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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2021

Einfach mal die Ansprüche vergessen

Gezähmt
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Hm. Ähm. Das also ist erotische Fantasy. Ich weiß nicht, ob ich dem Genre noch ein paar Besuche abstatten soll, wenn „Gezähmt“ zu den besseren Vertretern gehört. Anfangs musste ich mich ein bisschen in ...

Hm. Ähm. Das also ist erotische Fantasy. Ich weiß nicht, ob ich dem Genre noch ein paar Besuche abstatten soll, wenn „Gezähmt“ zu den besseren Vertretern gehört. Anfangs musste ich mich ein bisschen in den Stil reinfuchsen, der etwas speziell ist. Zum Beispiel gibt es viele Info-Lücken, die man sich entweder selbst schließen muss oder die irgendwann später, wenn man nicht mehr dran denkt, erklärt werden. Aber wenn man erst mal drin ist, lässt sich das Ganze prima lesen.

Mein Highlight waren die Dialoge zwischen Sara, Miki und Angelina. Rotzfrech und derb geht es zwischen den Freundinnen zu, und das macht richtigen Spaß. Nicht, dass Freundinnen immer auf diese Weise miteinander reden, aber es wirkt natürlich und nicht aufgesetzt.

Die Story selbst ist auch okay – nicht wahnsinnig kreativ oder außergewöhnlich, aber das passt schon. Leider kratzt mir das Ganze zu sehr an der Oberfläche. Egal ob es um die Story, die Charaktere oder die Feinheiten geht, alles bleibt irgendwie flach und beliebig. Das Einzige, bei dem es richtig zur Sache geht, sind die erotischen Passagen. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen. Die Erotik selbst hat aber reichlich wenig mit Fantasy zu tun, da bleibt das Ganze schön konventionell.

Und bei nicht mal 300 Seiten gibt es einfach zu viele Wiederholungen. Lieben sie sich, ja oder nein, wollen sie sich, ja oder nein, finden sie sich attraktiv, ja oder nein … Puh, und sobald sich die beiden Protagonisten anschauen, geht entweder sein bestes Stück in die Senkrechte oder sie muss ihr Höschen wechseln. Die ersten paar Mal ist das ja okay, aber irgendwann liest sich das eher ermüdend. Und wo die Wiederholungen den Roman künstlich aufblähen, ist das Finale viel zu schnell abgefrühstückt. Gerade wenn es spannend wird!

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Zu viel gewollt

Die Vampire
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„Die Vampire“ ist in seiner Gesamtheit ein sehr ambitioniertes Werk. Dem Leser wird eine Mischung aus historischem Roman, Vampirhorror und Phantastik kredenzt. Geschickt werden phantastische Elemente in ...

„Die Vampire“ ist in seiner Gesamtheit ein sehr ambitioniertes Werk. Dem Leser wird eine Mischung aus historischem Roman, Vampirhorror und Phantastik kredenzt. Geschickt werden phantastische Elemente in die realen Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts eingebunden, so dass sich ein beeindruckendes, durchweg logisches Gesamtwerk ergibt. Die damalige Zeit wird realistisch und glaubwürdig dargestellt. So hätte es wirklich aussehen können, wäre Dracula eine reale historische Figur und hätte bis in Viktorianische Zeitalter hinein gelebt.

Auch die Darstellung des Miteinanders von Menschen und Vampiren ist faszinierend. Beide Rassen haben gelernt, nebeneinander zu leben – zumindest mehr oder weniger, wie der Handlungsverlauf zeigt. Oft wird dieses Nebeneinander nur durch geschickte beiläufige Bemerkungen deutlich.

Newman jongliert geradezu mit Geschichte und Literatur. Da tauchen Bram Stoker und Simone de Beauvoir auf, Dr. Jekyll und Jack the Ripper, Kaiser Wilhelm II. und Manfred von Richthofen. Sogar Audrey Hepburn hat einen Auftritt. Das ist alles ziemlich beeindruckend – aber teilweise auch ziemlich überladen.

Denn bei allem Respekt vor diesem Mammutwerk war es für mich auch eine Herausforderung. Zahllose mal mehr und mal weniger wichtige Charaktere bevölkern die drei Bände. Ein Glossar, mit dessen Hilfe man sich besser hätte zurechtfinden können, gibt es leider nicht. Auch die Geschichte an sich sprudelt nur so über vor geschichtlichen Fakten und Ereignissen. Beinahe scheint es, als hätte Kim Newman alles, aber auch wirklich alles, was ihm an historischen Spannungsmomenten gefällt, aufgegriffen, um es irgendwie in seinem Werk zu verarbeiten.

Gerade auf den ersten 200 Seiten braucht man viel Durchhaltevermögen, um bei der Fülle an Namen, Ereignissen und Ideen nicht die Segel zu streichen. Ich hatte das Buch damals als Rezensionsexemplar erhalten und musste arg kämpfen. Doch für mich konnte sich die Genialität des Werkes nicht vollends erschließen. Nicht falsch verstehen, ich finde es absolut atemberaubend, was Newman hier vollbracht hat.

Aber bei allen Spielereien mit Geschichte, Literatur und Fiktion blieb für mich der Lesespaß zurück. Mir fehlte dieses Eintauchen in eine spannende Handlung, mir fehlten Charaktere, denen ich mich verbunden fühlen kann. Es geht mehr um das vollendete Gedankenspiel als um ein in sich geschlossenes, harmonisch komponiertes Werk. Und gerade die Figur des Dracula, die ja doch Dreh- und Angelpunkt der 1280 Seiten ist, taucht in meinen Augen viel zu selten auf.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Typisch amerikanisch

Leises Gift
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Ich sage es gleich: Greg Iles’ Romane sind nicht jedermanns Sache. Zu platt, zu unlogisch, zu schwarzweiß sagen die einen. Actionreich, unterhaltsam, spannend sagen die anderen. Ich bewege mich irgendwie ...

Ich sage es gleich: Greg Iles’ Romane sind nicht jedermanns Sache. Zu platt, zu unlogisch, zu schwarzweiß sagen die einen. Actionreich, unterhaltsam, spannend sagen die anderen. Ich bewege mich irgendwie genau zwischen beiden Lagern.

Einerseits macht „Leises Gift“ viel Spaß. Haarsträubende Ereignisse reihen sich aneinander – allein was Alex Morse alles erleiden muss, würde genug Stoff für mehrere Romane bieten. Auch die Grundidee der Story kann überzeugen: seinen Ehepartner mit medizinischen Tricks zu „entsorgen“, ist ganz schön fies. Und vor allem ab dem zweiten Drittel nimmt der Roman ziemlich an Fahrt auf und kann bis zum Finale prima unterhalten.

Aber diese Schwarzweiß-Malerei ist so gar nicht mein Fall. Überdeutlich wird gezeigt, wer die Guten und wer die Bösen sind. Die Bösen sind genial, fies und attraktiv, und die Guten sind leidenschaftlich, nett und, ja, auch attraktiv. Dadurch bleiben die Charaktere auch ein bisschen leblos und schablonenhaft.

Ob Alex, die trotz entstellender Narben umwerfend schön ist und mit dieser „Du musst nur fest genug daran glauben, dann schaffst du alles“-Mentalität durchs Leben zieht, oder der Oberbösewicht, der klug, heimtückisch und verachtenswert ist. In dieser Hinsicht gibt es einfach keine Überraschungen, keine unerwarteten Wendungen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Blick in die Angst
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Für mich persönlich war „Blick in die Angst“ von Chevy Stevens eine ziemliche Enttäuschung. Der Roman driftet in zu viele verschiedene Richtungen ab und will von allem ein bisschen sein: Thriller, Drama ...

Für mich persönlich war „Blick in die Angst“ von Chevy Stevens eine ziemliche Enttäuschung. Der Roman driftet in zu viele verschiedene Richtungen ab und will von allem ein bisschen sein: Thriller, Drama und Familienroman. Selbstfindung, Mutter-Tochter-Konflikte, allgemein Konflikte in der Familie, Traumabewältigung, zwischendurch Detektivarbeit, Gedanken über das Leben nach dem Tod, noch eine Liebesgeschichte dazu und so weiter.

Dabei beginnt der Roman sehr vielversprechend und wirft ein interessantes Grundthema auf. Eine Kommune, in der nicht alles so schön und friedlich abläuft, bietet ganz viel Stoff für ein spannendes Buch. Aber Stevens verheddert sich in den zahllosen Möglichkeiten. Und wo sich die Ereignisse bisweilen wirr und auch etwas langatmig lesen, da wird auf den letzten 100 Seiten plötzlich aufs Gas gedrückt. Das hätte sich wesentlich besser lösen lassen, indem so manches Geheimnis früher aufgedeckt worden wäre.

Auch Stevens’ Schreibstil kann mich in diesem Roman nicht so überzeugen wie in ihren anderen Werken. Die Ich-Erzählerin Nadine bleibt blass und konnte mich emotional nicht mitnehmen. Ihre Gefühle und Gedanken wiederholen sich zu oft. Spannend dagegen sind die Rückblenden, als Nadine in der Kommune lebte. Hier hat der Roman seine stärksten Passagen.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Wer hat Lust auf eine Runde Splatter?

Das Hotel
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Splatter-Fans werden bei Jack Kilborns „Das Hotel“ voll auf ihre Kosten kommen. Das Rushmore Inn entpuppt sich als Spielwiese einer inzestuösen Freak-Familie, die ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst ...

Splatter-Fans werden bei Jack Kilborns „Das Hotel“ voll auf ihre Kosten kommen. Das Rushmore Inn entpuppt sich als Spielwiese einer inzestuösen Freak-Familie, die ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst leiden lässt. Wer sich an den Roman heranwagt, sollte also einen robusten Magen und Lust auf Splatter ohne Ende haben.

Diese brutalen Gewaltorgien machen ziemlich Spaß – wenn man so etwas mag –, driften aber bisweilen ins Groteske und an manchen Stellen auch ins Alberne ab. Darunter leidet die Spannung, die im ersten Drittel des Buches noch überzeugen kann, wenn die Charaktere und das Szenario vorgestellt werden.

Denn eigentlich finden sich interessante Gäste im Hotel ein, mit denen man prima mitfiebern könnte: Deborah ist trotz des Verlusts ihrer Beine eine wehrhafte, selbstbewusste Frau. Die Großmutter der kleinen Familie hat sich im Lauf ihrer Lebens erstaunliche Fähigkeiten angeeignet. Und auch die männlichen Gäste, nämlich der Journalist sowie zwei Männer, die auf der Suche nach einer in der Nähe des Hotels verschwundenen Frau sind, kämpfen mit allen Mitteln um ihr Leben.

Dass diese vermeintlichen Opfer sich durchaus zu wehren wissen, liest sich erfrischend, aber auch hier schlägt Kilborn über die Stränge und macht aus den Gästen eine kleine Kampfeinheit, die mit nahezu jeder Situation umzugehen weiß. Klar ist es eine schöne Abwechslung zum sonstigen Kanonenfutter im Horrorgenre und macht den Kleinkrieg etwas ausgeglichener. Aber hier und da sind die Kampfkünste doch reichlich übertrieben.

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