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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2018

Spannende Unterhaltung auf 500 Seiten

Höllenjazz in New Orleans
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New Orleans im Jahr 1919. Eine unheimliche Mordserie erschüttert die Stadt, mehrere Bewohner wurden bereits brutal per Axt ermordet. Drei unterschiedliche Ermittler machen sich unabhängig von einender ...

New Orleans im Jahr 1919. Eine unheimliche Mordserie erschüttert die Stadt, mehrere Bewohner wurden bereits brutal per Axt ermordet. Drei unterschiedliche Ermittler machen sich unabhängig von einender auf die Jagd nach dem „Axeman“. Da veröffentlicht die Zeitung einen Brief: Der „Axeman“ fordert die Bewohner auf Jazz zu spielen, um ihr Leben zu retten…

„Höllenjazz in New Orleans“ beruht auf einer wahren Geschichte, die mit einer fiktiven Story drumherum zu einem erstklassigen Krimi geworden ist. Die Tatsache, dass ich dieses Buch an nur einem Tag durchgesuchtet habe, ist wohl die aussagekräftigste Beurteilung. Ray Celestin hat es geschafft, mich auf keiner der 500 Seiten zu langweilen. Dies liegt zum einen an der Vielzahl der aufgegriffenen Themen: Rassendiskriminierung, Korruption, Mafiakriminalität, Jazzmusik, Voodoo, verheerende Unwetter. Zu anderen haben wir es mit gleich drei Ermittlern zu tun: Polizist Michael Talbot, Privatdetektivin Ida Davis in Zusammenarbeit mit ihrem Freund Lewis Armstrong und der wegen Korruption verurteilte Ex-Polizist Luca D`Andrea mit Kontakten zur Mafia. Jeder Ermittler für sich hat einen Charakter mit interessanten Ecken und Kanten. Alle drei gehen ganz unterschiedlich an den Fall heran. Als Leser bekommt man so Einblicke in die unterschiedlichsten Ecken und Gesellschaftsschichten von New Orleans. Die Atmosphäre wird von Ray Celestin hervorragend sprachlich eingefangen. Ein kleiner Cliffhanger am Ende steigert die Vorfreude auf eine Reihenfortsetzung.

Fazit: Ein spannender, thematisch vielfältiger Krimi rund um eine reale Mordserie. Drei geniale Ermittler bieten interessante Einblicke in die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten New Orleans Anfang des 20. Jahrhunderts. Sprachlich hervorragend erzählt, unterhaltsam bis zu letzten Seite. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.03.2018

Beklemmendes Zeitdokument

Ich bin das Mädchen aus Aleppo
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Bana Alabed wächst zunächst wohlbehütet und im Kreis einer großen Familie in Aleppo auf. Plötzlich bricht der Krieg über die Stadt und ihr Leben herein. Der Alltag wird zunehmend durch den Kampf ums Überleben ...

Bana Alabed wächst zunächst wohlbehütet und im Kreis einer großen Familie in Aleppo auf. Plötzlich bricht der Krieg über die Stadt und ihr Leben herein. Der Alltag wird zunehmend durch den Kampf ums Überleben bestimmt. Die Familie steht immer häufiger vor der schwierigen Entscheidung: Flucht oder Bleiben…

Die Rezension zu diesem Buch ist mir einigermaßen schwergefallen. Ich habe versucht alle Informationen, die in den verschiedenen Medien über Bana verbreitet werde, außer Acht zu lassen.
Grundsätzlich ist das Buch aus zwei Perspektiven geschrieben: Bana´s und die ihrer Mutter. Die Berichte der Mutter haben mich deutlich stärker emotional berührt und ich konnte einen großen Teil ihrer Gedanken und Ängste gut nachvollziehen. Die einzelnen Kapitel sind kurz und lassen sich sprachlich flüssig lesen. Dennoch musste ich das Buch einige Male zur Seite legen. All das Grauen, die Verletzungen und Verluste die die Familie erlebt, sind nur schwer zu ertragen. Die immer wieder aufkeimende Abwägung zwischen Flucht oder Bleiben beschäftigt mich seit dieser Lektüre nachhaltig. Bana und ihre Mutter konnten mir sehr gut klarmachen, welche Bedeutung der Begriff Heimat für sie hat. Der Text wir durch zahlreiche, teils sehr persönliche, Fotos der Familie Alabed ergänzt. Dies hat mir sehr gut gefallen und gibt dem Grauen des Krieges ein noch persönlicheres Gesicht. Auch wenn das Buch nur 200 Seiten hat, bekommt man einen tiefen Einblick in das Familienleben. Das letzte Drittel des Buches hätte für meinen Geschmack noch ein bischen ausführlicher sein können.

Fazit: „Ich bin das Mädchen aus Aleppo“ verdeutlicht auf eine sehr eindringliche, persönliche Art die Grauen des Krieges und die Auswirkungen auf den gesamten Alltag. Ein beklemmendes, schockierendes Zeitdokument und zugleich ein Mut machender Bericht über die Stärke von Familie und Zusammenhalt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Authentizität
  • Thema
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 11.02.2018

Rasantes Kopfkino

Die Rache der Polly McClusky
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Der Kriminelle Nate bringt im Gefängnis ein Mitglied der mächtigsten Verbrechergang Kaliforniens um. In Folge dessen wird auf ihn und seine Familie ein Hinrichtungsbefehl ausgesprochen. In Freiheit gelangt ...

Der Kriminelle Nate bringt im Gefängnis ein Mitglied der mächtigsten Verbrechergang Kaliforniens um. In Folge dessen wird auf ihn und seine Familie ein Hinrichtungsbefehl ausgesprochen. In Freiheit gelangt kann er seine Ex-Frau nicht mehr retten, jedoch seine elfjährige Tochter Polly. Eine gefährliche Flucht beginnt…

Zugegeben: das Rad wird mit diesem Buch nicht neu erfunden. Streckenweise wurde ich immer wieder an „Thelma & Louise“ und „Leon der Profi“ erinnert. Da die Geschichte aber von Jordan Harper sprachlich authentisch umgesetzt wurde hat mich dieses Buch trotzdem bestens unterhalten. Bereits ab der 1. Seite wurde ich in die Geschichte hineingezogen und habe bis zum Ende die Protagonisten gespannt begleitet. Dabei steigert sich der Spannungsbogen auf zwei „Ebenen“. Zum einen die gefährliche und brutale Flucht. Zum anderen die Entwicklung der Vater- Tochter Beziehung zwischen Polly und Nate. Das Jordan Harper gelernter Drehbuchautor ist lässt sich deutlich spüren. Während des Lesens lief bei mir durchgehend ein detailreiches Kopfkino ab. Ich freue mich schon jetzt auf die anstehende Verfilmung. Abgerundet wird mein positiver Eindruck durch ein super gewähltes Cover, welches die Atmosphäre des Buchs sehr treffend aufgreift.

Fazit: Ein rasanter, stellenweise sehr brutaler Roadtrip mit starken Protagonisten. Sprachlich hervorragend umgesetzt; Kopfkino garantiert. Kurzweilige Geschichte mit gelungenem Ende.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Roman, Zeitdokument, Mahnmal

Der Reisende
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Roman, Zeitdokument, Mahnmal
Der angesehene und wohlhabende jüdische Geschäftsmann Otto Silbermann wird in Folge der Novemberprogrome von 1938 aus seiner Wohnung vertrieben. Auf sich alleine gestellt versucht ...

Roman, Zeitdokument, Mahnmal
Der angesehene und wohlhabende jüdische Geschäftsmann Otto Silbermann wird in Folge der Novemberprogrome von 1938 aus seiner Wohnung vertrieben. Auf sich alleine gestellt versucht er einen Überlebensweg zu finden. Nachdem die Flucht ins Ausland nicht gelingt, sucht er Zuflucht in der Bahn und reist von nun an quer durch Deutschland. Dort trifft er auf die unterschiedlichsten Mitmenschen und ist einer zunehmenden Gefahr ausgesetzt.

Die Geschichte von Otto Silbermann hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und zutiefst bewegt. Fassungslos habe ich (wieder einmal) gelesen wie auch zwischen Freunden, Nachbarn, Geschäftspartnern und sogar Verwandten nur noch eine Einteilung von Bedeutung war: Jude- Nicht Jude. Die Gleichgültigkeit, mit der die neue gesellschaftliche Ordnung nach den Novemberprogromen von den meisten hingenommen wurde, wird von Ulrich Alexander Boschwitz eindrücklich verdeutlicht. Der Autor hat auch die Verwandlung und Zerrissenheit von Silbermann hervorragend sprachlich umgesetzt. Ich fand es sehr spannend zu verfolgen wie er zwischen Aufgabe bzw. Selbstmordgedanken und einem starken Überlebenswillen geschwankt ist. Die zunehmende Gefahr, die ein ständiges Abwägen jeder Situation erforderlich machte, ist atmosphärisch gut zu spüren. Für mich ist es völlig unverständlich warum dieses Buch erst nach fast achtzig Jahren bei uns verlegt wurde. Dadurch das es bereits unmittelbar zur Zeit der Novemberprogrome geschrieben wurde und sich der Autor zu dem Zeitpunkt selber auf der Flucht befunden hat, ist es ein einzigartiges Zeitdokument. Es wird mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben!

Fazit: Der Roman über das ausweglose Schicksal von Otto Silbermann ist zutiefst bewegend. Die Reise quer durch Deutschland und der schleichende Verlust des Verstandes ist zu jeder Zeit spannend und sprachlich hervorragend umgesetzt. Berücksichtigt man die Biographie des Autors liegt hier ein einmaliges Zeitdokument vor. Ich wünsche mir, dass dieser Roman für viele Leser ein Mahnmal wird für Menschlichkeit, Zivilcourage und Toleranz. Unbedingt Lesen!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Außergewöhnliche Liebesgeschichte mit Tiefgang

Träume, die ich uns stehle
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Seit einem Unfall leidet Lara unter Amnesie. Um ihre Erinnerungslücken zu schließen redet sie unter Zwang in einem fort, es finden sich jedoch immer weniger Leute die ihr zuhören. Im Krankenhaus stößt ...

Seit einem Unfall leidet Lara unter Amnesie. Um ihre Erinnerungslücken zu schließen redet sie unter Zwang in einem fort, es finden sich jedoch immer weniger Leute die ihr zuhören. Im Krankenhaus stößt sie auf Thomas, der im Koma liegt. Lara fühlt sich zu ihm hingezogen und fängt an ihm Geschichten zu erzählen. Im Laufe der Zeit entwickeln sich diese Erzählungen zu einer Liebesgeschichte zwischen Lara und Thomas…

Zu Beginn des Buches hatte ich ein paar Probleme zwischen Gegenwart, Vergangenheit und den Träumen von Lara zu unterscheiden. Durch den tollen Schreibstil von Lily Oliver wird man aber trotzdem schnell in die Geschichte hineingezogen. Die beiden Hauptprotagonisten sind sehr gut herausgearbeitet und waren mir beide sympathisch. Man konnte sich gut in deren Krankheitsbilder, Amnesie und Koma, hineinversetzen. Bei einigen Nebenfiguren hätte ich mir auch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Im Mittelteil des Buches habe ich mir manchmal gewünscht etwas schneller entscheidende Details zu erfahren. Wenn man allerdings das Buch als ganzes betrachtet war das langsame Fortschreiten der Handlung angemessen. Das Ende der Geschichte finde ich sehr gelungen.

Fazit: Eine außergewöhnliche, wendungsreiche Liebesgeschichte mit Tiefgang. Die Erlebnisse der gut herausgearbeiteten Hauptprotagonisten sind an vielen Stellen sehr bewegend. Ein Buch das lange im Gedächtnis bleibt. Lesenswert!