein, die ganze Geschichte ist spritzig und unterhaltsam umgesetzt. Und zum Schluss gibt es noch einige Überraschungen.

Die Dialoge zwischen Grace und Jaxon sind toll gemacht, die Figurenkomposition lässt auf noch viele Spekulationen und Entwicklungsmöglichkeiten hoffen und als witziger Bonus werden am Ende noch ein paar Kapitel aus Jaxons Sicht erzählt. Diese sind nicht nur sehr unterhaltsam, sondern lassen auch die eine oder andere Vermutung zur weiteren Handlung zu.

Wer Internatsgeschichten mit Übernatürlichen mag und sich nicht daran stört, dass diverse Klischees wiederverwendet werden, wird hier bestens unterhalten. Der Schluss lässt außerdem Raum für eine originelle Weiterentwicklung. Ich bin sehr gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2022

Ein traumhaftes Bildermeer mit poetischer Geschichte

Wo de lu - Mein Weg - Das Zeitenmeer
0

Der Weg von Herrn V führt weiter durch die Schicksale und Geschichten der Menschen. Unvergessliche Botschaften, sehnsüchtige Träume und herzzerreißende Realitäten wecken im Leser Erinnerungen, Ängste und ...

Der Weg von Herrn V führt weiter durch die Schicksale und Geschichten der Menschen. Unvergessliche Botschaften, sehnsüchtige Träume und herzzerreißende Realitäten wecken im Leser Erinnerungen, Ängste und den Wunsch die eigenen Flügel zu entfalten.

Auch der zweite Band packt den Leser mit seinen magischen Bildern, die hier trügerische farbenfroh sind und dabei so ernste Themen transportieren. Schon die erst Episode über Ängste, Hoffnungen und Isolation eines Kindes bleibt unvergesslich. In neun Geschichten reist man mit Herrn V und jede prägt sich unauslöschlich ein. Hier erfahren wir auch wie es zur Reise des Herrn V überhaupt kam.

Die einzigartige Komposition von Bildern, Farben, Philosophie, Lebenskunst und Bewältigung macht diese Graphic Novel-Reihe zu etwas ganz besonderem. Wieder wird jede Comicepisode um einen Prosatext ergänzt, der das Motiv oder Gefühl noch einmal aufnimmt und verstärkt. Die gleichzeitige Präsentation in deutscher Übersetzung und chinesischem Original macht die Bücher auch für Lerner der chinesischen Sprache reizvoll.

Die traumhaften Bilder und die philosophische Komponente machen diese Buchreihe für mich zu etwas ganz besonderem.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2022

Traumhafte Bilder und Episoden, die nachdenklich machen

Wo de lu - Mein Weg
0

Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, ...

Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, von der Liebe über Lebensträume bis hin zu Neuorientierung und auch Trauer. Die einzigartigen Bilder setzen die Geschichte einmalig in Szene. Zarte Töne, düstere Panele und leuchtende Traumwelten wechseln sich ab und ziehen den Leser in den Bann.

Die Texte werden sowohl auf Deutsch als auch im chinesischen Original geboten, sodass auch Leser, die beide Sprachen beherrschen auf ihre Kosten kommen. Jede Kurzepisode schließt dazu mit einem längeren Prosatext, der Motive des Comics aufnimmt und weiter- bzw. neuerzählt. Teilweise trifft einen der Prosatext noch tiefer als die Bildergeschichte.

Das Buch bietet ein ganz besonderes Leseerlebnis. Die traumhaften Bilder, in denen sich die Charaktere zum Teil verstörend düster und deplatziert bewegen, bleiben lange im Gedächtnis. Die nachdenklichen und melancholischen Episoden klingen noch lange nach. Wo de Lu ist so viel mehr als ein Graphic Novel. Man muss sich Zeit nehmen, um in die Geschichten einzutauchen, denn jede hat ihre ganz eigene Botschaft. Jidi hat mit dieser Reihe ein Kunstwerk erschaffen, das ein gelungenes Zusammenspiel von Farbkomposition, künstlerischer Ausgestaltung und packendem Inhalt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere