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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2019

Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie tückisch der erste Eindruck sein kann

The Couple Next Door
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Allgemein:

Endlich mal einen Abend ausgelassen sein. Nach Monaten voller Windeln, Spielzeug, Schlafentzug und Babygeschrei gleich nebenan mit den befreundeten Nachbarn zu Abendessen. Da ist doch nichts ...

Allgemein:

Endlich mal einen Abend ausgelassen sein. Nach Monaten voller Windeln, Spielzeug, Schlafentzug und Babygeschrei gleich nebenan mit den befreundeten Nachbarn zu Abendessen. Da ist doch nichts dabei, oder? So dachten es sich die jungen Eltern als sie mit dem Babyphone bewaffnet zur Nachbarstür gingen. Ihr Kind liegt schließlich schlafend im eigenen Teil des Reihenhauses. Doch als sie zurück kommen steht die Haustür offen, ihr Kind ist weg. Wer würde ihnen so etwas antun? Diese und andere Fragen wirft Shari Lapena in ihrem ersten Thriller auf. In Deutschland erschien das Buch 2017 bei Bastei Lübbe und inzwischen legte die Autorin mit ihrem zweiten Bestseller „A Stranger in the House“ nach.

Mein Bild:

Der Thriller fiel mir 2017 bei der Lesejury auf. Aber nicht durch das regnerisch, verschwommene Cover, nein, tatsächlich hat es mir der Klappentext angetan. Erschreckend und fasziniert zugleich über die Idee, dass ein Kind verschwindet, weil seine Eltern es mit Absicht allein ließen. Irgendwie erinnerte es mich an das Verschwinden der kleinen Maddie aus England. Damals standen die Eltern sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Maddie wurde bis heute nicht gefunden.

Auf 348 Seiten bzw. 37 Kapiteln geht es nun darum, die kleine Cora zu finden und den Täter am besten gleich mit. Die Autorin beschreibt Situationen schnelllebig und realitätsnah, arbeitet aber auch mit Klischees, vor allem bei den Darstellern der Geschichte: Die sexy Nachbarin, die von ihrem Ehemann gelangweilt ist, die depressive Mutter Anne und der immer unter Druck stehende Vater Marco. Ich konnte mich ziemlich gut in die Personen hineinversetzen und sie waren ziemlich einfach auseinander zu halten trotz eines flotten Wechsels in der personalen Erzählweise.

Anne und Marco Conti, die Eltern der kleinen Cora, sind kein überglückliches junges Elternpaar. Das stand schon auf den ersten Seiten fest. Sie haben mit der Elternschaft zu kämpfen, gerade Anne leidet unter Depressionen und tat mir wahnsinnig leid. Dass das Muttersein nicht nur das Glück auf Erden bedeutet, wird innerhalb der Geschichte intensiv erläutert. Dennoch hätte ich Anne einige Male schütteln können, wie naiv sie eigentlich ist. Von einer Ende 20 - Jährigen hätte ich tatsächlich mehr erwartet. Es dauerte gefühlt ewig bis sie aufsteht und kämpft.
Deswegen mochte ich ihren Mann Marco zu Beginn lieber als sie. Er versucht nach dem ersten Schock, einen kühlen Kopf zu bewahren, obwohl die Liebe zu seiner Tochter so verzweifelnd greifbar war. Er wird unentwegt damit konfrontiert, dass er es niemanden recht machen kann. Zeitweise hätte ich ihn gern in Schutz genommen, zumindest bis er mir zu berechnend wurde.

Tja, und dann tauchte Detective Rasbach auf. Ein Ermittler wie ich ihn mir nur vorstellen kann. Strategisch, analytisch, gefasst, nie emotional, nur leider ohne den passenden Hut. Bei seiner Charakterisierung fällt stark auf, dass seine Vergangenheit und sein Äußeres keine Rolle spielt. Das war für mich auch nicht schlimm, denn es geht um die Contis, die zu meinen Erstaunen sofort auf der Verdächtigenliste stehen. Leider ging Rasbach seine Überlegungen zu oft durch. Meine Güte, so vergesslich bin ich nun auch wieder nicht. Ich meine, seine Vorgehensweise glich einer Rechenaufgabe, die er oft wiederholte, Zahlen je nach Erkenntnis austauschte, um dann auf das vermeintlich richtige Ergebnis zu kommen.
Das Ergebnis konnte nur richtig sein, ich verstand ihn, wirklich. Doch mein Herz wollte ihm nicht glauben, egal wie gut dieser Detective war, wie toll ich seine Befragungen oder seine Taktiken fand, emotional ließ ich das nicht zu.

Es fesselte mich wirklich, ich schwankte und rätselte bis ca. zur Mitte des Buches, änderte bis dato einige Male meine Meinung über den Contis, um dann nur zu sagen: „Das kann jetzt doch nicht wahr sein.“ Ich wusste, wer Coras Entführung zu verschulden hatte. Doch Stück die Geschichte bekam einen noch größeren Rahmen und es warteten bis zum Schluss teils logische, teils unerwartete Wendungen auf mich.

Emotional aufgewühlt und gespannt hoffte ich bis zum Ende, dass die kleine Cora wieder gesund nach Hause kommt. Ohne zu spoilern sage ich es mal so, Shari Lapena hat jedem das Ende verpasst, das er auch verdient hat.

Fazit:

Ein aufwühlender und spannender Thriller um die Suche nach einem vermissten Baby, dessen Eltern verdächtigt werden. Tiefgründig mit Plot Twists aufbereitet, jedoch mit Klischees in der Charakteristika gepflastert.

Veröffentlicht am 22.12.2018

Drama, Baby, grausames Drama

Sturmhöhe
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Allgemein:

Im Englischen kennt man den literarischen Klassiker unter „Wuthering Heights“, der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals veröffentlicht wurde. Emily Brontës einziger Roman stieß zu damaliger ...

Allgemein:

Im Englischen kennt man den literarischen Klassiker unter „Wuthering Heights“, der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals veröffentlicht wurde. Emily Brontës einziger Roman stieß zu damaliger Zeit auf Ablehnung, doch heute gehört er zu den allgemein bekannten Werken dieser Zeit. Es existieren zig Auflagen dieses Buches, wie beispielsweise die 2014 erschienen Sonderauflage aus dem dtv-Verlag. Inhaltlich begleitet der Leser zwei auf dem Land lebende, wohlhabende Familien über mehrere Generationen hinweg. Besonderes Augenmerk bekommen dabei der, von den Earnshows adoptierte, Heathcliff und die Tochter des Hauses Catherine. Von Kindesbeinen an, sind die Beiden die besten Freunde. Bis sie älter werden und beginnen Gefühle füreinander zu hegen. Jedoch entscheidet sich Catherine nicht für den mittellosen Exoten Heathcliff, sondern heiratet den Erben von Thrushcross Grange Edgar Linton. Wird sich Heathcliff damit zufrieden geben oder um Catherine kämpfen?

Mein Bild:

Da lagen sie also vor mir: 450 Seiten Seiten mit klein gedruckter Schrift. Kompakt verpackt in einem von bläulich-goldenen Stoff ummantelten Hardcover. Wirklich hübsch anzusehen dieser Retroschick. Allerdings ist es ein echt dickes Buch. Vielleicht hätte man ein größeres Format wählen sollen, damit es schmaler ausfällt.

Schon mal vorab, ich bin kein großer Klassiker-Fan. Mir war zu Schulzeiten schon „Romeo und Julia“ ein Graus. Ich kann bis heute nicht wirklich verstehen, warum so viele Menschen darauf schwören. Man kann sich also denken, dass ich jetzt nicht freudestrahlend aus dem Buchladen gekommen bin, weil ich „Sturmhöhe“ in meinen Händen hielt. Doch darauf fiel nun mal die Wahl in einem privaten Buchclub. Also, was soll´s. Ich wusste so gut wie nichts über die Story. Ich stellte mir eine schnulzige, langatmige Lovestory im Großbritannien des 19. Jahrhunderts vor, mehr nicht. Kurz gesagt, ich habe mich geirrt.

Dafür, dass das Buch vor knapp 200 Jahren erschien, empfand ich den Schreibstil als recht modern und flüssig zu lesen. Ich verstand alles, Fremdwörter waren kaum dabei und die biblischen Anekdoten wurden sogar über Erläuterungen am unteren Seitenrand erklärt. Ich bin dennoch von der Rechtschreibung irritiert gewesen. Wer die Rechtschreibung noch mit „daß“ kennt, wird hier auf seine Kosten kommen, denn „dass“ gibt es nicht. Es wurde tatsächlich eine Übersetzung mit, ich nenne es mal, einer älteren Varianten der deutschen Rechtschreibung genutzt. Woran das liegt? Wenn ich es richtig deute, hat dtv diese Übersetzung schon einmal 1997 veröffentlicht, noch vor „dass“...

Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt. Zum einen von dem Pächter Lockwood, einem charmanten, ruhigen Typen, der 1801 die Ruhe auf dem Lande sucht. Und zum Anderen von der Hauswirtschafterin Nelly Dean, die ihr ganzes Leben auf dem Grund und Boden von Wuthering Heights und Thrushcross Grange verbracht hat. Nelly ist übrigens die einzige Protagonistin, die mir sympathisch ist! Sie hat das Herz am rechten Fleck und handelt mit Vernunft.

Im Gegensatz zu den restlichen Protagonisten. Ich sage es frei heraus, die sind alle durchgeknallt. Aggression, Gewalt, Naivität, Überschlagshandlungen und Kaltblütigkeit stehen an der Tagesordnung. Selbst als Kinder sind Heathcliff und Catherine mit allen Wassern gewaschen, haben nur Unfug im Kopf und harmlos ist davon das Wenigste. Ich war schockiert! Im Ernst, zu dieser Zeit ging es doch streng zu, der liebe Gott stand über allem, aber diese Kids machten sich überhaupt nichts daraus.

Catherine ist eine absolut naive und hysterische Person. Sie nervte mich mit ihren Allüren, ich konnte sie nicht ernst nehmen. Es gab nur einen Punkt, an dem ich sie für verantwortungsbewusst hielt und das war, als sie sich klischeemäßig für eine Vernunftheirat entschied. Ansonsten kam bei ihr nicht wirklich Spannung auf, sie ist einfach ein recht oberflächlich gestrickter Charakter.

Das kann man von Heathcliff nicht sagen. Wenn er am Zug war, wusste ich nicht, was passieren würde. Er musste sein ganzes Leben um Akzeptanz kämpfen. Er war ein Außenseiter, schon wegen seines dunkleren Hauttons und der schwarzen Haare. Aber überraschenderweise hat er es geschafft mehr zu sein als alle erwarteten. Klug, in der Öffentlichkeit stets vornehm, jedoch hinter der Fassade voller Wut, Gewalt und Aggression. Seine Kaltblütigkeit verschaffte mir beim Lesen Gänsehaut. Er zieht im Geheimen die Fäden und lenkt das Geschehen. Seinetwegen gab es Plott-Twists, an die ich nie gedacht hätte. Irre, wenn ich bedenke, dass ich den Weg der Beiden über Jahrzehnte begleite.

Die Zeitangaben waren auch so eine Schwierigkeit. Manchmal gab es Jahreszahlen, dann sprach man wieder von diesen und jenen Jahren später oder bezog sich auf Jahreszeiten. Teilweise waren die Zeitsprünge riesig und als die Kinder auch noch wie die Eltern bzw. Verwandten hießen, hatte ich verloren! Ich musste oft nachrechnen, weil ich mir nie ganz sicher war, wie viel Zeit genau vergangen war. Meine Erleichterung war groß, wenn das aktuelle Alter der Protas bekannt wurde oder der am Anfang des Buches abgebildete Stammbaum mir zu Hilfe eilte. Zum Nachdenken gab es dahingehend genug.

Das Ende hat mich teilweise überrascht und war angemessen für dieses Drama! Mal abgesehen von Heathcliff waren die anderen Haupt- und Nebendarsteller einfach zu durchschaubar. Ich bin froh, zu diesem Klassiker jetzt etwas sagen zu können, auch wenn er doch wirklich etwas Verstörendes an sich hat.

Fazit: Spannend, dramatisch und irre kaltblütig. Für Leser, die vom 19. Jahrhundert mehr erwarten als romantische Liebesszenen auf englischen grünen Wiesen.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Ein Hauch weihnachtlichen New Yorker Geschmacks

New York Christmas
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Allgemein:

„NewYork Christmas“ erschien 2015 beim Hölker Verlag und wurde durch das kreative Duett Lars Wentrup und Lisa Nieschlag gestaltet, während die Fotografin Julia Cawley New York mit ihrer Kamera ...

Allgemein:

„NewYork Christmas“ erschien 2015 beim Hölker Verlag und wurde durch das kreative Duett Lars Wentrup und Lisa Nieschlag gestaltet, während die Fotografin Julia Cawley New York mit ihrer Kamera festhielt. Zum Schluss stand ein durchgehend illustrierter Band mit Geschichten, Liedern und vor allem amerikanischen Koch- und Backrezepten, die extra für den europäischen Gaumen abgewandelt wurden. Andere Bücher in diesem Format sind „White Christmas“ und „New York Christmas– Baking“, die ebenfalls beim Hölker Verlag erschienen sind.

Mein Bild:

Ich bevorzugte bisher eher die klassischen Koch- und Backbücher nach den gewöhnlichen Kategorien wie „italienisch“, „mit Schokolade“ oder „nach Hausfrauenart“. Einfach damit ich ungefähr weiß, was dahinter steckt und ich gezielt nach Rezepten suchen kann. Tja, und dann bekam ich „New York Christmas“ geschenkt. Ein riesiges Buch, etwas schwer und so hübsch gestaltet, dass man es kaum in der Küche liegen lassen kann, schließlich könnte ein Fleck alles zerstören. Aber ich fand die Inhaltsangabe auf Anhieb sehr übersichtlich. Von süß bis deftig, von Vorspeisen bis zum Hauptgericht, alles ist dabei. Und alles klang sehr, sehr lecker und war gefühlt durch und durch durchdesigned.

Doch nicht nur das. Beim Durchblättern stieß ich sofort auf Erinnerungenan die namensgebende Stadt. Die Fotografien fangen New York im Winter mit dem Trubel oder selbst der seltenen Stille sehr gut ein. Es wirkt unbefangen, nicht gestellt, und so ehrlich wie Momentaufnahmen des Lebens sein können. Das gefällt mir sehr gut daran. Im heftigen Gegenzug stehen die Fotografien der Gerichte, die Lisa Nieschlag und Lars Wentrup in Deutschland aufnahmen. Mein erster Gedanke „Gott,sieht das lecker aus“, mein Zweiter „Na, ob das so aussieht, wenn ich das mache.“

Gesagt, getan und für euch getestet: „Snowcaps“. Die kleinen Gebäckkugeln trafen auf meinen Schokoholicgeschmack. Das Rezept warin wenigen Absätzen erklärt, die Zutatenliste kompakt und machbar. Zum Schluss sahen die „Snowcaps“ dem Bild auf der Doppelseite des Rezeptes sehr ähnlich. Der beschriebene Aufbau zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Bis auf das Ingwerpulver fiel mir keine wirklich exotische Zutat auf, so dass ich davon ausgehe, dass man alles im Supermarkt um die Ecke finden kann. Sehr gut mitgedacht, denn ganz ehrlich, wen schrecken endlos lange Zutatenlisten und eine umfangreiche Anleitung des Rezeptes nicht ab? Zu den typischen Portionsangaben gesellte sich allerdings keine Zubereitungszeit. Meines Erachtens gehört das dazu. Warum diese Angabe hier keinen Platz fand, weiß ich nicht. Ich habe beim Durchlesen der Arbeitsschritte grob zusammenzählen müssen, wie lange ich wohlbrauche. Ja, ich fand das nervig.

Absolut genial waren die Einführungen in das jeweilige Rezept, die alle sehr verschieden waren. Einmal ging es um die Herkunft einer Zutat, einander Mal um Abwandlungen oder Toppings, weiter ging es mit typischen amerikanischen Ritualen oder Tipps wie die Gerichte länger haltbarbleiben können. Zusätzlich ermunterte man den Leser sich einfach was zu trauen, sich vor den Probieren nicht zu scheuen. Mega abwechslungsreich!

Doch das Buch dreht sich nicht nur um Rezepte, sondern auch um Geschichten. So zumindest der Titel. Leider beinhaltet das Buch nur 3 Kurzgeschichten. Allesamt sind sie wunderschön, zeigen förmlich den Geist der Weihnacht und ließen mich inne halten beim Gedanken, worum es an Weihnachten wirklich geht. Jedoch hätte ich mir mehr davon gewünscht. Darüber haben selbst die 2 abgedruckten Weihnachtslieder nicht hinweg geholfen.

Abschließend sei gesagt, das Buch ist trotzdem gelungen und etwas ganz anderes. Die Aufmachung täuscht, denn dahinter befinden sich keine Luxus- und Profirezepte, sondern einfache, lecker Dinge, die sich jeder zutrauen kann.

Fazit:

Ein Geschenk für Städtetrippler & Lesemuffel mit einfachen, aber guten Geschmack und einer Vorliebe für Weihnachten.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Die traumhafte Kulisse Londons, kantige Nebendarsteller, aber eine nicht überzeugende Protagonistin

Nebenan funkeln die Sterne
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Allgemein:

Unter dem Pseudonym Lilly Adams schrieb die Autorin Bettina Brömme den Liebesroman „Nebenan funkeln die Sterne“, der 2018 bei LYX erschien. Inhaltlich dreht es sich um die, von all ihren Followern ...

Allgemein:

Unter dem Pseudonym Lilly Adams schrieb die Autorin Bettina Brömme den Liebesroman „Nebenan funkeln die Sterne“, der 2018 bei LYX erschien. Inhaltlich dreht es sich um die, von all ihren Followern geschätzte, Instagrammerin Emma. Ihre hochgeladenen Bildern versprühen pures Glück und Lebensfreude. Was jedoch niemand weiß: Emma lebt wie eine Einsiedlerin in einer londoner Dachgeschosswohnung und schottet sich in ihrem Elfenbeinturm von der Außenwelt ab ohne das es jemand merkt. Offline existiert sie so gut wie gar nicht mehr, zumindest bis nebenan der äußerst sympathische Fahrradkurier Nathan einzieht und Emma aus ihrem Versteck lockt.

Mein Bild:

Das Cover liebe ich wahnsinnig! Diese paillettenartigen Lichter, der Titel zwischen einer Lichterkarte und die dezente Farbgebung erinnern mich an laue Sommerabende und romantische Begegnungen. Schön und schnulzig. Allerdings ist die Geschichte keine übertriebene Romanze. Der Mittelpunkt liegt einfach auf dem ungewöhnlichen Leben der Protagonistin Emma, sowie die Aufarbeitung des dazugehörigen Hintergrundes.

Die Story wird reinweg aus ihrer personalen Sichtweise erzählt. Das fand ich schade, denn ihr zu Folgen bedeutetet auch einige Längen in Kauf zu nehmen. Hauptsächlich lag es daran, dass ich ihr nicht alles abkaufte und das ständige Wiederholen ihrer Zweifel nicht ausreichte, um ihre Gefühle glaubhaft zu machen. Doch warum ist das so? Nun, Emma ist Mitte, maximal Ende 20, sie ist selbstständige Webdesignerin und arbeitet von zu Hause aus, sie telefoniert mit ihren Kunden per Skype, und das ziemlich selbstbewusst. Sie ist kreativ, klug und ist sehr organisiert. Es wirkte auf mich fast schon schizophren, als ich las, dass sie verdammt nochmal nie das Haus verlässt, Angst vor Menschen hat, ihre Umwelt belügt und das seit 18 Monaten durchzieht. Natürlich wird der Hintergrund Stück für Stück offenbart, aber das war mir einfach nicht tiefgründig genug. Es geht um soziale Isolation, eine förmliche Selbstgeiselung, die mir inhaltlich zu oberflächlich gestaltet ist. Noch dazu habe ich schnell den Eindruck gewonnen, dass die Protagonistin ihre Ängste schnell fallen lassen kann.

Nichtsdestotrotz stellte die Autorin die Social Media – Welt infrage und lädt zum Nachdenken ein. Gerade Instagram lebt von dem Motto „Ich mach die Welt wie sie mir gefällt“. Nur wie viel davon ist Wahrheit? Wer sind die Menschen hinter den Accounts? Es geht um Verschleierung oder auch Selbstbetrug. Ich fand diesen Aspekt wahnsinnig spannend, gerade weil ich auch auf Instagram unterwegs bin. Der Protagonistin Emma muss man trotz ihrer Instagramscheinwelt zu Gute halten, dass sie sich wirklich um ihre Follower bemüht, die durch die unterschiedlichsten Menschen verkörpert werden.

Um sich der Instagramthematik noch näher zu fühlen sind putzige Details wie Hashtags, Followerkommentare oder Chatverläufe im Buch zu finden, immer passend zum jeweiligen Kapitel. Und definitiv ein Schmunzler wert. Ebenso wie der gegenwärtige, leichte Schreibstil, der in manchen kreativen Gefühlsausbruch der Protagonistin sogar ins Philosophische geht. Das einzig Nervige war an mancher Stelle die Wortwahl. Blicke, die sich „verschränken“ oder man erhöht die Tretkraft „signifikant“... What? Das störte meinen Lesefluss. Es passte einfach nicht zum Rest.

Ein Händchen bewies die Autorin dafür beim Setting. London in seinen schönsten Facetten. Orte, von denen jeder was gehört hat, unterlegt mit passenden Erinnerungen an Filme oder Songs. Dank des fast zu perfekten Schwamrs Nathan mit den honigfarbenen Augen und den stark wiedererkennbaren Nebendarstellern wie die Friseurin Brittany, die Vermieterin Mrs. Frampton oder Emmas Schwester Julia zeigte sich die Stadt von ihrer einnehmenden Seite. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die Briten wirklich so viel Alkohol trinken wie es in dieser Geschichte heißt, aber das nur nebenbei gesagt.

Zum Schluss freundete ich mich übrigens doch noch mit Emma an. Ehrlichkeit, den Blick nach vorn richten und auch mal Hilfe annehmen ist eben nicht verkehrt. Weiterhin war ich froh, dass keinerlei Fragen des Plots offen geblieben sind. Denn glaubt mir, so ziemlich jeder in diesem Buch schleppte ein kleines Geheimnis oder Problem mit sich herum, das schier gelöst werden musste!

Fazit:

Eine Liebesgeschichte bei der Selbsterkenntnis und Ehrlichkeit die Hauptrolle spielen. Für Londonliebhaber, Instagramhelden und Leser, die glückversprechende Geschichten mögen.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Farbenfrohe Settings, mutige Protagonisten und ein Fingerzeig auf sensible Nasen

Die Duftapotheke (2). Das Rätsel der schwarzen Blume
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Allgemein:
Ein weiteres Abenteuer rund um die Duftapotheke, deren Inhalte so gar nichts mit dem handelsüblichen Parfüm zu tun haben, erschien im September diesen Jahres beim Arenaverlag. Die Autorin Anna ...

Allgemein:
Ein weiteres Abenteuer rund um die Duftapotheke, deren Inhalte so gar nichts mit dem handelsüblichen Parfüm zu tun haben, erschien im September diesen Jahres beim Arenaverlag. Die Autorin Anna Ruhe schickt die Dreizehnjährigen Luzie und Mats, sowie Luzies fünfjährigen Bruder Benno nach Holland. Denn das Meteorpulver, die geheime Zutat, die den Düften ihre magische Wirkung verleiht, ist verschwunden. Noch dazu möchte Luzie Mats helfen, seinen Vater von einem „Ewigen Duft“ zu befreien. Es erwartet sie eine Reise voller Erinnerungen an den vorherigen Duftapotheker Daan de Bruijn und eine Bewährungsprobe ihrer Freundschaft..

Mein Bild:
Ich habe das Buchpaket fast ehrfürchtig ausgepackt, denn das Cover ist erneut mit so viel Liebe gestaltet. Meine Freude kennt bei solchen Buchdeckeln kaum Grenzen. Die Illustratorin Claudia Carls bleibt ihrer Grundlage treu, so dass der zweite Band in seiner farbenfrohen Gestalt zum Ersten passt und genauso schimmert. Auch die schwarz/weiß – Zeichnungen im Inneren des Buches sind wahre Kunst. Blumen ranken sich um einzelne Seiten, ebenso wie handgeschriebene Briefe und Szenen aus der Geschichte. Ich bin nach wie vor hin und weg!

Und da war ich wieder für kurze Zeit in der Villa Evie, in der die Familie Alvenstein ihr Leben gestaltet, aber nur die Kinder und Nachbarin Hanne von der darin versteckten Duftapotheke wissen. Anna Ruhes Schreibstil ist unverändert leicht, humorvoll und manchmal sogar dramatisch, so dass ich der Altersempfehlung des Verlages von 10 Jahren nur zustimmen kann. Luzie Alvenstein führt mich mit ihrer Ich-Perspektive durch die Geschichte und ist an den bisherigen Erlebnissen definitiv gewachsen.
Denn ihr ist nun bewusst, dass sie selbst Dinge verändern kann. Jedoch zweifelt Luzie an ihrer Begabung eine gute Duftapothekerin zu werden. Eine ganz und gar menschliche Eigenschaft, denn wer zweifelt nicht einmal an sich selbst? Und trotzdem ist beim Lesen von Anfang an sichtbar, dass Luzies Näschen mehr wahrnimmt als der Otto-Normalverbraucher.

Und genau hier kommen meine liebsten Beschreibungen ins Spiel. Ich ließ mich entführen in würzige, blumige oder erinnerungsschwangere Duftnoten, die förmlich vor mich hin wabberten. Langweilig wurde mir diese Thematik nie, denn neue Düfte mit anderen Wirkungsweisen gesellten sich dazu.

Doch nicht nur neue Düfte, nein, auch einige Settings und Protagonisten waren neu, die den Plot abwechslungsreich gestalteten und einige Überraschungen bereit hielten. Das bedeutete aber auch, dass sich nicht viel in der Duftapotheke selbst abspielte und daher fehlte mir das wunderbare heimelige Gefühl, dass diese Location ausstrahlt. Mir halfen das von den Kindern besuchte Gewächshaus in Größe eines botanischen Garten und der schwimmende Garten in Form eines Hausbootes nur teilweise darüber hinweg.

Frei nach dem Motto „Nicht ist so wie es scheint“ erkennen Luzie, Mats und Benno, dass nicht alles berechenbar ist und Konsequenzen folgen können. Das gefiel mir gut, schließlich sind die Drei noch Kinder. Apopo. Mir fiel übrigens auf, dass erst einige Wochen seit dem Einzug in die Villa Evie und dem damit verbundenen Abenteuer vergangen waren und es im jetzigen Buch kein einziges Wort zum Thema „Schule“ aufkommt. Ich meine, der Sommer war vorbei, der Herbst hat begonnen, Luzie und Benno müssen ja irgendwo zur Schule gehen und normalerweise beschäftigt es doch Kinder, wenn sie auf eine neue Schule gehen müssen. Oder? Wurde dieser Blickwinkel vergessen? Für die jungen Leser unter uns ist das sicherlich halb so wild, für mich dennoch ein Manko.

Nichtsdestotrotz liebte ich die detektivischen Herausforderungen, die Luzie, Mats und Benno gemeinsam meisterten. Mit einem Augenmerk auf Benno, der so Zucker ist, dass man ihn knuddeln möchte. Spielerisch geht er jede Situation an, kein Wunder, er ist ja erst 5 Jahre alt. Soll er Stift und Papier holen, bringt er eben Buntstifte und Malblock, ist doch logisch. Ich hatte so viel zu schmunzeln.

Doch nicht nur Benno war ein Highlight, ebenso einer der neuen Nebendarsteller, Friedrich Blüm. Seine Beschreibung erinnerte mich an den älteren Herrn aus dem Pixarfilm „Oben“. Weiterhin widmete sich die Autorin ausgiebig dem, ich nenne es mal, Zentrum des Bösen. Die sogenannten „Ewigen“ sind von ihrer kühlen und altertümlichen Art her sehr gelungen und würdige Gegner im Kampf um die Zukunft der Duftapotheke.

Alles im allem reißt „Das Rätsel der schwarzen Blume“ vor allem nach den ersten 100 Seiten mit (und auch die Blume spielt dann erst wirklich eine Rolle) und endet mit einem runden Abschluss ohne Cliffhanger. Eine Storyline, die in Bewegung bleibt, logisch aufgebaut ist und kleine Rückblenden zum 1. Band zeigt. Ich empfehle trotzdem „Die Duftapotheke – Ein Geheimnis liegt in der Luft“ vorab zu lesen.

Fazit:
Für kleine Detektive und große Detailliebhaber! Ein 2. Band, der sich nicht auf der vorherigen Geschichte ausruht und mit neuen Inhalten glänzt. Lasst euch von tollen Plottwists überraschen! Auch wenn mir lieb gewonnene Aspekte des 1. Bandes fehlten.