INHALT:
Elizabeth Gilbert ist Anfang dreißig als sie ihren Mann verlässt, in einen nervenaufreibenden Rosenkrieg zieht und sich danach völlig hilf- und haltlos wiederfindet. Um sich selbst zu finden beschließt sie das nächste Jahr ihres Lebens auf Reisen zu verbringen: Dolce Vita in Italien, Meditationslehre in einem indischen Ashram und schließlich die Balance zwischen innerem und äußerem Glück auf Bali.
EIGENE MEINUNG:
Das Cover von „Eat Pray Love“ konnte mich vor Lesebeginn irgendwie nicht besonders packen. Die Farben waren zwar schön und Liz darauf zu erkennen, aber erst nach und nach sind mir die drei Silhouetten der Reiseziele von Liz – Italien/Rom, Indien, Bali/Ubud – aufgefallen. Seitdem bin ich voll davon überzeugt und finde es traumhaft passend!
Zuerst muss ich noch sagen, dass ich bereits vor vielen Jahren die Verfilmung des Buches gesehen habe. Zwar ist er nicht zu meinem Lieblingsfilm geworden, aber ich habe einige Szenen, und die Gefühle dabei, über die Jahre im Kopf behalten – und das soll ja schon mal etwas heißen! ;) Julia Roberts ist für mich grundsätzlich eine tolle Schauspielerin und allein die besuchten Länder und Städte bereichern den Film sehr.
Nun bin ich vor kurzem durch einen tollen Reise-Roman („Karma im Kaffee“) in ein umfassendes Bali-Fieber geraten und auf der Suche nach passender Lektüre erneut über „Eat Pray Love“, diesmal in Buchform, gestolpert. Mir war bis zum Beginn der Erzählung tatsächlich nicht klar, dass es sich hierbei um ein autobiografisches Werk handelt das in keinster Weise ein „normaler“ Roman mit Spannungsaufbau etc.! Nach Beendigung des Buches habe ich mir schließlich noch einmal den Film angesehen und muss sagen, dass (für mich wieder einmal!) ganz klar das Buch gewinnt! Im Film ist das Ende – meiner Meinung nach – völlig verhunzt, verdreht, verkitscht! Es fühlt sich schlicht weg in Bezug auf Lizs Entwicklung völlig falsch an! Aber wer das Buch geliebt hat findet im Film sicher einige bekannte, anrührende, humorvolle Momente wieder und wird mit der Filmvariante wohl auch mehr anfangen können als jemand der die vielen Details, Hintergrundgeschichten etc. der Erzählung nicht kennt!
Wir haben es hier also mit einer autobiografischen Erzählung zu tun, die sich vor allem um das eine Jahr auf Reisen der Elizabeth Gilbert bezieht. Allerdings gibt es auch immer wieder Rückblick – zurück zu ihrer Ehe, ihrer nachehelichen Affäre, ihrer Kindheit, Familie etc. Für mich hat sich im Buch nie die Frage gestellt, was wahr oder falsch ist. Ich konnte alles so nehmen wie es geschrieben steht. Dies ist mir besonders beim Thema „Gott“ aufgefallen, dass in diesem Buch durchaus eine große Rolle spielt. Es geht viel um Selbstfindung, Mediation, chanten, Gebete, Spiritualismus etc. Aber bereits ganz zu Beginn des Buches macht die Autorin hier ihre offene Einstellung zu anderen Denkweisen und ihre eigene Empfindung klar. So konnte ich im Buch auch die Bereiche locker lesen, die meinen eigenen Gedanken nicht so nahe waren. Andererseits habe ich (fast wie einem kleinen Sachbuch) viel über diese Themen erfahren und war darüber sehr glücklich, weil ich mich rund um meinen Yoga-Kurs immer mehr dafür interessiere.
Auch der Aufbau des Buches ist durchaus etwas Besonderes. So hat die Autorin ihre Geschichte, wie eine japa mala – eine Perlenkette zum Meditieren – in 108 kurze Kapitel eingeteilt. Von diesen wiederum finden sich je 36 in je einem Abschnitt des Buches wieder. So führt uns der erste mit Liz nach Italien, in dem es für mich vor allem darum geht körperlich (Oh dieses Essen! <3) und seelisch (Liz lernt nur für sich selbst Italienisch) wieder grob auf die Beine zu kommen. Im zweiten Abschnitt geht es zum Meditieren in den indischen Ashram und als dort gesagt wurde, dass man nach Schicksalsschlägen erst eine gewisse Zeit vergehen lassen sollte, bevor man sich dorthin begibt wurde mir der erste Abschnitt erst richtig bewusst. Gleich nach ihrem Zusammenbruch hätte sie wohl weder sich noch den anderen Menschen im Ashram gut getan. Als Abschluss der Reise und des Buches begleiten wir Liz nach Bali und wohl erst wirklich zurück ins Leben. An jedem Ort gibt es durchaus ausführliche Beschreibungen der Landschaft, des Essens, der Menschen und tiefgründiger Gespräche etc. Dialoge sind in diesem Buch aber nicht bestimmend.
Insgesamt muss ich sagen, dass der Schreibstil angenehm, aber teils nicht unbedingt einfach zu lesen war. Es gibt einige Stellen an denen Liz sich tiefer mit Mediation, Gott, Geschichte etc. beschäftigt und dies ist auch genauso abgedruckt. Die Kapitel sind, wie schon erwähnt kurz, und das macht es einem leichter, aber ein kurzweiliges Buch für zwischendurch war es für mich nicht. Auch haben die Erzählungen bei mir selbst immer wieder zu tiefergehenden Gedanken geführt und ich musste ab und zu pausieren bevor ich mich in der Geschichte weiter bewegen konnte.
Allerdings gab es im Buch außer den bewegenden auch wahnsinnig interessante oder humorvolle Stellen! Oft konnte ich sehr gut mit Liz fühlen, habe bei mir ähnliche Gedanken und Muster entdeckt und mit ihr geschmunzelt. Z. B.: „Wenn ich meinen Geist auffordere still zu sein, ist es wirklich verblüffend, wie schnell er sich 1. langweilt, 2. wütend wird, 3. deprimiert, 4. ängstlich oder 5. alles zugleich wird.“
Sehr gut fand ich auch, dass Liz das Scheitern ihrer Ehe zwar in Sachen Verarbeitung thematisiert, aber keine genaue Erklärung abliefert. So bleibt die Schuldfrage außen vor und Liz im Mittelpunkt. Genauso liebe ich es, dass das Finden einer neuen Liebe in diesem Roman SICHER NICHT im Mittelpunkt steht! Ganz im Gegenteil zum Film kommt dieses Thema erst weit am Ende des Buches überhaupt auf und nimmt dort einen ganz anderen Stellenwert ein!
Über die ca. 480 Seiten hinweg kann man im Nachgang Liz Weg erkennen, die Andersartigkeit jeder Station und ihre Entwicklung. Ich selbst hätte am liebsten gleich den nächsten Yoga-Kurs besucht, den kommenden Urlaub gebucht oder „mein Wort“, sowie Liz das ihre, gefunden.
FAZIT:
Für mich ein toller Erfahrungsbericht über eine einjährige Reise mit Station in Italien, Indien und auf Bali – greifbar, nah, emotional, humorvoll, interessant, bewegend, zum Nachdenken anregend. Und ganz im Gegenteil zum Film ABSOLUT NICHT kitschig! Es ist eine Lebens-, keine Liebesgeschichte!