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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2020

Eine Geschichte mit vielen Facetten

Unter uns das Meer
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Seit der Geburt ihrer zwei Kinder kriselt es in der Ehe von Juliet und Michael. Um die Beziehung zu retten, überredet Michael seine Frau zu einem einjährigen Segeltörn auf dem Meer. Die dramatische Reise ...

Seit der Geburt ihrer zwei Kinder kriselt es in der Ehe von Juliet und Michael. Um die Beziehung zu retten, überredet Michael seine Frau zu einem einjährigen Segeltörn auf dem Meer. Die dramatische Reise wird das Leben der ganzen Familie verändern

Amity Gaige bedient mit Ihrem Buch „Unter uns das Meer“ viele verschiedene Genres: Abenteuerroman, Ehedrama, Krimi, psychologische Studie. Erzählt wird die Geschichte dabei aus zwei Perspektiven. Rückblickend aus der Sicht von Juliet, sowie in tagebuchähnlichen Logbuchnotizen durch Michael.

Dabei wird dem Leser bereits zu Beginn klar, dass die Reise in einer Katastrophe enden wird. Der Spannungsbogen wird dennoch bis zum (teilweise) überraschenden Schluss gehalten.

Besonders gelungen fand ich die Analyse von Juliets` Mutterrolle. Man kann das Gefühlschaos zwischen unendlicher Liebe, Ohnmacht, Selbstaufgabe und Zerrissenheit zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen an Sie sehr gut nachvollziehen. Außerdem verdeutlicht Amity Gaige sehr gut, welch zerstörerische Kraft eine Beziehung entwickeln kann.

Das Buch endet mit einem Epilog. In diesem werden aus unterschiedlichen Perspektiven über unterschiedliche Medien noch einige Details der Geschichte aufgegriffen. Dies hat mir persönlich keinen echten Mehrwert geboten, da ich diese Informationen nach dem schlüssigen Ende überflüssig fand.

Fazit: Ein guter, niveauvoller Unterhaltungsroman mit inhaltlichem Tiefgang.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2019

Erschreckend realistische Zukunftsvision

Die Mauer
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Nach dem „Wandel“ ist nichts mehr so wie es war. Der Meeresspiegel ist extrem angestiegen, es existieren keine Strände mehr. Die sicheren, privilegierten Länder schützen sich mit einer Mauer vor Flüchtlingen, ...

Nach dem „Wandel“ ist nichts mehr so wie es war. Der Meeresspiegel ist extrem angestiegen, es existieren keine Strände mehr. Die sicheren, privilegierten Länder schützen sich mit einer Mauer vor Flüchtlingen, den „Anderen“. In England beginnt Joseph Kavanagh seinen Dienst auf der Mauer. Er muss unter Einsatz seines Lebens das Land vor Eindringlingen beschützen. Ein erbitterter Kampf ums Überleben beherrscht von nun an auch sein Leben…

Durch die Beschreibung der trostlosen. kargen Umgebung der Mauer und einer allgegenwärtigen Kälte lässt John Lanchester direkt zu Beginn eine bedrohliche Atmosphäre entstehen. Der Sprachstil ist bildhaft, es gibt außergewöhnliche Vergleiche mit Poesie, die mir gut gefallen haben. Der Plot entwickelt sich langsam, was zunächst die Monotonie der Tagesabläufe gut verdeutlicht. Was zunächst wie eine Militärübung beginnt entwickelt sich im Laufe der Zeit zum gefährlichen Überlebenskampf. In der zweiten Hälfte des Buches passieren viele erschreckende Dinge, das Erzähltempo nimmt jedoch nicht an Fahrt auf. Da wäre in meinen Augen mehr drin gewesen. Die Geschichte wird aus Sicht von Joseph Kavanagh erzählt. Doch obwohl wir als Leser einiges über seine Gedanken erfahren ist er mir, wie auch alle anderen Protagonisten, fremd geblieben. Sie geben sich fatalistisch dem Lauf der Dinge hin, was mir sehr unrealistisch erscheint.
Dennoch konnte der Autor mir einige Denkanstöße mitgeben: Der vorhandene Generationenkonflikt mit einer unterschwelligen Schuldfrage und das Entstehen eines Regimes der Angst mit einer modernen Form der Sklaverei beschäftigen mich noch nachhaltig.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Leider eine Enttäuschung

Stella
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Selten wurde ein Buch bereits vor dem Erscheinungsdatum so heftig kritisiert wie „Stella“ von Takis Würger. Dabei bezieht sich einer der Hauptkritikpunkte darauf, den Nationalsozialismus als Kulisse für ...

Selten wurde ein Buch bereits vor dem Erscheinungsdatum so heftig kritisiert wie „Stella“ von Takis Würger. Dabei bezieht sich einer der Hauptkritikpunkte darauf, den Nationalsozialismus als Kulisse für einen Liebesroman zu verwenden. Ich finde es grundsätzlich nicht moralisch verwerflich dies zu tun- wenn es denn gut gemacht ist…

Leider enttäuscht das Buch aber auf der ganzen Linie. Die Geschichte wird von Friedrich erzählt, einem jungen, naiven Schweizer. Bereits seine Beweggründe 1942 nach Berlin zu gehen, sind nicht nachvollziehbar. Dort stürzt er sich Hals über Kopf in eine Liebesbeziehung mit Stella. Beide sind darüber hinaus noch mit dem SS-Mann Tristan „befreundet“. Alle drei Charaktere bleiben blass und durchlaufen so gut wie keine Entwicklung. Dazu trägt auch der emotionslose Sprachstil mit kurzen, knappen Sätzen bei. Stella Goldschlag ist in meinen Augen eine psychologisch sehr spannende Person. Hier wäre sehr viel mehr Tiefgang in der Darstellung nötig gewesen. Bei der Beschreibung des SS-Mannes Tristan werden sämtliche Klischees bedient.

Die fiktive Liebesgeschichte wird durch Auszüge aus Prozessakten ergänzt. Das es sich hierbei um den Prozess gegen Stella Goldschlag handelt erfährt der unwissende Leser erst spät. Das Ausmaß der Taten von Stella findet sich in dem Roman nicht wieder. Hier liegt in meinen Augen die große Gefahr. Für Leser ohne Vorwissen ist dieses Buch in meinen Augen zu unkritisch und verharmlosend.

Es gibt einen weiteren Punkt, der mich enttäuscht zurücklässt. Takis Würger hat für dieses Buch wohl lange recherchiert. Er hatte auch die Chance mehrere Interviews mit Noah Klieger, einem Überlebenden zu führen. Diese Möglichkeit wird nicht mehr lange bestehen, denn auch Klieger ist mittlerweile verstorben. Ich hätte mir gewünscht Takis Würger hätte dieses wertvolle Wissen niveauvoller umgesetzt.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Wundervolles Buch, nicht nur zur Weihnachtszeit

Die Schneeschwester
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Julian liebt Weihnachten über alles, auch weil er Heiligabend Geburtstag hat. Aber in diesem Jahr ist alles anders. Ein tiefer, trauriger Schatten liegt über seiner Familie, es scheint als würde Weihnachten ...



Julian liebt Weihnachten über alles, auch weil er Heiligabend Geburtstag hat. Aber in diesem Jahr ist alles anders. Ein tiefer, trauriger Schatten liegt über seiner Familie, es scheint als würde Weihnachten ausfallen. Da begegnet Julian Hedvig. Langsam keimt in ihm die Hoffnung auf, dass Weihnachten doch noch stattfinden kann.

Nach vielen positiven Rezensionen bin ich mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch gegangen-sie wurden alle weit übertroffen!

Maja Lunde erzählt in leichter Sprache eine gefühlvolle Geschichte über Trauer, Liebe, Familie, Sehnsucht, Hoffnung und Freundschaft. Insbesondere die Beschreibung der lähmenden Trauer in Julians Familie fand ich sehr gelungen. Dabei ist die Geschichte in 24 Kapitel eingeteilt und somit auch als literarischer Kalender geeignet. Es dürfte jedoch sehr schwerfallen, jeden Tag nur einen Abschnitt zu lesen.

Übertroffen wird die Geschichte noch durch die wunderschönen Illustrationen von Lisa Aisato. Ich habe selten eine so stimmige Illustration eines Buches gesehen wie „Die Schneeschwester“. Alle Gefühlslagen werden trefflich eingefangen und ich kann nicht aufhören immer und immer wieder die Bilder anzuschauen. Ein echtes Kunstwerk!

Absolute Leseempfehlung, nicht nur zur Weihnachtszeit.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Brutaler Krimi im Profikillermilieu

Die Plotter
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Raeseng wurde als Baby in einer Mülltonne ausgesetzt und wächst als Waise bei Old Racoon auf. Dieser ist Chef der Library of Dogs und für alle politisch beauftragten Morde in Korea verantwortlich. Auch ...


Raeseng wurde als Baby in einer Mülltonne ausgesetzt und wächst als Waise bei Old Racoon auf. Dieser ist Chef der Library of Dogs und für alle politisch beauftragten Morde in Korea verantwortlich. Auch Raeseng wird zum skrupellosen Profikiller ausgebildet. Als er eines Tages einen Auftrag nicht ordnungsgemäß ausführt gerät er selbst auf die Todesliste. Ein brutales Katz-und-Maus Spiel nimmt seinen Lauf…

Mit einem äußerst spannenden ersten Kapitel zieht Un Su Kim seine Leser direkt in ein ungewöhnliches Setting. Er beschreibt ein perfides System von Profikillern, das wie ein “normales“ Wirtschaftsunternehmen funktioniert; Auftragsmörder scheint ein gängiger Beruf zu sein. Im Laufe der Geschichte trifft man als Leser auf viele skurrile Personen, alle detailreich durch den Autor beschrieben. Trotz seines Berufes und seiner kaltblütigen Brutalität war mir Raeseng sympathisch.

Der mit viel Sarkasmus gespickte Sprachstil hat mir gut gefallen, dennoch kann der Spannungsbogen nicht die ganzen 360 Seiten aufrecht gehalten werden und das Buch plätschert im Mittelteil ein wenig vor sich hin. Im letzten Drittel nimmt die Geschichte dann noch einmal richtig an Fahrt auf bis zu einem stimmigen Ende.

Das blutige Cover und die Buchschnittgestaltung passen zum brutalen Inhalt. Kein Buch für Zartbesaitete. Trotz einiger Längen kann ich „“Die Plotter“ empfehlen.