Wichtige Themen im Fantasy-Gewand
Das Jahr der HexenFeminismus und das Aufbegehren gegen das Patriarchat vermischt mit einem an die Pilgerväter erinnernden Fantasysetting und einem Hexenthema – diese Mischung hat richtig Spaß gemacht! Und da ist noch mehr: ...
Feminismus und das Aufbegehren gegen das Patriarchat vermischt mit einem an die Pilgerväter erinnernden Fantasysetting und einem Hexenthema – diese Mischung hat richtig Spaß gemacht! Und da ist noch mehr: Auch Rassismus und Sexismus, zwei Themen, die in unserem alltäglichen Leben aktueller denn je sind, kommen darin zur Sprache. Was im ersten Moment überladen wirkt, setzt sich eher wie ein Puzzle passend zusammen.
Denn wie soll Feminismus ohne Sexismus diskutiert werden? Wie kann man Unterdrückung ganz von Rassismus trennen? Es sind schwierige Themen, die Henderson in ihrem Debütroman behandelt, gleichzeitig aber auch verdammt wichtige. Dass sie ihre Geschichte in eine Fantasywelt mit sehr kleinem Spielraum einbettet, rückt den Blick aufs Wesentliche: nämlich auf Frauen, die unterdrückt und – notfalls mit Gewalt – gefügig gemacht werden.
Und dann ist da Immanuelle, die Protagonistin. Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, die in dieser von Männern und deren Regeln bestimmten Welt aufwächst, die aufgrund ihrer Herkunft und auch Hautfarbe geächtet wird. Es ist spannend mitzuerleben, wie Immanuelle im Verlauf der Geschichte immer mehr zu sich findet, stärker wird und schließlich gegen den Status Quo aufbegehrt.
Auch Magie und Übernatürliches finden ihren Platz in dem Roman, den ich am ehesten der Dark Fantasy zuordnen würde. Dadurch, dass der Fantasy-Anteil nicht zu umfassend ausfällt, liest es sich manchmal fast wie ein historischer Roman mit fantastischen Elementen. Eine Kombination, die ich sehr gerne mag.
Nicht zuletzt wegen der Sprache des Romans ist „Das Jahr der Hexen“ für mich das Monatshighlight im Mai. Der altmodische, fast antiquierte Stil passt perfekt zur Thematik, ist gleichzeitig leicht zu lesen und erzeugt die richtige Stimmung. Hin und wieder sind die Formulierungen und Beschreibungen vielleicht ein wenig zu ausschweifend und umständlich. Aber das war eine Kleinigkeit, die mich beim Lesen nicht wirklich gestört hat.
Und wer sich wundert, dass ich trotz all des Lobes „nur“ 8 Punkte gebe: 8 Punkte sind verdammt gut! Ich glaube aber auch, dass hier und da noch etwas Feinschliff möglich ist. Henderson steht erst am Anfang ihrer Karriere – da geht noch mehr. Erwähnt werden sollte auch die liebevolle Aufmachung des Buches mit dem festen Einband in Lederoptik inklusive Lesebändchen.