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Veröffentlicht am 04.04.2023

Menstruation und PMS betreffen uns alle!

Mein PMS und ich
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Es gibt viele Themen, bei denen es allgemein anerkannt ist, dass jeder Mensch zumindest eine gewisse Grundkenntnis dazu haben soll. Es wird dabei sogar aktiv gefördert, dieses Wissen aufzubauen, sei es ...

Es gibt viele Themen, bei denen es allgemein anerkannt ist, dass jeder Mensch zumindest eine gewisse Grundkenntnis dazu haben soll. Es wird dabei sogar aktiv gefördert, dieses Wissen aufzubauen, sei es in der Schule, durch Gespräche mit Personen des eigenen Umfelds, in Büchern, Filmen und so weiter. Aber über die Menstruation wird leider noch immer verhältnismäßig wenig gesprochen, über das PMS (Prämenstruelle Syndrom) sogar noch weniger ‒ und das, obwohl dies ein Thema ist, welches die gesamte Gesellschaft täglich beeinflusst. Diese Beeinflussung ist erheblich größer, wenn die Menschen nicht genug über das Thema aufgeklärt sind. Und ja, mit Menschen sind wirklich alle Menschen gemeint, unabhängig von der Geschlechtsidentität. Denn natürlich sind primär menstruierende Personen betroffen, aber im weiteren kann der Zyklus Einfluss auf jede Lebenslage, jede Person mit der interagiert, ja die gesamte Gesellschaft nehmen. Diesem wichtigen Thema des PMS, der Aufklärung und Enttabusierung widmet sich Dr. Mirjam Wagner in „Mein PMS und ich. Vor den Tagen endlich wohlfühlen“ auf eine, meiner Meinung nach, sehr gelungene Weise.
Das Buch ist nicht nur sehr verständlich, sondern vor allem sensibel geschrieben und nähert sich dem Thema sehr umfassend, was angesichts des aktuellen Wissensstands bei einem sehr großen Teil der Menschen wirklich notwendig ist. Im Großen und Ganzen ist das Buch so aufgebaut, dass zunächst der Menstruationszyklus erklärt wird, um die Grundlage dafür zu schaffen nachfolgend das PMS (und auch PMDS) besser verstehen zu können. Dabei gelingt es der Autorin die (zumindest teilweise) etwas komplizierteren biologischen Prozesse sehr verständlich und anschaulich zu erklären, manche Aspekte sind sogar durch Grafiken in Form von Abbildungen oder Tabellen unterstützt. Es gibt immer wieder kleine Kästchen mit interessanten „Wusstest du schon?“-Fakten und am Ende der Kapitel sind Fragen aufgeführt, die dazu anregen sollen, über das Gelesene und die eigenen Erfahrungen/Wahrnehmungen zu reflektieren, aber auch einen ersten Ansatzpunkt für die Integration in das eigene Leben zu bieten.
Das Buch legt einen großen Fokus auf Therapiemöglichkeiten. Sowohl in den bisher beschriebenen Kapiteln, in denen es zwischendurch ein paar Tipps zu Soforthilfen gibt, als auch in einem eigenständigen Kapitel werden verschiedenste Therapien aufgeführt. Die Betonung liegt hierbei auf dem Plural, denn Dr. Wagner sieht davon ab, die eine Möglichkeit anzupreisen. Denn jeder Mensch ist anders, jeder Zyklus ist anders und damit auch die Wahl der Therapieform. Deswegen werden verschiedenste Methoden aus der vorwiegend wissenschaftlich orientierten Medizin, der Phytotherapie (Arbeit mit Naturheilmitteln) und auch alternativen Therapien, wie der Traditionellen Chinesischen Medizin, Yoga oder Ayurveda vorgestellt. Dies geschieht zum Großteil wertfrei, an manchen Stellen gibt die Autorin eigene Erfahrungen wieder, um die Erklärungen zu den Wirkungsweisen zu unterstützen, was aber niemals in einem Gefühl endete sich in eine bestimmte Richtung gedrängt zu fühlen. Vielmehr bietet das Buch einen übersichtlichen und informativen Rundumblick über die verschiedenen Möglichkeiten, sodass sich jede:r überlegen kann, wovon er/sie sich angesprochen fühlt und was er/sie deswegen ausprobieren möchte.
Besonders wertvoll finde ich das Kapitel „Mit dem gesellschaftlichen Tabu brechen“, welches zugleich eine Darstellung der aktuellen gesellschaftlichen Lage Rund um das Thema Menstruation/PMS und ein Apell für mehr Aufklärung und Offenheit mit Vorschlägen zum besseren Umgang diesbezüglich ist. Denn wie zu Beginn angesprochen, betrifft das Thema jeden und jede von uns. Die Auswirkungen des PMS und ganz allgemein der jeweiligen Eigenheiten der Zyklusphasen können nicht nur das individuelle Befinden der menstruierenden Person betreffen, sondern auch das Umfeld ‒ sei es die Familie, der Freundeskreis oder das Arbeitsumfeld.
Das Buch „Mein PMS und ich“ legt einen wichtigen Grundstein, um auf den Weg einer über Menstruation und PMS aufgeklärten Gesellschaft zu gelangen. So individuell, wie dieses Thema für jede Person ist, ist mit dem Buch natürlich kein abschließendes Wissen aufzubauen. Man muss selbst beobachten und Erfahrungen reflektieren. Die Wissenschaft hat noch vieles aufzuholen, da viele Bereiche noch nicht (genug) erforscht sind. Die Gesellschaft muss ihren Umgang mit diesem leider (noch) häufig als Tabu angesehenem Thema ändern. All diese Dinge werden nicht von heute auf morgen passieren, sie können auch nicht von einer einzigen Person oder einem einzigen Buch geändert werden ‒ aber ein erster Schritt ist ein erster Schritt und ohne ihn kann es keine weiteren Schritte in die richtige Richtung gegeben. Deswegen kann auch ich nur jedem und jeder dazu raten, sich mehr mit dem Thema Menstruation und PM(D)S zu beschäftigen und dieses Buch bietet dafür einen sehr gelungenen Einstieg.

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Veröffentlicht am 08.02.2023

„Stone Blind“ ‒ Ein Buch, zahlreiche Blickwinkel

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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In „Stone Blind ‒ Der Blick der Medusa“ wird die Geschichte von Medusa durch Natalie Haynes neu erzählt. Von Medusa haben vermutlich schon sehr viele gehört, ihre Geschichte ist die tragische Wandlung ...

In „Stone Blind ‒ Der Blick der Medusa“ wird die Geschichte von Medusa durch Natalie Haynes neu erzählt. Von Medusa haben vermutlich schon sehr viele gehört, ihre Geschichte ist die tragische Wandlung einer Sterblichen hin zu einem Monster, das mit seinem versteinernden Blick selbst Göttern gefährlich werden kann. Einige kennen vielleicht auch die Erzählung rund um das Ende ihres Lebens, eine Erzählung, in der sich der junge Perseus, ein Sohn des Zeus, auf die Mission begibt, eine der Gorgonen zu köpfen, um seine Mutter vor eine Zwangsehe zu schützen. Auf den ersten Blick scheint die Situation klar ‒ auf der einen Seite steht das Monster namens Medusa, auf der anderen Seite begegnet ihr der Held Perseus, der nicht nur seine Mutter beschützt, sondern auch die Menschheit vor dem Monster mit dem Schlangenkopf bewahrt. Doch ist wirklich immer alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint? Haben wir nicht schon oft die Erfahrung gemacht, dass mehr dahintersteckt, dass es nicht nur eine Geschichte, sondern immer mehrere gibt? Mehrere Geschichten aus mehreren Blickwinkeln? Sollte es dann nicht auch den Blick der Medusa auf ihre eigene Geschichte geben?

Natalie Haynes hat sich in „Stone Blind“ genau diesem Thema angenommen. Sie will die Geschichte von Medusa erzählen ‒ aus ihrem Blickwinkel und aus noch weiteren, um das Monster, das einst eine junge Frau war darzustellen. Oder gab es vielleicht nie ein Monster?

Man erfährt Medusas Geschichte nicht nur durch ihre eigenen Augen, sondern auch durch die vieler anderer ‒ Sterblicher und Götter zugleich. Es begegne einem beispielsweise der Meeresgott Poseidon oder seine Nichte Athene. Man begibt sich in die Leben von Sterblichen, wie Kassiopeia und Andromeda oder Danaë und Dyktis. Genauso erfährt man mehr über die Gorgonen Euryale und Stheno, lernt Hesperiden und Nereiden kennen. Dadurch gelingt es Natalie Haynes ein viel tiefer gehendes Bild der griechischen Mythologie und der Geschichte der Medusa zu zeichnen. So startet ebenjene Geschichte bereits vor Medusas Geburt und endet erst einige Zeit nach ihrer Köpfung. Gleichzeitig ist man nicht immer nur bei ihr, sondern auch bei den anderen Figuren, die im Großen und Ganzen einen Teil dazu beigetragen haben, wie ihr Leben verlaufen ist, wodurch man die Zusammenhänge aus vielen verschiedenen Perspektiven verstehen darf. Dieser Erzählstil hat mir aus den genannten Gründen einerseits sehr gut gefallen. Andererseits war es, vor allem zu Beginn, teilweise etwas schwieriger sich überhaupt in der Geschichte zu orientieren, wenn man innerhalb sehr kurzer Zeit mit den unterschiedlichsten Figuren an den verschiedensten Orten war. Auch wenn einem bewusst ist, dass alles seinen Sinn haben und sich am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenformen wird, war es in manchen Passagen etwas anstrengender bei der Sache zu bleiben, weil man das Gefühl hatte, sich von Medusa zu entfernen und es in dem Moment stattdessen vielmehr um andere Figuren ging. Teilweise war ich von den Figuren selbst auch etwas genervt oder ihnen gegenüber abgeneigt, was selbstverständlich nur natürlich ist, wenn man eine so große Dramatis Personae hat, und in gewissen Fällen auch beabsichtigt ist, aber an manchen Stellen hat es meinen Lesefluss ein wenig gehemmt. Was fürs Lesen aber wirklich angenehm war, waren die kurzen Kapitel, die jeweils knappe Ausschnitte aus verschiedenen Erzählsträngen wiedergegeben haben.
Um die Erzählung abzurunden, wurde ein wirklich schönes und edles Design gewählt, das zum Inhalt passt. Damit ist nicht nur das tolle Cover gemeint, sondern auch das Innere. So finden sich zur Unterteilung der einzelnen Abschnitte schöne Illustrationen, die das Ganze nochmals aufwerten.

Alles in allem war „Stone Blind“ ein interessantes Buch, das vermutlich besonders an der griechischen Mythologie interessierten Personen gefallen wird. Aber auch wenn man bisher weniger Berührungspunkte mit diesem Thema im Allgemeinen oder auch Medusa im Besonderen hatte, würde ich sagen, dass das Buch gut passt, da man zwar durch die Vielzahl der Figuren eine kleine Eingewöhnungszeit braucht, aber sich dann auch sehr schnell ein Bild von ihnen zeichnen kann.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Eine bekannte Geschichte auf tolle Weise und aus neuer Perspektive erzählt

Die Kaiserin
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Sind wir mal ehrlich, es wird bestimmt viele Menschen geben, die auf irgendeine Art und Weise mit Sisi beziehungsweise Elisabeth, der Kaiserin von Österreich in Berührung gekommen sind. Möglicherweise ...

Sind wir mal ehrlich, es wird bestimmt viele Menschen geben, die auf irgendeine Art und Weise mit Sisi beziehungsweise Elisabeth, der Kaiserin von Österreich in Berührung gekommen sind. Möglicherweise war es ein Film, vielleicht aber auch ein Buch oder eine Serie. Es kann auch sein, dass manche Menschen noch nie zuvor von ihr gehört haben. Aber ganz gleich unter welche Kategorie Du fällst, mit jeder neuen Adaption dieser einzigartigen Geschichte wird eine neue Perspektive kreiert, sodass man (oder zumindest ich) einfach nicht genug kriegen kann!

Aufmerksam geworden bin ich persönlich (wie es bei Bücherwürmern doch eher selten der Fall ist) durch die Netflix-Serie, für die man Trailer und Plakate eigentlich überall findet. Normalerweise würde mich ein Cover mit „einem echten Menschen“ drauf nicht allzu sehr ansprechen. Allerdings habe ich bereits viele Berührungspunkte mit Elisabeth gehabt – durch die Filme rund um Romy Schneider, die Serie von RTL und auch einer Biografie über die historische Person. Jede dieser Adaptionen legt einen anderen Fokus, wirft ein anderes Licht auf die Geschichte. Und das Cover von „Die Kaiserin“ hat mich ausnahmsweise eben doch angesprochen, genau weil dadurch schon angedeutet wurde, dass wieder eine andere Perspektive auf die Kaiserin von Österreich gelenkt wird. Es erweckt den Eindruck, dass das Buch eine selbstbewusste, zielstrebige, aber auch wilde und vielleicht nicht immer dem Hofprotokoll folgende Sisi darstellen wird. Und genau diese bunte, lebendige Geschichte wurde dann auch geliefert. Aber noch mehr als das.

Es gibt mehrere Erzählperspektiven – die von Elisabeth und von Franz, aber auch Elisabeths Schwester Helene wird eine große Rolle beigemessen, so wie sie diese allgemein im Leben von Elisabeth innehat. Gerade die Beziehung zwischen Schwestern ist allgemein und auch in diesem besonderen Fall sehr interessant. Durch dieses stilistische Mittel lernt man die jeweiligen Beweggründe besser zu verstehen. Man hat nicht nur die Außenwirkung beispielsweise der selbstbewussten und Zielstrebigen Sisi, sondern auch eine sehr starke Innenperspektive, die offenbart, dass selbst unsere Protagonistin mal unsicher ist und Zweifel hat – so wie es doch eigentlich bei jedem Menschen vorkommt. Es wird also ein sehr gutes und verständliches Gesamtbild, was ich persönlich sehr zu schätzen wusste auch wenn man vielleicht nicht immer mit den Gefühlen oder Entscheidungen in einzelnen Situationen einhergehen konnte. So sehr ich es genieße diese teilweise doch sehr pompöse Zeit auf meinem Fernsehbildschirm zu erleben, einen solchen Tiefgang hat man meistens doch nur in Büchern.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war der Schreibstil von Gigi Griffis. Wie bereits erwähnt, erleben wir die Geschichte durch drei verschiedene Figuren. Und jede:r Einzelne davon hatte eine eigene Stimme. Teilweise hat es mich deswegen ein bisschen gestört, wenn zu Beginn eines Kapitels, in dem wir die Perspektive gewechselt haben, der Name der neuen Figur mehrere Male innerhalb kürzester Zeit erwähnt wurde. Durch den veränderten Schreibstil und die wirklich schön und individuell gestalteten Kapitelanfänge wäre das gar nicht nötig gewesen. Dies ist aber natürlich nur ein kleiner Kritikpunkt, da ich persönlich sonst nur so durch die Seiten geflogen bin.
Bezüglich des Inhalts gab es aufgrund meiner vorherigen Berührungspunkte mit der Geschichte im Großen und Ganzen natürlich nicht viel Unerwartetes. Aber dennoch bringt jede:r Autor:in oder jede:r Drehbuchautor:in andere Szenen mit rein, um die eigenen Aussagen zu unterstreichen. So kann also jeder etwas Neues entdecken und es kommt keineswegs Langeweile auf. Da hier lediglich die Zeitspanne bis zur Hochzeit abgedeckt wurde und die Geschichte bekanntlich noch viele Jahre weiter ging und einige Wendungen genommen hat, besteht Grund zur Annahme, dass es in Zukunft weitergehen könnte mit der Reihe und ich muss sagen, ich würde mit Freude auch noch einen zweiten oder dritten Band lesen.

Wie genau sich das Buch nun aber zur zu Beginn erwähnten Netflix-Serie „Die Kaiserin“ verhält, von der es inspiriert wurde, kann ich nicht sagen, da ich die Serie bisher noch nicht gesehen habe. Was ich aber sagen kann, ist, dass das Buch auf jeden Fall eine große Vorfreude auf die Serie verbreitet hat, darauf eine weitere Adaption der Geschichte Elisabeths kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 08.10.2022

Dark Rise - Ein Buch, das auch mal andere Wege geht

Dark Rise
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In der Welt von C.S. Pacats „Dark Rise“ können sich die Menschen nicht mehr an die Zeit erinnern, in der der Dunkle König mit Magie versucht hat an die Macht zu kommen – mit Ausnahme der Nachfahren der ...

In der Welt von C.S. Pacats „Dark Rise“ können sich die Menschen nicht mehr an die Zeit erinnern, in der der Dunkle König mit Magie versucht hat an die Macht zu kommen – mit Ausnahme der Nachfahren der Dunkelheit und des Lichts. Nun kommt immer mehr Magie auf, der Kampf um die Macht entflammt erneut und mittenrein wird eine neue Generation an Kämpfer:innen geschickt.

Dies vorab als kurze Beschreibung der Geschichte, mehr kann man natürlich durch den Klappentext und die Leseprobe erfahren. Ich persönlich finde das Konzept von „Dark Rise“ unfassbar spannend, bin nach dem Lesen allerdings etwas zwiegespalten, was die Bewertung des Buches betrifft, da die Umsetzung meiner Meinung immer wieder Schwächen offenbart hat.

Aber erst einmal vorweg: das ganze Drumherum ist wirklich schön. Das Cover gefällt mir gut, aber vor allem das Innere des Buches ist ansprechend gestaltet. Die Kapitelanfänge haben eine schöne Verzierung und es gibt eigene Zeichen der „alten Sprache“, die an einigen Stellen zur Unterstützung der Geschichte abgedruckt sind.

Die Handlung war durchaus gut. Es hat eine Weile gedauert, bis dass sie an Fahrt aufgenommen hat. Das ist bei Fantasy-Büchern aber bis zu einem gewissen Umfang auch okay, muss man sich schließlich erstmal in der fremden Welt orientieren. Denn obwohl wir uns im London des 19. Jahrhunderts befinden, gibt es doch einiges, was uns Leser:innen nicht bekannt ist. Die meisten Menschen leben ihr ganz normales Leben - es gibt aber zwei Gruppen, die für das Gute und das Böse kämpfen, um die jeweilige Seite an die Macht zu führen. Die Magie ist also nicht immer offensichtlich, aber man muss sich eben auch damit erstmal zurechtfinden. Ein weiterer Punkt, der an sich positiv ist, ist dass die Autorin wirklich mutig war und immer wieder mit unfassbar großen und unerwarteten Plottwists aufwarten konnte. Teilweise hat mir allerdings die Technik, die angewandt wurde, um die Leser:innen hinters Licht zu führen, nicht wirklich gefallen. Leider kann ich dazu nicht mehr sagen, um niemanden zu spoilern. Was ich allerdings sagen kann, ist, dass es bezüglich dieses Punktes auch viele gab, die kein Problem damit hatten. Es ist folglich einfach Geschmackssache und man kann erst hinterher sagen, ob man, so wie ich, ein Problem mit manchen Wendungen hat oder eben nicht.

Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Worte zu den Figuren verlieren. Hier hatte ich ehrlich gesagt einige Schwierigkeiten, um mit diesen warm zu werden. Das lag zum einen daran, dass man es mit sehr vielen bösen Figuren zu tun hat, die der Leser/die Leserin naturgemäß auch gar nicht so wirklich mögen soll. Zum anderen gibt es in dem Buch wirklich sehr viele Figuren, die ziemlich schnell eingeführt werden. Da hatte ich persönlich zu Beginn ein paar Probleme alle richtig zuzuordnen. Durch die Vielzahl der Figuren hatte man natürlich auch etwas weniger Zeit, um diese richtig kennenzulernen. Dies hat sich im Laufe der Handlung aber um einiges gebessert als sich immer mehr herauskristallisiert hat, wer zu den Hauptfiguren hat und diese zunehmend ihren Charakter offenbart haben, während sie durch verschiedene Situationen gegangen sind. Was mir von Anfang an sehr gut gefallen hat, sind die Beziehungen, die die Figuren zueinander führen. Um nicht zu spoilern, werde ich mit Absicht keine Namen in dieser Rezension nennen, denn auch hier gab es so einige überraschende Wendungen. Es gibt tiefe Freundschaften, von Misstrauen geprägte Zweckgemeinschaften, verschiedenste Formen von Beziehungen innerhalb einer Familie, aufkeimende Lieben, Beziehungen zwischen Schüler:innen und Mentoren und und und.

Alles in allem ist es ein solides Buch, das an einigen Stellen durchaus mal einen etwas anderen Weg gegangen ist als es manch andere Werke des Genres tun – der eine wird es mögen, der andere vielleicht eher weniger. Ich denke, dass noch ein wenig Potenzial nach oben gewesen wäre, aber das kann sich in den Folgebänden natürlich auch noch ändern. Dennoch war es gut und ich würde sagen, wem die Geschichte anspricht, sollte „Dark Rise“ einfach mal eine Chance geben und sich darauf einlassen.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Sehr cooles Konzept mit Schwächen in der Ausgestaltung

Die Wächterinnen von New York
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"Die Wächterinnen von New York" ist das neuste Werk von N. K. Jemisin. Wie auch in ihren anderen Büchern, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, hat "Die Wächterinnen von New York" ein ganz besonderes ...

"Die Wächterinnen von New York" ist das neuste Werk von N. K. Jemisin. Wie auch in ihren anderen Büchern, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, hat "Die Wächterinnen von New York" ein ganz besonderes Konzept, das der Geschichte zu Grunde liegt. Wir befinden uns in New York, wo auf einmal seltsame und teils sehr zerstörerische Kräfte zutage kommen - denn die vollständige Geburt von der Statd New York soll verhindert werden. In dieser Welt, die Jemisin geschaffen hat, ist eigentlich alles wie bei uns. Mit einer Ausnahme: Städte werden zum Leben erwacht und durch sogenannte Avatare verkörpert. Doch eine Böse macht will dies verhindern, sodass sich New York mit seinen Wächterinnen, die die Stadteile verkörpern, zusammentun und die Stadt retten muss.

Dieses Konzept ist meiner nach wirklich interesant und Einzigartig. Allerdings hatte die Geschichte für mich leider auch ein paar Schwächen, die ich nachfolgend kurz ausführen möchte, aber immer mit dem Gedanken im Kopf, dass das Buch keinesfalls schlecht war. Es hat bei mir einfach nur nicht "Klick gemacht", weil mich ein paar Details immer wieder aus der Geschichte rausgezogen haben.

Ein Problem, welches ich hatte, war tatsächlich der Weltenaufbau. So toll ich das Konzept auch finde, es hat einfach zu lange gedauert, bis dass ich richtig verstanden habe, wie das alles überhaupt funktioniert und auch im Nachhinein habe ich das Gefühl, die Geschichte vielleicht nicht vollständig verstanden zu haben. Für mich gab es ein bisschen zu wenig Action, die die Gefahr realer gemacht und wahrscheinlich zu mehr Verständnis der Situation geführt hätte.

Ein weiterer Punkt waren die Figuren, wobei mein Ausgangswissen dabei auch mit hineinspielt. Wir haben wirklich grundverschiedene Figuren in der Geschichte, da jeder beziehungsweise jede einen anderen Stadtteil New Yorks verkörpert. Ich glaube, wenn ich vorab mehr über did verschiedenen Stadtteile und was diese ausmacht gewusst hätte, wäre ich vielleicht besser in die Geschichte reingekommen und hätte mehr Verständnis für die Figuren. So muss ich leider sagen, dass ich zu allen eine gewisse Distanz hatte und mich mit niemandem wirklich identifizieren und die Denk-/Handlungsweise richtig nachvollziehen konnte.

Zu guter letzt sei nochmal der Schreibstil angesprochen. N. K. Jemisin hat immer einen sehr besonderen Schreibstil, der die Geschichte in der Erzählweise unterstützt. Dies ist hier beispielsweise auch bei den Ausdrucksweisen der verschiedenen Stadtteile herausgekommen. Allerdings hat die Sprache mich immer wieder aus der Geschichte rausgezogen. Mir fällt es etwas schwer das zu erklären, aber ich glaube auf Englisch hätte mich das ganze weniger gestört als jetzt auf Deutsch. Es ist nunmal so, dass Amerikaner anders sprechen als Deutsche und sich anders verhalten. Und wenn ich manche Sätze auf Englisch hören beziehungsweise sehen würde, wäre es wahrscheinlich normal gewesen, aber auf Deutsch hat es für mich dann einfach nicht gepasst, weil in meinem Umfeld nicht so redet, andere Ausdrucksweisen benutzen würde. Das ganze hat also keinesfalls mit der Ünersetzung zu tun, sondern mit meiner Wahrnehmung des allgemeinen Tons, der nicht so richtig in meine Sicht der deutschen Sprache gepasst hat.

Alles in allem, ist die Idee hinter "Die Wächterinnen von New York" wirklich klasse, aber aud verschiedenen Gründen konnte ich persönlich keine wirkliche Beziehung zu der Geschichte aufbauen.

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