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Veröffentlicht am 03.03.2021

Ein hochspannende, schwedisches Krimi-Debut

Der andere Sohn
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„Wie weit kommt ein erfahrener FBI-Agent als Ermittler in der schwedischen Einöde?“
Diese Frage und nicht zuletzt der vielversprechende Klappentext haben meine Neugier sofort geweckt. Und ich muss sagen, ...

„Wie weit kommt ein erfahrener FBI-Agent als Ermittler in der schwedischen Einöde?“
Diese Frage und nicht zuletzt der vielversprechende Klappentext haben meine Neugier sofort geweckt. Und ich muss sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde und das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die beiden Autoren Mohlin und Nyström haben mich von der ersten Seite an mitgenommen nach Baltimore und Karlstad. Die beiden Handlungsstränge in der Gegenwart und der Vergangenheit (10 Jahre Abstand) sind so geschickt angelegt, dass ich immer weiter lesen musste, um zu erfahren, was es mit „Der andere Sohn“ auf sich hat. Dass von Anfang an klar war, dass der FBI-Agent John Adderley der Halbbruder von Billy, dem Hauptverdächtigen in einem Cold Case ist, hat die Spannung nicht geschmälert. Die Autoren haben die ganzen Krimi so gekonnt aufgebaut, dass viele mögliche Ermittlungsansätze oder gedachte Wahrheiten sich als Irrtum oder falsche Fährte erwiesen.
Da es sich hier um den Auftakt einer Krimireihe handelt, fand ich es sehr wichtig, dass die Leserinnen den im Mittelpunkt stehenden amerikanisch-schwedischen FBI-Agenten erst einmal kennenlernen. Ich kann mir diesen Mann mit seinen Schwächen und Stärken sehr gut vorstellen und hatte zwischendurch das Gefühl, ihn auch einmal schütteln zu müssen, wenn er leichtsinnig agierte. Er ist sicherlich nicht Schwiegermutters Liebling, aber auch kein Testosteron-gesteuerter Draufgänger. Seine Familie ist nicht unbedingt sympathisch und Empathie oder Liebe ist auch nicht im Übermaß vorhanden. John Adderley hat eine Lebensgeschichte, die ihn prägt und den Leserinnen eine Vorstellung von seiner Person und seinen Handlungen beschert. Ich finde, dass die Autoren den Spagat zwischen vielen Informationen zum Protagonisten und der Entwicklung der Geschichte/Cold Case sehr gut hinbekommen haben. Eine ganz besondere Gabe von John, die ich hier nicht verraten möchte, zeichnet ihn aus und macht mich jetzt schon sehr neugierig auf seinen nächsten Fall und die weitere Entwicklung, was auch seine Psyche anbelangt. John Adderley entkommt seiner Vergangenheit nicht, auch wenn er versucht, einen Ozean zwischen sich und dem Schicksal zu bringen.
Ich bin absolut begeistert von diesem ersten Teil einer neuen Krimiserie, denn die Geschichte hat alles, was einen guten Krimi für mich ausmacht: Spannung, einen ungewöhnlichen, aber nicht zu abgehobenen Hauptcharakter, Ermittlungen, die nicht immer linear verlaufen, Verwirrung, die die Leser*innen in die Irre führen und eine Portion Privatleben, das den Hauptcharakter menschlich macht und seine Reaktionen ein Stück weit erklären. Der Schluss hat zwar den aktuellen Fall geklärt, aber beinhaltet doch einen Cliffhanger.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Jede Menge Verdächtige und ein rätselhafter Fisch

Erkül Bwaroo fischt im Trüben
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Erholung für Bwaroo? Das passt doch irgendwie gar nicht zusammen, bei dem umtriebigen leben, das der Elfendetektiv führt. Nun, es kommt wie es kommen muss: Erküls Neugier, eine Einladung in ein Schloss, ...

Erholung für Bwaroo? Das passt doch irgendwie gar nicht zusammen, bei dem umtriebigen leben, das der Elfendetektiv führt. Nun, es kommt wie es kommen muss: Erküls Neugier, eine Einladung in ein Schloss, die Hilflosigkeit eines liebenden Fischers, ein verwunschener Fisch und schließlich ein gemeiner Mord machen eine Urlaubsreise des schicken, klugen und wortgewandten Erkül Bwaroo zunichte. Butler Orges ist natürlich mit von der Partie und fährt ein ganz neumodisches Vehikel, das sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Schnell muss Erkül feststellen, dass er es mit einer ganzen Menge an Verdächtigen zu tun hat und Orges zeigt seinen Unmut über einen unfähigen Vertreter seiner Zunft.
Ilsebill, einst Fischersfrau, lebt mit einigen illustren wie auch merkwürdige Gästen und Personal auf einem Schloss, das sie sich von einem verwunschenen Fisch gewünscht hat. Der selbsternannte Krimiautor Ernest Saumweg schlägt zur Unterhaltung ein Krimispiel vor. Doch das „Vergnügen“ findet ein jähes Ende, als die schöne Magda am Fuße der Treppe des Schlosses tot aufgefunden wird.

Erkül kann seine Eitelkeit im Hinblick auf seine Intelligenz das eine oder andere Mal nicht verschleiern, versucht es auch gar nicht. Trotzdem mag ich diesen kleinen, französisch-sprechenden Elf richtig gerne. Sein scharfer Verstand und seine Höflichkeit jedem gegenüber zeichnen ihn aus. Endlich zeigt Orges mal Gefühle, wenn es auch nur eine kurze Unmutsbezeichnung gegenüber dem Butler im Schloss ist. Zusammen sind Elf und Mensch ein eingespieltes und souveränes Team.
Das versteckte Märchen im Fantasykrimi hat mich an meine Kindheit erinnert und ist mir ins Auge gesprungen. Schwieriger war es da schon mit meinen eigenen Ermittlungen. Doch auf Erkül ist bekanntlich Verlass und er hat mit viel Spürsinn den Mord aufgeklärt. Ganz in der Manier von seinem meisterlichen Vorbild Hercule Poirot behält er seine Gedankengänge bis zu Schluss für sich und versetzt damit den Kollegen Jupp des Öfteren in Unmut. Aber wer kann Erkül schon ernsthaft böse sein? Ich jedenfalls nicht! Mich hat „Erkül fisch im Trüben“ wieder sehr gut unterhalten. Die ganzen Charaktere sind trefflich beschrieben und entstanden vor meinem inneren Auge, die Spannung war stets da und Gefühle – vor allem Mitgefühl für Sebastian, der seine Ilsebill über alles liebt – kamen ebenfalls nicht zu kurz. Ein herzliches Dankeschön und die volle Punktzahl für dieses wunderbare Buch!

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Die Frau des Winzers - gefühlvolle Zeiten voller Tragik

Das letzte Licht des Tages
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Frankreich 1940:
Inès, die Frau des Winzers Michel, lebt auf Chaveau mit ihrem Mann und wenigen Angestellten. Der zweite Weltkrieg kommt immer näher und erreicht schließlich die Idylle in den Weinbergen. ...

Frankreich 1940:
Inès, die Frau des Winzers Michel, lebt auf Chaveau mit ihrem Mann und wenigen Angestellten. Der zweite Weltkrieg kommt immer näher und erreicht schließlich die Idylle in den Weinbergen. Inès ist nicht glücklich, denn sie hat kein Händchen für die Arbeiten auf dem Weingut – im Gegensatz zu Céline, die dort arbeitet. Sie liebt das Leben dort und kennt sich in allen Bereichen der Weinherstellung perfekt aus. Neben ihr kommt sich Inès unzulänglich und tollpatschig vor. Als Inès schließlich herausfindet, dass Michel sich der Résistance angeschlossen hat, will sie ihm helfen und versucht, endlich nützlich zu sein und ihren Mann zu unterstützen.

Die Résistance kommt hier nur am Rande der Geschichte zur Sprache, was ich schade finde, denn ich hatte mir ein paar gefährliche Situationen gewünscht. So kommen das Verstecken von Flüchtlingen und Waffen etwas zu kurz. Dafür werden die Gefühle und vor allem die Handlungen von Inès sehr lebendig beschrieben. Sie ist naiv und unsicher, findet ihren Platz auf dem Weingut nicht und lädt durch eine Dummheit große Schuld auf sich. Diese wirkt lange nach und hat ungeahnte Folgen für viele Menschen.

In einem zweiten Handlungsstrang erleben wir Liv und ihre ungewöhnliche Großmutter Edith, die ihre Enkelin nach deren Trennung von Eric aus der Trauer reißt und kurzerhand nach Paris „entführt“. Die beiden Frauen sind nicht nur unterschiedlich, sondern auch Welten voneinander entfernt. Grandma Edith ist streng, unnachgiebig und geradlinig. Jedoch verbirgt sie etwas vor Liv, die auf taube Ohren bei ihr stößt. Liv möchte wissen, warum sie plötzlich auf dem Weingut Chaveau landet und was Edith vor ihr verbirgt. Ganz nebenbei trifft Liv dabei auf den Anwalt ihrer Großmutter. Julien Cohn respektiert den Willen von Edith und hilft Liv trotzdem, der Vergangenheit des Weingutes auf die Schliche zu kommen.

Zunächst scheinen die beiden Handlungssträng zusammenhanglos nebeneinander her zu verlaufen. Doch im Laufe des Romans kristallisieren sich die Verbindungen zwischen den Charakteren heraus. Mit viel Gefühl und Gespür für die französische Landschaft, den Weinbau und die Charakter, sowie die Emotionen der Protagonisten erzählt Kristin Harmel eine tragische Geschichte von Liebe, Verrat, Eifersucht und den Schrecken des 2. Weltkrieges. Es ist ein berührendes und gefühlvolles Buch, das mir gut gefallen und mir schöne Lesestunden bereitet hat. Nur Inès hat mich nicht wirklich erreicht. Ihr Wesen blieb mir fremd und doch konnte ich auch etwas Verständnis für sie aufbringen. Liv und ihre Grandma haben mich dagegen von Anfang an in ihren Bann gezogen.

Das Buch ist schön gestaltet. Die bunten Weinblätter und Reben finden sich am Anfang eines jeden Kapitels und bilden somit ein schönes Gesamtbild. Zudem finde ich es schön, wie die Kapitelüberschriften die Sicht von Liv, Inès, Céline auf das Geschehen wiedergeben. Männer sind im Roman nur Nebenfiguren und somit entsteht der weiblich Blick auf die Geschehnisse dieser Zeit. Die Anmerkung der Autorin zum Champagner ergänzt das Buch und ist sehr interessant. Somit steckt auch noch eine Menge Wissen im Buch.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein etwas langatmiger Thriller, der mich nicht so mitgerissen hat

Dornteufel
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„Dornteufel“ ist mein erstes Buch von Eva Almstädt, auch wenn ich schon öfter ihre Ostseekrimis im Blick hatte. Dies ist nun ein Thriller von ihr und ich war sehr neugierig darauf.
Der hermetisch abgeriegelte ...

„Dornteufel“ ist mein erstes Buch von Eva Almstädt, auch wenn ich schon öfter ihre Ostseekrimis im Blick hatte. Dies ist nun ein Thriller von ihr und ich war sehr neugierig darauf.
Der hermetisch abgeriegelte Konzern Almond Serail in Indien scheint ein großes Geheimnis zu verbergen. Dies bekommt Julia Bruck, die als Ingenieurin für die Klimaanlage auf dem riesigen Gelände des Unternehmens zuständig ist, bereits bei ihrer Anreise zu spüren. Ihr Vorgänger ist auf ungeklärte Weise verschwunden und Pläne der Anlagen scheinen nur unzureichend vorhanden zu sein. Dies macht Julia nicht nur misstrauisch, es schleicht sich bei ihr und beim Leser ein ungutes Gefühl ein. Was geht in dieser Firma vor, die Frauen ewig junge Haut verspricht und jede Menge Geheimnisse zu wahren scheint?
In New York ist der todkranke Cop Ryan Ferland derweil damit beschäftigt, den Selbstmord der jungen Moira aufzuklären. Er hatte noch versucht sie zu retten, was ihm nicht gelang. Während alle um ihn herum nicht hinter das tatsächliche Geschehen um die junge Frau mit der Haut einer alten Frau blicken wollen, macht Ferland es sich zur Aufgabe, dem mysteriösen Aussehen von Moira auf die Schliche zu kommen.
Auf hoher See kämpft derweil Kamal mit einem weiteren Flüchtling in einem Container ums pure Überleben – ohne Essen und viel zu wenig Wasser. Sind die beiden tatsächlich auf dem Weg in die Freiheit?
Auf der Buchrückseite wird der Thriller als mitreißend, international und erschreckend aktuell beschrieben. „Dornteufel“ ist tatsächlich erschreckend aktuell und man fragt sich die ganze Zeit, was dieser Kosmetikkonzern noch alles zu verbergen hat und wie es in der Realität aussieht? Kämpfen auch in Europa oder der ganzen Welt Konzerne mit solch drastischen Mittel um das hohe Ansehen und das große Geld? Vermutlich lautet erschreckenderweise die Antwort ja!
Eva Almstädt inszeniert ihren Thriller auf 3 Kontinenten und 4 Städten – von New York über Bihar bis Paris und Hamburg führt sie uns auf unterschiedliche Handlungsstränge. Die Themen sind so vielfältig wie die unterschiedlichen Charaktere der Geschichte: Korruption, geheime Forschungen, Flüchtlinge, Menschenhandel und eine unbedarfte deutsche Ingenieurin, einem neugierigen und zielstrebigen Journalisten, einem geheimnisvollen Sicherheitsbeamten samt todkrankem Cop. Die Sympathien für die Charaktere liegen bei mir bei Julia, die teils blauäugig, aber auch mutig agiert und bei Ryan Ferland, der ruppige, aber hartnäckige Cop, der einfach nicht loslassen kann. Mein Mitgefühl haben Kamal und Navid, die auf ein Leben in Freiheit hoffen und einen langen Weg vor sich haben. Eva Almstädt hat natürlich auch unbeliebte wenn nicht sogar verhasste Charaktere erschaffen und ihre Ideen im Thriller sind durchweg spannend. Leider fehlte mir bei der Umsetzung immer wieder die Spannung, die für mich zu spät einsetzte und auch ein paar Widersprüche bzw. nicht nachvollziehbare Wendungen und Auflösungen haben mich enttäuscht. Der Schreibstil gefiel mir allerdings gut und ich werde gerne einen ihrer Ostseekrimis lesen. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und zum Ende hin mit einer Prise Spannung erreicht.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Eine berührende Geschichte vom Leben, Vergessen, Zusammenhalt und unendlicher Liebe

Marigolds Töchter
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Martigolds Töchter erzählt die Geschichte einer starken, empathischen Frau mit einer liebevollen Familie. Die Ü60jährige Marigold ist der Dreh- und Angelpunkt in ihrer Familie und auch im Dorf. Sie sorgt ...

Martigolds Töchter erzählt die Geschichte einer starken, empathischen Frau mit einer liebevollen Familie. Die Ü60jährige Marigold ist der Dreh- und Angelpunkt in ihrer Familie und auch im Dorf. Sie sorgt sich um ihre lieben Mitmenschen und hat für jede/n ein offenes Ohr und hilft, wo sie kann. Ihr Mann Dennis und sie wohnen mit ihrer Mutter und der jüngsten Tochter Suze unter einem Dach, als auch die ältere Daisy nach einer gescheiterten Beziehung aus Mailand in die Heimat zurückkehrt. Plötzlich merkt Marigold, dass sie vergesslich wird. Doch das ist leider nicht ihrem Alter geschuldet.
Julia Woolf erzählt in berührenden Worten, die auch mal poetisch Schnee oder die Landschaft beschreiben, eine Geschichte vom Leben, Erinnerungen, die im Nebel versinken, Familie, Hilfsbereitschaft, Hingabe und unendlicher Liebe. Der englische Originaltitel lautet "Here and Now" und beschreibt ganz schön, dass es sich lohnt, im Hier und Jetzt zu leben. Sogar die ewig nörgelnde Nan wird gegen Ende des Buches noch ein bisschen sympathisch und auch die verwöhnte und weltfremde Suze findet ihren Platz im Leben und im Dorf. Wenn auch ein paar Begebenheiten voraussehbar sind, hat mich die Autorin tief berührt. Gegen Ende des Buches musste ich immer wieder innehalten und konnte die Bücher aus dem Regal fallen hören. Diese Metapher finde ich besonders schön! Dieser Roman erzählt vor allem von unverbrüchlicher Liebe, Vertrauen und einem Zusammenhalt, der in unserer Gesellschaft leider oft zu kurz kommt. "Marigolds Töchter" möchte ich all jenen empfehlen, die vor Gefühlen keine Angst haben und sich bisweilen fragen: "Was ist falsch am Jetzt?"

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