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Veröffentlicht am 25.05.2019

Realität oder Einbilung?

Tote Asche
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Im rätselhaften und tragischen Prolog rettet ein Vater seine Tochter aus einem eiskalten See und ertrinkt dabei selber. Hat Kira auf diese Weise ihren Vater verloren?
Jedenfalls findet Kira eines Tages ...

Im rätselhaften und tragischen Prolog rettet ein Vater seine Tochter aus einem eiskalten See und ertrinkt dabei selber. Hat Kira auf diese Weise ihren Vater verloren?
Jedenfalls findet Kira eines Tages die Urne mit den Daten ihrer Mutter auf ihrem Küchentisch. Als wäre das nicht schon schrecklich genug, liegt daneben ein Zettel mit der Behauptung, dass sie nicht ihre Mutter gewesen wäre und sie (Kira) es nicht verdiene zu leben. Geschockt und verzweifelt macht sich Kira sofort auf den Weg zum Friedhof zum Grab ihrer Mutter. Dort findet sie das unberührte Grab und ganz in der Nähe ein frisches Grab mit einem Kreuz, das ihren Namen trägt und ihren Tod in fünf Tagen ankündigt. Bestürzt wendet sie sich an die Polizei. Als die Polizisten mit Kira zum Friedhof fahren, ist von dem Kreuz weit und breit nichts zu sehen. Kein Wunder also, dass sie ihr nicht glauben. Bald stellt sich Kira selber die Frage: kann ich meinen eigenen Eindrücken glauben? Bilde ich mir nur alles ein? Oder treibt jemand ein übles Spiel mit mir?
„Tote Asche“ ist mein zweites Buch von Patricia Walter. Bisher habe ich den packenden Jugendthriller „Schwarzer Abgrund“ von ihr gelesen, der mich schon sehr begeistert hat. Die Autorin lässt Kira einen wahren Albtraum erleben. Während der Leser rätselt, wer denn nun hinter den miesen Vorkommnissen in Kiras Leben steckt, zweifelt diese an ihrem Verstand und glaubt, ihre alte Psychose sei wieder ausgebrochen. Ich hatte bald eine ganze Gruppe an Verdächtigen ausgemacht, doch war ich mir nie sicher, richtig zu liegen. Der Thriller lebt von seiner stets hohen Spannung und dem Countdown, der für Kira immer bedrohlicher wird. Eine gute Portion Grusel und Kiras Vorgeschichte ließen die ganze Geschichte immer noch unheimlicher werden. Die Hauptprotagonistin Kira besticht durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Kampfgeist und ist mir mit der Zeit immer sympathischer geworden. Auch in diesem Buch hat sich die unheilvolle Stimmung schon beim Prolog eingestellt und bis zum Ende angehalten. Das hatte dann noch ein paar Überraschungen im Gepäck.
Der fesselnde Schreibstil und das hohe Tempo der Ereignisse haben mich geradezu durch das Buch gejagt. Oft wollte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen und Gänsehaut war garantiert. Ich muss sagen, dass mich der Thriller genauso begeistert hat wie das Jugendbuch. Patricia Walter versteht ihr Handwerk und hat mir aufregende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Mord im Paris der Nachkriegszeit

Die Blüten von Pigalle
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Der Krimi entführt den Leser in das Jahr 1945. Im mondänen Hotel Lutetia sind viele Kriegsheimkehrer untergebracht - unter ihnen auch Menschen, die aus KZs befreit wurden. Zu ihnen zählt Camille Laval, ...

Der Krimi entführt den Leser in das Jahr 1945. Im mondänen Hotel Lutetia sind viele Kriegsheimkehrer untergebracht - unter ihnen auch Menschen, die aus KZs befreit wurden. Zu ihnen zählt Camille Laval, der sich auf seine Verlobte Eloise und ein gemeinsames Leben freut. Kurz nach seinem „Einzug“ ins Hotel wird er erschlagen in seinem Zimmer aufgefunden. Der junge Inspektor Jean Ricolet findet im Zimmer des Toten eine Druckerplatte zur Herstellung von englischen Pfundnoten. Diese gibt ihm zunächst Rätsel auf und hilft ihm wenig bei den Ermittlungen. Seine Angebetete Pauline Drucat, die zudem mit Camilles Verlobter Eloise befreundet ist, will bei der Aufklärung des Mordes helfen. Leider verstrickt sie sich mit der Zeit immer mehr in der Suche nach dem Täter und gerät in Gefahr.
Wie ich bereits im Leseeindruck angemerkt hatte, ist die Situation in dem luxuriösen Hotel in vom Krieg gebeutelten Paris sehr lebhaft beschrieben. Die Diskrepanz zwischen den illustren Gästen und den Kriegs- und KZ-Rückkehrerin wird schnell sichtbar. In wenigen Worten entsteht das Bild der vielen verzweifelten Menschen, die mit dem Leben davon gekommen sind, nur noch Lumpen tragen und nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Der französische Charme blitzt bei der Höflichkeit der Kellner und des Rezeptionisten durch. Das gefällt mir außerordentlich gut und harmoniert mit dem Schreibstil der Autorin, so dass ein umfassender Einblick in die Nachkriegstage in der französischen Metropole entsteht. Mit Inspektor Jean Ricolet hat Michell Codier einen anständigen und freundlichen Inspektor geschaffen, der zudem hartnäckig seine Ziele verfolgt, ohne dabei auf den guten Ton zu verzichten. Neben ihm wirkt Pauline Drucat als aufmüpfige, mutige und manchmal auch naive junge Frau, die sich gegen ihre Mutter durchzusetzen versucht. Der Standesdünkel hat in den 40er Jahre nach wie vor Bestand. So verwundert es wenig, dass Madame Drucat sich für ihre ehemals gut situierte Tochter eine entsprechend gute Partie mit Rang und Namen wünscht. Inspektor Jean Ricolet entspricht diesem Bild ganz und gar nicht. So kommt Paulines Verehrer Louis Ro als Vertreter einer alt eingesessenen Bankerfamilie als Gegenspieler zu Jean ganz gelegen. Nicht immer schlüssig finde ich den offenen Umgang mit Informationen rund um den Mord zwischen Jean und Pauline. Es mag der Zeit geschuldet sein, jedoch behindert es manchmal die Ermittlungen. Den Schreibstil fand ich wunderbar und hat mich durch die Seiten fliegen lassen.
Durch die Beschreibung der in Lumpen gekleideten Heimkehrer, die sich im noblen Hotel als Fremdkörper fühlen und nicht wissen, wie es weitergeht, haben mich genauso berührt, wie die Menschen, die versuchten, Vermisste zu finden und Familien wieder zusammenzubringen.
Die Spannung mag für einen Krimi zwischendurch zu kurz gekommen zu sein. Langeweile kam jedoch nie auf, denn überall wurden kleine Hinweise gestreut und doch blieb der große Zusammenhang lange Zeit gut verborgen. Verdächtige gab es genug, aber letztlich fehlte mir ein entscheidendes Indiz. Gegen Ende des Buches nahm die Handlung richtig Fahrt auf und hat den Täter und seine Beweggründe geschickt entlarvt. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich kann mir ein Wiedersehen mit Jean und Pauline – vielleicht als Ehepaar – gut vorstellen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.05.2019

Erste Liebe und Philosophie eines Unglücklichen

Der Sommer mit Pauline
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Der 15jährige Émile ist zum ersten Mal verliebt. Und zwar in Pauline, die für ihn unerreichbar scheint. Hält er sich selbst für durchschnittlich und sein Leben mit seiner Familie im Wohnwagen unter ihrer ...

Der 15jährige Émile ist zum ersten Mal verliebt. Und zwar in Pauline, die für ihn unerreichbar scheint. Hält er sich selbst für durchschnittlich und sein Leben mit seiner Familie im Wohnwagen unter ihrer Würde, denkt er dafür umso öfter an seine Angebetete. Pauline lebt mit ihren Eltern in einem vornehmen Haus und spielt Geige unter den strengen Augen ihres Vaters, dem Dirigenten eines Jugendorchesters. In einem Heft hält Émile seine Gedanken zu Pauline, seiner Familie und dem Leben im Allgemeinen fest. Da geschieht etwas völlig Unerwartetes: Pauline lädt ihn zu einem Jugendkonzert nach Venedig ein. Er kann sein Glück kaum fassen, als ihm seine Eltern diesen Wunsch erfüllen. Allerdings hat das Ganze einen Haken: sie kommen mit, im Wohnwagen! Eine verrückte Reise beginnt!
Das Buch ist sehr hochwertig gestaltet. So harmoniert das fröhliche Cover mit Wohnwagen und Urlaubsflair ganz wunderbar mit den blauen Wellen auf der Innenseite, die an das Meer erinnern. Der Titel „Der Sommer mit Pauline“ hat mit dem französischen Original leider gar nichts zu tun, denn der ist dem französischen Chanson „Venice n’est pas en Italie“ entliehen. Zudem spielt sich der Roman während der Osterferien im April ab und hat mit Sommer nichts zu tun. Diese Diskrepanz ist nur ein kleiner Kritikpunkt, der vernachlässigt werden könnte, wäre der Inhalt absolut wunderbar.
Leider ging mir Émile mit seinen gar nicht so pubertären Philosophien und schrägen Überlegungen zum Leben und den Menschen bisweilen gehörig auf die Nerven. Für mich passten diese so gar nicht zu einem 15jährigen. Die Liebe hat so ihre Fallstricke, die allerdings fast in den Hintergrund traten, da sich sein Vater sehr in den Vordergrund spielte. Mit der Familie Chamodot wurde ich nicht richtig warm: Warum um Himmelswillen färbt ihm seine Mutter die Haare blond? Warum überlässt sein Bruder Fabrice ihm zu sexuellen Erfahrungen seine Urlaubsbekanntschaft? Und warum philosophiert Émiles Vater so platt herum? Keines der Familienmitglieder interessiert sich ernsthaft für den anderen und so kommt es mir vor, als würden alle nur das machen, was ihnen gerade in den Kram passt. Das ändert sich auch auf der Fahrt nach Venedig nicht. Dabei wäre gerade jetzt Zeit, dass sich alle mal austauschen und vor allem dem verliebten Émile etwas zusprechen, statt ihn mit platten Sprüchen völlig zu verunsichern. Gut, es gab auch ein paar lustige Stellen. Insgesamt las sich der Roman recht zügig und unterhaltsam. Vielleicht findet sich hier der ein oder andere Jugendliche wieder. Den Hype um das Buch »„Der Sommer mit Pauline“ ist ein amüsant geschriebener Roman über das erste Verliebtsein und das Erwachsenwerden.«
Neue Ruhr Zeitung - kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn ich hatte mir mehr erwartet. Für mich fiel der Roadtrip nicht nur schräg, sondern auch stellenweise unglaubwürdig aus. Wenigstens bleiben sich die Charaktere allesamt treu. Einzig Émile verändert sich nach der Venedig-Reise und scheint etwas gelernt zu haben.
Der Buchhändlerliebling aus Frankreich vom Drehbuchautor von „Frühstück bei Monsieur Henri“ – diese Einschätzung kann ich leider nicht teilen und vergebe daher nur 2 Punkte.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Drei junge Spanierinnen lernen auf eigenen Beinen zu stehen

Eine eigene Zukunft
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Im Jahre 1936 holt der Spanier Emilio Arena seine drei Töchter Victoria, Mona und Luz mit ihrer Mutter Remidios aus Andalusien nach New York. Nachdem er ein Vagabundendasein auf dem Meer und zu Land in ...

Im Jahre 1936 holt der Spanier Emilio Arena seine drei Töchter Victoria, Mona und Luz mit ihrer Mutter Remidios aus Andalusien nach New York. Nachdem er ein Vagabundendasein auf dem Meer und zu Land in ganz unterschiedlichen Berufen geführt hat, lässt er sich inmitten der Metropole als Restaurantbesitzer nieder – ohne Erfahrung und auf sich alleine gestellt. Seine Frau und Töchter sollen ihn dabei unterstützen und so hat er sie zu sich beordert. Nicht nur dass es ein Kulturschock für die vier Frauen ist, so kennen sie nicht einmal die Sprache und wollten schon gar nicht in diese riesige, fremde Stadt. Bevor sie sich einleben können, kommt Emilio bei einem Unfall im Hafen ums Leben. Die weltfremde, ängstliche und lebensuntaugliche Remidios und ihre drei bildschönen, aber bockigen Töchter stehen plötzlich ganz alleine da und der Weg zurück in die Heimat scheint ein aussichtsloser Traum zu sein.
Nach „Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist dies mein zweiter Roman aus der Feder von Maria Dueñas und ich bin erneut ihrem bildgewaltigen und kraftvollen Schreibstil und der beeindruckenden Atmosphäre ihrer Geschichte erlegen. Vor meinem inneren Auge erwachen die Arenas Schwestern, ihre Mutter Remidios und die unvergleichliche, harsche Nonne Lito zum Leben. Maria Dueñas versteht es, mich ins New York des Jahres 1936 eintauchen zu lassen. Mit den Schwestern staune ich über die gewaltigen Straßenschluchten, beeindruckenden Hochhäuser und den Reichtum der Oberschicht. Ich bin fasziniert vom Zusammenhalt der Spanier, fern ihrer Heimat und beschämt über ihre Armut. Ich leide mit Victoria, Mona und Luz, wenn ihnen ihre Gefühle in die Quere kommen und ich spüre den Zorn und das Unverständnis von Remidios, die ihre ganz eigenen Pläne für ihre Töchter hat. Ganz langsam lernen die drei Schwestern „laufen“ und sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Zunächst entfernen sie sich voneinander und drohen sich und ihre Verbundenheit zu verlieren. Jede hat ihre Vorstellung von der eigenen Zukunft und die passt nicht immer ins Konzept der anderen. Doch stets bilden sie eine unverbrüchliche Gemeinschaft, wenn es darauf ankommt.

Die geschickt eingeflochtenen Gedankengänge ganz unterschiedlicher Personen füllt diese mit Leben und trägt zum Verständnis ihrer Handlungen bei. Diese Art des Schreibens macht die Geschichten von Maria Dueñas so besonders, voller Gefühl formt sie ihre Charaktere und stellt sie in den Mittelpunkt der Erzählung. Die bildhafte und lebhafte Beschreibung der Umgebung bildet den Rahmen und macht den Roman lebendig. Ein ums andere Mal habe ich das New York der 30er Jahre gegoogelt, um noch tiefer in die Geschehnisse einzutauchen. Meine Begeisterung für die Autorin ist mit diesem berührenden Roman noch gewachsen und ich kann eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Wenn Schönheit zur Gefahr wird

Und ewig sollst du schweigen
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Im Ungeheuersee in der Pfalz wird bei einer Feuerwehrübung ein Auto aus dem See geborgen. Zum Entsetzen der Einsatzkräfte befindet sich eine stark entstellte Frauenleiche im Fahrzeug. Kriminalhauptkommissarin ...

Im Ungeheuersee in der Pfalz wird bei einer Feuerwehrübung ein Auto aus dem See geborgen. Zum Entsetzen der Einsatzkräfte befindet sich eine stark entstellte Frauenleiche im Fahrzeug. Kriminalhauptkommissarin Emma Hansen wird zum See gerufen und sie nimmt mit ihrem Kollegen Matthias die Ermittlungen auf. Recht schnell stellt Emma fest, dass es sich bei der Toten um die Erzieherin ihres Sohnes Luiz handelt. Zudem erinnert sie die Tote an eine ähnlich entstellte Frauenleiche, die vor einiger Zeit gefunden wurde. Während Emma und Matthias nach dem Täter suchen und verschiedenen Spuren folgen, geht es in ihrem Privatleben ebenfalls turbulent zu. Matthias trauert immer noch um seine verstorbene Frau und Emma fühlt sich zu einem Kollegen aus Dänemark hingezogen.
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich Band 1 – 4 um Emma Hansen bisher nicht gelesen habe. Doch der Einstieg in die 5. Folge fiel mir nicht schwer. Jörg Böhm hat das Privatleben von Emma Hansen zu Anfang recht ausführlich behandelt. Mir war es etwas zu viel, denn ich musste lange auf die Szene des Klappentextes warten. Allerdings war das Lesen bis dahin nicht langweilig, da auch die späteren Verdächtigen bereits Einzug ins Geschehen hielten. Die Spannung nahm im zweiten Teil des Buches merklich zu und damit auch die vielen Fährten, die so manches Mal ins Leere führten. Jörg Böhm hat den Leser ganz schön an der Nase herumgeführt, bevor er zum Schluss die verschiedenen Handlungssträng zueinander geführt hat. Die Entlarvung des Täters war für mich eine große und gekonnt inszenierte Überraschung! Seinem flüssigen und eindringlichen Schreibstil konnte ich leicht folgen und durch den Aufbau des Krimis konnte ich mich gut in die handelnden Personen hineinversetzen. Die Charaktere sind so gut herausgearbeitet, dass ich sie mir bildlich vorstellen konnte. Auch wenn die Denkweise des Täters noch so verquer zu sein scheint, kann ich mir gut vorstellen, dass seine Motive gar nicht mal so selten in der Realität zu ähnlichen tödlichen Verstrickungen führen können. Damit fehlt es dem Plot also nicht an Glaubwürdigkeit und wenn auch die Spannung auf sich warten ließ, hat sich der Spannungsbogen zum Schluss erheblich gesteigert. Letztlich ist Jörg Böhm ein spannender und glaubwürdiger Krimi gelungen, der ein großes Augenmerk auf das Privatleben der Protagonisten legt.