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Veröffentlicht am 09.09.2022

Leider ein irreführender Titel!

Hochsensibel ist das neue Stark
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Ich wollte mich schon immer mal ein wenig mehr mit dem Thema Hochsensibilität auseinandersetzen, denn ich finde, dass hochsensible Menschen nicht ausreichend geschätzt werden in unserer heutigen Zeit. ...

Ich wollte mich schon immer mal ein wenig mehr mit dem Thema Hochsensibilität auseinandersetzen, denn ich finde, dass hochsensible Menschen nicht ausreichend geschätzt werden in unserer heutigen Zeit. Alles ist auf Leistung, Druck und Erfolg ausgerichtet, sodass Menschen mit sensiblerem Gemüt es unheimlich schwer haben, sich zu behaupten. Aber wieso sollen sie sich eigentlich behaupten? Wäre die Welt vielleicht nicht eine viel bessere, wenn man Druck raus nimmt und mehr auf die eigenen Gefühle hören würde? Da fand ich es sehr passend, als ich auf der letzten Frankfurter Buchmesse auf das Buch "Hochsensibel ist das neue Stark" von Anita Moorjani gestoßen bin. Leider stellte sich beim Lesen heraus, dass die Autorin mehr über Empathen als über hochsensible Menschen schreibt. Außerdem ist viel Spiritualität im Spiel. Hier bin ich gar nicht so abgeneigt, ich glaube dass sich vieles auf einer anderen Ebene abspielt und gerade unsere Gesundheit auch viel mit der eigenen Einstellung zu tun hat und das unterdrücken der eigenen Persönlichkeit zu Krankheiten führen kann. Allerdings konnte ich in dem Buch nicht wirklich handfeste Anhaltspunkte finden, wie man als hochsensibler Mensch oder gar Empath sein Leben umkrempeln kann. Auch konnte mich die Autorin nicht ans Buch fesseln, weshalb ich nun auf Seite 168 das Buch abgebrochen habe.

Die Autorin:
Anita Moorjani wurde in Singapur geboren und lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Hongkong. 2002 wurde bei ihr Krebs diagnostiziert, vier Jahre später hatte sie ein Nahtoderlebnis. Daraufhin bildete sich ihr Krebs auf wundersame Weise zurück. Anita Moorjani ist eine internationale Rednerin auf Kongressen zu den Themen Nahtoderfahrung, Sterben, Tod und Spiritualität. Sie ist verheiratet und lebt inzwischen in den USA.

Inhalt:
„Hochsensible und sehr empathische Menschen spüren die Emotionen ihrer Mitmenschen besonders stark – oft zu ihrem eigenen Nachteil, wenn sie sich von Gefühlen überschwemmen lassen und darüber die eigenen seelischen Bedürfnisse aus dem Blick verlieren. Die Bereitschaft anderen zu helfen, kostet sie mehr Energie als ihnen zur Verfügung steht. Anita Moorjani, Autorin des Bestsellers »Heilung im Licht« und selbst hochsensibel, beleuchtet emotionale Durchlässigkeit aus einer neuen Perspektive: als Leitplanke auf dem Weg zu einem authentischen Selbst und als wichtige Ressource in einer unfreundlichen Welt. Mantras und Meditationen helfen dabei, die innere Herzensstimme zu schulen und sich abzugrenzen. Mit Selbsttest: »Wie empathisch bin ich?«“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover fiel mir mit den bunten und fröhlichen Farben sofort ins Auge. Es spiegelt somit sicherlich die Vielschichtigkeit der Menschen wider und erweckt einen äußerst positiven Eindruck. Wie bereits erwähnt, war für mich die Wahl des Titels äußerst irreführend, denn die Autoren grenzt gleich zu Beginn zwischen hochsensiblen Menschen und Empathen ab und legt dann ganz klar den Schwerpunkt auf Empathen. Leider weist auch der Klappentext nicht darauf hin.

Einerseits gibt die Autorin wertvolle Tipps, wie beispielsweise Oasen bzw. Tage der Ruhe zu verschaffen. Aber können jene freien Zeiten komplett ohne Medien wirklich die Lösung sein, um mit dem Alltag klarzukommen? Und wie gut lässt sich das in der heutigen Zeit wirklich umsetzen? Da bin ich etwas zwiegespalten.

Das Buch ist, wie bereits erwähnt, spirituell angehaucht, und die Nahtoderfahrung der Autorin spielt immer wieder eine große Rolle. Manchmal zu groß, denn sie wird immer wieder aufgerollt und als Auslöser für die Wandlung der Autorin dargestellt. Gleichzeitig weist die Autorin aber auch immer wieder darauf hin, dass es nicht eines Nahtods bedarf, um sich zu verändern. Außerdem sind die negative Energien, welche Empathen von anderen in sich aufsaugen und daran dann erkranken immer wieder Thema. Irgendwann konnte ich es ehrlich gesagt nicht mehr hören, auch der innere Mystiker ging mir langsam aber sicher auf die Nerven. So positiv das Cover daherkommt, so anstrengend fand ich irgendwann die Lektüre. Zu viele Beispiele stören den Lesefluss und bringen einen nicht wirklich voran.

Außerdem vergaß ich irgend wann sehr schnell, was ich beim letzten Mal, als ich das Buch in der Hand hatte, gelesen habe und musste immer wieder mal zurückblättern und nochmals quer lesen. So sollte das aber nicht sein. Man könnte die von mir gelesenen 168 Seiten ganz knapp zusammenfassen, da sich vieles wiederholt und nur hier und da kleine Änderungen angebracht werden, man aber im Grund beim gleichen Lösungsansatz herauskommt: Denke an dich selbst und es wird dir besser gehen, dann hast du auch mehr Stärke, um wieder geben zu können.

Ganz ausgestiegen bin ich dann, als die Autorin eine Art Checkliste anlegt, an welcher man sich im Falle einer Erkrankung orientieren sollte. Diese sieht wie folgt aus:
1. Finde deinen inneren Mystiker. Glaube an deine Intuition.
2. Wenn es dir selbst gut geht, kannst du auch geben (Selbstliebe).
3. Trenne dich von Menschen, die dir nicht gut tun, die dich ausnutzen.
4. Gehe zum Arzt.
Ich finde es ist ein fataler Fehler, zu raten, erst zum Arzt zu gehen, wenn man bei Punkt 4 angelangt ist. Ganz offensichtlich hat die Autorin viele schlechte Erfahrung mit Ärzten gemacht, wohl auch fragwürdigen Behandlungsmethoden zugestimmt. Aber man muss doch auch sagen, dass niemand sie gezwungen hat, beispielsweise Tabletten zu schlucken. Viel besser wäre es hier wohl gewesen, wenn die Autorin diese Schritte parallel zueinander empfehlen würde. Gerade für labile Menschen, die sich schnell von etwas überzeugen lassen, könnte dieser Rat fatale Folgen haben. Gleichzeitig ist ja auch die Frage, wie lang diese einzelnen Etappen vor dem Arztbesuch ausgeführt werden sollen. Eine Woche, ein Monat, ein Jahr? Dieser Rat ist meines Erachtens also viel zu leichtsinnig gegeben.

"Hochsensibel ist das neue Stark" hörte sich wie ein vielversprechendes Buch über Hochsensibilität an, welches Rat gibt, sein Leben zu verändern und somit zu verbessern. Für mich konnte die Autorin leider nichts davon einhalten. Vielmehr deprimierte mich das Lesen des Buches irgendwann mehr, als dass es mir Hoffnung machte. Das Buch ist zudem leider mit Erfahrungsberichten überladen, sodass die Aufmerksamkeit beim Leser schnell sinkt. Ich kann es daher nicht empfehlen, erst Recht nicht, wenn man sich mit dem Thema Hochsensibilität auseinandersetzen möchte und rate sogar aufgrund der oben erwähnten Arzt-Problematik davon ab.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Tolle Idee entwickelte sich leider zum bisherigen Flop des Jahres

Die kleine literarische Apotheke
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Die Rezension zu "Die kleine literarische Apotheke" zu schreiben, fällt mir unheimlich schwer. Ich tue es wohl auch nur, da ich an einer Leserunde bei Lovelybooks teilgenommen habe und es dort eben Pflicht ...

Die Rezension zu "Die kleine literarische Apotheke" zu schreiben, fällt mir unheimlich schwer. Ich tue es wohl auch nur, da ich an einer Leserunde bei Lovelybooks teilgenommen habe und es dort eben Pflicht ist. Ich finde es immer schwer, über ein Buch Negatives zu schreiben, denn ich weiß, wieviel Mühe und Herzblut in all den Seiten stecken müssen. Allerdings hat dieses Buch rein fachlich gesehen so viele Schwächen, dass ich – ehrlich gesagt – nicht ganz verstehe, wieso es überhaupt von einem großen Verlag gekauft und übersetzt wurde. Normalerweise teile ich mit euch ja meine Entdeckungen im positiven Sinne, für Rezensionen negativer Art ist mir meine Zeit einfach zu kostbar. Manchmal möchte ich vielleicht auch vor einem Buch warnen und schreibe das dann direkt so. Bei diesem Buch liegt die Sache, wie oben erwähnt, etwas anders.

Die Autorin:
Elena Molini ist selbst die Inhaberin einer literarischen Apotheke in Florenz und praktiziert dort die Bibliotherapie. Hier werden Bücher nach den individuellen Bedürfnissen der Kunden empfohlen. Bücher gelten als Medizin für die Seele. Die kleine literarische Apotheke ist ihr erster Roman.

Inhalt:
„Blu liebt das Lesen! Doch ihre kleine Buchhandlung in Florenz schafft es einfach nicht aus den roten Zahlen. Erst ein geheimnisvoller Kunde bringt sie auf eine Geschäftsidee: Jeder, der ihren Laden betritt, sucht dringend Rat. Was tun gegen Liebeskummer, Einsamkeit, Stress und Zukunftsangst? Ganz einfach: Lies ein Buch, es wirkt wie Medizin! Von nun an verordnet Blu ihre Bücher wie auf Rezept – inklusive Anwendungsgebiet und Dosierungsanleitung. Aber wer war der mysteriöse Mann, der Blu den rettenden Einfall gab, und wie kann sie ihn wiederfinden?“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es mutet magisch an und verbindet Wörter, Sprache und gedruckte Kunst wunderbar mit der Idee einer Apotheke. Im Nachhinein habe ich mich aber gefragt, wieso der Titel nicht so gestaltet wurde, wie das Namensschild der darin beschriebenen Buchhandlung.

Den Schreibstil empfand ich als sehr problematisch. Zum einen schlagen die Protagonisten (alles erwachsene Frauen und Männer Mitte dreißig) oftmals einen sehr derben Ton an. Gleichzeitig ist die Erzählweise sehr holprig. Ich weiß nicht, ob das vielleicht an der Übersetzung liegen könnte. Ich konnte mich daher aber auch leider nur schleppend durch das Buch lesen und ohne die Leserunde wäre es sicherlich ein Abbruchkandidat gewesen.

Die auftretenden Protagonisten sind leider allesamt unsympathisch. Außerdem gibt es eine Fülle an Personen (allein schon die insgesamt vier oder waren es am Ende fünf Mitbewohnerinnen, die sich mit Blu eine Wohnung teilen) die ich im Nachhinein gar nicht alle fassen kann. Viele haben nur einen kurzen Auftritt, manche sind für die Handlung nichtmal notwendig. All diese Personen sorgten auch dafür, dass die Erzählweise verkompliziert und dann wenig elegant umgesetzt wurde. Blu erlebt beispielsweise einige Dinge ohne ihre sogenannten Freunde und muss diese immer wieder darüber in Kenntnis setzen, was ihr widerfahren ist. Was erzählerisch gelöst wird, indem zuhauf Sätze wie „und so erzählte sie xy was sie erlebt hat“ genutzt wurden.

Wichtige Themen, wie Krebs, Depressionen und Freundschaft werden außerdem angerissen und so lieblos behandelt, dass es mich regelrecht entsetzte. Ein unpassender und äußerst unsensibler Umgang mit jenen Themen, empfinde ich als extrem problematisch. Ein Autor hat meiner Meinung nach auch eine gewisse Verantwortung seinen Lesern gegenüber und sollte beispielsweise eine Krebserkrankung nicht wie einen langwierigen Schnupfen beschreiben.

Die kleine literarische Apotheke bleibt neben all dem inszenierten Chaos aus Blus Leben nahezu im Hintergrund. Lediglich Zitate am Kapitelanfang und die ein oder andere Buchempfehlung, welche in der Handlung nur am Rande erteilt wird, lassen auf diese besondere Buchhandlung schließen.
Am Ende bleiben dann zu allem Überfluss auch noch Erzählstränge offen. Hier möchte ich nicht näher ins Detail gehen, da ich ansonsten spoilern müsste und das mache ich eher ungern, auch wenn ich an diesem Buch nicht wirklich ein gutes Haar lasse kann. Einziger Lichtblick waren die im Anhang abgedruckten Buchempfehlungen, die allerdings oftmals sehr sarkastisch geschrieben sind.

"Die kleine literarische Apotheke" war eine so vielversprechenden Idee, hatte so viel Potenzial, welches nicht genutzt wurde. Das Buch konnte mich einfach von vorne bis hinten nicht überzeugen. Unsympathische Charaktere, offene Erzählstränge, unnötige Szenen und Plotentwicklungen, unsensibler Umgang mit wichtigen Themen sowie eine holprige Erzählweise sind einfach zu viele Punkte, die gegen dieses Buch sprechen. Die Liebe zum Buch kam nicht rüber. Was bliebt war eine chaotische und an den Haaren herbeigezogene Liebesgeschichte mit viel zu vielen Nebenepisoden.

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