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Veröffentlicht am 29.03.2018

Es gibt Dinge, die haben Bestand – wie die Hoffnung

Der Glanz der Dunkelheit
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Ich danke der lesejury und allen Mädels für die schöne Leserunde, es war mir eine Ehre! *dezenter knicks

Und hier meine Rezension:

Der Abschluss von Mary E. Pearsons „Die Chroniken der Verbliebenen“ ...

Ich danke der lesejury und allen Mädels für die schöne Leserunde, es war mir eine Ehre! *dezenter knicks

Und hier meine Rezension:

Der Abschluss von Mary E. Pearsons „Die Chroniken der Verbliebenen“ erschien im Frühjahr 2018 als 4. Band in Deutschland. one by Lübbe veröffentlichte die komplette Reihe und wie das Schicksal manchmal so spielt, kehrt man am Ende einer Geschichte zum Ursprung zurück. Lia ist in ihrer Heimat Morrighan angekommen und hat ein klares Ziel vor Augen: Die Verräter zu stellen und die Reiche Morrighan, Dalbreck und Venda vor ihren Untergang zu bewahren. Dafür hat sie ihre große Liebe Rafe zurück gelassen. War es das wert? Wird sie ihr Ziel erreichen oder wird der skrupellose Komizar ihr Heimat in Schutt und Asche verwandeln?

Ich kann immer wieder nur sagen, dass ich Fan dieser Reihe bin, habe auf jeden Band sehnsüchtig hin gefiebert und mit jedem Mal sind meine Erwartungen gestiegen. Jedoch hatte ich vor dem Ende ein bisschen Angst, denn die Autorin hat es in den letzten Bänden immer geschafft, überraschende Verluste einzubauen. Und jedem Leser ist unterschwellig bewusst, dass jetzt ein Krieg ins Haus steht. Wer diese Tatsache bis jetzt wirklich übersehen hat, hält nun den Beweis in den Händen: Das Cover. Rüstungen, Kampfgetümmel und unsere Heldin Lia, die ein Schwert schwingt. Die Wirkung der Kampfbereitschaft ist bestechend.

Leider war es der Einstieg in die Geschichte nicht. Ich brauchte ewig um warm zu werden. Der Schreibstil war flüssig, detailliert, aber nicht überladen, das Reich Morrighan als ein Ort voller Erinnerungen super präsent, die Gedanken und Gefühle der wechselnden Ich-Perspektiven der Protagonisten klar und nachvollziehbar. Daran lag es also nicht, aber die Handlung kam nicht in den Gang. Die Frage, ob die Splittung des dritten Bandes (im englischen ist es eine Trilogie) Nachteile haben würde, war damit beantwortet. Gefühlt versuchte jeder Darsteller über die ersten 150 Seiten seine eigenen Konflikte zu lösen oder Informationen zu sammeln. Ich fragte mich wirklich, wo da noch Platz für die Verräter und eine epische Schlacht sein sollte, mal abgesehen davon, dass mir Zeitansätze fehlten. Es werden nur sporadische Angaben gemacht, so konnte ich leider nicht nachvollziehen, ob Monate oder nur ein paar Wochen bis zum Höhepunkt vergingen.

Nichtsdestotrotz wurden lang gehegte Fragen, beispielsweise um Kadens Herkunft oder Paulines ehemaligen Partner, beantwortet. Beide haben neben Lia eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Kadens gefühlvolle Seite kommt nun derart offen zum Vorschein, dass es kaum zu glauben ist. Aber es steht ihm durchaus gut und scheint natürlich zu sein, nachdem er nicht mehr des Komizars Attentäter ist. Hingegen wirkt Pauline stärker denn je und will unbedingt die beschützen, die sie liebt, egal wie zart sie dabei wirkt – eine Frau, die an ihrer Erfahrung gewachsen ist.

Ebenso wie Lia. Sie hat meine vollste Bewunderung. Strategisch und berechnend geht sie jeden Plan durch, zeigt Verantwortung und Kampfgeist. Sie ist einfach zur perfekten Anführerin geboren, auch wenn sie ihre Position in den eigenen Reihen immer wieder verteidigen muss und sich nicht in die klassische Rolle der Frau zwängen lässt. Dennoch zeigt sie im Stillen ihre Gefühle, vermisst Rafes Nähe, genauso wie er sie vermisst. Die Autorin hat es so spürbar formuliert und sät so den Wunsch nach einem Happy End.

Nur letztendlich fesselten mich Lias feindliche Begegnungen am meisten und ich versuchte mit ihr den Verrätern auf den Zahn zu fühlen. Es hat Spaß gemacht zu spekulieren, ob Lia mit ihren Vermutungen richtig liegt, ob sie Ihre „Gabe“ richtig deutet, die ihr den Weg zum Ziel oftmals erleichtert. In mancher Hinsicht vielleicht zu leicht. Mary E. Pearson hat die „Gabe“ genutzt um Handlungsstränge zu vereinfachen, zum Beispiel um Einsicht auf den Gegner zu bekommen oder Zukunftsvisionen schemenhaft einzublenden. So zaubert man einen Spannungsbogen, spart sich umfangreiche Erklärungen und zusätzliche Perspektiven. Gerade das Ausblenden der gegnerischen Perspektive fand ich trotzdem sehr schade. Die kaltblütige Sicht des Komizars hätte der Story noch den extra Kick gegeben.

Doch keine Angst, der rote Faden sieht einen temporeichen Show Down vor und ich war geplättet, wie raffiniert sich am Ende alles zusammenfügt was zusammen gehört ohne zu viel Ausmaß anzunehmen. Alles in allem war es ein guter letzter Band, auch wenn ich mir an mancher Stelle mehr schockierende Momente oder Verluste gewünscht hätte. Daran hat Miss Pearson leider gespart, so dass der Plot teilweise vorhersehbarer war als in den letzten Bänden. Sicherlich sollte es dazu dienen ein sauberes Ende zu schaffen und das hat funktioniert.

Fazit: Ein sauberer Abschluss ohne große Überraschungen, aber mit einer wahnsinnig starken Heldin und einem temporeichen Show Down.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 13.03.2018

Brillante Charaktere auf einer vielseitigen Jagd durch New York

Chroniken von York (Band 1) - Die Suche nach dem Schattencode
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Allgemeines

Die „Chroniken von York – Die Suche nach dem Schattencode“ ist der Beginn einer ganzen Buchreihe der amerikanischen Autorin Laura Ruby. Bisher ist nur der 1. Band erschienen und wurde 2018 ...

Allgemeines

Die „Chroniken von York – Die Suche nach dem Schattencode“ ist der Beginn einer ganzen Buchreihe der amerikanischen Autorin Laura Ruby. Bisher ist nur der 1. Band erschienen und wurde 2018 durch den Loewe Verlag in Deutschland publiziert. Inhaltlich begibt sicher der Leser mit den Kindern Tess, Theo und Jaime auf eine mysteriöse Rätseljagd durch ein fiktives New York, dass durch die Erfinder und Architekten Morningstar stark geprägt wurde. Doch die Morningstars verschwanden von 150 Jahren spurlos und hinterließen den Bewohnern der Stadt ein Rätsel, dessen Lösung unermesslichen Reichtum verspricht. Und nun liegt es an den Kindern, den Code zu lösen um ihr zu Hause zu retten.

Mein Bild

Ich hatte bereits durch den Blog bookwalk.de die Vorstellung dieser Neuerscheinung mitbekommen und wurde schnell neugierig, wie dieses fiktive New York wohl aussieht und welcher Schatz auf mich warten würde. Das Cover erschien schon im Steam Punk – Charme mit einem imposanten Tower, dessen Symbol in der Geschichte noch eine Rolle spielen sollte. Wirklich geheimnisvoll. Dank einer Leserunde bei wasliestdu.de bekam ich nun die Möglichkeit in das Urban Fantasy – Abenteuer abzutauchen. Wer allein das Wort „New York“ schon hört, hat bereits Bilder im Kopf: Manhattan, der Hudson-River, das Empire State Building, Millionen von Menschen und viel Verkehr. Die Autorin hat den Big Apple mit einem fantastischen Teil gepaart. Dieser beginnt bereits vor 150 Jahren im alten York, dass das Geschwisterpaar Morningstar mit seinen Erfindungen revolutioniert hat. Maschinen in Tierform, die den Alltag erleichtern und eine öffentliche Bahn, deren Schienen hoch über der Stadt als auch unter der Erde verlaufen. Elemente des Steampunk, wie sie mir gefallen, und das Beste: Nach 150 Jahren im hier und jetzt funktionieren die Maschinen nach wie vor.

Die Faszination darüber und vieles mehr wird mir abwechselnd in lockerer personaler Erzählweise von den Siebtklässlern Tess, Theo und Jaime näher gebracht. Ich habe mich unglaublich in die Drei verliebt! Denn jeder hat sehr starke Charakterzüge, die mein Herz eingenommen oder mich zum Lachen gebracht haben. Tess ist total quirlig, nicht auf den Mund gefallen, macht sich viel zu schnell Sorgen und steigert sich in alles hinein, so dass ganz schnell der Weltuntergang bevor steht. Damit sie nicht ganz durch dreht, steht ihr Nine, ihre genmanipulierte Riesenkatze als Assistenztier zur Verfügung. Ja, richtig, genmanipulierte Haustiere, aber total knuffig beschrieben. Stelle sich mal einer einen „Hamsterigel“ vor. Tess Zwillingsbruder Theo ist in seinen Gefühlsäußerungen das Gegenteil seiner Schwester und ein wandelndes Lexikon. Seine nerdige, trockene Art kommt oft ironisch und besserwisserisch daher, brachte aber genau den passenden Humor mit. Der Dritte im Bunde ist Jaime, ein kreativer Kopf mit einem großen Hang für Superhelden, der Menschen und Orte mit Stift und Papier festhält. Mit ihm werden Archive zu Geheimverstecken aller Batman und Tess zur Heldin mit passenden Werkzeug.

Das Trio, so unterschiedlich sie auch sind, haben eine Gemeinsamkeit: Sie leben in 354 W 73 St, einem ursprünglichen Gebäude der Morningstars, dass schon immer ihr zu Hause war und nun abgerissen werden soll. Das ist der Anfang des Plot und die Suche nach dem Schatz der Morningstars, der die Lösung ihrer Probleme sein könnte, beginnt.

Der Weg von Hinweis zu Hinweis über diverse Orte der Stadt bildet den roten Faden, der bis zum Schluss durchgezogen wird. Bei jeder kleinen Lösung ist der Spannungsbogen hoch, da ich doch wissen wollte wohin es nun als nächstes geht. Laura Ruby hat dazu vielfältige Ideen mit amerikanischer Historie kombiniert, die durch Theos und Tess umfangreiches Wissen zu Tage kommt. So interessant das klingt, war es doch ausgedehnt und unterbrach den ereignisreichen Lesefluss. Bürgerkriege, Persönlichkeiten, historische Gegenstände kann man erwähnen, aber ich will nicht unbedingt alles dazu erfahren.

Auf der Suche tauchen natürlich weitere Nebendarsteller auf. Zum Großteil in Form der Familien oder der Gegner des Haus an der 354 W 73. Jeder besticht durch irgendeine Besonderheit, die sie besonders liebenswert oder kaltblütig macht. Mir persönlich ist die 6-Jährige Cricket ins Auge gestochen, die kurzzeitig eigene Kapitel bekommt. Eine lebendige Figur, die mit ihrem Dreirad und „Katzenwaschbären“ Karl das Haus unsicher macht. An sich ist sie für jeden Erwachsenen ein total nerviges Kind, das nie Ruhe gibt und zu allem ein Kommentar abgibt. Aber sie ist wirklich clever und die Spionin inkognito schlechthin. Noch brillanter wäre sie in der Ich-Perspektive gewesen. Das gilt auch für unsere drei Freunde. Dadurch, dass sie fast immer zusammen waren und im jeweiligen Part auch auf die anderen eingegangen wird, ging ich oft zum Kapitelanfang zurück, wer denn jetzt eigentlich den Part für sich beanspruchen sollte.

Ausbaufähig ist ebenso das Gleichgewicht zwischen offen gebliebenen Fragen und Antworten. Mir gefiel, dass der Ursprung des alten Yorks, der Morningstars und deren Angehörigen hinterfragt wurden, das bildete neben der wirklichen Rätselsuche einen weiteres Rätsel innerhalb Geschichte. Nur blieb wahnsinnig viel davon offen, wahrscheinlich dient es als Vorbereitung für weitere Bände der Chroniken. Es hat mich trotzdem frustriert und es gab natürlich einen Cliffhanger. Ich komme um die nächsten Bände dieser fesselnden Idee also nicht herum.

Fazit

Eine umwerfende Idee für eine fantastische Rätselreihe mit kleinen Schwächen in der Erzählweise und zunächst wenig Auflösungen. An sich wären es 3 Punkte, aber die Charaktere und der Humor haben mich umgehauen, daher gebe ich 4 von 5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Der Sternenhimmel Prythians öffnet seine Pforten

Das Reich der Sieben Höfe – Flammen und Finsternis
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Allgemeines:
Der 2. Band des Epos um die junge Feyre erschien 2017 durch den dtv – Verlag in Deutschland. In „Das Reich der sieben Höfe – Flammen und Finsternis“ entführt die amerikanische Autorin Sarah ...

Allgemeines:
Der 2. Band des Epos um die junge Feyre erschien 2017 durch den dtv – Verlag in Deutschland. In „Das Reich der sieben Höfe – Flammen und Finsternis“ entführt die amerikanische Autorin Sarah J. Maas den Leser erneut nach Prythian, das Reich der Fae. Trotz des Wiederaufbaus liegen Schatten über dem Frühlingshof. Nichts ist mehr wie vorher, denn sowohl Feyre als auch Tamlin leiden nach den schrecklichen Ereignissen unter dem Berg. Hinzu kommt die Vereinbarung mit Rhysand, dem High Lord des Hofes der Nacht, der Feyre zu sich nimmt. Werden Tamlin und Feyre die Hürden überwinden? Oder wird Rhysand sie entzweien?

Mein Bild:
Natürlich habe ich mir nach dem überzeugenden Auftakt den 2. Band gegönnt. Das Cover war im Buchhandel schwer zu übersehen, da es wieder Feyre mit Pfeil und Bogen zeigt. Die hübschen Akzente liegen dieses Mal in der Farbe braun und sprechen die Frauenwelt mit Schmetterlingen an.
Die Seitenanzahl hingegen hat mich, mit 300 Seiten mehr gegenüber dem Vorgänger, leicht umgeworfen. Dennoch, überflüssig ist keine einzige Seite! Zur besseren Unterteilung gibt es drei Abschnitte, je nachdem welcher Aufenthaltsort eine zentrale Rolle spielt. Ich denke, es soll die Neugier und Erwartungen des Lesers wecken. Das Ziel wurde erreicht, denn es schlich sich sofort das Gefühl ein, dass es nicht mehr märchenhaft zugeht.
Unsere inzwischen unsterbliche Hauptprotagonistin Feyre beschreibt aus der Ich-Perspektive realitätsnah, welches Trauma sie Monate nach den qualvollen Erlebnissen unter dem Berg erlebt. Es ist nichts für schwache Nerven, als hätte man ihr die Lebensgeister trotz neu gewonnener Faekräfte genommen. Auch ihre Schilderungen bezüglich Tamlins Entwicklung trafen mich völlig unvorbereitet. Wie kann dieser liebreizende Kerl zu so einem Kontrollfreak mutieren? Er überschreitet Grenzen und frustriert mich förmlich mit seinen Taten, dass ich ihn anschreien möchte. Chapeau! Eine exzellente Leistung, wenn man mich beim Lesen so reizen kann.
Doch Tamlin spielt im Endeffekt nur die zweite Geige. Denn als Feyre mit Rhysand geht, mutiert dieser vom Neben- zum Hauptdarsteller. Das Scheusal, das in meiner Rezension zum 1. Band keinen Platz gefunden hat, bringt jetzt die Kehrtwende. Der High Lord des Hofes der Nacht wurde schnell zu dem Highlight. Charismatisch, magisch und für jede Tat einen guten Grund, ganz gleich, ob er über Leichen gehen muss - das ist Rhys. Ich erlaube mir dabei den Vergleich zu Batman, nur mit mehr Freunden. Hier in Form der Fae Mor, Azriel, Amren und Cassian, die brillant aufeinander abgestimmt sind und mich in ihren Kreis aufnahmen.
Natürlich fragt man sich, wie Mrs. Maas die Charaktere so heftig in die entgegengesetzte Schiene schieben konnte? Ganz einfach, weil sich deren Lebensumstände veränderten. Jede Situation aus der Vergangenheit beeinflusst die Gegenwart. Das wird sogar anhand von gut eingebauten Rückblenden sichtbar und ließ mich den Sog aus Leidenschaft, Wut, Sehnsucht oder die einfache Leere der Protagonisten besser verstehen.
Und genau diese Leere führt zu einem provokanten Katz- und-Mausspiel zwischen Rhysand und Feyre. Der positive Effekt: Feyre wird im Verlauf zu der Heldin, wie ich es mir vorstelle. Gegenüber der negative Effekt: Die beiden stehen so im Mittelpunkt, dass die drohende „Gefahr“ im Plot in den Hintergrund rückt und mich nicht überzeugen konnte. Meiner Empfindung nach dient die „Rettung der Welt“ lediglich dazu eine Struktur in das Gefühlschaos zu bringen statt Präsenz zu zeigen. Allerdings gibt man dem Leser damit die Möglichkeit einmal Luft zu holen.
Ferner führte mich der Atemzug endlich quer durch Prythian, was im 1. Band leider vernachlässigt wurde. Darunter einer der schönsten Orte überhaupt: Velaris, eine Stadt so strahlend wie Sternenlicht. Die Autorin hat die Umgebung bildgewaltig dargestellt. Ein Ort, in dem Liebe und Freundschaft ihren Platz gefunden haben.
Bevor ich mich endlos darin vertiefe, sage ich lieber gleich, dass es einen kleinen Cliffhanger mit herzzerreißendem Höhepunkt gibt. Ein weiterer Grund demnächst Band 3 zu beginnen.

Fazit:
Eine fließende Steigerung zum 1. Band mit mehr Tiefgang in den Charakteren und bildgewaltige Orte. Eindeutig für Leser, die aus dem Märchen heraus wachsen wollen.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Eine junge Frau entlockt dem Erlkönig zahlreiche Facetten

Wintersong
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„Winter Song“ ist der erfolgreiche Debütroman der Autorin S. Jae-Jones und wurde im Dezember 2017 erstmals in Deutschland durch ein Imprint von Piper veröffentlicht. In der Geschichte begegnet man den ...

„Winter Song“ ist der erfolgreiche Debütroman der Autorin S. Jae-Jones und wurde im Dezember 2017 erstmals in Deutschland durch ein Imprint von Piper veröffentlicht. In der Geschichte begegnet man den sagenumwobenen Erlkönig auf der Suche nach einer neuen Braut. Denn das alte Jahr stirbt und nur die Braut wird, durch ihren Tod, der irdischen Welt ein neues Jahr schenken können. Seine Wahl fällt auf die hübsche Käthe. Doch ihre Schwester Liesl sagt dem Unvermeidlichen den Kampf an und ihr Weg führt sie direkt in die Unterwelt. Wird sie ihre Schwester befreien können? Warum kommt ihr der Erlkönig so bekannt vor? Und welche Geheimnisse lauern in der Dunkelheit?

„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind...“ war der erste Gedanke als ich den Klappentext gelesen habe. Eine Fantasygeschichte auf Grundlage eines der bekanntesten Werke von Goethe. Die Idee hatte mein Interesse geweckt und dank einer Buchbox lag das 460 Seiten starke Paperback bald in meinen Händen. Das klare Cover weist dezent auf den Winter hin. Nur der Titel erschließt sich erst durch Setting, Plot und dem musikalischen Glossar am Ende des Buches. Die Geschichte ist in mehrere Untertitel und Kapitel unterteilt. Jeder Untertitel beinhaltet zur Einstimmung ein Gedicht der Dichterin Christina Rossetti. Das lässt schon erahnen, welche Empfindungen und Versuchungen die Protagonisten spüren werden. Der Leser erlebt die Geschichte durch die Augen der pflichtbewussten Elisabeth, auch Liesl genannt. Die älteste Tochter eines Musikers und Gastwirts lebt im Schatten ihrer jüngeren Geschwister. Sie unterdrückt ihre wahre Natur der leidenschaftlichen Musikerin um die Klassische Rolle der Frau einzunehmen, die für ihre Familie da zu sein hat. Der Wunsch nach Freiheit ist ein elementarer Bestandteil des Buches und ein brisantes, immer wieder diskutiertes Thema. Es brachte mich zum nachdenken. Man verfolgt die Geschichte nicht nur, sondern überlegt: „Was hätte ich getan?“ Wirklich toll.
Als Liesls älterer Schwester eben diese Freiheit durch den ehrfürchtigen Erlkönig genommen wird, begibt sich Liesl fernab der irdischen Welt. Aberglaube, Märchen, die felsige Unterwelt mit ihren angsteinflößenden und doch fantastischen Wesen ziehen Liesl und mich in den Bann!
Nicht zuletzt durch den Herrn des Unheils, Herrscher über die Lebenden und Toten, den Erlkönig. Ich bekomme Gänsehaut. So düster und schaurig schön erzählt Liesl von dem „eleganten Fremden“, den sie doch schon längst kannte. „Gar schöne Spiele spiel ich mit dir“ bekommt dann noch einmal eine ganz andere Note, denn der Erlkönig spielt nicht sonderlich fair. Es beginnt ein sinnliches Zusammenspiel der anfangs so ungleichen Hauptdarsteller. Beide vereinen verschiedene Facetten in sich, die nur der jeweils andere entlocken kann: Der Erlkönig ist der geheimnisvolle, unsterbliche Herrscher, aber Liesls Koboldkönig ist der asketische, junge Mann mit der Violine. Liesl zeigt die Seite des unterdrückten, gehorsamen Mädchens und des Erlkönigs Elisabeth wiederum die tapfere, musikalische Frau. Der Wunsch die wahre Natur nach außen zu tragen ist in jeder Zeile spürbar. Denn selbst der Erlkönig ist nur „der Gefangene seiner Krone“. Mich ergreift der gefühlvolle und sehnsuchtsvolle Ton, eingebettet in der gemeinsamen Leidenschaft: Musik. Mir begegnen in jedem Kapitel Mozart, Vivaldi, Bagatelle und Sonaten. Dem Glossar sei Dank bleiben mir die Begriffe nicht unbekannt. Alles in allem bildet es eine für mich neuartige Atmosphäre von Melancholie, Liebe, brutaler Ehrlichkeit und auch Freude. Diese Abwechslung bringen die Hauptrotagonisten nicht nur allein auf, auch die Mitbewohner der Unterwelt haben Anteil daran, beispielsweise die zwei drolligen Kobolddienerinnen Distel und Zweig. Ich war überrascht, dass am Ende trotz der Vielseitigkeit keine Fragen offen blieben. Ein 2. Band wird folgen, wobei ich mich wirklich frage, wie man dieses Meisterstück noch ausbauen kann?

Fazit: Nicht nur ein düsteres Märchen, sondern ein tiefgründiges und atmosphärisches Gesamtwerk inklusive einer nie da gewesenen Liebesgeschichte.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Rich & famous war einmal, Freiheit kann man nicht kaufen, wer hätte das gedacht?

Paper Palace
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„Paper Palace – Die Verführung“ steht für den Abschluss der Paper-Triologie des amerikanischen Autorenduos „Erin Watt“. Der letzte Band erschien in Deutschland erstmals im Mai 2017 unter dem Verlagslogo ...

„Paper Palace – Die Verführung“ steht für den Abschluss der Paper-Triologie des amerikanischen Autorenduos „Erin Watt“. Der letzte Band erschien in Deutschland erstmals im Mai 2017 unter dem Verlagslogo von Piper.
Inhaltlich stehen Ella und die Royals vor einer harten Bewährungsprobe. Reed steht unter dem Verdacht, die Verlobte seines Vaters umgebracht zu haben und Ellas verschollener Vater Steve taucht auf einmal auf. Wird die Familie zusammenstehen? Oder ist eine unheilvolle Zukunft vorprogrammiert? Ein neuer Kampf um Liebe und Freiheit beginnt.

Nach einem bösartigen Cliffhanger im letzten Teil konnte ich dem 3. Band nicht ausweichen. Das über 400 Seiten starke Softcover im silbrig-weißen Glitzerlook erwartete mich voller Hoffnung auf ein Happy End. Bisher war die Reihe für mich eine recht durchwachsene Autorenleistung mit einige Höhen und Tiefen, daher war ich umso gespannter wie sich der Abschluss nun entwickeln würde. Schon mal vorab gesagt: Die deutsche Übersetzung hinkt wirklich. „Neueste Neuigkeiten“ oder „Lasst uns uns setzen“ sind keine schöne Kombinationen. Nur Dank des lockeren, jugendlichen Schreibstil kann man darüber hinweg sehen.
Inhaltlich schließt sich die Geschichte ohne Umschweife an den letzten Band an und sofort wird mit einem Verhör, dem überbezahlten Anwalt und zu harten Polizisten klar: Adieu Cinderellastory! Ich befinde mich zum Teil in einem Krimi, als Detektiv auf der Suche nach einem Mörder. Etwas ganz anderes.
Ein anderer Schwerpunkt stellt die intensive Beziehung der beiden Hauptdarsteller Ella und Reed dar. Ihre Gefühle schäumen über vor Verzweiflung, Leidenschaft und der bitteren Erkenntnis, dass sie kaum eine Chance haben, den Kampf zu gewinnen.Trotzdem geben sie nicht auf und haben die wirklich tolle Unterstützung der Familie. Ihre Perspektive und der Zusammenhalt haben mich mitgerissen. Bis zu dem Punkt, an dem jedes wichtige Gespräch zwischen Ihnen unterbrochen wurde, weil sie übereinander hergefallen sind. Zwar ist es sehr lebendig beschrieben, aber erotische Spielchen hätten an anderen Stellen einen besseren Platz gefunden. Als wäre die Situation nicht schon aufgepeppt genug, bekommt der Leser noch Ellas wieder aufgetauchten Vater vor die Nase gesetzt. Er rückte recht spät ins Rampenlicht, da Ella „zwei Dramen“ nicht gleichzeitig verarbeiten kann. Verständlich, dass einem alles über den Kopf wächst. Steve O´Halloran selbst ist eine misslungene Figur. Geschäftsmann und milliardenschwer, benimmt sich wie ein jugendlicher Proll oder ein kontrollsüchtiger Übervater. Sorry, aber das ist gekünstelt. Sämtliche Begründungen wie „er hat ein Erziehungsbuch gelesen“, haben meinen Kopf auf die Tischplatte schlagen lassen. Auch andere Darsteller sind vom plötzlichen „Sinneswandel“ betroffen. Zum Beispiel Steve´s Ehefrau, die vom Biest zum ungewollten Schoßhund mutiert. Diese Mittel zu nutzen um Überraschungsmomente zu erwirken hat etwas von einer überdramatisierten Teenieromanze – nie langweilig, aber wenig Niveau.
Weiterhin fiel mir auf, dass die Autoren versucht haben, Rückblenden einzubauen. Die Idee finde ich grundlegend gut, schließlich vergisst man das ein oder andere im Verlauf einer Reihe. Nur hat es nicht ganz gepasst. Ella und Reed „erinnerten“ sich in einer Form als wäre Ihnen bewusst, dass jemand ihre Geschichte liest. Es ist aber kein Tagebuch oder eine Biografie, sondern ein Roman. Schade.
Am Ende hat man noch einmal alles versucht raus zu holen. Gefährlich, spektakulär und alle liegen gebliebenen Probleme wurden mit einem Schlag gelöst. Peng! Es blieb nichts offen und die Vermutung, die der Leser bezüglich des Mörders verfolgte, wurde bestätigt. Ein gelungenes Ende nach einer wieder durchwachsenen Achterbahnfahrt. Abschließend kann ich sogar sagen, dass man den Band auch für sich allein lesen könnte, da man der Geschichte gut folgen kann.

Fazit: Rasant, spannend und jugendlich, aber viele Ereignisse und Stimmungswechsel lassen es unrealistisch wirken.