Eine starke Frau in rauen Zeiten
Die Tochter des Fechtmeisters1566: Zwei Kinder, Carl und Fritjoff Nykrantz, müssen mit ansehen, wie ihre Mutter trotz heftiger Gegenwehr durch die Hand eines Mannes stirbt. Carl verschwindet irgendwann aus Fritjoffs Leben und Fritjoff ...
1566: Zwei Kinder, Carl und Fritjoff Nykrantz, müssen mit ansehen, wie ihre Mutter trotz heftiger Gegenwehr durch die Hand eines Mannes stirbt. Carl verschwindet irgendwann aus Fritjoffs Leben und Fritjoff selbst wird ein hervorragender Fechtmeister und gründet eine Familie.
Rostock 1608:
Clarissa Nykrantz ist eine junge, bemerkenswerte und starke Frau. Für die damaligen Verhältnisse genießt sie viele Freiheiten. Sie wächst in einem liebevollen Elternhaus auf und ihr Vater Fritjoff, ein bekannter Fechtmeister, unterrichtet sie im Fechten. Clarissa sieht das Fechten eher als Sport oder Verteidigungsmöglichkeit und kann sich nicht vorstellen, dass sie jemals einen Menschen töten könnte. Dann kommt die Fechtschule in Frankfurt, zu der sie ihren Vater und seine beiden Fechtschüler Alexander und Marius begleiten darf. Dort werden Fechtschüler nach ihrer Ausbildung geprüft, um den Titel Meister des Schwertes zu erhalten. Diese Reise verläuft ohne Probleme, trotz der Unruhen im Land – ein Streit um die Krone von Kaiser Rudolf ist entbrannt. Doch bald ist in Clarissas Leben nichts mehr so, wie es war. Plötzlich muss sie ihre Familie und sich selbst in Frage stellen und ist auf die Hilfe Fremder angewiesen. Vermeintliche Freunde werden zu Feinden und schließlich kippt die politische Lage, so dass ein Krieg über das Land hereinbricht. Protestanten kämpfen gegen Katholiken und die Juden werden geächtet und ausgegrenzt. Clarissas Leben nimmt immer wieder unverhoffte Wendungen und ihrer Stärke ist es zu verdanken, dass sie nie aufgibt und für ihre Familie kämpft.
Der Autorin ist mit ihrem Buch „Die Tochter des Fechtmeisters“ eine spannende, aber auch lehrreiche Reise in die Vergangenheit gelungen. Die zeitlichen Sprünge in der Geschichte waren anfangs gewöhnungsbedürftig und die politischen Lage verzwickt, doch ich konnte ihrem flüssigen, bildhaften Schreibstil gut folgen. Dabei waren auch das Personenverzeichnis und die Erklärung zu den Fechtbegriffen sehr hilfreich. Sabine Weiß bringt dem Leser die harten, oft gnadenlosen und ungerechten Zeiten vor dem 30jährigen Krieg sehr anschaulich nahe, auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz. Sie beschreibt alle Charaktere sehr bildhaft und detailreich, so dass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Obwohl mir die Begriffe des Fechtens nicht geläufig sind, finde ich, dass sie in dieser Geschichte absolut ihre Berechtigung haben und diese sehr authentisch machen - lautet der Titel doch "Die Tochter des Fechtmeisters"! Das Ende ist wie ein Kreis, der sich schließt und rundet den historischen Roman wunderbar ab.