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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2021

Unterhaltsamer und spannender Doppelpack

Langoliers
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Zwei sehr unterschiedliche Kurzromane sind in diesem Buch vereint.

Handwerklich gibt es an „Langoliers“ – wie immer beim Meister – nichts auszusetzen. Die Charaktere sind lebendig und authentisch, vor ...

Zwei sehr unterschiedliche Kurzromane sind in diesem Buch vereint.

Handwerklich gibt es an „Langoliers“ – wie immer beim Meister – nichts auszusetzen. Die Charaktere sind lebendig und authentisch, vor allem die blinde Dinah hat ein paar großartige Momente. Dass die Figuren so zusammengestellt wurden, dass es gut zur Story passt, wirkte hier und da ein bisschen arg konstruiert. So was wie „Na Gott sei Dank ist ein Pilot als Passagier an Bord der Maschine, deren Crew spurlos verschwunden ist“ kommt noch ein paar Mal vor. Da hat es sich King etwas zu einfach gemacht.

Trotzdem bleibt „Langoliers“ bis zum Ende spannend. Vor allem die Atmosphäre am Flughafen, als die Passagiere dort landen und die Umgebung erkunden, hat mir gut gefallen, war bedrückend und unheimlich.

Auch in „Das geheime Fenster“ fallen zuerst die komplexen Charaktere auf. Mort und Shooter sind beide gut gezeichnet und machen eine spannende Entwicklung durch. Die Story geht eher gemächlich los – man lernt Morts Situation und seinen Alltag kennen, und schnell wird klar, dass hier eine kaputte Existenz versucht, die Scherben seines Lebens zusammenzukehren.

Sobald Shooter in Morts Leben tritt, nimmt das Ganze Fahrt auf. Der Machtkampf zwischen den beiden nimmt zunehmend drastischere Formen an. Mort wird zunehmend verzweifelter in seinen Versuchen, sich gegen den Fremden zur Wehr zu setzen. King zeigt herrlich die Abgründe der menschlichen Seele auf. Und das überraschende Finale passt perfekt – vermutlich haben viele von euch aber auch schon den Film gesehen und kennen die Auflösung.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ausflug in die Bizarro Fiction

Quicksand House
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Autor Carlton Mellick III bezeichnet das Genre, in dem er schreibt, als Bizarro Fiction. Und da ich noch nie etwas aus diesem Subgenre gelesen habe, hat mich „Quicksand House“ umso mehr gereizt. Allein ...

Autor Carlton Mellick III bezeichnet das Genre, in dem er schreibt, als Bizarro Fiction. Und da ich noch nie etwas aus diesem Subgenre gelesen habe, hat mich „Quicksand House“ umso mehr gereizt. Allein schon die Ausgangssituation ist sehr merkwürdig: Da leben Kinder mit einer Nanny in einem Hort, aber weder kennen sie ihre Eltern noch dürfen sie diesen Hort verlassen und den Rest des Hauses erkunden.

Und was hinter den Türen des Horts lauert, was die Kinder dort alles entdecken und erleben, macht einfach tierisch Spaß. Es ist, wie das Subgenre schon ahnen lässt, bizarr, seltsam und außergewöhnlich. Irgendwo habe ich den Vergleich mit Tim Burton gelesen, und dem kann ich nur zustimmen. Mellick III erschafft eine Welt, die viele kleine und große Geheimnisse in sich trägt, die merkwürdig und fremd erscheint, aber gleichzeitig in sich stimmig und nachvollziehbar ist.

Stellenweise wird es auch gruselig, etwa wenn die Kinder sich allein durch das dunkle, riesige Haus mit Horden von gefährlichen Ungeheuern ringsum schlagen müssen. Die Stimmung wird durch den klasse Schreibstil eingefangen und wandelt spielerisch zwischen Mystery, Humor, Drama und Grusel hin und her. Vor allem Zecke wächst einem schnell ans Herz; der kleine Junge ist mutig und vielleicht sogar leichtsinnig auf der Suche nach seinen Eltern. Dabei ist er aber auch mitfühlend und fest entschlossen, seine Schwester zu beschützen, komme, was wolle.

Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen: Wer und wo sind die Eltern? Warum kümmern sie sich nicht um ihre Kinder? Was ist das für ein seltsames Haus, in dem sie leben? Tatsächlich werden die meisten dieser Fragen irgendwann beantwortet. Und was soll ich zu deren „Auflösung“ sagen? Wie alle Abenteuer, die die Kinder auf ihrer Reise erleben, reiht sich das Finale in die Reihe der bizarren Begebenheiten ein. Manche werden vom Ende vielleicht enttäuscht sein, aber ich habe es als unheimlich passend für die Geschichte empfunden.

Fazit:
Die Bizarro Fiction hat einen neuen Fan: Ich habe schon lange kein so faszinierendes, bizarres, dabei aber auch spannendes und unterhaltsames Buch mehr gelesen, das einfach anders ist. Aber Achtung: Es ist wirklich sehr speziell, und darauf muss man sich einlassen. Übrigens habe ich noch nie in so kurzer Zeit so oft das Wort „bizarr“ benutzt. Aber wenn’s passt, dann passt es.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Kein würdiges Ende

Die Nacht
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Wow! Ich hätte es nicht erwartet, aber es ist passiert: Der Abschluss der Trilogie ist ein absoluter Graus. Wie konnte es so weit kommen, nachdem der erste Teil so großartig und der zweite immer noch klasse ...

Wow! Ich hätte es nicht erwartet, aber es ist passiert: Der Abschluss der Trilogie ist ein absoluter Graus. Wie konnte es so weit kommen, nachdem der erste Teil so großartig und der zweite immer noch klasse war?

Das fängt schon bei dem großen Zeitsprung an, der zwischen Teil zwei und drei liegt. Grundsätzlich ist das ja eine super Sache, es bringt frischen Wind ins Geschehen und positioniert alle Beteiligten neu. Hier aber hat dieser Zeitsprung für eine völlige Veränderung der Grundstimmung gesorgt. Als Leser steht man plötzlich vor vollendeten Tatsachen, alles wirkt pessimistisch, hoffnungslos und trist.

Natürlich ist es clever, eine derart aussichtslose Lage zu kreieren, um die Hürden für die Charaktere zu erhöhen. Aber für mich hat hier einfach nichts mehr richtig gepasst. Dabei sind durchaus interessante Ideen (ich sage nur das Stichwort „Ernten“) vorhanden, werden aber leider nur oberflächlich abgehandelt. Dass Quinlan zur Truppe dazustößt, ist der einzige richtige Pluspunkt, der mir auffiel.

Und auch das „Finale“ hat mich absolut nicht abgeholt. Nach den zwei Vorgängerbänden war ich auf alles vorbereitet, aber nicht auf so ein übertriebenes, unbefriedigendes Ende. Mir blieben einfach zu viele Fragen offen. Und vor allem spannungstechnisch kann „Die Nacht“ nicht ansatzweise mit den anderen Büchern der Trilogie mithalten. Ich bin vermutlich zu streng, aber nach „Die Saat“ konnte es fast nur bergab gehen.

Fazit:
Meine Frustration war nach dem Lesen von „Die Nacht“ ziemlich groß. Der dritte und abschließende Band der „The Strain“-Trilogie kann nicht mal ansatzweise mit seinen unterhaltsamen und spannenden Vorgängern mithalten. Leider kein würdiges Ende für einen grundsätzlich klasse Beitrag zum Vampir-Genre. Mehr als „Jetzt weiß ich, wie die Geschichte ausgeht“ hat mir der Roman einfach nicht gegeben.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Viel los in und um Hogwarts

Harry Potter und der Feuerkelch (Harry Potter 4)
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Nach dem für mich enttäuschenden „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ hatte ich meine Erwartungen im Vorfeld schon etwas gedämpft. Ich wurde angenehm überrascht: Wo im Vorgänger anfangs noch viel ...

Nach dem für mich enttäuschenden „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ hatte ich meine Erwartungen im Vorfeld schon etwas gedämpft. Ich wurde angenehm überrascht: Wo im Vorgänger anfangs noch viel Leerlauf herrschte, legt „Harry Potter und der Feuerkelch“ direkt los wie die Feuerwehr. Die Quidditch-Weltmeisterschaft und ein Angriff von Voldemorts Todessern, dann das Trimagische Turnier: Langweilig wird es im vierten Band definitiv nicht.

Manche Handlungen, gerade der Erwachsenen, sind nicht immer schlüssig. Warum zum Beispiel darf oder besser gesagt muss Harry Potter am Turnier teilnehmen, obwohl er nachweislich zu jung ist und sich überhaupt nicht mit den viel älteren Schülern messen lassen will? Da gab es einige Logikfehler, die mich gestört haben. Jüngere Leser werden solche Kleinigkeiten aber sicherlich verzeihen.

Das Finale ist bislang das düsterste in der Reihe, was mir wieder ziemlich gut gefallen hat und mich hoffen lässt, dass die nächsten Bände in dieselbe Richtung gehen. Bei den Filmen war es ja ähnlich, dass die Geschehnisse von Film zu Film düsterer wurden.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Informativ und empathisch

Tiere essen
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Um es gleich vorweg klarzustellen: Jonathan Safran Foer liefert in „Tiere essen“ nicht die Lösung für all die Probleme, die die Massentierhaltung mit sich bringt. Er hat nicht diesen einen genialen Einfall, ...

Um es gleich vorweg klarzustellen: Jonathan Safran Foer liefert in „Tiere essen“ nicht die Lösung für all die Probleme, die die Massentierhaltung mit sich bringt. Er hat nicht diesen einen genialen Einfall, der alle Missstände wie durch Magie aus der Welt schafft. Und viele Fakten, die Foer in seinem Buch zusammenstellt, hat man so oder so ähnlich schon mal irgendwo gelesen oder in Dokumentationen gesehen.

Und trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass „Tiere essen“ zu den Büchern gehört, die jeder in seinem Leben mal gelesen haben sollte. So komprimiert findet man all diese Infos sonst nirgends – und vor allem so empathisch. Denn Foer hebt nicht mahnend den Zeigefinger oder spielt sich als aktivistischer Veganer auf. Es geht nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen oder Fleischesser als Monster abzustempeln.

Foer zeigt in eindringlichen, gut verständlichen Worten, was Massentierhaltung und Aquakultur bedeutet. Was es für die Tiere bedeutet, aber auch, was es für die Menschen bedeutet, die dieses Fleisch kaufen und essen – und diese Maschinerie damit unterstützen. Ich habe beim Lesen oft Pausen gemacht, weil ich über viele Dinge nachdenken musste und bei anderen Infos richtig fassungslos war.

„Tiere essen“ ist kein Aufruf zu Vegetarismus oder Veganismus. Foer will seine Leser auch nicht erziehen und nach seinen Moralvorstellungen formen. Es ist ein Plädoyer dafür, Tiere nicht wie leblose Waren zu behandeln und verlorene Empathie wiederzuentdecken. Und es ist eine Bitte, nicht die Augen zu verschließen vor dem Leid, das unsere moderne Ernährung den Tieren und unserer Umwelt antut.

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