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Veröffentlicht am 15.10.2017

Zwei Fremde kämpfen in der Wildnis um Leben und Liebe – schön, aber mit wenig Überraschungen

Sieben Tage voller Wunder
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Nach Bestsellern wie „Die Nacht schreibt uns neu“ oder „Der Klang deines Lächelns“ folgt nun mit „Sieben Tage voller Wunder“ ein weiterer Roman der britischen Autorin Dani Atkins. Das Buch wurde erstmals ...

Nach Bestsellern wie „Die Nacht schreibt uns neu“ oder „Der Klang deines Lächelns“ folgt nun mit „Sieben Tage voller Wunder“ ein weiterer Roman der britischen Autorin Dani Atkins. Das Buch wurde erstmals in Deutschland durch Knaur TB im Oktober 2017 veröffentlicht.
In der Geschichte dreht es sich um die, von ihrem Partner, betrogene Hannah. Sie macht sich nach einigen Wochen Auszeit in Kanada wieder auf dem Heimweg nach Großbritannien. Nur wird Flug 418 dort nie ankommen. Es kommt zum Flugzeugabsturz über den Bergen Kanadas. Die einzigen Überlebenden: Hannah und der sympathische Logan. Zusammen müssen sie versuchen zu überleben, doch werden die beiden Fremden es gemeinsam schaffen?

Ich bin bekennender Dani Atkins – Fan und habe jeden, auf deutsch, erschienenen Roman gelesen. Es war also logisch, dass ich auch diesen Schmöker bald in meinen Händen halten werde. Das Cover reiht sich perfekt ein: Die altbekannte Linie führt eine junge Frau und einen „geisterhaften“ Mann zusammen. Diese Bilder sind insgeheim schon kleine Spoiler. Das wird einem aber immer erst später bewusst. Im knapp über 230 seitigen Werk erzählt uns die 27-jähringe Hannah Truman aus ihrer Perspektive und Erinnerung heraus, was am Tag ihrer Abreise und den nachfolgenden 6 weiteren Tagen geschah.
Hannah erfüllt für mich den Stereotyp der Frau, die betrogen und belogen wurde, sich eine Auszeit nimmt und danach trotzdem nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Die Grundlage ist nicht neu, aber durchaus eine gängige Ausgangsposition für einen Liebesroman. Und wie es der Zufall so will, trifft Hannah am Flughafen mehrere Male auf einen Mann, der ihr „inneres Radar“ anspricht. Und wie es die Autorin so will, verliert sie ihn auch wieder aus den Augen. Ich muss leider sagen, dass das und der natürliche Verlauf vorhersehbar sind. Damit der Leser aber nicht komplett in sinnloser Gefühlsduselei untergeht, spielen negative Gefühle wie Angst oder Panik eine tragende Rolle. Zum Beispiel war ich vollkommen gebannt bei der präzisen Beschreibung des Flugzeugabsturzes und fror mit Hannah und ihrer wieder getroffenen Bekanntschaft Logan in der schneebedeckten kanadischen Wildnis. Der Traum von der klischeehaften Bruchlandung auf einer „Liebesinsel“ wurde demnach nicht genutzt. Nur wer braucht denn so etwas, wenn man den Inbegriff eines Traummanns dabei hat. Er ist so toll, dass es schon wieder surreal wirkt: Retter, Tröster, Häuslebauer. Ich suchte Macken und fand keine, ich bin förmlich dahin geflossen. Dementsprechend geht es Hannah, so allein mit ihm... Schnell schleichen sich allerhand Vergleiche zum bisherigen Partner ein. Meines Erachtens zu oft, auch wenn ihr dadurch Dinge klarer erscheinen. Im Gegensatz zu Supermann Logan geht Hannah in ihren Taten regelrecht unter. Ihr immer wieder angesprochenes fotografisches Gedächtnis kommt irgendwie nie zum Einsatz und der Sinn dahinter ergibt sich erst zum Schluss. Sie ist eindeutig das Opfer, das gerettet werden muss. Ich hätte ihr gern eine Ohrfeige verpasst und gesagt, dass sie sich zusammenreißen soll, auch wenn ihre Emotionen sehr intensiv und nachvollziehbar sind. Ich habe deutlich wahrgenommen, dass sehr viele Menschen ums Leben gekommen sind, dass ihre Familie Qualen erleiden muss, weil sie nicht wissen, wo Hannah ist und dass sie selbst nicht weiß, ob sie lebend heraus kommt. Dramatisch, doch sie sie muss das nicht allein durchstehen!
Im Laufe des Geschehens kommen Offenheit, Humor und Romantik zwischen den beiden einzigen Protagonisten auf. Das lässt die Tragödie der Rollenverteilung für einen Augenblick vergessen. Aber nur für einen Augenblick: Denn Miss Atkins ist dafür bekannt, ihren Romanen einen überraschenden Schluss zu verpassen. Leider ist ihr das dieses Mal nicht gelungen. Die vorwiegend weibliche Leserschaft merkt bei zu perfekten männlichen Darstellern sicherlich schnell, dass etwas faul ist! Tut mir leid.

Fazit: Intensive und dramatische Emotionen, so kennt man Dani Atkins. Nur leider bringt der Trip nach Kanada zu viel Klischees mit sich. Meine Empfehlung an Frauen, die einen Helden suchen.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Tauche 34 Meter unter der Erde in einen spukenden Fantasy-Thriller

Palast der Finsternis
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„Palast der Finsternis“ ist ein Roman des schweizerisch-amerikanischen Autors Stefan Bachmann, der sein erstes Buch „Die Seltsamen“ bereits im Alter von 19 Jahren veröffentlichte.
Seine neue Geschichte ...

„Palast der Finsternis“ ist ein Roman des schweizerisch-amerikanischen Autors Stefan Bachmann, der sein erstes Buch „Die Seltsamen“ bereits im Alter von 19 Jahren veröffentlichte.
Seine neue Geschichte rund um einen geheimnisvollen, unterirdischen Palast wurde in Deutschland im August 2017 durch den Diogenes – Verlag publiziert.
Inhaltlich dreht es sich um Anouk und vier weitere Jugendliche, die die Möglichkeit bekommen, den „Palais du Papillon“ zum vermeintlich ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert zu betreten. Es soll eine Forschungsexpedition werden. Doch warum dürfen ausgerechnet Anouk und die anderen zuerst hinunter? Warum halten sich die Organisatoren der Unternehmung so bedeckt? Und was erwartet sie wirklich 34 Meter unter der Erde?

Als ich das Taschenbuch in der Hand hielt, bekam ich einen leichten Wow-Effektt. Je nach Lichteinfall verändert sich das düstere Bildnis eines Schlosskorridors inklusive geisterhaften Bewohner. Ich habe es anfangs tatsächlich immer wieder fasziniert hin und her bewegt. Der Klappentext zum Roman klingt nach einem abenteuerlichen Jugendroman mit Escape-Challenge-Charakter. Also vielversprechend.
Mit knapp 400 Seiten und etlichen, nicht zu langen Kapiteln, ist das Buch gut unterteilt.
Wichtiger Fakt: Es gibt zwei zeitlich versetzte Erzählstränge aus der Sicht der Hauptprotagonistinnen Anouk und Aurelie .
Die Perspektive der siebzehnjährigen Anouk fiel für mich mehr ins Gewicht. Sie ist clever, sarkastisch, direkt und leider verletzend anderen gegenüber.
Dennoch wurde ich durch sie sehr dynamisch durch das Buch geführt. Ihre jugendliche Art und das Know-How zur Renaissance bzw. zeitgenössischen Geschichte lieferte einen intensiven Blick in die Umgebung des Schlosses. Durch sie nimmt man auch die unterschiedlichen Nebendarsteller wahr. Wie zum Beispiel meine heimliche Heldin: Die sechzehnjährige Lilly. Sie ist diejenige ohne riesigen IQ, aber mit einem Herzen aus Gold. Hier schon der Wink mit dem Zaunspfahl, dass Freundschaft in beiden Erzählperspektiven eine große Rolle spielt.
Aurelie du Bessancourts Part führte mich zurück in das 18. Jahrhundert und live in den Beginn der französischen Revolution. Sie ist Anouks Gegenstück, genau so clever, aber höflicher. Das machte sie als Tochter eines Marquis authentisch. Hier wird besonders auf die Familie eingegangen, dem Palast und seine Geheimnisse. Aurelies sehr neugierige Ader springt übrigens schnell auf den Leser über. Denn man wird mit wenigen Informationen gefüttert bis es 34 Meter unter die Erde geht. Herr Bachmann ließ im Raum stehen: Was ist dort unten? Es war schon nervenaufreibend. Nicht, weil es sich um ein unerforschtes und altes Gemäuer handelt, nein, das täuscht. Man wird eingangs auf eine falsche Fährte gelockt und dann verfällt man in Spekulationen. Vorhersehbar ist es selten bis gar nicht. Warum? Tja, Aspekte aus Mary Shelleys "Frankensein", John Dashners „Das Labyrinth der Auserwählten“, Darsteller mit dramatischen Hintergrund und französische Geschichte werden vermischt. Genial! Außerdem hat der Autor historische Begebenheiten gut recherchiert und scheint der französischen Sprache mächtig zu sein. Glücklicherweise wurden französische Parts innerhalb des Redeflusses übersetzt.
Erst auf der Zielgeraden rasseln alle Antworten und Schlussfolgerungen auf einen herein. Das ist mein einziges Manko: Der Schluss. Es passiert so viel auf einmal, dass ich manche Stellen zweimal lesen musste, um folgen zu können. Manchmal ist weniger mehr und spart Nerven. Nichts desto trotz bin ich Fan dieses Fantasy-Thrillers mit einem „halb-guten“ Ende.

Fazit: Drama, Thriller, Historie, Fantasy ohne schnulzig zu werden. Ein Mix der Leser mehrere Genre vereint.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Offener und tiefgründiger als der 1. Band

Paper Prince
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„Paper Prince – Das Verlangen“ ist der 2. Band der Paper-Triologie und erschien im April 2017 erstmals in deutsch bei Piper. Urheber der Bestsellerlisten füllenden Story ist ein amerikanisches Autorenduo, ...

„Paper Prince – Das Verlangen“ ist der 2. Band der Paper-Triologie und erschien im April 2017 erstmals in deutsch bei Piper. Urheber der Bestsellerlisten füllenden Story ist ein amerikanisches Autorenduo, dass unter dem Pseudonym Erin Watt arbeitet.
In diesem Buch wird klar, dass kein Geld der Welt Ella bei den Royal-Männern halten kann. Sie ist geflohen und Reed Royal ist Schuld daran. Die Sorge um Ella, lässt die Familie auseinander gehen und in ein tiefes Loch sinken. Wird Ella zurückkehren und alles wieder ins Lot bringen?

Ich hatte nicht vor, Band 2 zu lesen, da mich der 1. Band leider enttäuschte. Mit Überzeugungskraft und der Aussicht auf Verbesserung ließ ich mich dann doch überreden. Das Taschenbuch im dezenten blau und einer glitzernden Königskrone lag also in meinen Händen und begann genau dort, wo „Paper Princess“ endete. Kein Prolog, und auch im weiteren Verlauf wenig Rückblicke im Buch – Empfehlung: Man sollte Band 1 gelesen haben.
Fließend und emotional berichtet Reed Royal aus der Ich-Perspektive, was nach Ellas Verschwinden im Royal Palace und der Astor Park School passiert. Seine Schuldgefühle, Panik und Sehnsucht kommen in etlichen Kapiteln zur Geltung. Das hätte nervig sein müssen, aber mich hat sein kühler Kopf überrascht: Der Junge denkt nach! Die Oberflächlichkeit verschwindet zu einem großen Teil. Für mich als Leser endlich mehr Niveau. Selbst als er langsam die Nerven verliert, ist es nachvollziehbar. Wie würdest du reagieren, wenn der wichtigste Mensch in deinem Leben verschwindet? Natürlich ist es immer noch ein amerikanisches Teenie-Drama und die Situation spitzt sich weiter zu. Alle drehen durch, weil die Royals nichts mehr kontrollieren oder „führen“. Die Übertreibungen dienen allerdings der Spannung und dem Erscheinen von Nebendarstellern, die nichts Gutes im Sinn haben.
Zu meinem Erstaunen kam es nach einigen Kapiteln zum Perspektivenwechsel: Ella übernahm! Und dann wieder Reed. Im schlagfertigen Wechsel erfuhr ich von ihrem verzweifelten Katz- und Mausspiel. Ella, die Reed nie wieder an sich ran lassen möchte und Reed, der sie nie aufgeben wird... Ja, es ist vorhersehbar. Aschenputtel und ihr Prinz haben sich im Märchen doch auch gefunden, oder?
Beide gehen aus dieser Erfahrung als reifere Menschen heraus. Die Gespräche werden tiefgründiger, endlich gibt es einen Zusammenhalt. Die Rettung der Familie rückt in den Vordergrund. Reeds neues Motto scheint „Ich kümmere mich darum“ zu sein und selbst Cullum Royal entwickelt sich vom desinteressierten, zu viel Alkohol trinkenden Geschäftsmann in kürzester Zeit zum Helden. Das alles hatte mir in „Paper Princess“ gefehlt.
Diese Änderung tut der einfachen Lesbarkeit keinen Abbruch. Es gibt immer noch ordinären Humor und sexuelle Annäherungen. Mal mit einem Augenrollen, weil es so typisch jugendlich-amerikanisch ist. Mal mit einem vor sich hin Schmachten...Die Leidenschaft der beiden Hauptdarsteller wird nicht mehr nur durch Verlangen entfacht, sondern durch bedingungslose Liebe.
Keine Angst, das vor sich hin Schmachten wird durch Gegenspieler in Form perverser Mitschüler und Cullums Verlobten unterbrochen. Wenn ein Problem gelöst ist, taucht ein neues auf. Willkommen in einer Endlos-Schleife. Langeweile, Fehlanzeige! Es passieren tatsächlich noch unvorhersehbare Dinge. Ich hätte ich mir zum Abschluss weniger Drama gewünscht, denn eine schlechte Nachricht reicht normalerweise um mich aus dem Konzept zu bringen Dementsprechend muss ich mitteilen, dass es einen gigantischen Cliffhanger gibt.
Dieses Mal werde ich mir vornehmen auch „Paper Palace – Die Verführung“ zu lesen.

Fazit: Eine Verbesserung! Mehr Niveau und Überraschungen als im vorherigen Teil warten auf Young Adult - Fans. Allerdings sollte man Band 1 gelesen haben.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Der Klappentext verspricht Abenteuer – in Wahrheit ist es die melancholische Geschichte zweier trauernder Männer

Eine Geschichte von Land und Meer
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„Eine Geschichte von Land und Meer“ ist der erste Roman von Katy Simpson Smith. In Deutschland ist es das bislang einzig erschienene Buch der amerikanischen Autorin und wurde 2014 durch den Suhrkamp Verlag ...

„Eine Geschichte von Land und Meer“ ist der erste Roman von Katy Simpson Smith. In Deutschland ist es das bislang einzig erschienene Buch der amerikanischen Autorin und wurde 2014 durch den Suhrkamp Verlag veröffentlicht.
Die Geschichte spielt vorrangig innerhalb und nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Es dreht sich um die Liebe des ehemaligen Soldaten John zu der Plantagentochter Helen. Beide flüchten für ein Jahr auf das Meer, kehren aber mit froher Botschaft zurück. Wird Helens Vater, der harte Geschäftsmann und Sklavenhalter Asa, John endlich akzeptieren?

Zunächst muss ich sagen, dass ich das Buch geschenkt bekam und es demnach nicht auf meiner Wunschliste stand. Das Cover war farbenfroh, der Klappentext klang nach einem dramatischen Historienroman, sehr schön. Das Buch schießt sich grundlegend auf die Thematiken des 18. Jahrhunderts in Amerika ein: Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, Sklaverei, Glaube und Familie. Für mich bislang die erste Geschichte mit diesem Hintergrund.
Die 317 Seiten werden in drei zeitliche Abschnitte geteilt. Aber nicht, dass es chronologisch erzählt wird. Nein! Wir fangen in der jüngsten Vergangenheit an, gehen über in die ältere Vergangenheit, um zum Schluss in der Gegenwart zu landen. Ich hatte damit meine Probleme, da die Geschichte nicht mit der versprochenen Liebe zwischen Helen und John beginnt, sondern gleich Preis gibt, was zehn Jahre später passiert. Grundlegend mag ich es nicht besonders, wenn ich schon am Anfang ein Teil vom Ende erfahre. Es nimmt einfach einen Aspekt der Spannung.
Nichtsdestotrotz lernen wir in auktorialer Erzählperspektive nach und nach die Hauptprotagonisten kennen. Zu meiner anfänglichen Verwunderung sind das Helens Ehemann John und ihr Vater Asa.
Beide hängen gedanklich oft an Helen, aber sie selbst spielt eher eine Nebenrolle, agiert nur im mittleren Teil der Geschichte. Schade, der Klappentext hatte eine falsche Fährte gelegt.
Zur dargestellten Zeit passend, gesellt sich Helens Sklavin, und meist auch Freundin, Moll dazu. Mit ihr zeigt sich Gegensatz zwischen den Menschen, deren Leben und Glauben.
Im Buch spielt weiterhin der Verlust, und nicht die Liebe, der beiden Männer eine tragende Rolle. Über die Seiten bekam ich immer wieder das Gefühl, dass John und Asa ihre Meinungen wie Unterhosen wechseln. Beispielsweise Asas Gefühle für seine Ehefrau: Mal liebte er alles Materielle mehr, dann war seine Frau alles, was er brauchte. Das kann natürlich durchaus an den Zeitsprüngen innerhalb des Buches liegen. Leider ist mir dadurch keiner der Erwachsenen ans Herz gewachsen. Ihre Ansichten haben mich beinahe erdrückt und mir fehlte die Authentizität.
Daher bin ich der Autorin über die Kinder dankbar. Die kleine Tabitha, Johns Tochter, und der Sklavenjungen Davy begeisterten mich mit ihrem unkonventionellen Verhalten in dieser Zeit. Kinder, die die Welt sehen und erleben möchten, sich nicht durch die „Ordnung“ klein kriegen lassen. Hier ein großes Lob an Miss Simpson Smith für die spürbaren Beschreibungen von Wald, der Küste, vom Sumpf, dem Klima und der Tierwelt. Ich bin mit den Kindern gern barfuß durch das kühle Wasser, dem Schilf oder Johns Kaufmannsladen gelaufen.
Abschließend muss ich sagen, dass die Umstände des Krieges und der Sklaverei für mich nur in Ansätzen gut und nicht eindringlich genug beschrieben wurden. Der Spannungsbogen hat gefehlt. Man liest vor allem die melancholische Stimmung und eine Zeit der Einsamkeit heraus. Ein offenes Ende lässt auch noch wichtige Fragen offen.

Fazit: Grundlage gut, aber ausbaufähig. Wer sich für Historienromane inklusive einer Familientragödie interessiert, der kann es gern mit „Eine Geschichte von Land und Meer“ versuchen.

Veröffentlicht am 31.07.2017

Eine passable Lektüre, die mit dem zauberhaften Element „das Buch“ spielt.

BookLess 1. Wörter durchfluten die Zeit
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„Bookless – Wörter durchfluten die Zeit“ ist das 307 seitenlange Werk der deutschen Autorin Marah Woolf. Es ist der 1. Band einer Triologie und erschien erstmals 2013.
Oetinger veröffentlichte im Frühjahr ...

„Bookless – Wörter durchfluten die Zeit“ ist das 307 seitenlange Werk der deutschen Autorin Marah Woolf. Es ist der 1. Band einer Triologie und erschien erstmals 2013.
Oetinger veröffentlichte im Frühjahr 2017 eine Neuauflage der Geschichte um Lucy Guardian und die Welt der Bücher, die unterzugehen droht. Denn die Literatur verschwindet, gerät in Vergessenheit und nur Lucy vermag sich daran zu erinnern. Sie wird urplötzlich zur Hüterin und zur einzigen Rettung dieser Schätze. Der Kampf gegen das Vergessen, ihre Liebe und die fehlenden Stücke Ihrer Vergangenheit beginnt.

Der 1. Band ist mein „erster Marah Woolf“. Ich habe die Neuauflage geschenkt bekommen und weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es gekauft hätte. Ein Coverkauf wäre es nicht geworden. Das Bild ist recht abstrakt und meiner Meinung nach nicht einladend. Die inhaltliche Prämisse, die Liebe zu Büchern, könnte man bildlich „feiner“ ausdrücken. Das machen nur die schönen literarischen Zitate vor jedem Kapitel weg. So hinterlassen Kafka oder gar Cornelia Funke ihre Spuren in „Bookless“.
Zum Buch selbst: Zuerst erzählt der Prolog traurigerweise einen Teil des Endes, daher mein Tipp: Lasst ihn weg! Der gleiche Wortlaut kommt euch nochmals entgegen. Schade eigentlich.
Die weiteren Seiten stellen in personaler Erzählweise Lucy und ihre Mitmenschen im Detail vor. Marah Woolf hat ein Faible für die Nutzung von Adjektiven und selten genutzten Wörtern (wie „wispern“), was mir eine gute bildliche Vorstellung gegeben hat. Und jetzt kommt das Aber: Mir fehlt die Atmosphäre Londons. Das bisschen Tee trinken holt es leider nicht rein. Ich möchte mich in die kühleren Tage des düsteren oder herbstlichen Londons hineinversetzen. Leider blieb das aus und der Ausdruck „mystisch“, den die Autorin für das Buch verwendet, auch.
Nichtsdestotrotz gefällt mir der Grundsatz, dass jeder das Recht hat, sich im Universum der Bücher zu verlieren, die Geschichten zu fühlen und sich ihr Wissen anzueignen.
Genau das verkörpert die Hauptprotagonistin Lucy Guardian mit der magischen Eigenschaft Bücher als Lebewesen wahrzunehmen.
Leider passt eins nicht ganz ins Bild: Lucy stempelt es (für sich) als „normal“ ab. Sie stellt meines Erachtens viel zu spät Nachforschungen dazu an. Wie naiv kann sie nur sein?
Spannender wurde es, als der Gegenpart in Form des gutaussehenden, düsteren Nathan auftritt. Die „Badboy – hin- und hergerissen – Liebesgeschichte“ ist zwar vorhersehbar und könnte noch tiefer gehen, aber was soll´s.
Dafür sind die gemeinsamen Dialoge abwechslungsreich. So, wie sie sich in eine Diskussion hineinsteigern, so temporeich überschlugen sich die Perspektiven des Erzählers von einen auf den anderen und wieder zurück. Die Seiten lesen sich dadurch sehr schnell. Das hat die Autorin definitiv drauf.
Dementsprechend ziehen sich die Gegensätze an: Gut gegen böse, bewahren gegen stehlen. Im Endeffekt: Eine alte Rivalität, die wieder auflebt und die Entscheidung, auf welche Seite Lucy sich stellen wird.
Ich bin abgetaucht in die Welt von altmodischen Regeln, Glauben und Verschwörungstheorien. Es klingt ein wenig nach Illuminati von Dan Brown. Nur, dass Dan viel tiefer in die Materie eintaucht. Bei Marah schwimmt man dahingehend noch an der Oberfläche. Durchaus möglich, dass viele Geheimnisse erst in den nächsten Bänden gelüftet werden sollen, aber selbst die Infos, die gegeben werden, könnte man hübscher ausschmücken. Beispielweise wird die Vorstellung von den Männern des Geheimbundes erwähnt, aber dann leider kein weiteres Detail dazu. Dann kann man es auch weglassen, oder?
Der eigentliche Abschluss beinhaltet leider einen Cliffhanger, auch wenn dieser hoffnungsvoll ausgeht. Man muss also weiter lesen um wirklich abschließen zu können.
Werde ich weiterlesen? Ich weiß es noch nicht. Mir hat an vielen Stellen der Kick gefehlt und sich ehe das Buch tatsächlich als Einführung in eine Triologie, die hoffentlich noch abenteuerlicher wird.

Fazit: Das Buch ist ein mittelmäßiger 1. Band und stellt die Einführung in die Triologie dar. Menschen und Bücher stehen im Vordergrund, kein Action geladenes Abenteuer – Daher etwas für geduldige Fantasy-Leser.