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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2019

Plus und Minus ergeben eben doch ein Gleichgewicht

Meine Checkliste zum Verlieben
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Allgemein:

Der Roman der erfahrenen Jugend- und Kinderbuchautorin Anja Janotta erschien Anfang 2019 im Magellan Verlag und erzählt die Geschichte von Naomi, die sich nichts mehr wünscht als ihrem Schwarm ...

Allgemein:

Der Roman der erfahrenen Jugend- und Kinderbuchautorin Anja Janotta erschien Anfang 2019 im Magellan Verlag und erzählt die Geschichte von Naomi, die sich nichts mehr wünscht als ihrem Schwarm Gustav ins Auge zu fallen und beliebter als jetzt zu sein. Wie gut, dass ihre Mutter seit der Abwesenheit ihres Vaters so viele Ratgeber im Haus hat! Mittendrin findet Naomi 36 Fragen, die sich zwei Menschen gegenseitig beantworten müssen und WUMS sind sie ineinander verliebt. Doch bevor sie ihr Glück an Gustav versucht, muss Adrian zum Test herhalten. Adrian, der Aspi, Adrian, der in der Rangliste ganz unten steht.

Mein Bild:

Und wieder lag ein Knallbonbon von Buch in meinen Händen. „Meine Checkliste zum Verlieben“ fällt mit seiner total „lovely“ Gestaltung auf. Es wirkt fast schon zu viel, aber es passt zu der 13-jährigen Protagonistin Naomi. Knapp 300 Seiten begleitete ich sie und ihrer Abarbeitung der 36 Fragen, die den Weg zur großen Liebe ebnen sollen.

Ich tat mich zu Beginn wirklich schwer mit ihr und der Art wie sie mir ihre Geschichte verkaufte. An sich schreibt sie ihrem „Paps“, der irgendwo auf der Welt rumschippert, eine lange Mail. Darin erzählt sie ihm, was passiert, seit sie sich vorgenommen hat, die 36 Fragen zu testen.
Nur geht diese Facette des E-Mails-Schreibens total unter. Es fällt höchstens auf, wenn sie ihren „Paps“ mal direkt anspricht. Noch dazu weiß ich bis heute nicht, ob sie die Mail je abgeschickt hat... Meiner Meinung nach hätte man das versuchte E-Mailformat einfach weglassen können, da es für die Handlung keine Relevanz hat.

Naomi selbst hat ein ganz schön loses, manchmal auch primitives Mundwerk und zeigt sich eine Zeitlang recht oberflächlich. Ihr ging es sehr darum, wie sie am schnellsten in der Klassenhierarchie aufsteigen kann. Denn als (immer noch) Neue in der Klasse nimmt sie gerade mal den Vorletzten Platz ein und das wurmt sie ziemlich. Ich gebe zu, so ist es bei mir in der Schule auch gewesen und erst später habe ich erkannt, dass es um mehr geht als zu den beliebtesten Schülern der Klasse zu gehören. Von daher ist schnell klar, worauf der Plot hinausläuft. Doch es kommt ja immer auf das WIE an! Und das hat mir sehr gefallen.

Denn bevor sie ihrem Schwarm Gustav die 36 Fragen, die jemanden in einen verliebt machen, stellt (und sie vermutlich in der Hierarchie nach oben katapultiert), muss ein Versuchskaninchen her. Gezwungenermaßen fällt die Wahl auf Adrian. Bekannt als Menschenallergiker, der immer voll neben der Spur ist, Adrian, der Aspi. Boah, fand ich das unsensibel, aber andererseits: Sind Kinder bzw. Jugendliche nicht manchmal so herzlos? Mobbing ist ein allgegenwärtiges Thema, in jeder Altersstufe. Sich zu behaupten, trauen sich die wenigsten. Anja Janotta ist in ihrem Buch hervorragend damit umgegangen und zeigt Lösungen auf, die sich jeder auf die Fahne schreiben kann.

Weiterhin hat sie sich im Gegensatz zu mir umfassend mit der Krankheit Asperger auseinander gesetzt. Adrian ist eine außergewöhnliche Person, dessen Verhalten so emotionslos und sachlich daher kommt, dass die Situationskomik mich einfach überfallen hat. Adrian kann nichts dafür, so äußert sich seine Krankheit nun mal, aber Naomi steht für das totale Gegenteil mit ihrer emotionalen Ader, die unverblümt zur Geltung kommt. Welten treffen aufeinander. Mir persönlich hat es etwas zu lange gedauert bis genauer erklärt wird, warum Adrian sich so verhält. Durch den späten Background wirkten für mich einige Dinge, trotz der Situationskomik, unverständlich und grotesk. Genau wie für Naomi. Adrian ist trotzdem mein Lieblingscharakter, da er Anstöße zum Nachdenken gibt. Warum können wir nicht einfach objektiv sein? Warum stellen wir Fragen, auf die wir keine ehrliche Antwort hören wollen? Er möchte das Wechselspiel zwischen Herz und Verstand verstehen und gibt sich unheimlich viel Mühe. Selbst Naomi erkennt das an.

Es ist der Appell, nicht voreilig zu urteilen, dem Menschen eine Chance zu geben und sich selbst eine Meinung zu bilden. Ich finde Anja Janottas schrittweise Entwicklung zu dieser emotionalen Botschaft gelungen.

Fazit:
Eine Geschichte, die jungen Lesern ab 12 Jahren eine realitätsnahe und eindeutige Message, mit einer Portion Spaß und Kurzweil, vermittelt.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Bunt, vielfältig, abseits der Norm und doch die gleichen Probleme

Fast schon bühnenreif
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Allgemein:

Lisa Rosinskys erster Jugendroman „Fast schon bühnenreif“ erschien Anfang 2019 beim Magellan Verlag und erzählt die Geschichte der 15-jährigen Cadie und ihrer Familie, die Dank ihrer Hippievergangenheit ...

Allgemein:

Lisa Rosinskys erster Jugendroman „Fast schon bühnenreif“ erschien Anfang 2019 beim Magellan Verlag und erzählt die Geschichte der 15-jährigen Cadie und ihrer Familie, die Dank ihrer Hippievergangenheit nicht ganz ins Bild der heutigen Gesellschaft passt. Aber Cadie ist das egal, solange ihr Dad an ihrer Seite ist. Er ist ihr ein und alles. Von daher interessiert sie sich kaum für ihre überarbeitete Mutter oder ihrem Musikgenie von Bruder. Bis zum Abend als der Anruf kam und sich alles veränderte. Ihr Dad hat noch eine Tochter, von einer anderen Frau und keiner wusste davon, nicht mal er selbst. Als Elizabeth von jetzt auf gleich einzieht, bricht für Cadie eine Welt zusammen und das gerade jetzt, wo doch das Theaterstück an der Schule ihre volle Aufmerksamkeit benötigt.

Mein Bild:

„Fast schon bühnenreif“ ist mein 1. Buch aus dem Magellan Verlag. Ich muss sagen, die Cover sind generell mehr als überzeugend. Als hätte man eine neue knallbunte Süßigkeit in der Hand, bei der man noch nicht weiß, ob sie einem schmecken wird. So ging es mir zumindest als ich dieses farbenfrohe, zu einem Theater passende und mit unterschiedlich eingeprägten Lettern kreierte Buch aufschlug.

Ich hatte keine Ahnung, was für eine Geschichte wirklich auf mich zukam. Ich erwartete eine amerikanische, moderne Teenievariante von Cinderella. Schließlich bekommt die Protagonistin Cadie auf einmal eine Halbschwester vor die Nase gesetzt. Doch es war viel, viel mehr und ich weiß nicht, ob ich meinen Eindruck die passenden Worte abgewinnen kann. Ich fühlte mich nicht nur unterhalten, das Buch glänzte durch seine Diversität, mehreren Handlungssträngen, tiefgehenden Emotionen und Humor. Am besten ich geh dazu ins Detail.

Ich mochte die 15-jährige Protagonistin Cadie von Anfang an. Ihre wirbelwindartige, melodramatische und doch so neugierige Ich-Perspektive führte mich durch die ganze Geschichte. Sie neigt zu tiefen Gefühlen, versucht sie in vielen Situationen aber herunter zu schlucken und bleibt vernünftig. Cadie offenbart sich nur denjenigen Menschen, denen sie vertraut und die ihr viel bedeuten. Ich verstand sie soo gut. Trotzdem ist sie ein Teenager, das darf man nicht vergessen und wer einmal verletzt wird, spielt nicht immer fair.

So auch Cadie, als der Mensch, den sie am meisten liebt, sie am meisten enttäuscht. Ihr Dad hat noch eine Tochter. Ihr Dad, der seine „Cadigste“ vergöttert. Auf die Vater-Tochter-Beziehung wird eingangs sehr eingegangen und dieses Zusammenspiel zwischen den Beiden ist einfach ein Traum. Absolut einzigartig und witzig, noch nie von mir gelesen. Und dann kommt der Moment, der die vierköpfige Familie komplett erschüttert. Ich musste einfach mitfühlen.
Der Umgang mit dieser Situation spielt eine wesentliche Rolle innerhalb des Plots. Wut, Zweifel und das Gefühl, sich an etwas gewöhnen zu müssen, das man nicht wollte und es nie wieder so wird wie es mal war.

Natürlich gibt es einige Bücher, die solche Familiendramen ins Auge fassen. Wo ist denn da das Besondere? Die Familie selbst ist es. Eine amerikanische Hippiefamilie, deren 2 Kinder nach Nationalparks benannt wurden, die sich als atheistische Juden sehen und überhaupt jeder seinen Faible ausleben kann, wie er es gern möchte. Die Figuren sind besonders, unerwartet, passen eigentlich nicht zusammen, ergänzen sich aber perfekt.

Vielfältigkeit und Offenheit zeichnet diese Buch aus! Die beste Freundin, die mit einer lebensfrohen Oma und Mutter zusammenlebt. Der Schwarm, der einen orientalischen Touch hat. Die Mutter, die auf spanisch flucht. Die Klassenkameradin, die ihre Liebe zu Frauen offen auslebt. Künstlerische und philosophische Aspekte, die ernst genommen werden. Es gibt zig Situationen, die ein offenes Miteinander und Akzeptanz zeigen. Absolut klasse. Cadie zeigte mir das und selbst, wenn sie Skepsis an den Tag legte, vor allem gegenüber ihrer neuen Halbschwester Elizabeth, was hat sie getan? Sie versuchte es zu verstehen und egal, wie verschieden die Menschen sind, alle haben wir doch die gleichen alltäglichen Probleme.

Die Autorin baute diese Aspekte neben der Familiengeschichte noch in Cadies Schulleben ein. Besonders in die Vorbereitung des Theaterstücks „Viel Lärm um Nichts“. Es ist eben auch ein Selbstfindungstrip, den alle Beteiligten durchmachen, indem man sich der Herausforderung stellt und ehrlich zu sich selbst und gegenüber anderen ist. Irgendwie wurden Klischees hier einfach überraschend umgekehrt: Wenn Eltern sich beispielsweise wünschen, dass ihr Kind ein Künstler wird, das Kind aber etwas Solides mit seiner Zukunft machen möchte. Ich bin geflasht von dieser Geschichte und wünsche mir mehr davon. Ich glaube, jeder findet sich hier wieder, findet einen Lieblingscharakter oder einen Lebensabschnitt, der ihm vertraut vorkommt.

Fazit: Ein Jugendbuch, dass für Vielfältigkeit, einen Schuss Lebensfreude und dem Erfüllen der eigenen Träume steht. Nicht nur für Leser ab 13 Jahren, sondern auch für Erwachsene etwas.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Eine Welt voller lebendiger Buchstaben? Bin ich dabei, wäre da nicht der Rest

Letterland - Die Diamantenquelle
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Allgemein:

Ein Bücherwurm wie er im Bilderbuch steht, das ist die 13-jährige Tinka. Sie liebt es, ihre Nase in die Geschichte von Odysseus zu stecken und findet genau in diesem Buch einen Brief, der einen ...

Allgemein:

Ein Bücherwurm wie er im Bilderbuch steht, das ist die 13-jährige Tinka. Sie liebt es, ihre Nase in die Geschichte von Odysseus zu stecken und findet genau in diesem Buch einen Brief, der einen merkwürdigen Hilferuf beinhaltet. Deutet Tinka das Geschriebene richtig? Die Welt der Bücher und Buchstaben ist in Gefahr? Zusammen mit ihrer besten Freundin Isabell und dem Antiquar Antonius beginnt sie eine Reise in eine Welt abseits des Vorstellbaren. Auf nach Grammaton, das Land, indem die Buchstaben LEBENDIG sind. Der Fantasyroman aus der Feder von Johanna Trommer mit Unterstützung von Meryem Natalie Akdenizli erschien 2011 bei Baumhaus. Mit knapp 600 Seiten ist es der 1. Band der „Grammaton-Saga“ und für Kinder ab 11 Jahren geeignet ist.

Mein Bild:

Das dicke Buch lag bestimmt knapp 3 Jahre auf meinem SUB und war schon beim Kauf kein aktueller Bestseller mehr, aber trotzdem sprach mich der Klappentext und das verrückte Cover bei einem großen Buchverkauf an und jetzt hatte ich endlich Lust das Buch in die Hand zu nehmen, weil ich wissen wollte, wie die Welt aus lebendigen Buchstaben aussieht.

Im nachhinein muss ich mir immer wieder vor Augen halten, dass es ein Kinderbuch ist, ein sehr dickes Kinderbuch. Also muss es kurzweilig, spannend, nicht zu komplex, dafür aber wieder logisch erscheinen. Schwierige Kiste und ich finde, die Geschichte packt das leider nicht. Nur warum?

Der Einstieg in die Geschichte klingt vielversprechend. Es gibt kein großes Vorgeplänkel, denn die Protagonistin findet auf den ersten Seiten den Brief, schnappt sich ihre Leute und zack wird versucht nach „Grammaton“ zu gelangen. Dort beginnen allerdings schon die logischen Fehler bzw. die massenhaft Freiheiten, die sich die Autorin genommen hat. Jeder Erwachsene würde das hinterfragen. Zum Beispiel hieß es erst, man kann nur allein und nicht über 18 Jahren nach Grammaton reisen. Aber dann kommt es zu der Ausnahme: Man reist zu dritt und ein Erwachsener ist dabei. Sowas aber auch. Ein weiteres Beispiel betrifft die Aufenthaltsdauer in Grammaton und wie man das den Eltern beibringt. Tja, das braucht man nicht, denn in Grammaton vergeht die Zeit ganz anders. Bei uns vergehen 30 Minuten, in Grammaton 5 Monate und so weiter.
Natürlich kann man sich als Autor beim Erschaffen einer Welt sämtliche Freiheiten nehmen, aber hier ist alles zu einfach und jedes Problem wird bis zur Mitte des Buches wie ein Fingerschnippen gelöst. Man kann sich also vorstellen, dass ich die Reise durch das Land Grammaton recht langweilig und simpel fand.
Noch dazu wird sich viel zu lange an Kleinigkeiten aufgehalten. Keiner braucht die Erklärung einer Reiseroute über 10 Seiten, wenn auf der letzten Seite des Buches eine hübsche kleine Karte hinterlegt ist.

Auch die Charaktere überzeugten mich kaum. Zu wenig Emotionen, zu oberflächlich. Selbst das Einbauen tragischer Geschehnisse aus der Vergangenheit brachte nichts, weil es nicht im Geringsten plotrelevant war oder die Charaktere beeinflusste.
Dafür, dass NUR Tinka unsere Welt und Grammaton vor der Auslöschung sämtlicher Buchstaben retten kann, war sie für mich austauschbar. Nein, sogar unscheinbar, weil sie neben den anderen Charakteren tatsächlich unterging. Zwar zugunsten inniger Freundschaften, die sie schloss oder in denen sie Trost fand (wenigstens ein emotionales Trostpflaster für mich), aber so verstehe ich natürlich nicht, warum nur sie alle retten kann? Soll sie dafür stehen, dass jedes Kind lesen sollte und sich mit ihr identifizieren kann oder wie? Natürlich ist es wichtig, eine klare Botschaft zu senden, nur die geht mit Tinka unter. Ich habe keine Entwicklung gesehen. Ich finde, ihre Freundin Isabell mit dem organisierten und strategischen Tick hatte mehr das Zeug dazu.
Allerdings gefiel mir der ausgeschmückte Schreibstil in Bezug auf das Setting und die Dialoge doch sehr. Manchmal märchenhaft verspielt und übertrieben, dann wieder wohlklingend oder ernst auf den Boden der Tatsachen geblieben. So wurde Grammaton vor meinen Augen lebendig! Ein so kreatives und witziges Worldbuilding habe ich noch nie gesehen bzw. gelesen. Man kann sich die Letterlinge als ca. 2 Meter große Buchstabenkörper vorstellen, an denen Kopf, Arme und Beine zusätzlich vorhanden sind. Jeder Letterling ist andersfarbig, besitzt Verzierungen, Kleidung und natürlich passend zum Buchstaben auch einen Namen. Die Idee ist absolut goldig! Grammaton hat etwas von „Alice im Wunderland“ und Michael Endes Phantasien aus „Die unendliche Geschichte“. Ein Palast, der mich an den Elfenbeinturm erinnert, Papierhäuser und -straßen (ob es dort jemals regnet?), ein Meer aus farbenfrohen Pflanzen, Bäumen und Lebewesen, die mir bisher in keinem Fantasyroman untergekommen sind und zum ständigen Begleiter werden.

Ab der Mitte der Story gab es eine vorläufige Erlösung für mich, indem die Autorin auf mehrere Handlungsstränge und damit Perspektiven überging, so trat der Bösewicht endlich ins Bild, zwar immer noch nicht in den Mittelpunkt, aber immerhin. Durch den Wechselt der Handlungsstränge kam wieder Spannung auf, wie sich wohl diese oder jene Situation auflöst.
Das Ende gefiel mir wiederum gar nicht. Es ist typisch, dass versucht wird, alles aus dem Abschluss rauszuholen. Es verfehlte seine Wirkung bei mir komplett. Aufgesetzte und überladene Plot Twists zogen es unnötig in die Länge statt Spannung aufzubauen. Tja, und eine saubere Auflösung der ganzen „Rettet Grammation“- Mission gibt es für mich auch nicht. Ich bin enttäuscht. Mir ist nicht bekannt, ob der 2. Band je erschienen ist, aber ich würde ihn auch nicht lesen wollen.

Fazit:
Eine Welt voller lebendiger Buchstaben ist eine großartige Idee, allerdings ist der Plot langatmig und die Protagonisten zu einfach gestrickt. Für Leser, die bunte Welten lieben und sich mit einem simplen Abenteuer vergnügen können.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Der Name ist Programm! Willkommen in einer weiteren abwechslungsreichen Geschichte der Welt der Verbliebenen

Der Klang der Täuschung
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Allgemein:

Das Imprint One aus dem Bastei Lübbe – Verlag bringt mit „Der Klang der Täuschung“ den 1. Band der Dilogie „Die Chroniken der Hoffnung“ in Deutschland heraus und bleibt der Autorin Mary E. ...

Allgemein:

Das Imprint One aus dem Bastei Lübbe – Verlag bringt mit „Der Klang der Täuschung“ den 1. Band der Dilogie „Die Chroniken der Hoffnung“ in Deutschland heraus und bleibt der Autorin Mary E. Pearson damit treu.
Sie entführt erneut in die fantastische und doch altertümliche Welt der Verbliebenen. 6 Jahre nach der großen Schlacht im Tal der Schildwacht begegnet der Leser Kazi. Sie ist Mitglied der Ehrengarde der Königin von Venda und wurde auf die Mission geschickt, den Mann zu finden, der für den damaligen Krieg mit verantwortlich war. Sie und ihre Begleiterinnen wollen diese Mission unter allen Umständen erfüllen. Allerdings begeben sie sich auf das Terrain der Familie Ballenger, die gegen die Verträge der Großreiche rebelliert und illegal die Stadt Höllenrachen regiert. Ihr Anführer Jase Ballenger könnte für Kazi zum Problem werden, aber anders als sie es erwartet hat.

Mein Bild:

Endlich ist es da! Das Hardcover, das sich mit der Rückenansicht der rotkäppchenwirkenden, jungen Frau nahtlos an die anderen Bücher anschließt. Einerseits finde ich den Wiedererkennungswert zu den anderen Büchern gut, andererseits ist es schade, dass man sich nicht am englischen Originalcover orientiert hat, weil es doch eine andere Geschichte dieser Welt repräsentiert.

Mary E. Pearson hat mich bereits mit der vorangegangenen Reihe „Die Chroniken der Verbliebenen“ in ihren Bann gezogen. Ihr Schreibstil, das World Building, die Protagonisten und ein sich langsam aufbauender komplexer Handlungsstrang regt zu Verschwörungstheorien an, die manchmal bestätigt und manchmal einfach über Bord geworfen werden. Und ja, auch dieses Buch ist ein Pageturner.

Ich muss gestehen, dass der Einstieg in die Welt der Verbliebenen für Neulinge nicht so einfach sein könnte. Ich wurde mit vielen Informationen bombardiert, die die Fans der bisherigen Reihe als auch „Neueinsteiger“ auf einen aktuellen Stand bringen sollte. Schon mal vorab, man kann „Die Chroniken der Hoffnung“ lesen ohne die vorherigen Bücher zu kennen. Und jetzt kommt das „aber“: Aber man wird bezüglich des Ausgangs der vorherigen Reihe gespoilert. Schon allein, weil das jetzige Buch 6 Jahre später spielt. Trotzdem denke ich, dass der Spaß an den vorherigen Büchern nicht verloren geht, wenn man sie im Nachgang liest.

Miss Pearson bleibt dabei dem Spiel der wechselnden Ich-Perspektiven, in Form der Protagonisten Kazi und Jase, treu. Generell gefallen mir alle Charaktere zum großen Teil besser als die der vorherigen Reihe. Doch warum? Wahrscheinlich, weil die von Anfang an mehr Ecken und Kanten, mehr Tiefe zeigen und nicht aus einem luxuriösen Königshaus stammen. Verwöhnt und naiv? Fehlanzeige.

An vorderster Front natürlich Kazi (17) und Jase (20). Beide haben gemein, dass sie absolut loyal sind und das verteidigen bzw. beschützen, was sie lieben. Sie versuchen Taktiken und Strategien zu entwickeln, Menschen zu durchschauen, um dann das Richtige zu tun. Klingt gut? Ja, allerdings stehen Kazi und Jase politisch auf der jeweiligen anderen Seite und beider Leben könnte nicht unterschiedlicher verlaufen sein. Er, der in einer Großfamilie behütet aufgewachsen ist, sie, die als Straßengöre ums Überleben kämpfen musste. Vorurteile, persönliche Erfahrungen und Gefühle bieten hier allerhand Zunder!

Natürlich kommt es trotzdem so wie man es erwartet: Man bringt zwei Menschen zusammen, die sich für die Liebe oder für die Pflicht entscheiden müssen. An sich eine Grundlage, die es wie Sand am Meer gibt. ABER es wirkte auf mich dennoch außergewöhnlich spannend, überraschend, teilweise sogar witzig. Gründe dafür sind die Settings, die Nebendarstellern, die Historie, verschiedene Völker bzw. Sprachen und komplexe Problemstellungen.

Das Setting wechselte von der blanken Wildnis über eine mit riesigen Bäumen belebte Stadt, bis hin zu einer mittelalterlichen, Game oft Thrones - anmaßenden Festung oder einem orientalisch angehauchten Markt. Miss Pearson widmete sich der Entstehung dieser Orte, indem sie Jase die Möglichkeit gab seine Familiengeschichte zu erzählen. Zusätzlich wurden die historischen Texte der Ballengers zwischen die Kapitel gedruckt, die ein weiteres Puzzlestück zur Entstehung dieser Welt beitrug. Im übrigen zeigt das tatsächlich dystopische Ansätze!

Bring das zusammen mit liebenswerten und charakterstarken Nebendarstellern, die mit ihrer persönlichen Geschichte weitere Handlungsstränge einbringen und tada, du legst das Buch nicht mehr aus der Hand. Ich mochte, dass die „Rathan“ Synove und Wren nicht nur als Kämpferinnen, sondern auch als Freundinnen von Kazi gezeigt wurden. Mir fiel Jase Liebe zu seiner Familie und deren Gastfreundlichkeit erst richtig auf, als ich seine Geschwister kennenlernen dürfte. Tja, und mein absolutes Fan-Highlight: Ein paar alte Bekannte kommen zum Zug. Meine innerlichen Freudensprünge hat man mir beim Lesen bestimmt angesehen. Es ist so schön zu wissen, was aus ihnen geworden ist.

Der Plot selbst ist geprägt von den Zielen des Einzelnen (bei vielen Darstellern, viele Ziele) und allerhand Lügen, um sich nicht angreifbar zu machen. Mich wundert, dass die Autorin nicht den Überblick verloren hat. Vieles ist plotrelevant, aber weniger hätte bei über 600 Seiten auch mehr sein können. Natürlich erhöht das den Spannungsbogen, bietet Plot Twist – Gelegenheiten und macht neugierig, wie es nun weiter geht. Hier geht es um weit mehr als nur die Liebe oder eine Mission. Es geht um Anerkennung, Abbau von Vorurteilen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Gibt es einen Cliffhanger? Ich sag es mal so, der Ursprung des 1. Bandes wird abgehandelt...Wäre da nicht ein besorgniserregendes letztes Kapitel, die die Wartezeit bis 2020 noch länger werden lässt.

Fazit:

Der Titel ist Programm und bietet ein emotionales und kämpferisches Abenteuer in der gut durchdachten Welt der Verbliebenen. Wer Mary E. Pearson bisher mochte, wird sie weiterhin mögen und andere werden sie neu entdecken!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.01.2019

Kennt nur ein kleines Mädchen die Antwort auf die Fragen aller Fragen?

Das Mädchen, das die Welt veränderte
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Allgemein:

Der schweizer Riverfieldverlag veröffentlichte „Das Mädchen, das die Welt veränderte“ erstmals 2017. Alfonso Pecorelli schrieb das Buch als Plädoyer an die Menschlichkeit und der Illustrator ...

Allgemein:

Der schweizer Riverfieldverlag veröffentlichte „Das Mädchen, das die Welt veränderte“ erstmals 2017. Alfonso Pecorelli schrieb das Buch als Plädoyer an die Menschlichkeit und der Illustrator Jan Reiser füllte das Buch mit seinen bunten Illustrationen. In der Geschichte trifft der Leser auf das Mädchen Marie, das nach seinem Tod auf Gott trifft. Sie nennt ihn fortan Onkel Elvis und versucht ihn zu überzeugen, dass die Menschen es wert sind am Leben zu bleiben. Doch er lässt sich nicht so leicht überzeugen, denn die Menschen neigen zu Egoismus, Zerstörung und verlieren Stück für Stück ihre Menschlichkeit. Jedoch gibt er Marie eine Chance: Sie soll eine Person innerhalb der menschlichen Geschichte finden, die die Frage aller Fragen beantworten kann, so wie sie es getan hat...

Mein Bild:

Ich fragte mich von Anfang an: Ist das ein Kinderbuch oder ein Roman für Erwachsene? Das Cover sah nach Ersterem aus: Die farbigen Blumen, die Silhouette eines Mädchens, das über eine Wiese läuft. Freude pur! 221 Seiten, teils mit Illustrationen, die die Darsteller des Buches im kinderfreundlichen Stil einfangen und dann beginnt die Geschichte noch mit „Es war einmal...“. Doch ich halte es keineswegs für eine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder. Das Buch ist höchstens etwas für Kinder ab12 oder 13 Jahren aufwärts.

Nur warum? Weil es die eindeutige Message vertritt, dass jeder das Leben als etwas Wertvolles betrachten und schützen sollte. Schließlich besitzt man nur ein Leben auf diesem Planeten! Doch die Geschichte hat uns gelehrt, dass nicht jeder Mensch den Umstand zu schätzen weiß. Auf diese Grausamkeit geht das Buch, gerade zum Ende hin, intensiv ein.

Umso schöner ist, dass mich ein leuchtender, unschuldiger Stern durch die Geschichte geführt hat: Marie, ein achtjähriges Mädchen und zu meiner Freude kein typisch blonder Engel, sondern eine PoC. Jedoch beginnt ihre Geschichte ziemlich traurig, denn Marie stirbt. Für mich sah es ziemlich danach aus, dass sie in der Dritten Welt geboren wurde. Armut, Hunger, Unwissen und keine Hilfe. Der Autor bindet die gnadenlose Realität ein.

Doch Marie beantwortet vor ihrem Ableben die Frage aller Frage! Die Frage, die ich erst am Ende des Buches kannte, obwohl es sich im ganzen Plot nur darum drehte. Ich mochte den spielerischen Spannungsbogen trotz meiner Neugier auf die Antwort, was es denn für eine Frage sein soll.

Natürlich spielt „Gottes Gnade“ gegenüber der Unschuld eine tragende Rolle. Aber keine Angst, es wird nicht kitschig! Einfach, weil die kreative und unkonventionelle Darstellung von Gott in Form eines Aborigines absolut spitze ist. Ein so ursprüngliches Volk in die Geschichte einzubinden und sogar auf einen Teil der Sagenwelt dieser Kultur einzugehen, war ein sehr überzeugender Schachzug des Autors.

Ich genoss die märchenhafte Weise des dazu passenden (fast) allwissenden Erzählers, der Marie auf Schritt und Tritt begleitete und immer auf ihre Begegnungen einging. Sie lernte auf ihrer magischen Zeitreise einige weise Menschen kennen! Für mich war es ein reiner Spaß zu lesen, wie sie die großen Ideen bekannter Philosophen ganz offen und unvoreingenommen infrage stellte.

Nur waren allerhand Klischees dabei, die mich störten. So großartig und überraschend die Philosophen und Denker beschrieben wurden, es war keine einzige Frau dabei. Genauso wie die Darstellung des menschlichen Bösen. Jetzt ratet mal, wer geschichtlich gesehen, der böseste Mensch auf den Planeten war? Richtig, es war ein Österreicher.

Weiterhin nahmen Maries Reisen gefühlt kein Ende. Manchmal war mir das viele Gerede der großartigen Männer dieser Welt zu langatmig und theoretisch. Gott sei Dank half mir die wechselnde Atmosphäre der verschiedenen Länder und Kulturen darüber hinweg, die der Autor mit historischen Winks aufzeigte. Dazu kommen noch Jan Reisers zahlreiche karikaturistischen Illustrationen als Sahnehäubchen obendrauf.

Am Ende wurde es noch einmal turbulent, jedoch hat es sich gelohnt darauf zu warten. Marie machte mir erneut bewusst, dass man in seinem Leben nie vergessen sollte, was uns als Mensch aus macht.

Fazit:

Eine Hommage an das Leben, rührend geführt durch Kinderhand. Für Leser, die das Leben gern infrage stellen und zur Abwechslung einfache Antworten bekommen wollen.