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Veröffentlicht am 16.11.2019

Weihnachten feiert man nicht nur mit den Menschen, die uns auf Erden geblieben sind

Die Schneeschwester
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Allgemein:

„Die Schneeschwester – Eine Weihnachtsgeschichte“ ist ein weihnachtliches Kinderbuch aus der Feder der mehrfach ausgezeichneten Autorin Maja Lunde und erschien 2018 beim btb Verlag in Deutschland. ...

Allgemein:

„Die Schneeschwester – Eine Weihnachtsgeschichte“ ist ein weihnachtliches Kinderbuch aus der Feder der mehrfach ausgezeichneten Autorin Maja Lunde und erschien 2018 beim btb Verlag in Deutschland. Zahlreiche Illustrationen der Künstlerin Lisa Aisato unterstreichen dabei die Geschichte des 9 Jahre alten Julian, der sich zum ersten Mal nicht auf Weihnachten und damit auf seinen Geburtstag freut. Er und seine Familie haben einen schlimmen Verlust erlitten, der alles verändert hat und so wie es scheint, wird es nie wieder gut werden. Doch dann trifft Julian Hedvig, einen Wirbelwind mit roten Haaren. Kann sie ihm den Zauber von Weihnachten wieder schmackhaft machen so wie heiße Schokolade oder Lebkuchenplätzchen?

Mein Bild:

Eine Adventskalendergeschichte soll es zur Adventszeit sein, dachte ich mir. Jeden Tag wollte ich ein Kapitel lesen, um am 24. Dezember ein hoffentlich happy Weihnachtsende zu erblicken. So war mein Plan und als ich in der Buchhandlung „Die Schneeschwester“ sah, wusste ich sofort, das ist das richtige Buch.

Die Autorin sagt schließlich inzwischen jedem etwas. Maja Lunde war 2018 in aller Munde, sahnte mit „Die Geschichte der Bienen“ und „Der Geschichte des Wassers“ wahnsinnig gute Kritiken ab. Tja, und dann schreibt sie ein Kinderbuch für Weihnachten mit 24 Kapiteln auf 194 zauberhaft winterlich gestalteten Seiten. Ich traute mich kaum das Buch richtig anzufassen, weil es einfach so schön anzusehen ist. Das Hardcover ist so detailreich gestaltet, das sogar der Schutzumschlag eine glitzernde Reliefprägung und unterschiedliches Papier aufweist. Die Haptik allein macht wirklich Spaß. Allerdings ist es schon ein Witz, das unter dem Schutzumschlag das gleiche Bild zu sehen ist. Meine Güte, dann lasst den doch einfach weg.

Die Illustratorin, Autorin und Künstlerin Lisa Aisato hauchte der Handlung mit einer Vielzahl bunter Illustrationen Leben ein. Mein Gott, die Protagonisten waren so niedlich dargestellt, das ich mit lächeln musste und überhaupt überzeugte mich das Zusammenspiel von winterlich kalten und dann wieder weihnachtlich warmen Farben so sehr. Text und Bild wurden zu einer Einheit, so dass im richtigen Moment genau die richtigen Gefühle auf den Leser „einflossen“.

Der Schreibstil ist einfach und doch so einfühlsam gehalten, dass die Geschichte ideal zum Vorlesen ist. Der Protagonist Julian erzählt nicht nur aus seiner Ich-Perspektive heraus, nein, er spricht den Leser direkt an, er erzählt mir seine Geschichte ganz offen und hält mit seinen Emotionen nicht hinterm Baum.

An sich ist er ein fast 10 jähriger Junge, wie man ihn sich vorstellt. Er hat Hobbies, einen besten Freund und geht ganz normal zur Schule. Doch er drückt das mit einer Traurigkeit aus, die man bei keinem Kind sehen möchte. Er ist das Paradebeispiel dafür wie tief eine Familientragödie Kinder trifft und dass sie mehr mitbekommen als manch Erwachsener denkt. Julian wird dadurch zu früh selbst zum Erwachsenen, nimmt Dinge selbst in die Hand, die seine Eltern nicht auf die Reihe bekommen, was mich aber schier beeindruckte. Genauso wie ich seine Eltern gern geschüttelt hätte, weil sie so gar nichts gegen ihre Ohnmacht getan haben, nicht mal für ihre Kinder. Das hat mich wirklich getroffen.

Doch bei einer Weihnachtsgeschichte muss es einfach ein Wunder geben, oder? Natürlich! Und dieses Wunder trifft bereits am Anfang der Geschichte ein und nennt sich Hedvig. Dieses kleine Mädchen verzauberte mich ganz arg mit ihrer Fröhlichkeit und dem Gefühl puren Lebens. Was für ein Charakter! Und ich gönnte Julian so eine Freundin vom Herzen. Wenn auch der Anfang holprig von statten ging, da Julian Hedvig skeptisch gegenüber trat, hatte ich allerhand winterlichen Spaß mit ihnen. Ich entdeckte die mit Tannenzweigen, Weihnachtskugeln und Kaminfeuer beheizte Villa Mistel, trank heiße Schokolade und sah Millionen verschiedener Schneeflöckchen. Zack war ich in Weihnachtsstimmung.

Natürlich widmet sich der Plot nicht nur der schönsten Zeit des Jahres, nein, Schwerpunkt sind die Familiengeschichten der Beiden. Wobei gerade Hedvig ein Geheimnis mit sich trägt, das erst spät gelüftet wird und ich bis dato allerhand Vermutungen hegte. Ebenso hoffte, dass Julian das Weihnachtsfest bekommt, was er sich verdient hat. Es gab immer eine unterschwellige Spannung mit so manchem Höhepunkt, der mich mitgerissen hat. Es war schwer für mich nur 1 Kapitel pro Tag zu lesen, am liebsten hätte ich es sofort ausgelesen, aber ich wollte jeden entzückenden wie auch traurigen Moment genießen.

Fazit:

Eine Adventskalendergeschichte, die den Weihnachtsmann außen vor lässt und zwei Kinder zusammenführt, die trotz Schicksalsschläge das Weihnachtsgefühl gemeinsam erleben. Prädikat „wertvoll“! Für Jeden, der Weihnachten liebt oder der in Weihnachtsstimmung kommen möchte oder der den Sinn von Weihnachten sucht!

Veröffentlicht am 06.11.2019

Es las sich so gut, bis ich im Endspurt den Faden verlor

Das Herz der Zeit: Die Nacht der Eulen
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Allgemein:

Monika Peetz wurde vor allem durch die Romane um "Die Dienstagsfrauen" bekannt, ist eine etablierte Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Mit der Zeitreise-Trilogie um Lena & Dante hat sie ...

Allgemein:

Monika Peetz wurde vor allem durch die Romane um "Die Dienstagsfrauen" bekannt, ist eine etablierte Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Mit der Zeitreise-Trilogie um Lena & Dante hat sie sich zum ersten Mal im Genre der Jugendbücher versucht. Nun erschien der 2. Band "Das Herz der Zeit - Die Nacht der Eulen" im Oktober 2019 bei Rowohlt. Innerhalb der Geschichte versucht die fünfzehnjährige Lena mit dem Abenteuer in der unsichtbaren Stadt und deren Zeitreisenden abzuschließen. Doch einmal im Auge der Zeitreisenden, kann sie ihrem Schicksal nicht entgehen. Dantes Spur verliert sich im Nirgendwo und so muss ihre beste Freundin Bobbie herhalten, um den Chronometer zu verwahren. Doch Bobbies Neugier und Cleverness verfrachtet sie per Zeitsprung ins 19. Jahrhundert. Lena will ihre beste Freundin dort herausholen, doch ohne die Hilfe der Unsichtbaren kann ihr das nicht gelingen. Es folgt ein Deal mit der Zeitmeisterin, mit dem sie nicht gerechnet hat.

Mein Bild:

Der 1. Band "das Herz der Zeit - Die unsichtbare Stadt" hatte es mir wirklich angetan, dementsprechend war es logisch, dass der 2. Band mit seinen rund 400 Seiten in meinen Händen liegen wird. Bezüglich der farblichen Gestaltung bin ich allerdings immer noch entsetzt. Der ursprüngliche Plan war, meines Erachtens, ein dunkelblaues Cover und jetzt ist es rosa (!?). Ich finde, damit hat man dem Buch keinen Gefallen getan. Goldene Schrift, hellrosa Cover, irgendwie sieht es nicht nach einer gelungenen Farbkombination aus. Dafür hat man sich im Innenleben viel Mühe gegeben. Sobald man den Buchdeckel aufklappt erscheint erneut die Karte der unsichtbaren Stadt und ganz hinten wurden steampunkähnliche, mechanische Eulen illustriert, die auf die Grundregeln des Zeitreisens verweisen. Das schafft wiederum genau die richtige Atmosphäre.

Ich war ehrlich dankbar, dass die ersten Seiten des Buches unter dem Titel "Was bereits geschah" standen, denn es gingen bei mir doch Details des Vorgängerbandes über die letzten Monate verloren. Und ich liebe Monikas Art Informationen schnell und lebendig zu vermitteln. Ein paar wenige Seiten zu den Geschehnissen des letzten Bandes und ich war wieder voll im Bild. Es fühlte sich an, als würde ich die Rückblende einer Fernsehserie vor mir haben. Ihr versteht, was ich meine, oder?

Die nächste Überraschung war der eigentliche Start in die Geschichte. Fragt mich nicht warum, aber ich hätte nicht gedacht, dass das Buch genau in der Situation weitergeht, in der der 1. Band beendet wurde. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass es eine tierische Cliffhangersituation war, aber nun gut, so verpasste ich rein gar nichts.

Die Autorin bleibt den wechselnden personalen Perspektiven der jugendlichen Charaktere treu, die nach wie vor gut auseinander zu halten sind. Vor allem wechselte der Schwerpunkt von Lena, die im letzten Band im Mittelpunkt stand, zu ihrer besten Freundin Bobbie. Oh, ich liebe Bobbie! Das Mädchen mit dem Pixiecut, das nerdiger kaum sein kann und für die, die sie liebt alles tut. Jedoch steht sie im Schatten ihre talentierten Freundin Lena. Egal, ob Bobbie bei etwas Erfolg hat oder nicht, im Endeffekt ist es immer Lena, die im Rampenlicht steht. Ja, es ist ein Klischee, aber ich konnte mich gut damit identifizieren, denn wenn wir ehrlich sind, in der Realität gibt es diese Bilder oft genug. Doch Monika Peetz schiebt Bobbie vom Schatten ins Licht und das auf zum Buch passende Weise, in dem sie sie aus ihrem alten Leben in ein Neues, nur eben 200 Jahre früher verfrachtet. Wo andere sich vor Angst in die Hose machen, entwickelt Bobbie eine Faszination und einen Mut, der für diese Zeit mehr als untypisch ist. Ich hatte so einen Spaß!

Das Setting des 19. Jahrhunderts hat mir am meisten gefallen (sicherlich auch, weil die Protagonisten dort viel Zeit verbringen. Mit einem charmanten, jugendlichen Bewusstsein erkannte ich mit den Protagonisten zusammen, dass Dinge wie Strom, Heizung, Telefon und Privatsphäre eigentlich absoluter Luxus sind, und das Frauenrecht ein Fremdwort ist. Ihr könnt euch vorstellen, was passiert, wenn junge Mädels aus dem 21. Jahrhundert das live erleben und das ein oder andere auf dem Kopf stellen. Die Folgen bleiben übrigens nicht unter Verschluss und werden später noch angesprochen.

Leider verblasste dafür der Aufenthalt in der unsichtbaren Stadt ein wenig. Die sogenannte "Nacht der Eulen" klang nach einem grandiosen Event, dessen Hintergrund erklärt wurde, aber es spielte, genauso wie die dazugehören Nebendarsteller, nur zu Beginn und am Ende eine Rolle. Das fand ich schade. Dafür tauchte ich noch mehr in die Aufgabe der Zeitreisenden ein und fand es verrückt, auf was diese alles verzichten müssen. Ein Zwiespalt, der der Thematik ein Topping oben drauf setzte, und sich in einer Person manifestierte: Dante. Er hatte den Hauch eines normalen Lebens durch Lena spüren dürfen. Das allein hätte wohl schon gereicht, um dieses Buch richtig schön auszufüllen und auszuschmücken.

Nur stattdessen wurde noch mehr rein gepackt und ich verlor auf den letzten 100 Seiten den roten Faden. Ich hätte es nicht gebraucht, dass Lenas Familiengeschichte noch einmal hoch geholt wird und die Heldin des letzten Bandes damit zu einer Dramaqueen mutiert, die sich nebenbei für Dante noch ein Bein ausreißt. Ich war tatsächlich froh, dass Lena nicht die ganze Zeit im Vordergrund stand. Ebenso verstehe ich die Entwicklung der Zeitmeisterin nicht - von eiskalt und zielgerichtet ins Gegenteil überzugehen, macht in meinen Augen keinen Sinn. Der absolute Höhepunkt war zwar sehr spektakulär und ließ den Bösen viel Raum, aber ich empfand es als zu gewollt.

Ich dachte schon, dass das im Endeffekt DIE Schlusssituation überhaupt sei, aber dann kam Bobbie wieder. Meine kleine, zarte, kluge Bobbie, die mich mit ihren Ideen glücklich macht. Es kam zu einem Cliffhanger, der es soooo in sich hat. Mein Kopf schrie förmlich "What!?" Ihr könnte es euch denken: Der 3. Band wird auch gelesen. Das kann ich mir nicht entgehen lassen.

Fazit:

Immer noch eine geniale Idee und ein Setting, dass mich in andere Zeiten führt und manche Erklärung zur Historie mitbringt, aber der Showdown war ne Nummer zu dramatisch und zu gewollt, sodass der ein oder andere Charaktere schlechter wegkommt. Für Leser, die Bücher aller Kerstin Gier und ein bisschen Steampunk mögen.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Gänsehautmomente und Tränen in den Augen, Dani Atkins hat es wieder geschafft

Sag ihr, ich war bei den Sternen
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Allgemein:

die britische Autorin Dani Atkins ist ein Garant für emotionale Achterbahnfahrten, umwerfende Liebesgeschichten und Dramen. Auch 2019 beglückte sie ihre Leserschaft mit einem neuen Roman. "Sag ...

Allgemein:

die britische Autorin Dani Atkins ist ein Garant für emotionale Achterbahnfahrten, umwerfende Liebesgeschichten und Dramen. Auch 2019 beglückte sie ihre Leserschaft mit einem neuen Roman. "Sag ihr, ich war bei den Sternen" erschien im Knaur-Verlag und erzählt die Geschichte von Maddie, die vor 18 Monaten dem Mann ihres Lebens begegnete, bald heiraten möchte und bereits neues Leben in sich trägt. Glücklich wie nie und dann geschieht etwas Unvorhersehbares. Der Unfall hätte jeden passieren können, doch es passiert Maddie, die daraufhin in ein sehr langes Koma fällt. Als sie erwacht, existiert ihr altes Leben nicht mehr. Wie viel Zeit ist vergangen? Was ist mit ihrem Baby passiert? Warum hat Ryan sein Versprechen gebrochen und ist nicht bei ihr geblieben?

Mein Bild:

Ich wiederhole es immer wieder gern: Ich bin ein totaler Dani Atkins - Fan. daher sollte es niemanden wundern, wie ehrfürchtig ich nach langer Wartezeit die 425 Seiten in der Hand hielt. Ein wenig ängstlich und doch voller Hoffnung begann ich zu lesen, denn ich wusste, dass mich die Geschichte fertig machen würde und mir dabei zig Mal das Herz stehen bleibt, bevor ich sooo kurz vorm bitteren Ende weiß, wie es ausgeht. Tja, was soll ich sagen: Ich hatte recht.

Ich mochte die Protagonistin Maddie von Beginn an. Sie erzählte mir wie eine Freundin aus ihrer Ich-Perspektive heraus, wie sie mitten in den letzten Hochzeitsvorbereitungen steckte, wie sie Ryan kennenlernte und wie ihre Zukunft aussehen sollte. Es las sich so leicht und so ansteckend durch Maddies moderne, intelligente, sowie sehr gut vernetzte Art (Social Media Junkie). Doch der Moment verflog und ging in ein schlechtes Gefühl über. Ich kann euch gar nicht sagen, wie diese Vorahnung auf mich als Leserin überging. Verrückt.

Als Maddie aus dem Leben gerissen wird, fragte ich mich viele Seiten lang, wie lange sie nicht da war? Wie lange lag sie im Koma und was ist währenddessen passiert? Die Anspannung war zum Zerreißen, das Ergebnis unvorstellbar. Die Autorin hat zum medizinischen Aspekt eine kurze Stellungnahme im Nachwort abgegeben und gibt zu bedenken, dass die Vermittlung korrekter medizinischer Fakten und das Erzählen einer guten Geschichte ein schmaler Grat ist. Ja, da gebe ich ihr recht, doch ich denke aus der Geschichte geht klar hervor, dass Maddies Erwachen ein Wunder ist und sie nicht umsonst als "Miracle Girl" bezeichnet wird.

Dennoch ist Maddies Weg ins Leben kein Leichter. Ich bewunderte die Stärke, die sie an den Tag legte, um ihren Körper daran zu erinnern sich wieder zu bewegen oder wie sie sich bemühte zu erkennen, dass nicht nur 1 Tag vergangen ist seit sie eingeschlafen ist. Natürlich sind das nicht die einzigen Hürden. Ihre große Liebe Ryan hat nicht gewartet und auf einmal ist da eine andere Frau - Chloe. Eine richtig schwierige Kiste, denn ich wusste genauso wenig wie Maddie, ob ich Chloe verurteilen sollte. Auch sie lernte ich später über eigene Kapitel aus der Ich-Perspektive kennen, inklusive passender Zeitsprünge, um mir zu zeigen, wie ungewollt sie eigentlich in Maddies und Ryans Leben getreten ist. Gott, ich mochte Chloe im Endeffekt doch. Sie ist vom Typ her bodenständiger als Maddie, aber sie ist so ein herzerwärmender und sich aufopfernder Mensch. Nicht nur Maddie hatte bittere Pillen zu schlucken. Auch Chloe. Die Überschriften hätte ich gar nicht benötigt um beide Perspektiven zu unterscheiden. Beide Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet, Gemeinsamkeiten wie Unterschiede.

Dani Atkins spinnt Stück für Stück die Geschichte mit sämtlichen Hintergründen, einschleichenden Zusammenhängen und Geheimnissen, die ich erahnte, aber eigentlich nicht lesen wollte, weil sie mich in das nächste Loch fallen ließen oder mich unerwartender Weise wieder herauszogen. Das Gute ist, alles wirkte auf mich glaubwürdig. Ich hatte Verständnis für die Umstände und Entscheidungen, die die Charaktere trafen. Sogar in Bezug auf Maddies Kind.

Wer bisher also dachte, es dreht sich hier nur um eine Dreiecksbeziehung, hat sich getäuscht. Authentisch und liebevoll steht auch das Muttersein im Vordergrund. Ich bin keine Mama und trotzdem habe ich bei diesem Karussell mitgefühlt. Es entsteht eine Verbundenheit, vor allem zwischen den beiden Frauen, die tiefer geht als jegliche Freundschaft. Ich war absolut perplex darüber, doch anders hätte es nicht sein dürfen.

Der Schreibstil der Autorin lässt es einfach nicht anders zu. In jeder Situation, in jedem Gedankengang oder Gespräch sprangen mir die Gefühle entgegen. Ich mag nicht spoilern, doch meine Reaktionen beim Lesen sprangen von "Nein, nein, das kann nicht wahr sein, bitte nicht" zu "Das ist so schön, so wundervoll, lass es bitte so bleiben".

Nein, es blieb nicht so. Es gibt diverse Twists Nebencharaktere und zusätzliche Schicksalsschläge, die sich bis zum Ende durchziehen. Dani Atkins ließ mich zeitweise sogar im Dunkeln, wen es gerade betrifft. Ich wankte zwischen Spannung und Anspannung. Schlussendlich habe ich mit diesem Ende nicht gerechnet.

Fazit:

Ich habe gelächelt, ich hatte Tränen in den Augen - Haltet die Taschenbücher bereit und nehmt euch Zeit für dieses Buch. Eine authentische, gefühlvolle Geschichte und absolut keine leichte Kost! Dramatisch ohne an Persönlichkeit zu verlieren. Mein Highlight 2019.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Außergewöhnlich mit ruhigem Ende

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg
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Allgemein:

Bücher wie "Herzenmacher", "Wortwächter" oder die Reihe um die "Flammenwüste" entstanden durch die Feder des bekannten Fantasyautors Akram El-Bahay. Mit "Der Bibliothek der flüsternden Schatten" ...

Allgemein:

Bücher wie "Herzenmacher", "Wortwächter" oder die Reihe um die "Flammenwüste" entstanden durch die Feder des bekannten Fantasyautors Akram El-Bahay. Mit "Der Bibliothek der flüsternden Schatten" erschuf er eine fulminante Trilogie, die 2019 mit "Bücherkrieg" beim Bastei Lübbe - Verlag ihr Ende fand. Nachdem die eingesperrten Fabelwesen aus der Bücherstadt Paramythia geflohen sind, sehen sich der ehemalige Dieb Sam und die nicht mehr namenlose Dienerin Kani einer neuen Bestimmung entgegen. Ein Kampf gegen den König Mythias und der dunklen Wüstenhexe Layl steht bevor. Werden sie ihn bestehen und den Fabelwesen ein neues, echtes Leben schenken?

Mein Bild:

1 Jahr ist es jetzt her, dass ich den 2. Band "Bücherkönig" lesen dürfte und ich freute mich riesig darauf, endlich das Finale in den Händen zu halten. Wer hofft, die Bücher einzeln lesen zu können, den muss ich enttäuschen. Die jeweiligen 350 bis 400 Seiten könnten ohneeinander nicht existieren. Die Storyline, das Setting, die Figuren leben von einer Intensität, die man erst erfasst, wenn man alle Bücher gelesen hat und selbst darüber hinaus gäbe es Dank Akram El-Bahays Art Geschichten zu erzählen noch genügend Stoff, um Paramythia wachsen zu lassen.

Nichtsdestotrotz bin ich dem Autor wahnsinnig dankbar, dass er mir den Einstieg wieder so leicht gemacht hat. Im Verlauf werden kleine, aber hilfreiche Rückblenden eingebaut. Sei es um Gefühle, Gedanken oder Déjà-vus näher zu erörtern oder gar einen Witz zu reißen. Der Aha-Effekt war bei mir immer spürbar und so wichtig, um diesem komplexen Werk zumindest meistens folgen zu können. Wenn man bedenkt, dass es ein Jugendbuch ist, holla, die Waldfee, es hat Anspruch. Beispielsweise sind die Historie der fabelhaften Könige Nusar und des "weißen Königs" langwierig und voller Geschehnisse, die Stück für Stück ans Tageslicht kommen, so dass der ein oder andere Zusammenhang sich erst später vollkommen erschließt. Noch komplizierter empfand ich die Verbindung, die Rolle und die Möglichkeiten der Sahiras, also der Wüstenhexen, in der Welt. Für mich war es eine eigene Mythologie und nur schwer vergleichbar mit anderen Geschichten dieser Art. Akrams Ideen scheinen schier unendlich.

Doch sein zauberhaft, eleganter Schreibstil, der Märchen aus 1001 Nacht in nichts nachsteht und zudem noch eine ordentlich Portion Humor mitbringen kann, war einer der Punkte, die mich darüber hinwegtrösteten, dass ich vielleicht nicht alles 100%ig verstand. Zudem sind mir sämtliche Figuren und ihre authentische Entwicklung ans Herz gewachsen. Gott, sie sind auf so viele verschiedene Arten nahbar und ehrlich, selbst die Bösen unter ihnen. Der Bibliothekar Jacobus, die schrullige Alte Umm, der Fürst der Diebe Vicente... Sie trieben mir oft ein Lächeln ins Gesicht. Gespannt verfolgte ich ihre Handlungen und die unserer Protagonisten Kani und Sam, die sich seit dem 1. Band so verändert haben, weil sie sich bewusst entschieden haben einen bestimmten Weg zu gehen.

Und genau das ist für mich die Botschaft der Geschichte: Man hat eine Wahl! Man kann selbst bestimmen, wer man ist! Niemand ist von grund auf böse oder ein Held. Man sollte sich nicht von Vorurteilen blenden lassen und die Augen öffnen. Ansonsten bleibt man sich selbst und anderen fremd. Besonders auffallend zeigt das die Ausgrenzung der Fabeltiere innerhalb der Geschichte. Für den Menschen existierten diese bisher nur in Märchen und auf einmal sind sie lebendig, stiften Unruhe, beeinflussen das Leben einer großen Stadt und sind stärker als jeder bisherige Bewohner. Angst und Unwissen sind gefährlich, das macht beeinflussbar. Das ist ein Statement, aktueller denn je, oder nicht?

Der Plot selbst beinhaltete darüber hinaus verschiedene Handlungsstränge, die alle zu einem Ziel führten: Der unausweichlichen Konfrontation, die alle entscheidet. Die Wege dorthin gefielen mir um einiges besser als das Ende selbst. Sie waren so unterschiedlich wie die führenden Charaktere: Kämpferisch, erhaben, witzig, abenteuerlustig, traurig, dramatisch und ganz oft für eine Überraschung gut. So wie sich Wege trennten, liefen sie wieder zusammen, doch ganz ehrlich, der titelgebende Bücherkrieg blieb für mich aus. Es blieb bei einzelnen Duellen, die zwar spannend und auflösend waren, jedoch abseits einer tobenden Schlacht. Allerdings muss ich zugeben, so ruhig die Auflösung erschien, so richtig fühlte sie sich für die Figuren an. Wie man sich denken kann, ich bin dahingehend nach wie vor im Zwiespalt.

Fazit:

Der imposante, finale Band einer orientalisch-märchenhaften Reihe, die mit eigener Mythologie punkten kann. Für High Fantasy - Leser, die klassische Welten verlassen, weil sie mit Spaß und Anspruch Neues erleben wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Fantasie
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 28.09.2019

Zu viel Potenzial für einen Einzelband

Najaden - Das Siegel des Meeres
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Allgemein:

Mit „Najaden – Das Siegel des Meeres“ erschien 2018 das Debüt von Heike Knauber bei Blanvalet. Innerhalb der 600 Seiten entführt die deutsche Autorin den Leser in sagenumwobene Länder, in denen ...

Allgemein:

Mit „Najaden – Das Siegel des Meeres“ erschien 2018 das Debüt von Heike Knauber bei Blanvalet. Innerhalb der 600 Seiten entführt die deutsche Autorin den Leser in sagenumwobene Länder, in denen zwei königliche Heeresfürsten auf der Suche nach dem Siegel des Meeres einen Raubzug nach dem anderen begehen. Nach der Eroberung der Handelsstadt Glarnos entführen sie die junge Meliaé, die Tochter des Gilde-Ersten, in der Hoffnung, dass sie über wichtige Informationen bezüglich des Siegels verfügt. Doch nicht nur die Heeresfürsten haben Interesse an ihr, auch der Meeresfürst Miltiades ist hinter Meliaé her, um ihr zu zeigen, wer sie wirklich ist.

Mein Bild:

Über 600 Seiten Paperback mit einem maritimen Cover, das gefühlt schon nach Meerjungfrauen schreit, lagen vor mir. Der Klappentext las sich, als müsste eine Prophezeiung durch die Protagonistin erfüllt werden. So richtig straight ging es allerdings nicht auf dieses Ziel zu, getreu dem Motto „viele Wege führen nach Rom“. Dementsprechend habe ich eine durchwachsene Meinung zu dieser High-Fantasy-Geschichte und könnte endlos darüber philosophieren, aber ich versuche mich trotzdem zu fokussieren.

Heike Knauber hat einen fantastischen Schreibstil, der das Mystische mit dem Altertümlichen perfekt verbindet. Teilweise kam ich mir vor, als müsste ich eine Quest erfüllen, werde von Aufgabe zu Aufgabe geleitet und darf dabei Hafenstädte, tropische Inseln, den Meeresgrund und Wüstenpaläste besuchen. Die Beschreibungen sind bildreich, aber nicht zu ausgeschmückt, weil es hier definitiv reale Vorbilder aus verschiedenen Kulturen gibt. Ich hatte einfach das Gefühl, das mir das Ein oder Andere bekannt vorkam.

Ebenso vermischen sich griechische und orientalische Mythologien inklusive lebendig gewordener Sagengestalten und Legenden. Beispielsweise begegneten mir hühnenhafte Männer, die ihrem Äußeren einen Schakalkopf verleihen können, genauso wie Männer, deren Körper zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Pferd sind. Und glaubt mir, das sind längst nicht alle Wesen in diesem Buch! Es gibt sogar ein Glossar dazu, in denen zusätzlich noch Götter, Orte und Gegenstände erklärt werden. Nicht zu vergessen die Karten auf den Innenseiten der Buchdeckel. Wer jetzt denkt, das ist alles, täuscht sich. Denn welteigene Legenden haben einen sinnbildlichen Touch von Prometheus, Medusa & Co.. Zudem musste ich den ein oder anderen Begriff, wie „Fibeln“ (Spangen, Halterungen für Gewänder) oder „Legat“ (Gesandter/Befehlshaber), googlen, weil ich mich einfach nicht auskannte. Im Klartext: Es war zu viel Historie und Mythologie für meinen Geschmack und unterbrach zeitweise den Lesefluss. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Jedoch nicht nur dort! Die Story verlor sich in zu vielen Nebenhandlungen, wie urvölkermäßige Rituale, Familiendramen, blutige Auseinandersetzungen und Dreiecksbeziehungen, so dass ich mich irgendwann fragte, um was es hier eigentlich geht? Die Protagonistin Meliaé war mir dabei jedenfalls keine Hilfe. Ich verstand ihre Entwicklung kaum. Vom Zeitpunkt der naiven 15-Jährigen Handelstochter, die entdeckt, dass sie kein Mensch ist, gibt es einen gigantischen Zeitsprung von 4 Jahren, die mir im Endeffekt gefehlt haben. Denn, zack, ist sie eine amazonengleiche Heilerin im Urwald. Lustigerweise hat sie dabei ihre Naivität nicht verloren, why? In ihren Entscheidungen wurde sie erst gegen Ende selbstbewusster, bis dato rollte ich diverse Male mit den Augen.

Allem voran, weil sie ihre Rolle als Frau, die in dieser Welt sowas von nichts zu sagen hat und eigentlich nur als Objekt herhalten darf, akzeptiert. Es gab nur wenige Ausnahmen, in der sie die furchtlose und kluge Magiebegabte durchscheinen lässt. Das hat für mich nicht gepasst. Ebenso wie ihr männlicher Gegenpart Sayaf. Eine Heeresfürst mit Gewissen, der sich darin verrennt. Obwohl seine traditionell geprägten Beweggründe für mich einfacher nachzuvollziehen waren. Ein wirklich widersprüchliches Paar.

Mein Lichtblick in diesem Potpourri war der najadische Meeresfürst Miltiades: Stolz, loyal, klug und das Herz am rechten Fleck. Ich mochte ihn und finde, er ist der Einzige, der langfristig die richtigen Entscheidungen trifft. Überhaupt fand ich das Volk der Najaden furchtbar spannend. Leider verspricht der Klappentext zu viel, denn Najadis habe ich nie kennengelernt.

Trotz der Komplikationen, den Verlust des roten Fadens und der Vielzahl an Darstellern, muss ich der Autorin eines lassen: Langatmig ist die Story nicht. Es passiert tatsächlich immer etwas inklusive einiger Überraschungen. Schlussendlich taucht der rote Faden auch wieder auf (wer hätte es gedacht) und das Ende um Meliaé und Sayaf stimmte mich versöhnlich.

Fazit:

Für FantasyleserInnen, die einen Faible für griechische und orientalische Mythologien haben und gern über Umwege zum Ziel gelangen. Für mich war die Welt um das nicht gesehene Najadis zu komplex für einen Einzelband.