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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Wer hat Lust auf eine Runde Splatter?

Das Hotel
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Splatter-Fans werden bei Jack Kilborns „Das Hotel“ voll auf ihre Kosten kommen. Das Rushmore Inn entpuppt sich als Spielwiese einer inzestuösen Freak-Familie, die ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst ...

Splatter-Fans werden bei Jack Kilborns „Das Hotel“ voll auf ihre Kosten kommen. Das Rushmore Inn entpuppt sich als Spielwiese einer inzestuösen Freak-Familie, die ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst leiden lässt. Wer sich an den Roman heranwagt, sollte also einen robusten Magen und Lust auf Splatter ohne Ende haben.

Diese brutalen Gewaltorgien machen ziemlich Spaß – wenn man so etwas mag –, driften aber bisweilen ins Groteske und an manchen Stellen auch ins Alberne ab. Darunter leidet die Spannung, die im ersten Drittel des Buches noch überzeugen kann, wenn die Charaktere und das Szenario vorgestellt werden.

Denn eigentlich finden sich interessante Gäste im Hotel ein, mit denen man prima mitfiebern könnte: Deborah ist trotz des Verlusts ihrer Beine eine wehrhafte, selbstbewusste Frau. Die Großmutter der kleinen Familie hat sich im Lauf ihrer Lebens erstaunliche Fähigkeiten angeeignet. Und auch die männlichen Gäste, nämlich der Journalist sowie zwei Männer, die auf der Suche nach einer in der Nähe des Hotels verschwundenen Frau sind, kämpfen mit allen Mitteln um ihr Leben.

Dass diese vermeintlichen Opfer sich durchaus zu wehren wissen, liest sich erfrischend, aber auch hier schlägt Kilborn über die Stränge und macht aus den Gästen eine kleine Kampfeinheit, die mit nahezu jeder Situation umzugehen weiß. Klar ist es eine schöne Abwechslung zum sonstigen Kanonenfutter im Horrorgenre und macht den Kleinkrieg etwas ausgeglichener. Aber hier und da sind die Kampfkünste doch reichlich übertrieben.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Internatsgeschichte mit fantastischen Elementen

Der geheime Zirkel I Gemmas Visionen
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Ich bin ja nicht wirklich ein Fan von Fantasy für eine jüngere Zielgruppe. Nicht weil ich schon so alt bin (ich BIN ja auch noch nicht sooo alt), sondern weil mir die Themen oft zu seicht behandelt werden. ...

Ich bin ja nicht wirklich ein Fan von Fantasy für eine jüngere Zielgruppe. Nicht weil ich schon so alt bin (ich BIN ja auch noch nicht sooo alt), sondern weil mir die Themen oft zu seicht behandelt werden. Fast so, als nehme man die Leserschaft nicht richtig ernst oder traue ihr nicht so viel zu.

Bei „Gemmas Visionen“ hatte ich diesen Eindruck überhaupt nicht. In einem erfrischenden, bisweilen auch recht humorvollen Stil erzählt Libba Bray eine nicht ganz neue Geschichte unterhaltsam und mit viel Liebe zum Detail. Das Setting des Internats wird nicht nur Fans von „Hanni und Nanni“ Spaß machen. Dabei beachtet Bray stets die Zeit, in der ihre Geschichte spielt. So lernen gerade jüngere Leser noch so einiges über das England des 19. Jahrhunderts.

Auch die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet. Jedes der Mädchen hat seine Ecken und Kanten, bleibt dabei aber stets nachvollziehbar und glaubwürdig. Vor allem die Dialoge zwischen den vier Freundinnen lesen sich authentisch und hauchen der Story Leben ein. Vor allem der Weg von Feindinnen zu Freundinnen liest sich gut und passt zu den verschiedenen Charakteren.

Das Einzige, womit ich mich beim Lesen schwer getan habe, waren die fantastischen Elemente. Für meinen Geschmack sind sie zu kitschig geraten und wollen nicht richtig in das sonst so authentische Setting passen. Auch wenn die Zielgruppe weiblich ist, hätte dem Roman hier und da etwas weniger Kitsch gutgetan.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Geschichte wird lebendig

Die ewige Prinzessin
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Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Tudor-Familie auskennt, der weiß natürlich auch, was für einen harten und steinigen Weg Katharina von Aragón gehen musste, um ihre Ziele zu erreichen. Ich gehe ...

Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Tudor-Familie auskennt, der weiß natürlich auch, was für einen harten und steinigen Weg Katharina von Aragón gehen musste, um ihre Ziele zu erreichen. Ich gehe hier jetzt nicht auf die historischen Details ein. Obwohl die meisten, die sich für das Buch interessieren, sicher auch den Aufstieg und Fall der „ewigen Prinzessin“ im Groben kennen, möchte ich nicht zu sehr spoilern.

Fakt ist aber: Mit jeder Zeile merkt man, dass Philippa Gregory weiß, wovon sie schreibt. Sie lässt die Tudor-Zeit und das historische England auferstehen. Die großen Persönlichkeiten der Geschichte werden lebendig und authentisch dargestellt, allen voran natürlich die junge Katharina. Man fühlt mit dem einsamen Mädchen mit, das von seiner Familie Abschied nehmen muss, um in einem fremden Land, umgeben von fremden Menschen, eine neue Heimat zu finden. Gefühlvoll, aber nie kitschig schildert Gregory den langen Weg Katharinas, ihre Sorgen und Nöte, ihren unbändigen Willen, Königin zu werden.

Auch die übrigen Figuren bestechen durch Glaubwürdigkeit. Sei es der verzogene, launische junge Prinz Harry, sei es die eifersüchtige Schwägerin Margaret, sei es der taktierende König Henry. So entsteht durch diese wunderbare Figurenzeichnung ein großartiges Bild der damaligen Zeit. Mir persönlich waren die inneren Monologe der „ewigen Prinzessin“ manchmal ein bisschen zu viel des Guten, den Lesespaß hat das aber kaum getrübt.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Knackiges Debüt

Die Therapie
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Anders als viele Autoren, denen man im Debütroman anmerkt, dass die schriftstellerische Erfahrung noch etwas fehlt, weist Sebastian Fitzeks erster Roman bereits all die markanten Komponenten auf, die seinen ...

Anders als viele Autoren, denen man im Debütroman anmerkt, dass die schriftstellerische Erfahrung noch etwas fehlt, weist Sebastian Fitzeks erster Roman bereits all die markanten Komponenten auf, die seinen Werken zu so großem Erfolg verholfen haben. Da sind zum einen die kurzen, knackigen Kapitel, die einen immer wieder dazu verleiten, noch ein bisschen weiterzulesen. Jaja, nur noch ein Kapitel …

Noch fieser wird es, wenn Fitzek die Kapitel mit seinen berühmt-berüchtigten Cliffhangern versieht. Die überraschenden Wendungen sind sein Markenzeichen, und wenn sie manchmal auch zu konstruiert erscheinen, verfehlen sie doch nur selten ihre Wirkung. Die Charaktere sind eher knapp gezeichnet, auch ausführlichere Beschreibungen sucht man vergebens. Der Stil ist klar, zielgerichtet und auf das Wesentliche reduziert.

Mir persönlich haben Auflösung und Ende den Thriller ein bisschen verleidet. Natürlich ist es schwer, die teils wahnwitzigen Drehungen und Wendungen zu einem glaubwürdigen Finale zu führen. Aber hier hätte es gern noch etwas mehr sein können.

Unterm Strich beweist Sebastian Fitzek schon in seinem Debütroman „Die Therapie“, dass er das Zeug hat, bei den großen Thrillerautoren mitzumischen. Seine Stärken zeichnen sich bereits hier deutlich ab, und auch wenn man nun keine tiefgründige Lektüre erwarten darf, kurzweilige und spannende Unterhaltung ist bei Fitzek garantiert.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Emotional aufwühlend, sonst eher so làlà

Still Missing - Kein Entkommen
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Die großartige Thematik weckte direkt meine Neugier. Eine selbstbewusste, lebensfrohe junge Frau, die mitten im Leben steht. Und die aus dem Nichts entführt, irgendwo in der Wildnis festgehalten und von ...

Die großartige Thematik weckte direkt meine Neugier. Eine selbstbewusste, lebensfrohe junge Frau, die mitten im Leben steht. Und die aus dem Nichts entführt, irgendwo in der Wildnis festgehalten und von ihrem Kidnapper missbraucht wird. Das ist der Stoff, aus dem grandiose Psychothriller sind.

Leider konnte mich „Still Missing“ nicht so überzeugen. Die ersten 150 Seiten vergingen für mich noch wie im Flug. Ich fieberte mit der verzweifelten Annie mit, die ihrem Peiniger schutzlos ausgeliefert ist und sich in dieser neuen, erniedrigenden Situation zurechtfinden muss.

Es ist wohl nicht nur für Frauen ein Albtraum, mitten aus einer alltäglichen Situation gerissen und in eine grauenvolle Gefangenschaft gezwungen zu werden, aus der es keinen Ausweg gibt. Was Annie alles über sich ergehen lassen muss, ist harter Tobak und strapaziert die Nerven.

Auch die Perspektive der Erzählung ist interessant: Annie erzählt ihrer Therapeutin in Rückblenden von ihrem Martyrium, so dass man zwar von Anfang an weiß, dass die Protagonistin wieder freikommt. Aber erst Stück für Stück klärt sich auf, was passiert ist und wie sie es wieder in die Freiheit schaffte. Dieses Wissen holt natürlich auch ein bisschen Spannung und Tempo heraus.

Auch im weiteren Verlauf will keine rechte Spannung mehr aufkommen. Sobald Annie wieder in Freiheit ist, wirkt das weitere Geschehen konstruiert und unglaubwürdig. Und spätestens bei der Auflösung bezüglich der Entführung fühlte ich mich ein wenig auf den Arm genommen. Das ist bedauerlich, denn Stevens nimmt ihre Leser mit auf eine aufwühlende Reise, die spätestens zur Hälfte des Romans Unmut aufkommen lässt.

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